Andreas Bönte spricht mit Zeitzeugen über ihre Schicksale während des NS-Regimes – denn die letzten Überlebenden werden bald verstummt sein. „Fragt heute, denn heute ist das Gestern von Morgen. Fragt heute, denn morgen entdeckt ihr plötzlich, dass es schon zu spät ist.“, schreibt Batsheva Dagan, Überlebende des Zweiten Weltkrieges. „Die Nacht der Zeitzeugen“ aus dem Münchner Volkstheater bietet die Gelegenheit, den Menschen zuzuhören, die diese Zeit als Heranwachsende erlebt haben – bevor die Geschichten unwiederbringlich verloren gehen. „Zwei Seelen schlagen auch in meiner Brust!“ – Sally Perel lebte als Schaf im Wolfspelz. Für ihn wurde das Undenkbare Wirklichkeit: Als Jude rettete er sein Leben in der Haut des Feindes, als Hitlerjunge Josef. Sally Perel berichtet von aberwitzigen Erlebnissen und legt seine bis heute bestehende innere Zerrissenheit zwischen dem Hitlerjungen und dem Juden schonungslos offen. An diesem Abend trifft der Überlebenskünstler Sally Perel auch mit seinem ehemaligen HJ-Kameraden Werner Jung
zusammen. Gemeinsam mit den beiden Zeitzeugen taucht das Publikum in eine Vergangenheit ein, in der die Rassenlehre auf dem Stundenplan zweier junger Männer stand, von denen einer ein gefährliches Geheimnis bewahrte und der andere nichts davon ahnte. Weitere Gäste der „Nacht der Zeitzeugen“ sind die Jüdinnen Batsheva Dagan, Eva Stichová und Lisa Miková. Jede von ihnen blickt auf eine Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager zurück, die sie als junge Frauen erdulden mussten. Mit ihrer Hilfe soll noch einmal auf die katastrophalen Zustände in den Lagern – vor allem aus der Sicht von Frauen – aufmerksam gemacht werden. All diese Berichte aus der lebendigen Erinnerung der Zeitzeugen schaffen einen besonderen Zugang zur Vergangenheit und geben der Geschichte ein Gesicht, damit heutige und zukünftige Generationen wachsam bleiben. „Nach uns bleiben nur Bücher und Dokumente – und das ist nicht dasselbe. Ein mündlicher Zeitzeugen-Bericht bewirkt viel mehr, als Unterricht in der Schule oder Bücher bewirken können.“ (Text: BR Fernsehen)
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