Wir können unsere Ohren nicht verschließen, unser Hörsinn ist rund um die Uhr, selbst wenn wir schlafen, aktiv und aufnahmebereit für akustische Wahrnehmungen. Sich die Welt mit offenen Ohren zu erschließen, das ist dennoch keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der das Sehen offenbar die Vorherrschaft in der menschlichen Wahrnehmung übernommen hat. Der Hörsinn funktioniert bereits im Mutterleib: Ab der 20. Schwangerschaftswoche kann das Ohr Töne aufnehmen, das ungeborene Kind erkennt die Stimme der Mutter. Ist das Kind geboren, erkennt es schnell die Macht der eigenen Stimme. Das Gehör spielt dabei die entscheidende Rolle bei sozialer Interaktion, denn es ist genau auf die Frequenz und den Rhythmus von
Sprache geeicht. Ein Beispiel aus dem Film : Biersorten allein am Klang beim Eingießen ins Glas zu erkennen. Das ist nur mit einem extrem gut geschulten Gehör möglich. Am optimalen und sortenspezifischen Klang für Bier wird aktiv getüftelt, denn schließlich können auch die Geräusche beim Umgang mit einem Produkt die Kaufentscheidung beeinflussen. Der Psychoakustiker und So-und-Designer Friedrich Blutner arbeitet in seinem Institut daran, hässliche, banale und traurige Geräusche aus unserem Alltag zu verbannen und Haushaltsgeräte oder Lebensmittel mit dem optimalen Klang auszustatten. Er hat so feine Ohren, dass er eine Veränderung der Bierrezeptur am Zischen erkennt. (Text: einsfestival)