In Asien entstehen ganze Gebäudelandschaften, die innen und außen, oben und unten raumökonomisch miteinander verschmelzen. Baukörper schieben sich in abschüssiges Gelände, Grasflächen ziehen sich diagonal vom Boden bis zum Dach, begehbare Dachflächen werden übergrünt, so dass die Bauwerke selbst zur Parklandschaft werden. Atrium-Einschnitte und begrünte Lichthöfe im Souterrain öffnen sie auch nach unten. Mit vier komplett unter der Erde liegenden und vier weiteren teilweise versenkten Geschossen hat der Pariser Architekt Dominique Perrault in Seoul einen riesigen Komplex geschaffen, der sich unauffällig ins Terrain fügt und dennoch spektakulär ist. Auf dem Dach, das eigentlich ein parkähnliches Hanggelände ist, spazieren die Studentinnen der EWHA Womans University umher. Mit dem ähnlich gestalteten Buk Seoul Museum of Art von Samoo Architects und nicht zuletzt mit dem Dongdaemun Design
Plaza, Zaha Hadids futuristischem Raumkontinuum auf sechs Ebenen, kann sich Seoul zweier weiterer Architektur-Landmarken rühmen. Auch Singapur hat solche vielschichtigen Vorzeigeprojekte. Doch der von Raumnot geplagte Stadtstaat richtet sein Augenmerk derzeit eher nach unten. Der Singapore Underground Masterplan sieht vor, Teile der Stadt auf bis zu acht Ebenen unter der Erde weiterzubauen. Damit steht die asiatische Metropole an der Spitze eines weltweiten Trends: dem unterirdischen Bauen. Darüber denkt man auch in dicht gedrängten Metropolen wie London oder New York nach. Für den Low Line Park in Manhattan soll ein leerstehendes Straßenbahndepot zum subterranen Erholungsraum umgewidmet werden. Unterirdische Museen, Einkaufszentren, Parkhäuser – es gibt sie schon längst. Und das weltweit. Doch in Zukunft werden noch viel mehr Städte versuchen müssen, neuen Raum unter der Erde zu gewinnen. (Text: arte)