In der Nähe von Wagners einstigem Wohnsitz in Zürich, wo ein Großteil des „Rings“ komponiert wurde, führte das Opernhaus Zürich 2024 erstmals seit über 20 Jahren einen ganzen Zyklus auf. „Siegfried“ zeigt den furchtlosen Helden, der sich seinem Schicksal stellt. Klaus Florian Vogts Darstellung des Siegfried fügt der Entwicklung der Figur eine neue Perspektive hinzu, wobei dunkler Humor und List die Geschichte bereichern. „In gewisser Weise kehrt der Ring zu seinen Ursprüngen zurück“, sagt Andreas Homoki, der Regisseur von Wagners grandiosem Mythos, der den Aufstieg und Fall einer ganzen Welt schildert und sich mit Themen wie Liebe, Schicksal, Mut und Verrat auseinandersetzt.
Im Kern ist „Der Ring des Nibelungen“ auch ein Familiendrama über Wotan, den Göttervater,
und sein Ringen um Vertragstreue und Vertragsbruch, über Freiheit und Unfreiheit, sowie seine verzweifelten Versuche, den Untergang aufzuhalten, den er selbst eingeleitet hat. Homokis Inszenierung bringt die Götter, Menschen und Fabelwesen einander erstaunlich nahe und macht ihre Beziehungen und Motivationen durch eine sorgfältige Darstellung der Charaktere lebendig und überzeugend.
Die exzellente Solistenbesetzung bleibt über alle vier Opern konstant, was die dramaturgische Intensität noch weiter erhöht: Tomasz Konieczny als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde, Christopher Purves als Alberich, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Mime und Klaus Florian Vogt als Siegfried, der in Homokis Zürcher Inszenierung sein Rollendebüt feierte. Musikalischer Leiter war Gianandrea Noseda. (Text: 3sat)