Er war ein Superstar seiner Zeit: Alexander von Humboldt (1769 in Berlin, +1859 in Berlin) Forschungsreisender, Universalgelehrter, vernetzter Denker, Technikfreak. In Amerika hat er einen Ruf wie sonst nur noch Kolumbus. Am 16. Juli 1799 begann er in Cumaná, Venezuela, eine fünfjährige epochale Forschungsreise durch Süd- und Mittelamerika. Zusammen mit dem französischen Reisegefährten Aimé Bonpland legte er wilde Flussfahrten zurück, durchquerte gefährliche Dschungelgebiete und bestieg schwindelerregende Vulkane. Ein Wissenschaftler, immer am Limit: Experimente unternahm er gerne so lange im Selbstversuch, bis er ohnmächtig wurde; seine Reisen würden heute unter die Kategorie „Extremsport“ fallen. In Lateinamerika ist Alejandro bis heute allgegenwärtig und wird tief verehrt. Zum Humboldtjahr mit den drei Jubiläen – 240. Geburtstag, 150. Todestag, 210. Landungstag – haben sich die beiden Lateinamerika-Korrespondenten der ARD mit ihren Teams aufgemacht zu einer abenteuerlichen Reise auf den Spuren des Genies. Wissenschaftlich beraten von dem Humboldt-Experten Prof. Dr. Ottmar Ette, Universität Potsdam. Auch unsere Expedition beginnt in Venezuela, in Cumaná. Vor der Höhle der Guacharo-Vögel, die nur Nachts diesen „ungeheuren Schlund der Hölle“verlassen, liegt heute ein Parkplatz mit Kassenhäuschen. Humboldt schreibt von „widrig kreischendem Geschrei der Vögel“; gut 200 Jähre später ist der Lärm dieser Tiere genauso ohrenbetäubend. Hier tief im Berg beeindruckt uns die Furchtlosigkeit des Alexander von Humboldt. Unser Begleiter,
Luis Caripe, ein Chaima-Indianer, ist ein echter Humboldt-Fan. „Humboldt hat sich immer für uns Chaima eingesetzt. Er hat gezeigt hat, dass wir für unser Land und unsere Rechte kämpfen und dass wir uns gegen Misshandlung wehren müssen.“ Für die Chaima liegt die wahre Bedeutung dieses Deutschen in seiner Humanität. Die beweist er auch am Orinoko, wo er die Missionare für ihre Verachtung der einheimischen Kultur heftig kritisiert. Unsere Expedition folgt der Route, die Humboldt auf dem Orinoko mit dem Kanu zurücklegte, bedroht vom „ ungeheuren Toben des Wassers in den Katarakten“ und anderen Gefahren: „Vier Monate hindurch schliefen wir in Wäldern, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren.“ Sie ernährten sich von Reis, Ameisen, Orinoko-Wasser und bisweilen Affen. In Cartagena, Kolumbien, tauchen wir mit Unterwasser-Archäologen hinunter in die Bucht. Auf einem Schiffsfriedhof mit über tausend alten Wracks werden auch Briefe aus der Feder Alexander von Humboldts vermutet. Und wieder geht es auf einen Fluss, den Rio Magdalena. Für Humboldt war es eine Höllenfahrt, auf der er acht seiner Ruderer verlor. Heute ist der Rio Magdalena ein Beispiel für Umweltzerstörung: Abholzung am Ufer, Schwermetalle im Wasser. In Kuba wird Alexander als Nationalheiliger verehrt, gewissermaßen als Pate der Revolution von Fidel Castro und Che Guevara. Humboldt prangerte den damals grassierenden Menschenhandel an. „Die Sklaverei ist das größte Übel, welches die Menschheit bisher gepeinigt hat.“ Ob Humboldt mit den Verhältnissen heute auf Kuba einverstanden wäre, auch das versucht das ARD-Team zu ergründen. (Text: ARD)