158 Folgen, Folge 139–158

  • Folge 139
    Das Drehteam soll ihn nur „Francés“ nennen – den ‚Franzosen‘. In seinem klapprigen Jeep nimmt er sie mit – tief hinein in den Amazonas-Dschungel, mitten in das Schutzgebiet. Wo genau ist geheim, denn „Francés“ schürft hier illegal nach Gold. Er ist der Boss einer 15-köpfigen Gruppe, die dem Goldrausch verfallen ist. Wo vor kurzem noch Urwaldriesen standen, klaffen jetzt zahllose Löcher. In ihnen schimmert braunes Wasser. Drei Tage schläft das Drehteam im Goldgräbercamp unter Plastikplanen, erlebt, wie die Invasoren mit Hilfe von Quecksilber an das begehrte Edelmetall gelangen. ‚Nur das Goldschürfen ermöglicht uns ein würdevolles Einkommen‘, erklärt ‚Francés‘. Gejagt werden sie von der Umweltpolizei. ‚Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel‘, sagt er und macht weiter – wegen des hohen Goldpreises und weil er sonst keine Alternative für sich und seine Familie sieht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.03.2022Das Erste
    ursprünglich für den 19.02.2022 angekündigt
  • Folge 140
    Es war ein Moment für die Geschichtsbücher: Die Hochzeit von Geert Kasteel und Dolf Pasker. Als erstes schwules Paar der Welt heirateten sie gemeinsam mit drei anderen gleichgeschlechtlichen Pärchen. Vor gut 20 Jahren war das, am 1. April 2001, um 00:05 im Amsterdamer Stadthaus. Noch immer rührt dieser Moment Dolf zu Tränen: „Ich muss sagen, die Trauung hat mich viel mehr berührt, als ich vorher gedacht hatte. Ich dachte, ich mache das einfach mal, aber dann war es sehr emotional.“ Heute sind sie noch immer glücklich verheiratet, erzählen aber auch von mehr Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen in den Niederlanden als früher.
    Auch Brenda sagt, früher seien die Niederlande weniger prüde gewesen. Sie ist Sexarbeiterin in De Wallen, Amsterdams berühmten Rotlichtviertel. Sie arbeitet in einem der roterleuchteten „Fenster“ – noch. Denn wenn es nach der Stadt Amsterdam geht, soll das Rotlichtviertel bald an den Stadtrand weichen. Keine 100 Kilometer von Amsterdam entfernt liegt die Stadt Urk, sie gehört zum niederländischen Bibelgürtel.
    Hier leben sehr viele Gläubige. Auch Anne-Will und Riekelt, die vor kurzem geheiratet haben, mit 24. Seit acht Jahren sind sie ein Paar, aber erst in der Hochzeitsnacht sind sie zusammengezogen, in ihr eigenes Haus. In Urk sind Glaube und Tradition wichtig. Die 31-jährige Sher ist vor kurzem nackt in einer Schulfernseh-Reihe aufgetreten, für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren. Es ging dabei nicht um Sex, sondern darum, offen über den menschlichen Körper zu sprechen.
    Die Sendung hat eine Welle der Empörung losgetreten – nackt sein im Fernsehen, das rührt auch in den liberalen Niederlanden offenbar an einem Tabu. „Liebe, Sex, Tabu – Niederlande“ ist ein Film aus der ARD-Mediathek-Doku-Reihe „Liebe, Sex, Tabu weltweit“. Es ist die erste originäre Reihe von ARD-Korrespondenten für die Mediathek. Sie fragt: Wie läuft Sex in den verschiedenen Ländern der Welt? Wie funktionieren Liebe, Berühren, Miteinander schlafen, Kennenlernen, Heiraten … in Russland, Mexiko, China, Israel und den Niederlanden? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.03.2022Das Erste
  • Folge 141
    Vor der Tür der kleinen Holzhütte stapeln sich tonnenweise Altkleider. Ein gigantischer Müllberg, von dem Manuela Olivos lebt. Sie recycelt den Kleidermüll, der aus der ganzen Welt hierher gekarrt wird. Oft Neuware, die in den Fußgängerzonen der reichen Länder nicht verkauft werden konnte. Überproduktion des perversen Systems der Fast Fashion. Was die Industrienationen nicht wollen, landet zu großen Teilen hier in der chilenischen Freihandelszone „Zofri“ – 59 000 Tonnen Kleidung pro Jahr. Es stinkt nach chemischen Ausdünstungen und sieht apokalyptisch aus: Pullover, Kleiderfetzen, Schuhe und Perücken. Darunter auch offenbar Socken aus Deutschland mit einem Verkaufs-Etikett. Manuela Olivos lebt davon, irgendwie. Sie sortiert, was noch zu verwerten ist und verkauft die Kleidung weiter. Mittlerweile haben vor allem Geflüchtete aus den Nachbarländern und aus Venezuela sich hier angesiedelt. Lumpensammler. Und an Lumpen gibt es hier mehr als genug – ein Riesenberg mitten in der Wüste. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.04.2022Das Erste
  • Folge 142
    Den Kalten Krieg kennt Emelie Engelien nur aus den Geschichtsbüchern. Doch plötzlich ist er da, mitten in ihrem Leben. Die 21-jährige Norwegerin verbringt ihren Wehrdienst an der Grenzstation Pasvik hoch oben in der Provinz Finnmark. Hier verläuft Norwegens Grenze zu Russland. Ihre Familie, die bei Oslo lebt, macht sich große Sorgen. „Aber unsere Arbeit hier ist doch gerade jetzt umso wichtiger“, sagt sie. Der Krieg in der Ukraine prägt nicht nur den Alltag der norwegischen Grenzsoldatin. ARD-Korrespondent Christian Blenker reist nach Norwegen, Finnland und ins Baltikum, um Menschen zu treffen, die am östlichen Rand der EU leben. Auch Finnland hat eine mehr als 1.300 Kilometer lange Grenze zu Russland. Nach Lappeenranta nahe Helsinki kommen russische Bürgerinnen und Bürger seit langem schon, um Urlaub zu machen oder einzukaufen.
    Doch jetzt verlassen immer mehr Russinnen und Russen ihr Land dauerhaft. Nadja Belonogova zog bereits vor Jahren nach Finnland, aber ihre Mutter lebt noch in Moskau. Die Gespräche mit ihrer Mutter hätten sich verändert. „Sie hat große Angst, offen zu sprechen, seitdem Russland unabhängige Nachrichtensender dicht gemacht hat“, sagt Nadja Belonogova. Im Baltikum kennen sie dieses Gefühl. Sie haben sich ihre Unabhängigkeit von der damaligen Sowjetunion erkämpft. Nun breitet sich in Estland, Lettland und Litauen die Angst aus, dass sie nach der russischen Invasion in die Ukraine die Nächsten sein könnten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.04.2022Das Erste
  • Folge 143
    Minja ist vierfache Großmutter und wirkt eigentlich ganz harmlos. Doch wer sie kennt, weiß: Minja hat es faustdick hinter den Ohren. Sie kämpft mit Humor und Ausdauer für die unberührten Bergflüsse und ein besseres Leben in ihrem Dorf im Südosten Serbiens. Die Natur soll für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Dafür scheut sich die 68-Jährige auch nicht auf die Barrikaden zu gehen. Sie wird nicht müde, kleine und große Kämpfe zu führen, ihre Devise: mutig sein und nicht aufgeben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.04.2022Das Erste
  • Folge 144
    Patrycja (28) und Eryk (24) haben Polen und ihrer Heimatstadt Wroclaw den Rücken gekehrt. Zunehmend hatten die beiden sich dort wegen des wachsenden Antisemitismus unwohl gefühlt. Auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität beginnen sie ein neues Leben in Tel Aviv: mit ganz neuen Herausforderungen – neue Sprache, neues Land, neue Jobs. Aber das junge Paar ist voller Tatendrang und Zuversicht, den Neustart zu schaffen. Dabei hilft ihnen auch ein enges Netzwerk aus anderen osteuropäischen Einwanderern. Jan (34) ist einer von ihren Freunden.
    Schon vor zehn Jahren kam er von Wroclaw nach Tel Aviv und besitzt mittlerweile die israelische Staatsangehörigkeit. Jan arbeitet als Fremdenführer in ganz Israel. Wie sieht er das Land seiner Träume nach der anfänglichen Euphorie? Über 4000 Kilometer westlich von Israel steht Eyal (25) auf der Bühne eines kleinen, dunklen Comedy-Clubs. Der israelische Ex-Soldat hat das Gelobte Land aus Frust über den Dauerkonflikt mit Palästina verlassen und versucht nun sein Glück als Stand-up Comedian in Berlin.
    Beliebtestes Thema für seine Witze: Deutsche, Juden, Nazis und der Holocaust. „Lachen ist eine Form der Therapie“, sagt der junge Israeli. Aber das allein sichert ihm nicht seinen Lebensunterhalt. Eyal jobbt im Falafel-Restaurant von Bashar (48), einem arabischen Israeli, der in Israel als Anwalt für Menschenrechte sehr erfolgreich war, bis er in Deutschland etwas Neues anfangen wollte. Der Araber und der Jude, in der Fremde finden sie ihre Gemeinsamkeiten. Die Liebe zu Falafel und Hummus ist eine davon. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.05.2022Das Erste
  • Folge 145
    Kaum ein Wahrzeichen steht so sehr für den kleinen Stadtstaat Singapur wie das „Marina Bay Sands Hotel“. Das Haus mit seinen 55 Stockwerken krönt eine riesige, futuristische Dachterrasse in Form eines Skateboards. Hier oben gibt es den größten Dachterrassen-Pool der Welt. Wer Cocktail schlürfend auf die im Dunklen blinkenden Frachtschiffe und Riesentanker auf der Straße von Singapur schaut, spürt, was den Reiz dieses kleinen Stadtstaates in Südostasien ausmacht. Superlativen sind hier keine Seltenheit: Singapur ist eines der reichsten Länder weltweit, die Lebenserwartung der Bevölkerung ist eine der höchsten, auch in Gesundheit, Bildung und Sicherheit liegt Singapur weit vorne.
    Kein Wunder, dass die Menschen in Singapur sehr stolz auf ihre Errungenschaften blicken, denn noch vor ein paar Jahrzehnten lebten viele Einwohner der Stadt in Slums. Ob sozialer Wohnungsbau, Umweltschutz oder nachhaltige Lebensweise – Singapur sieht sich als Stadt der Zukunft. Wer hinter die glitzernde High-Tech-Fassade schaut, entdeckt noch viel mehr im Vielvölkerstaat.
    Beispielsweise die leckeren Spezialitäten in den unzähligen Garküchen der Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Trotz der Wolkenkratzer wird man in Singapur immer wieder daran erinnert, dass in dieser Stadt vor noch nicht langer Zeit wilde Tiere zu Hause waren. Tiger trifft man hier nicht mehr, aber Krokodile, Affen oder Warane fühlen sich in der grünen Stadt wieder wohl. Singapur – eine Stadt, in der West auf Ost trifft, Aberglauben auf Fortschritt und Vergangenheit auf Zukunft. Es lohnt sich definitiv, auf diese Stadt zu schauen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.05.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereMi 11.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 146 (30 Min.)
    Dort alt werden, wo andere Urlaub machen. Unbeschwert unter Palmen und südlicher Sonne. Damit sich möglichst viele Deutsche diesen Traum verwirklichen, hilft die griechische Regierung mit kräftigen Steueranreizen nach. Mithilfe der „Silver Economy“ soll die heimische Wirtschaft angekurbelt werden. So zahlen Rentner, die ihren Wohnsitz nach Griechenland verlegen, eine pauschale Steuer von sieben Prozent auf sämtliche Einkünfte. Damit würde das Land einerseits von zusätzlichen Steuereinnahmen profitieren und andererseits, so zumindest die Hoffnung, gäben die Ruheständler einen Großteil ihrer Einkünfte in Griechenland aus. Laut einer aktuellen Studie könnte die „Silver Economy“ innerhalb der nächsten fünf Jahre insgesamt knapp 14 Milliarden Euro in die Kassen spülen und zehntausende Arbeitsplätze schaffen.
    Norbert Russ aus der Nähe von Zwickau hat es gewagt. Im Frühjahr hat er seinen Sachen gepackt und ist mit seinem Ehemann losgefahren – noch ohne Wohnung und völlig ins Ungewisse. Ziel: Thessaloniki. Der Deal mit dem Vermieter, der ihnen schon eine Wohnung zugesagt hatte, war kurz vor der Abreise geplatzt. Das hat die beiden aber nicht aufgehalten. Sie wollen ihren Traum auf jeden Fall verwirklichen. Die Autorinnen Anja Miller und Verena Schälter haben sie bei diesem Abenteuer begleitet, das alles bot: griechische Gastfreundschaft, unerwünschte Überraschungen, deutsche Bürokratie und am Ende auch Glück unter Palmen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.06.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 10.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 147 (30 Min.)
    Mit mehr als 100 Kilogramm Körpergewicht wiegt der 13 Jährige schon jetzt etwa das Doppelte eines durchschnittlichen Gleichaltrigen. So will er beim nächsten Turnier ganz vorne landen – und seinem Traum von der Profi-Karriere einen großen Schritt näherkommen. Ein Ziel, für das er einen hohen Preis zahlt.
    Sie stampfen mit Wucht auf den Boden. Grimmig starren sie sich an. Im nächsten Moment stürzen die massigen Körper krachend aufeinander. Uralte Rituale und eiserne Disziplin gehören zum Sumo-Ringen dazu. Auch die Kleinen werden schon trainiert. Und richtiggehend gemästet. Sumo ist nicht einfach nur ein Sport. Die besten Ringer werden in Japan immer noch gefeiert wie Helden. Obwohl es viele Japaner mittlerweile bei der Vorstellung schaudert, fast nackt in einen Ring zu steigen. Auch die Körpermaße und das Gewicht – größer könnte der Widerspruch zur modernen Welt in Japan kaum sein.
    Trotzdem gibt es junge Menschen, die ihr Leben den archaisch anmutenden Regeln des Sumo komplett unterordnen. Wie Rinnosuke. Er ist erst 13 Jahre alt, aber sein Leben wird vollständig vom Sumo bestimmt. Geboren auf einer einsamen Insel im Süden Japans, lebt Rinnosuke seit einem Jahr in einem Sumo-Internat am Rande von Tokio bei seinem Trainer. Er ist nicht der einzige Nachwuchs-Ringer dort, aber der Beste. Rinnosuke lernt dort Teamgeist, kämpft aber mit Heimweh, mit dem harten Drill, der ständig geforderten Unterordnung und dem völligen Verlust der Privatsphäre.
    Und mit dem Essen. Es ist nicht zuletzt ein Kampf mit sich selbst. Konsequent muss der junge Sportler in den kommenden Jahren sein Körpergewicht aufbauen. Nur schwere Ringer räumen ihre Gegner mühelos aus dem Weg. Mit mehr als 100 Kilogramm Körpergewicht wiegt der 13-Jährige schon jetzt etwa das Doppelte eines durchschnittlichen Gleichaltrigen. So will er beim nächsten Turnier ganz vorne landen – und seinem Traum von der Profi-Karriere einen großen Schritt näherkommen. Ein Ziel, für das er einen hohen Preis zahlt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.06.2022Das Erste
  • Folge 148
    Seit Januar 2021 findet in der süditalienischen Stadt Lamezia Terme der so genannte „Maxi-Prozess“ statt: Das größte Anti-Mafia-Verfahren seit den legendären Ermittlungen der von der Cosa Nostra ermordeten Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. 325 Italiener – unter ihnen auch Anwälte, Buchhalter, Unternehmer und Politiker – sitzen auf der Anklagebank. Verhandelt werden 435 Anklagepunkte, die die Staatsanwaltschaft in 30 Bänden auf 13.000 Seiten zusammengetragen hat. 600 Anwälte und 224 Ankläger nehmen teil – in einem extra für den Maxi-Prozess erbauten „Bunker“, der Platz für gut 1.000 Personen bietet. Chefankläger ist der Ermittler und Behördenleiter der Staatsanwaltschaft der Region Catanzaro, Nicola Gratteri.
    Seit gut mehr als 40 Jahren jagt er kalabrische Mafiosi, ihre Bosse und deren mächtige Helfer in der Wirtschaft und Politik – nicht nur in Italien, sondern weltweit. Und immer wieder laufen auch Mafiafäden in Deutschland zusammen: In Süddeutschland hatte ein ehemaliger Promi-Wirt mehr als 30 Jahre lang im Grunde unbehelligt sein mafiöses Unwesen betreiben und dabei mit Komplizen ein Netzwerk von schätzungsweise 150 Lokalen aufbauen können. Grundlage seiner Verhaftung war die sogenannte Operation „Stige“. Eine Großrazzia, die im Januar 2018 zu 169 Festnahmen führte – darunter zu elf Verhaftungen in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
    Mächtige Feinde hat sich der kalabrische Chefermittler durch seine schonungslosen Ermittlungen gemacht. Allein die Anklage des Anwalts, früheren italienischen Senators und Mitinitiators von Silvio Berlusconis „Forza Italia“, Giancarlo Pittelli hat ihn in einigen politischen Kreisen zur „Persona non grata“ gemacht, und Morddrohungen erhält er mittlerweile nicht mehr nur aus dem eigenen Land. Die Reportage zeichnet den beruflichen Weg des unbeirrbaren Staatsanwaltes nach und gibt Einblicke in die Fortschritte und die Hintergründe dieses für die Bekämpfung der Mafia so wichtigen Prozesses. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.07.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 29.07.2022ARD Mediathek
  • Folge 149
    Strand im Sonnenuntergang.
    Es heißt, unsere Ozeane seien weniger erforschter als das Universum. Die Meeresbiologen auf den Galapagosinseln in Ecuador wollen das ändern. Sie lüften jeden Tag neue Geheimnisse. Gerne würden sie auch wissen, welche Hammerhaie und Schildköten wo geboren werden, welche miteinander verwandt sind oder wohin sie reisen. Doch die Tiere sind bereits vom Aussterben bedroht. Überfischung, alte Fangnetze, Motoren von Booten bedrohen ihr Leben. Forschungs-Teams haben sich aufgemacht, um gegen die Zeit zu kämpfen. Sie forschen, um Schutzzonen für die Tiere zu errichten.
    Ihre Kolleg:innen machen sich auf den Weg, um den Einfluss von Plastikmüll auf die Tiere zu klären. Zwischen den Stühlen sitzen Ecuadors Fischer: Sie fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Schuld an der Lage seien die großen Trawler aus China und anderswo. Ohne Fischfang fehle ihnen die Lebensgrundlage. SWR-Reporterin Xenia Böttcher war unterwegs und zeigt den Wettlauf gegen die Zeit und die verschiedenen Interessenslagen an einem der unberührtesten Orte der Welt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.08.2022Das Erste
  • Folge 150
    Zhong Zhan und seine Frau Yan Jinying hatten kein erfülltes Liebesleben mehr. Yan musste sich nach der Geburt ihrer Tochter die Gebärmutter entfernen lassen, fühlte sich nicht mehr als Frau. Die Ehe der beiden stand vor dem Aus, erzählt Zhong: „Ich wollte nicht in einer asexuellen Ehe leben so wie Freunde von mir nach ein paar Jahren. Dann mache ich lieber Schluss.“ Die beiden entschieden sich stattdessen für die Sex-Beraterin Luo Nanxi. Dort bekommen sie nun Nachhilfe, wie sie sich wieder als Paar erleben und die Lust aufeinander wieder wecken können. Su Yongsheng wohnt auf dem Land und ist froh, dass er überhaupt eine Frau abbekommen hat. Die Ein-Kind-Politik Chinas hat zu einem Frauenmangel geführt, für etwa 55 Millionen Chinesen fehlt rein zahlenmäßig eine Frau.
    Su Yongsheng ist deshalb ins benachbarte Vietnam gereist, um eine Frau zu finden und hat Xiao Chen mit nach Hause gebracht. Die Ansprüche auf dem Land sind andere, Chen sagt, sie ist froh, dass sie einen Mann gefunden hat, der höflich ist und nicht trinkt. Yuze Ma führt ein Doppelleben. Der Student in Chinas Ostküstenmetropole Shanghai ist homosexuell, das offen zu leben traut er sich nicht. Immer wieder sucht der 21-Jährige nach Möglichkeiten, er selbst zu sein, wie bei einem Auftritt in einer Drag-Queen-Show. Auf Verständnis seiner Familie kann er nicht setzen. Seine Mutter sagt ihm, sie wünsche sich, er könne „wie normales Gras wachsen“ und hofft, dass er die Metapher versteht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.08.2022Das Erste
  • Folge 151
    Predag (9) besucht die Schule im serbischen Dorf Temska. Noch – denn in zwei Jahren soll die Schule schließen. Während hier früher bis zu 1000 Schüler gleichzeitig lernten, sind es heute nur noch 18 – Tendenz fallend. Für so wenige Kinder eine Schule zu erhalten, lohnt sich nicht. In Serbien wurden in den letzten zehn Jahren 223 Dorf-Schulen geschlossen. Macht die Schule in Temska dicht, müssen die verbliebenen Familien in die Stadt ziehen oder auf Schulbildung für ihre Kinder verzichten. Schulbusse fahren nur in den seltensten Fällen und selber fahren, ist für viele zu teuer.
    Eine Erfahrung, die die Familien in den Bergdörfern der Umgebung schon vor Jahren machen mussten. Erst schließt die Schule, dann die Post und schließlich der letzte Einkaufsladen. Die Jungen ziehen in die großen Städte oder ins Ausland. Die Alten im Dorf bleiben allein zurück. Serbien ist EU-Beitrittskandidat und die Wirtschaft wächst. Doch die ländlichen Regionen werden abgehängt. Eine Millionen Serben leben an der Armutsgrenze, besonders auf dem Land. Bei der PISA-Studie 2018 erreichte das Land Platz 45 von 77. (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.09.2022Das Erste
  • Folge 152
    Die beiden Polen Juliusz (92) und Krzysztof (77) haben sich schon vor Jahrzehnten für ein Leben als Aussteiger entschieden. Die Wildnis am Ufer des polnischen Solina-Sees ist seit langer Zeit ihr bevorzugtes Zuhause. Damals wie heute ist die Region ein Rückzugsort für kritische Geister. Doch nun bringt das Alter die zwei Aussteiger an die Grenzen ihrer unkonventionellen Lebensplanung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.10.2022Das Erste
  • Folge 153 (30 Min.)
    Weltspiegel-Reportage Weltweit schafft es niemand, so einzigartige Chips zu produzieren wie Taiwan: hochentwickelte Nanochips, die in vielen Alltagsgegenständen stecken – in unseren Handys, Autos oder Smarthomes. Alle brauchen diese Nanochips, wir sind davon abhängig. Deshalb ist der Konflikt um Taiwan so gefährlich. Denn wer Taiwans Know-how besitzt, gewinnt als Wirtschaftsmacht. Und die weltweite Sorge über einen möglichen chinesischen Angriffskrieg wächst. Es würde schon reichen, wenn China Taiwans Handelswege abschneidet, um auch uns zu treffen. Wie groß ist die Gefahr einer militärischen Eskalation zwischen China und den USA? Mit welchen Folgen für uns alle? Und was tun Europa und die beiden Großmächte, um ihre Abhängigkeit zu verringern und den Konflikt zu entschärfen? (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.10.2022Das Erste
  • Folge 154
    Es begann als Abenteuer und ist jetzt eine geopolitische Herausforderung. Vor acht Jahren gab der Ökonom Mathias von Tucher mit Ende 40 seinen sicheren Job in Deutschland auf und zog nach Moldawien. Hier managt er seitdem den internationalen Freihafen Giurgiulesti an der Donau. Der Krieg in der Ukraine, die nur wenige Meter hinter dem Hafen beginnt, bringt neue Herausforderungen. Weil die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer von der russischen Armee blockiert sind, sollen viele Güter aus dem Land in Giurgiulesti umgeschlagen werden. Doch dafür reichen die Kapazitäten nicht. Ein neues Terminal ist in Planung, wird allerdings erst im nächsten Jahr fertig sein.
    Vor den Toren des Hafens stauen sich die Lastkraftwagen, die darauf warten, am Zoll oder an den Grenzübergängen nach Rumänien oder in die Ukraine abgefertigt zu werden. Manche Fahrer stehen bis zu einer Woche in Giurgiulesti, bis sie weiterfahren können. Für die Anwohner ist der Lkw-Verkehr, vor die allem die Abgase und der Lärm, eine große Belastung. Trotzdem nimmt die Bürgermeisterin des Ortes, Tatiana Galateanu, den Hafen vor allem als eine große Chance für die Region wahr, denn er bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze. Ein Hoffnungsanker in einem Land, welches darunter leidet, dass die jungen Menschen weggehen, um sich woanders eine Zukunft aufzubauen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.2022Das Erste
  • Folge 155
    Galerien in New York und Paris bieten seine Grafiken an. Als Künstler ist Ota Prouza weltweit anerkannt, doch er selbst weiß davon nicht viel. Vormittags faltet er Wäsche in einem Behindertenheim, nachmittags durchstöbert er unermüdlich die Container der Umgebung nach alten Zeitschriften, aus denen er Fotos in tagebuchartige Journale klebt. Der 62-Jährige ist mental eingeschränkt und lebt in einer Einrichtung für geschütztes Wohnen im nordböhmischen Rumburk in den Sudeten. Abends malt er hier die Welt, wie er sie sieht – die Nase fast auf dem Schreibtisch, weil die Augen schlecht sind, er eine Brille aber ablehnt.
    So entstehen auf meterlangen Papierbahnen Straßenschluchten und urbane Dschungel, verworrene Systeme von ganz eigener Schönheit – ein Kosmos für sich. Im renommierten Prager Gegenwartskunst-Zentrum DOX schieben Arbeiter ein meterhohes Gerüst durch den Saal. Kuratorin Terezie Zemánková muss Ota Prouzas Bilder-Schlangen ganz oben an der Hallendecke aufhängen lassen. Die jedes Format sprengenden Bildbahnen sind der Blickfang und auch das Herzstück der Art-Brut-Ausstellung im DOX.
    Es sind Bilder, wie sie im akademischen Kunstbetrieb nie entstehen könnten, sagt Zemánková: Man müsse, so wie Ota, nur für sich selbst malen, um die innere Freiheit zum Unmöglichen zu finden. Bei der Vernissage kommt auch Ota Prouza nach Prag. Im schwarzen Anzug, aber ohne Gebiss – denn so wichtig sei das hier doch auch wieder nicht, sagt Ota grinsend. Und lässt die Prager Kunstszene an sich vorbeistreifen. Zufrieden, aber unbeeindruckt. Und ganz er selbst. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.10.2022Das Erste
  • Folge 156
    Es ist die Reise seines Lebens, „seine letzte Chance“, nennt es Dieter Offermann. Der 60-Jährige fliegt nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, um sein Bein zu retten. Seit sieben Jahren kämpft er gegen Bakterien, die nach einer Knie-OP in die Wunde eingedrungen sind. Kein Antibiotikum hilft. Auch nicht die vier weiteren Knieoperationen. Die Ärzte raten dringend zur Amputation, allerdings ohne Garantie, dass die Wunde danach wirklich heilt. Zu undurchschaubar sei die Lage mit den Bakterien. Für Dieter Offermann bricht eine Welt zusammen.
    Er ist sehr aktiv, arbeitet, hat eine große Familie, viele Freunde, Hunde – ein erfülltes Leben. Dieter Offermann recherchiert. Ein Kollege erzählt ihm von der Phagentherapie in Georgien. Die Phagen – ein Wundermittel? Phagenforschung gibt es schon seit den 1920er Jahren. Vor der Entdeckung von Antibiotika sah es so aus, als ob diese Viren das Wundermittelmittel gegen bakterielle Entzündungen sein könnten. Doch sie verloren an Bedeutung. Nur in den ehemaligen Sowjetstaaten wurden sie weiterverwendet.
    Gegenwärtig gehören Phagen zur großen Hoffnung der modernen Medizin, um der wachsenden Resistenz gegen Antibiotika etwas entgegenzusetzen. Auf internationalen Gesundheitsgipfeln wird gefordert, Phagentherapien wissenschaftlich zu erforschen. Europäische Forschungsprojekte bemühen sich, dass Phagen in ganz Europa als Arzneimittel zugelassen werden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Dieter Offermanns Weg führt erst mal weit in den Osten – nach Georgien. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.10.2022Das Erste
  • Folge 157
    Élise Thil wird vor der Geburt Spitzbergen verlassen müssen. Einen Kreißsaal gibt es hier nicht.
    Spitzbergen ist der einzige Ort auf der Welt, an dem jeder leben und arbeiten darf. Menschen aus mehr als 50 Nationen haben hier ein neues Zuhause gefunden. Doch das Leben in der Arktis verlangt ihn einiges ab. Im Winter bleibt es über Monate dunkel und für Ausflüge in die wilde Natur braucht man ein Gewehr. Denn die Zugewanderten teilen sich die Insel mit tausenden Eisbären. Manche zieht es auf der Suche nach gut bezahlter Arbeit in die arktische Abgeschiedenheit, andere sind fasziniert von der atemberaubenden Natur. Efren Regato von den Philippinen hat sich für ein Leben als Putzkraft am Rande von Europa entschieden.
    Dafür muss er mit der klirrenden Kälte klarkommen und damit, dass seinen Söhnen der Alltag in ihrem Wohnort Longyearbyen nur wenig Abwechslung bietet. Die Visafreiheit von Spitzbergen hat noch einen anderen Preis: Es darf zwar jeder kommen, Verlass auf ein soziales Netz gibt es hingegen nicht. Grundsätzlich gilt: Alle müssen für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen können oder die Insel wieder verlassen. Für die Belgierin Élise Thil und ihren französischen Mann Loup Supéry wäre der Traum von einem Neuanfang in der Arktis fast geplatzt.
    Die Coronakrise hat ihnen alles abverlangt. Ohne Tourismus konnten sie über Monate kein Geld als Tourguides verdienen. Jetzt kommen die Touristen endlich wieder zurück. Und mit ihnen auch die Hoffnung auf bessere Zeiten. Der Deutsche Christian Bruttel ist Tourunternehmer auf Spitzbergen. Früher war er Lehrer im Schwarzwald, dann entdeckte er seine Faszination für die Arktis. Er steckt nun mitten in den Vorbereitungen für seine nächste Exkursion. Seine Gäste haben ein besonderes Abenteuer gebucht: Sie wollen in Schnee und Eis weitab aller Zivilisation zelten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.11.2022Das Erste
  • Folge 158
    Seit 1976 steht die einzigartige Tara-Schlucht unter dem Schutz der UNESCO. Seit 2017 schlagen Umweltorganisationen und auch viele Angelsportler Montenegros Alarm – als bekannt wurde, dass zwei Kilometer der neuen Autobahn direkt entlang des Tara-Flussbettes gebaut werden. Mile Lazarevic ist Präsident eines Angelsport-Clubs in Kolašin und hat jahrelang für den Schutz und Fischbestand der Tara dort gesorgt. Jetzt blutet dem 70-Jährigen das Herz, wenn er die riesigen Autobahnpfeiler direkt am Flussbett sehen muss: „Die Fische sind weg, das Leben ist aus dem Fluss verschwunden.
    Jetzt haben wir hier eine Wüste!“ Insgesamt geht es um 170 Autobahnkilometer, die Montenegros Adria-Küste mit dem unterentwickelten Norden des Landes und über Serbien dann schließlich auch mit der EU verbinden sollen. 42 Kilometer von der Hauptstadt Podgorica und Kolašin sind so gut wie fertig – gebaut von CRBC, einem der größten staatlichen Bauunternehmen Chinas und maßgeblich finanziert durch einen Kredit der chinesischen Eximbank. Die Verschuldung Montenegros, das die EU-Mitgliedschaft anstrebt, ist immens gestiegen.
    Alexandar Mrdak ist von Baubeginn an dabei. Der Montenegriner wurde von CRBC als Direktor für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt angestellt und ist überzeugt, dass die Autobahn und die chinesischen Investoren das Beste seien, was Montenegros Entwicklung in den letzten hundert Jahren passiert sei: „Würde man warten, bis die Weltbank oder die EU berechnet hat, was wir brauchen, würden wir in zehn, fünfzehn Jahren nicht anfangen. Wir müssen zuerst an uns selbst denken“, ist er überzeugt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.11.2022Das Erste

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