Broker – Familie gesucht

So-young (Lee Ji-eun) ist verzweifelt. Sie hat allein ein Kind geboren und weiss keinen anderen Ausweg, als es in einer Babyklappe abzugeben. Doch nur wenig später kehrt sie zurück. Da ist das Bündel mit ihrem Sohn drin bereits weg. Es wurde von Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo gestohlen. Die beiden haben vor, das Kind zu einem guten Preis an potenzielle Eltern zu verkaufen. So-young kommt ihnen auf die Spur.

Die Kinderräuber versichern der jungen Mutter, dass sie nur das Beste für ihre menschliche Beute wollen und können auch die Mutter davon überzeugen. Denn So-young sieht sich nach wie vor nicht in der Lage, sich selbst um ihren Sohn zu kümmern. Alle drei brauchen sie zudem dringend Geld. So startet das Trio eine Reise an der pittoresken südkoreanischen Küste, um sich mit potenziellen Eltern für das Neugeborene zu treffen. Was sie zunächst nicht ahnen: Auf den Fersen sind ihnen die Polizistinnen Su-jin und Lee (Lee Joo-young). Und nach dem Besuch in einem heruntergekommenen Kinderheim hat sich auch noch das Waisenkind Hae-jin (Seung-soo Im) als blinder Passagier eingeschlichen.

Das Thema Familie zieht sich wie ein roter Faden durch das filmische Schaffen des japanischen Filmemachers Hirokazu Kore-eda. «Like Father, Like Son», «Nobody Knows», «After the Storm» – es gäbe noch zahlreiche andere Beispiele aus der Filmografie des Japaners, die sich mit der Frage auseinandersetzen, was es heisst, eine Familie zu sein. Am verwandtesten ist Kore-edas 15. Spielfilm «Broker» aber wohl mit dem preisgekrönten «Shoplifters» aus dem Jahr 2018. Auch in diesem Film formt sich eine Gemeinschaft, die von aussen wie eine klassische Familie aussieht, in Wahrheit aber ein Zusammenschluss von Menschen am Rande der Gesellschaft ist. «Broker» wurde ausnahmsweise nicht in Japan, sondern in Südkorea produziert. Nach «La vérité» ist dies erst der zweite Film, den Kore-eda ausserhalb von Japan gedreht hat. Nur ein Jahr nach «Broker» präsentierte er in Cannes bereits den nächsten Film, das eindrückliche Drama «Monster». (Text: SRF)