• Folge 13 (45 Min.)
    Früher gab es in der gesamten nördlichen Oberpfalz, wie hier in Falkenberg, hunderte Zoiglstuben. – Bild: BR/​Benedikt Preisinger
    Früher gab es in der gesamten nördlichen Oberpfalz, wie hier in Falkenberg, hunderte Zoiglstuben.
    Den „Zoigl“ gibt es nur im Norden der Oberpfalz: Ein Bier, das gemeinschaftlich gebraut wird und dann im eigenen Keller vergoren. Man trinkt es entweder selber oder schänkt es in einer Zoiglstube aus: eine uralte Bier-Tradition. Früher dampften die Sudkessel in unzähligen gemeinschaftlich betriebenen Kommunbrauhäusern, heute gibt es sie nur noch in fünf Orten der nördlichen Oberpfalz: in Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach. Erst in den 1970er-Jahren wurde die alte Bier-Tradition dort wiederbelebt – der Beginn einer schier unglaublichen Erfolgsgeschichte. Aber nicht alle dürfen mitmachen: Man braucht ein Braurecht, das nach jahrhundertealter Tradition nicht bei Personen liegt, sondern auf einzelnen Anwesen und Höfen.
    Im Kommunbrauhaus rattern dann die Zahnräder, surren Transmissionsriemen, brodelt es in den Braukesseln wie vor 100 Jahren. Schon vor Sonnenaufgang feuert der Braumeister mit Holz an, dann kocht das Gerstenmalz im Maischebottich. Die gemeinschaftlich gekochte Würze tragen die Kommunbrauer dann nach Hause, in Fässern, Tanks oder hölzernen Bottichen, den „Koufn“. Und „dann macht der Zoigl was er will“, sagen die Brauer, und so schmeckt das Bier jedes Mal anders. Manche Braurechtler schenken den Zoigl auch aus, in ihrer hauseigenen Zoiglstube, aber immer nur für ein paar Tage im Monat.
    Wo gerade ausgeschenkt wird, erkennt man an dem sechszackigen „Zoiglstern“, der aus dem Fenster gehängt wird, dem Zeichen der Brauer, denn das Wort „Zoigl“ kommt von „Zeiger“. Michael Zametzer begleitet in seinem Film eine junge Familie beim Einrichten ihrer neuen Zoiglstube, schaut einem 96-jährigen Braumeister in den Kessel, der nicht ans Aufhören denkt, und ist zu Gast bei einer Glaserfamilie, die sich mit dem Zoigl im Lauf der Zeit in eine Wirtsfamilie verwandelt hat. Sie alle verbindet die Liebe zu dieser lebendigen Biertradition im Norden Bayerns. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.2024BR Fernsehen
  • Folge 14 (45 Min.)
    Bei Susanne Kauth dominieren Farbe und Fantasie.
    In Regensburg konnten sich einige alte Handwerksbetriebe halten und seitdem die Altstadt zum Weltkulturerbe zählt, kommen auch neue hinzu. Manche mit Ladenbetrieb, in denen man die handgemachten Waren anschauen und kaufen kann. Filmautorin Annette Hopfenmüller und ihr Team unternehmen einen Streifzug durch die Werkstätten in Regensburg und lernen leidenschaftliche Handwerksleute kennen, die Bürsten machen, Hoteltürme mit Comics bemalen, riesige Turmuhren herstellen, Messer schleifen, dreistöckige Hochzeitstorten backen und alten Handdruck mit neuen Ideen aufpeppen.
    In der Altstadt beeindrucken Ladenwerkstätten wie Messer Birzer und die Damen von Bürsten Ernst mit alter Handwerkskunst, die anderswo längst ausgestorben ist, und auch im Szeneviertel Stadtamhof findet man viele alte Betriebe wie die Schuhmacher Brosi. Christine Rauschers Familie produziert seit über hundert Jahren Turmuhren für die ganze Welt, von Regensburg bis Saudi-Arabien. Sie und ihre Monteure erklimmen für die Wartung des sechs Meter großen Zifferblatts den Rathausturm und entführen in ihre Werkstätten, wo die barocken Turmuhren entstehen.
    Der Maler und Bildhauer Günther Kempf bemalt einen zwölf Meter hohen Turm des Hotels Orphée mit frechen Comiczitaten und stellt in seinem urigen Werkstatthaus im Dorf Wolkering skurrile Holzskulpturen und seine Frauen- und Popart-dominierte Bilderwelt vor. Die Torten der Zuckerbäckerin Christine Bergmayer sind nicht nur ein Gaumenschmaus – die Entstehung ist auch eine Augenweide. Die Konditormeisterin und Food-Stylistin entführt in eine süße Welt voll zuckriger Kunstwerke.
    Susanne Kauth liebt ihre Handdruck-Ladenwerkstatt, denn hier kann sie dem alten Handwerk neues Leben einhauchen. Techniken wie Linoldruck oder Handpressendruck mit alten Lettern hat sie für ihre bedruckten Objekte und Postkarten völlig entstaubt und mit Wortspielen neu definiert. Außerdem zeigt die Perlstrickerin Claudia Flügel-Eber in ihrem Vintage-Ladencafé die längst vergessene Technik des Strickens von filigranen Handtäschchen, wie sie die Dame in den 1920er-Jahren getragen hat. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.05.2024BR Fernsehen
  • Folge 15 (45 Min.)
    12 Tage dauert die Bergkirchweih. Der „Berch“, wie die Erlanger sagen, gilt als eines der lauschigsten, ältesten und beliebtesten Bierfeste Bayerns und geht auf das Jahr 1755 zurück. Ein Pfingstmarkt, ein Schützenfest und die Kirchweih der Altstädter Dreifaltigkeitskirche wurden zusammengelegt – die Mischung aus Kirchweih und Volksfest war geboren. Gut 350 Tage lang im Jahr ist der Erlanger Burgberg ein beschaulicher Hügel im Grünen. Zwar gibt es keine Burg und auch die Bezeichnung „Berg“ ist weit übertrieben, dafür lässt sich auf einem Skulpturenweg flanieren und in Bierkellern unter prächtigen Bäumen eine Brotzeit genießen.
    Immer um Pfingsten herum aber wandelt sich die Idylle. Fränkische Expats der ansässigen Weltkonzerne reisen aus Singapore, Shanghai oder Dubai an, Wirte in Erlangens Innenstadt zimmern an Außenschänken und in den Kellergewölben im Burgberg werden Hektoliter Bier eingelagert. „Der Berch ruft!“ zur Bergkirchweih und rund eine Million Besucher von Nah und Fern folgen jedes Jahr begeistert diesem Ruf – etwa zehn Mal so viele wie Erlangen Einwohner hat.
    Schon als Kind hat Rosi Müller hier Brötchen verkauft. Mit ihrem Mann Heinz versorgt sie bis heute hungrige Bergbesucher mit Schnittlauchbroten und Bratwürsten. Rosi und Heinz Müller kennen die Geschichte der Erlanger Bergkirchweih und viele Geschichten. Tradition hat am „Berch“ nichts mit Schicki-Micki-Zelten zu tun, sondern mit tiefer Verbundenheit und eher bodenständigen Ritualen: Am Donnerstag vor Pfingsten startet das Fest mit dem Anstich des ersten Fasses Bier, das traditionell als Freibier ausgegeben wird.
    Die Jüngeren tanzen fortan auf den Tischen, die Älteren treffen sich an ihren Bergstammtischen, tauschen Lebensgeschichten und Gästebücher aus. Wer mag, darf auch zur Kärwa seine eigne Brotzeit mitbringen. Die Atmosphäre ist familiär, zwischen den vielen Besuchern, genauso wie den Wirten und Schaustellern. Werner Rudolph betreibt seit vielen Jahren ein Kinderkarussell, Tochter Sabrina steht mittlerweile mit einem Süßwarengeschäft auf der Bergkirchweih.
    Wenn abends um 23:00 Uhr der Berch für ein paar Stunden in die Nachtruhe geht, legen sie eine Pause ein. Das Partyvolk zieht dann noch feiernd durch die Stadt. Das Finale am Berch ist immer am ersten Montag nach Pfingsten und seit vielen Jahren eingeübt: Alle winken gemeinsam voller Wehmut mit weißen Taschentüchern zu den Klängen von Lili Marleen dem letzten Fass hinterher. Ein Team des Bayerischen Rundfunks hat auf der Bergkirchweih vor und hinter den Kulissen gedreht. Ab 14. Mai in der ARD Mediathek. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.2024BR Fernsehen
  • Folge 16 (45 Min.)
    Wassermeister Julian Dytrt bei der täglichen Prüfung des Trinkwassers.
    Eine der trockensten Gegenden in Bayern ist Grabfeld. Filmautor Martin Weinhart porträtiert die Menschen, die sich planerisch und praktisch ums Wasser kümmern und solche, die besonders vom Wassermangel betroffen sind, Bauern, Fischer und Mühlenbesitzer. Das Grabfeld liegt im Grenzgebiet Nordbayerns und Südthüringens. Es ist wegen seiner geografischen Lage schon immer eine der trockensten Gegenden Bayerns. Mit dem Klimawandel wurde das Grabfeld jedoch zum Wassermangelgebiet, im Winter füllen sich die Brunnen nicht ausreichend, bei den zunehmenden Hitzewellen geht die Wasserversorgung in die Knie, im Sommer gilt zwischenzeitlich ein behördliches Wasserspargebot.
    Mögliche Hilfe für die knapp 60.000 Bewohner des Grabfelds verspricht nun ein groß angelegtes Süßwasserprojekt, das Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) favorisiert: Eine Wasserspange, die die Trinkwasserversorgung einmal quer durch den Freistaat vom Bodensee nach Unterfranken vernetzen soll. Die Fertigstellung dieses Milliardenprojekts, wenn es denn kommt, würde jedoch Jahrzehnte dauern. Etwas rascher könnte der Anschluss des Grabfelds an die Fernwasserversorgung Oberfranken erfolgen.
    Pläne dafür gibt es bereits seit rund 30 Jahren. Damals scheiterte das Vorhaben an Widerständen in der Bevölkerung, die lieber ihr eigenes regionales Wasser behalten wollten. Für diese „Unter unserem Himmel“-Dokumentation porträtiert Martin Weinhart die Menschen im Grabfeld, die sich planerisch und praktisch ums Wasser kümmern und solche, die besonders vom Wassermangel betroffen sind, Bauern, Fischer und Mühlenbesitzer. Als Wasserwart von Irmelshausen kämpft Markus Hey um jeden Tropfen, dabei hat er mit maroden Leitungen aus den 60ern zu kämpfen, die er in mühsamer Detektivarbeit nach Lecks absucht.
    Karl Graf Stauffenberg, ein Enkel des Hitler Attentäters, bewohnt ein Wasserschloss in Irmelshausen, dessen Erhaltung auch vom Wasserstand abhängig ist. Auch als Kreisrat (FDP) ist er mit der Wasserproblematik im Grabfeld befasst. In Mellrichstadt im Grabfeld gibt es ausreichend Wasser, ein hochmodernes Wasserwerk und einen mit der bayerischen Raute ausgezeichneten Wassermeister. Julian Dytrt sorgt mit einem aufwendigen Aufarbeitungsprozess für die Qualität des Trinkwassers, das auch die Kreisstadt Neustadt an der Saale mitversorgt.
    Welche Probleme und Herausforderungen bringt der Anschluss an das Fernwasser für die regionalen Versorger mit sich? Richard Radina war viele Jahre Bürgermeister von Hollstadt. Er hat eine besondere Gabe, er kann unterirdische Wasseradern erspüren. So hat er die Trinkwasserversorgung des Ortes gesichert und zahlreichen Betrieben und Bürgern zu Brunnen verholfen. Bad Königshofen (Bayern) und Römhild (Thüringen) sind Partnerstädte im Grabfeld, sie liegen nur 15 Kilometer voneinander entfernt.
    Auf der thüringischen Seite gibt es genügend Wasser. Vor ein paar Jahren wurde sondiert, wie eine Versorgung des bayerischen Grabfelds vom nah gelegenen Thüringen erfolgen könnte. Diese für viele Anwohner aussichtsreiche, da schnelle und kostengünstige Lösung wurde von der Bayerischen Staatsregierung verworfen. Der Filmautor geht der Frage nach, was die Gründe hierfür waren. Doch gleich welche Wege beschritten werden, fast allen ist klar, dass mit dem Klimawandel im Grabfeld „ois anders“ wird. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.05.2024BR Fernsehen
  • Folge 17 (45 Min.)
    Lange Zeit galt Nürnberg Gostenhof als „Glasscherbenviertel“ – verrufen und heruntergekommen. Heute dagegen ist der Stadtteil dank engagierter Bewohnerinnen und Bewohner ein begehrter Wohnort. Malerische Hinterhöfe, Künstlerateliers, kleine Cafés und Läden machen Gostenhof zu einem Szeneviertel in Nürnberg. Die engen, einfachen Arbeiterwohnhäuser aus der Zeit, als der Stadtteil als Motor der bayerischen Industrialisierung Unternehmen wie Herkules und Schuco zu Weltruhm verhalf, sind heute längst saniert.
    In den 1950er- und 1960er-Jahren dagegen waren die meisten Gebäude baufällig. Damals zogen die Eltern von Maria Tsantekidou von Griechenland nach Gostenhof. Die Mieten waren günstig, zu arbeiten gab es mehr als genug. Maria wuchs mit ihren Geschwistern in Griechenland bei der Großmutter auf. Nur in den Ferien sah sie ihre Eltern. Erst mit 12 Jahren zog auch sie in den Nürnberger Stadtteil. Marias Familiengeschichte ist eine von Tausenden in Gostenhof. Weit über die Hälfte der Bewohner Gostenhofs haben einen Migrationshintergrund in der Familie.
    Marias Eltern packten tatkräftig mit an, als der Stadtteil ab 1980 zum Sanierungsgebiet wurde. Nicht über die Köpfe der Bewohner hinweg, sondern mit ihnen gemeinsam wurden Hinterhöfe saniert, Spielplätze und Parkanlagen geplant. Aktiv sein, sich für eine gute Nachbarschaft einbringen – dieser Geist weht noch heute durch Gostenhof. Daniela Müller verbringt viele Abende im Bürgerverein und Stadtteilarbeitskreis. Sie hat die Hinterhofflohmärkte ins Leben gerufen, setzt sich für mehr Grün und weniger Verkehr ein.
    Wenn es darum geht, den Lebenswert im Wohnviertel zu fördern, ist Daniela engagiert dabei. Melanie Ibemba ist in Gostenhof als Kind afrikanischer Einwanderer aufgewachsen. Abends steht sie als Musikerin auf der Bühne, tagsüber arbeitet sie als Kinder- und Jugendbeauftragte im Sozialwerk der Heilsarmee. Die Unterstützung im Stadtviertel hat ihr als Kind Stabilität gegeben. Die gibt sie jetzt an die Kinder zurück, deren Familien sich das trendige Gostenhof nur noch schwer leisten können. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.06.2024BR Fernsehen

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