Folge 13

  • Supersinne – Blind malen, gehörlos singen und Töne schmecken

    Folge 13
    Töne die süss oder salzig schmecken
    Die Schweizerin Elisabeth Sulser verfügt über eine Art Supersinn: Die Musikerin sieht Töne als Farben und schmeckt sie auf der Zunge. Es ist eine seltene Form der Mehrfachwahrnehmung. Sie ist Synästhetin. «Das Gehirn ist wie ein Dirigent, der das Orchester der Sinne nach unserem Geschmack dirigiert», sagt der Neuropsychologe Lutz Jäncke, der sich in seiner Forschung intensiv mit den verschiedenen Aspekten der Sinneswahrnehmung beschäftigt hat. So hat er auch Sulsers Hirn analysiert und festgestellt, dass ihre Hirnareale viel stärker vernetzt sind als bei einer Kontrollgruppe.
    Gleiche Ergebnisse fand Lutz Jäncke in Studien mit über 300 Synästheten. Synästhesie lasse sich zwar nicht trainieren, betont Jäncke, aber seine Studien haben gezeigt, dass jedes Gehirn enorm plastisch ist und sich an neue Erfahrungen anpassen und umstrukturieren kann. «Wir können unser Gehirn trainieren, Verknüpfungen durch Assoziationen herzustellen, um unser Gedächtnis zu verbessern und unsere Wahrnehmung der Welt vielfältiger, abwechslungsreicher und anregender zu gestalten».
    Der blinde Maler
    Zu welchen unglaublichen Leistungen das Gehirn auch ohne Synästhesie fähig ist, zeigt sich eindrucksvoll, wenn ein Sinn ausfällt und durch andere Sinne kompensiert wird. Der Maler John Bramblitt entwickelte einen einzigartigen Stil, nachdem er im Alter von 30 Jahren aufgrund seiner Epilepsie
    vollständig erblindete. In der Folge verfeinerte er seinen Tastsinn so weit, dass ihm seine Finger die Augen ersetzen. Allein durch das Auftragen von Farben mit unterschiedlichen Texturen – dickflüssig, rau oder glatt – kann er seine Bilder quasi mit den Fingern «sehen».
    Die taube Sängerin
    Sängerin Mandy Harvey ist taub, aber sie hat gelernt, Töne und Rhythmen zu fühlen. Sie konzentriert sich beim Singen ganz auf die Schwingungen ihrer Stimmbänder. Durch die Fähigkeit, kleinste Vibrationen zu spüren, kann sie ihre Musik spüren, den Rhythmus halten und ihre Stimme kontrollieren. Was wie Supersinne anmutet, beruht auf der unglaublichen Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu vernetzen und verlorene Funktionen zu kompensieren, erklärt Lutz Jäncke: «Unser Gehirn versucht, arbeitslos gewordene Hirnareale in andere Funktionskreise zu integrieren, um überleben zu können. Und dann entstehen oft besondere Fähigkeiten. Es sind keine eigentlichen Supersinne, sondern spezielle Kompensationsprozesse, um aus den vorhandenen Wahrnehmungen Informationen zu gewinnen, die gesunde Menschen durch den Einsatz aller Sinne generieren».
    Das Potenzial der Sinnesorgane und die Plastizität des Gehirns sind so immens, dass man sich fragen muss, ob der Verlust eines Sinnes überhaupt ein Nachteil ist. Oder ob dieser Verlust nur bedeutet, dass man die Welt anders wahrnimmt. «Einstein» über die Sinne, das Gehirn und wie es die Wahrnehmung steuert. (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereDo 04.05.2023SRF 1

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 08.05.2023
04:10–04:50
04:10–
Sa 06.05.2023
10:00–10:40
10:00–
Fr 05.05.2023
05:20–05:55
05:20–
Do 04.05.2023
21:05–21:50
21:05–

evtl. ältere Sendetermine sind noch nicht erfasst

Füge Einstein kostenlos zu deinem Feed hinzu, um keine Neuigkeit zur Serie zu verpassen.
Alle Neuigkeiten zu Einstein und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Einstein online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

    Folge zurückFolge weiter

    Auch interessant…