Deutschlands First Ladies Folge 2: Die Berliner Jahre
Folge 2
2. Die Berliner Jahre
Folge 2
Die Frauen an der Seite des Bundespräsidenten tauchen in der Verfassung nicht auf, sie werden für ihre Arbeit nicht bezahlt – und doch ist der Anspruch an sie gewaltig. Die First Ladies sind Vorzeigefrauen der Macht, Modeikonen der Politik, sie sollen lächeln und schön aussehen, sich karitativ engagieren, rund um die Uhr arbeiten, sich für ihren Mann und das Land einsetzen. Es ist ein Leben im Fokus der Öffentlichkeit. Deutschlands First Ladies. Das Erstaunliche ist: seit 1949 haben sie alle Herausragendes geleistet. Sie haben maßgeblich das Bild der deutschen Familie geprägt. In ihrem Handeln wurden sie zum Synonym ihrer jeweiligen Dekade und schritten erstaunlich oft der Entwicklung voran, ja brachen sogar manch ein Tabu. Sie veränderten – wenn auch leise – Deutschland. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland haben elf Frauen dieses Land im Stillen, aber nachhaltig geprägt. Elf Biografien, die zusammen betrachtet deutsche Geschichte erzählen. Die First Ladies antworteten, jede auf ihre Art und Weise, auf eine sich verändernde politische Kultur und den Lauf der Zeit. So wurden sie zum Spiegel der Gesellschaft und haben geholfen, diese Republik zu beeinflussen. Die Berliner Republik ist ein verändertes Land. Endgültig selbstständig, sucht Deutschland seine Rolle im In- und Ausland. Eine veränderte Medienwelt rückt das Wirken des ersten Paares in den
Fokus der Aufmerksamkeit. Im Positiven wie im Negativen. Schon vor der Bundesregierung zieht das Präsidialamt nach Berlin. Die neue Hausherrin auf Schloss Bellevue, Christiane Herzog, wird kochend zum beliebten Fernsehstar. In einer sozial kälter werdenden Ellbogengesellschaft setzt sie auf Mitmenschlichkeit, Güte und Nähe. Die hoch gebildete Christina Rau kannte das Amt schon von ihren Großeltern Hilda und Gustav Heinemann. Mit ihr ziehen wieder Kinder ins Amt. Keine der First Ladies vor und nach ihr ist durch ihre karitativen Aufgaben und Ehrenämter gesellschaftspolitisch so eingebunden wie sie. Horst Köhler ist ohne Gattin Eva Luise Köhler gar nicht vorstellbar. In der Zeit nach dem Amoklauf von Winnenden 2007 findet sie gemeinsam mit ihrem Mann Worte des Trostes. Ihre Beziehung gilt bis zum Tag seines überraschenden Rücktritts als symbiotisch. Aus der Präsidentschaft Christian Wulffs bleiben Glanz und Gloria seiner Frau Bettina Wulff in bester Erinnerung. Kein Präsidentenpaar hat die Medien jemals so dicht heran gelassen – eine in guten Zeiten gewollte Nähe wurde im Abstieg zum Fanal. Heute residiert – offiziell anerkannt – mit Daniela Schadt die erste unverheiratete First Lady auf Schloss Bellevue. Dabei weiß kaum jemand, dass bereits mit Theodor Heuss – nach dem Tod seiner Frau Elly – eine Lebensgefährtin in die Präsidentenvilla Hammerschmidt in Bonn einzog. (Text: ARD)