Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (53 Min.)
    Dekadenz ist der Anfang vom Ende, lautet der Verdacht, für Zivilisationen und Kulturepochen. Doch das ausschweifende Leben von Reichen und Privilegierten ist nur eine Seite der Medaille. Dekadenz und Zerfall reizen in Literatur und bildender Kunst seit Jahrhunderten auch durch ästhetische Widerspruchskraft und die ironische Brechung von Tabus. Die Dokumentation des preisgekrönten Regisseurs Wilfried Hauke beginnt in die Welt der alten Römer an ihrer Lieblingstherme Baia im Golf von Sorrent, erzählt von ihren Gelagen und Gelüsten und folgt dem Mythos vom Untergang der Kulturen über die Kunstepoche der Décadence und des Fin de Siècle bis in unsere Gegenwart.
    Der Film entdeckt dabei das Dekadente auch als neuen Kampfbegriff der Kulturen. Er trifft dabei auf Kulturhistoriker, Philosophen, Theologen und Soziologen wie Jürgen Wertheimer, Michaël Fœssel, Wolf Eiermann und die Tauchlehrerin Cristina Canoro, die den Zuschauer sowohl in die Römertherme von Baia wie nach Neapel, in die Stadt des Untergangs, führt. Und er begleitet neue Décadences bei ihren Akten der Provokation und des Dandyismus.
    Der Film zeigt einen radikaler werdenden Moralismus, der aus der eigenen Mitte der westlichen Welt kommt. Selbst im liberalen Mainstream scheint genährt durch aktuelle Untergangsängste kein Platz mehr für sittliche Extravaganzen zu sein, für dunkle Genies wie zum Beispiel noch im 19. Jahrhundert Oscar Wilde, Charles Baudelaire oder Egon Schiele. Zudem lauert Ungemach von einer neuen negativen Strömung politischer Dekadenz: extreme Populisten und Neo-Faschisten beschimpfen den westlichen Lifestyle und die Demokratie als verdorben und reden deren Untergang herbei. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.09.2020arteDeutsche Online-PremiereMi 30.09.2020arte.tv
  • Folge 2 (53 Min.)
    Was ist Dekadenz? Regisseur Wilfried Hauke begibt sich auf eine Spurensuche quer durch Europa. Was die einen für den Untergang und für einen Werteverfall halten, zelebrieren die anderen und treiben es auf die Spitze. Dekadenz ist eine Frage des Standpunkts. Aber ist der Niedergang nicht greifbar? In „Dekadenz – Kampf gegen den Untergang“ geht es um die soziale und moralische Seite des Phänomens. Doch es gibt auch einen kreativen, spielerischen Umgang mit Dekadenz. Sie reizt in Literatur und bildender Kunst seit Jahrhunderten durch ästhetischen Widerspruch und Tabubruch und kann auch Hoffnung machen.
    Die Dokumentation folgt dem Fotografen Vincent Jarousseau nach Denain in Nordfrankreich und erzählt von der Wut der Menschen auf die Pariser Elite, von der sie sich seit Jahrzehnten abgehängt und vergessen fühlen. Er entdeckt dabei das Dekadente als neuen Kampfbegriff der Kulturen zwischen politisch nationalistischen und globalen Strömungen. Auch neue Klimabewegungen wie Extinction Rebellion unterstellen zum Beispiel Energiemultis dekadentes Verhalten. Kardinal Reinhard Marx wiederum ist besorgt um innerkirchliche Dekadenz und kritisiert zugleich die Instrumentalisierung der Religionen für politische Zwecke.
    Die Dokumentation begleitet aber auch ästhetische Formen der Dekadenz, die ihren Dandyismus und ihr Außenseitertum pflegen, wie zum Beispiel der Modeblogger David Roth in Berlin oder der Café-Betreiber Frédéric Robert in Straßburg. Dekadenz und die Lust auf Zerfall reizen in Literatur und bildender Kunst seit Jahrhunderten durch ästhetische Widerspruchskraft und die ironische Brechung von Tabus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.09.2020arteDeutsche Online-PremiereMi 30.09.2020arte.tv

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