Folge 27
Die Nationalparkidee – vom Bayerischen Wald nach Siebenbürgen
Folge 27 (30 Min.)Christoph Promberger stammt aus einer bayerischen Forstfamilie. Er und seine Frau Barbara kämpfen mit ungewöhnlichen Methoden für den Erhalt einer bedrohten Wildnis in den rumänischen Karpaten. Ihr Ziel: Der größte Nationalpark Europas, ein geschütztes Waldgebiet, in dem sich Bär, Wolf, Luchs und Wisent auf freier Wildbahn bewegen. Sein Vorbild: der Nationalpark Bayerischer Wald, an dessen Rand er aufgewachsen ist. Christoph Promberger kennt die Steigerung der Lebensqualität, die der Nationalpark Bayerischer Wald für die gesamte Region gebracht hat, aus eigener Erfahrung.
Für ihn war und ist der Nationalpark ein wichtiger Lernort, denn für sein Projektgebiet in Rumänien dient er als Vorbild. Am Fuße der Fagaras Berge haben sie sich niedergelassen und bringen eines der ambitioniertesten europäischen Naturschutzprojekte voran: Die Gründung eines Nationalparks in den Südkarpaten, der sich über 250.000 Hektar erstrecken soll, zehnmal so groß wie der Nationalpark Bayerischer Wald, der dem aus Freyung stammenden Promberger als Vorbild dient.
Mit der Unterstützung von Philantropen, die einen Teil ihres Geldes für Naturschutzprojekte zur Verfügung stellen, kaufen sie über ihre Naturschutzstiftung Wälder auf, um sie vor illegalem Holzeinschlag und Wilderei zu schützen. So konnten sie bereits 25.000 ha Wald erwerbenund effektiv schützen, wo nötig Kahlschläge wieder aufforsten. Sie stehen im Austausch mit der Europäischen Kommission, die im Rahmen des sogenannten „Green Deal“ auf dieses Projekt aufmerksam geworden ist. Das vom bayerischen Nationalparkpionier Hans Bibelriether formulierte Naturschutzziel „Natur Natur sein lassen“ dient Christoph Promberger als Leitbild.
Mit dem Verzicht auf lenkende Eingriffe soll die natürliche Entwicklung im Ökosystem Wald ungestört ablaufen können. Dabei stellt das Wildtiermanagement eine besondere Herausforderung dar. In Rumänien leben die meisten Braunbären Europas, geschätzt 5.000 bis 6.000 Tiere. Touristen freut das, sie können die Tiere bei geführten Wanderungen erleben. Für Einheimische sind die Bären jedoch eine Belastung.
Immer wieder kommen sie auf Futtersuche in Dörfer und abgelegene Gehöfte. Dann ist die schnelle Eingreiftruppe der Stiftung gefragt: Zunächst versuchen die Ranger, die Bären mit der Errichtung von Elektrozäunen fernzuhalten. Wenn das nicht hilft, kommt eine Bärenfalle zum Einsatz, um die Tiere weit entfernt wieder auszusetzen. In einem Wirtschaftsraum, in dem Wachstum, Beschleunigung und Verwertbarkeit maßgeblich sind, wirkt die Nationalparkidee geradezu gegenläufig: Nichts machen, geschehen lassen und geduldig abwarten, was sich von selbst entwickelt. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere So. 04.10.2020 BR Deutsche Streaming-Premiere Do. 01.10.2020 BR Mediathek
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