Krankheit eines Angehörigen: Pflege ist Liebe Vincent Valinducq wuchs in Le Havre in einem Milieu auf, das ihn keineswegs für den Arztberuf vorbestimmte: „Ich komme aus einer Familie von Hafenarbeitern und einem Arbeitermilieu, ein Familienerbe, auf das ich sehr stolz bin.“ Einige Jahre lang arbeitete er selbst als Hafenarbeiter. Als er im Jahr 2005 seine Mutter, die an einer Alzheimer-ähnlichen Krankheit litt, pflegte, begann er im Alter von 24 Jahren mit dem Medizinstudium. Es folgten 14 Jahre Kampf an der Seite seiner Mutter. In dieser Zeit hat Vincent Valinducq auf sein Privatleben verzichtet und beschreibt seine Erlebnisse in einem berührenden Buch mit dem Titel „Je suis devenu le parent de mes parents“ (Ich bin zum Vater meiner Eltern geworden), das im Stock-Verlag erschienen ist. Valinducq versteht sein Buch auch als Plädoyer für die Unterstützung von pflegenden Angehörigen: „Es müsste Sensibilisierungskampagnen geben. Obwohl ich Arzt bin, glaube ich, dass ich ohne meine persönliche Pflegeerfahrung nicht in der Lage gewesen wäre, pflegende Angehörige zu erkennen.“ Der Allgemeinmediziner und Gesundheitsberater im Morgenmagazin des Fernsehsenders TF1, Vincent Valinducq, ist heute bei uns im Studio zu Gast. Auf der Suche nach einer Regierungskoalition: Wie
machen es unsere Nachbarn? Die an den starren und stabilen Rahmen der Fünften Republik gewöhnten Franzosen erleben zurzeit die große politische Unsicherheit, die durch die Parlamentswahlen vom 7. Juli entstanden ist. Premierminister Gabriel Attal ist gestern zurückgetreten, die Nationalversammlung nimmt morgen ihre Arbeit auf und noch weiß niemand, wer Frankreich regieren wird und welche Politik zu erwarten ist. In dieser Situation eignet sich ein Blick über die Landesgrenzen hinaus: Wie werden in Frankreichs Nachbarländern Koalitionen zur Gesetzgebung und Regierung gebildet? In Deutschland, Italien, Spanien oder auch in Belgien ist man es gewohnt, geduldig – manchmal mehrere Monate – zu warten, bis sich mehrere Parteien auf einen Kompromiss geeinigt haben. Welche Lehren lassen sich aus den Erfahrungen anderer europäischer Länder für Frankreich ziehen? Ist die Suche nach einem parlamentarischen Kompromiss mit der Vorrangstellung des französischen Staatspräsidenten vereinbar? Und können unsere an die Kultur der Konfrontation gewöhnten Parteien lernen, mit dem Gegner zusammenzuarbeiten? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Marjorie Adelson und Justin Morin. (Text: arte)