exactly Folge 110: Gefängnis für Schwarzfahrer – Wie sinnvoll sind Ersatzfreiheitsstrafen?
Folge 110
110. Gefängnis für Schwarzfahrer – Wie sinnvoll sind Ersatzfreiheitsstrafen?
Folge 110 (30 Min.)
Zaun in der JVA Frankenthal.
Bild: MDR/Preuss Film Berlin
Wer in Bus und Bahn ohne Fahrkarte erwischt wird, also beim Schwarzfahren, muss ein erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro an das Verkehrsunternehmen zahlen. Da das Fahren ohne Ticket in Deutschland eine Straftat ist, kann es außerdem zu einer Strafanzeige und einer Geldstrafe kommen. Wird diese nicht gezahlt, droht eine Ersatzfreiheitsstrafe, also das Absitzen der Geldstrafe im #Gefängnis. Dies trifft jedes Jahr tausende Menschen und kostet den Steuerzahler mehrere Millionen Euro. Zum ersten Februar 2024 hat sich die Anzahl der Tagessätze und somit auch die Dauer des Gefängnis-Aufenthaltes halbiert. Während Bundesjustizminister Marco Buschmann die Gesetzesänderung als „historisch“ bewertet, kritisieren andere diese als zu kurz gegriffen. #exactly will herausfinden, welche Auswirkungen die
Gesetzesänderung hat und was Alternativen zum Gefängnis sein könnten. Arne Semsrott von der Initiative „Freiheitsfonds“ findet Ersatzfreiheitsstrafen ungerecht. Seiner Meinung nach treffen sie vor allem arme Menschen und gehören ganz abgeschafft. Gefängnisleiterin Gundi Bäßler (JVA Frankenthal) sieht durch die Gesetzesänderung keine Entlastung, da der bürokratische Aufwand gleich bleibe, unabhängig davon, ob Straffällige nur die Hälfte der Zeit einsitzen oder nicht. Straffälligenhelfer Nico Rieck aus Gardelegen sieht im Leisten gemeinnütziger Arbeit die viel nachhaltigere Strafe, die sowohl dem Betroffenen als auch der Allgemeinheit zugutekomme. Der ehemalige Obdachlose Dominik Bloh versucht, mit seinem Buch und seiner Lebensgeschichte, die Schicksale hinter den Zahlen sichtbar zu machen. (Text: MDR)
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