„Star Trek: Discovery“: Das wird anders in Staffel zwei – Review

Ein Ausblick auf die ersten Folgen der neuen Staffel

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 17.01.2019, 18:00 Uhr

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Fun Fact: Mehr als die Hälfte der Szenen aus dem jüngsten Trailer zur zweiten Staffel sind in den ersten drei Folgen noch nicht zu sehen …



Auf die mit Spannung erwartete Zusammenkunft von Sareks Kindern Spock und Michael müssen die Fans allerdings eine Weile warten: Spock hatte die Enterprise vor kurzem auf eigenen Wunsch verlassen. Trotzdem nimmt Spock in den frühen Folgen einen großen Raum ein: sein Verhältnis zu Michael war kein gutes, das wird in Rückblicken und Erzählungen aufgearbeitet. Klar ist, dass Sarek wegen seiner Überzeugungen bezüglich der menschlichen Fähigkeiten seine Familie zum lebenden Experiment gemacht hatte: eines seiner Kinder ist – biologisch gesehen – halbmenschlich, das andere ein menschliches Adoptivkind. Gerade die Adoption von Michael war für den jungen Spock schwer zu verkraften. Schon vor „Discovery“ war etabliert, das Spocks Entscheidung, sich der Sternenflotte anzuschließen, den Vater verstört hatte. Und so hatte zwischen Spock, seinem Vater und seiner Adoptivschwester lange Schweigen geherrscht.

Auf der Discovery gibt es daneben zu Beginn der zweiten Staffel drei größere Handlungen. Einerseits hat Paul Stamets (Anthony Rapp) um seine Versetzung gebeten, wollte auf Vulkan zugunsten einer Lehrtätigkeit von Bord gehen. Denn überall an Bord der Discovery wird er unangenehm an seinen toten Ehemann Hugh (Wilson Cruz) erinnert. Daneben wurde Tilly ins Offiziersanwärter-Programm aufgenommen – als jüngster Kadett überhaupt, wie die Zuschauer erfahren. Das sorgt bei ihr für noch aufgedrehteres Verhalten. Sie fühlt sich Stamets wegen der früheren Zusamenarbeit sehr verbunden. Sie möchte ihn daher von einem Weggang abhalten. Nachdem Stamet ihr erklärt, dass er sich insbesondere bei der Aktivierung des Sporenantriebs Hugh nahe fühlt, sucht Tilly verstärkt nach einer Alternative für Stamets bei dessen Steuerung.

Tilly (Mary Wiseman) gibt sich in Staffel zwei noch überdrehter Netflix

Die dritte Handlung nimmt den meisten Raum ein: Pike als neuer Captain an Bord. Nachdem die Zuschauer in „Discovery“ sowohl Georgiou (Michelle Yeoh) als auch Lorca (Jason Isaacs) in Aktion erlebt haben, nimmt nun mit Pike ein neuer Offizier auf dem Captainssessel Platz. Mit dem und seinen Eigenarten muss die Crew bei ihren neuen Abenteuern zurecht kommen.

Die Mission
Alex Kurtzman, der neue starke Mann in Star Treks TV-Franchise, inszenierte die erste Episode der zweiten Staffel mit 60 Minuten in Überlänge. Sie enthält die zahlreichen, eher actionlastigen Szenen aus den Trailern. Nachdem die diversen Handlungsstränge der Staffel etabliert sind, geht es an die Untersuchung eines der sieben Phänomene. Das führt die Discovery ins Umfeld eines sich rasant verändernden Asteroidenfeldes, das zur Problemlösung mit kleinen Flitzern durchquert werden muss. Ein sehenswertes Action-Abenteuer entspannt sich.

Bei Folge zwei saß Commander-Riker-Mime Jonathan Frakes im Regiestuhl. Weitere Nachforschungen der Discovery bezüglich der Phänomene führen die Crew in eine eher klassische Zwickmühle, bei der es mehr um Fragen von Moral und Ethik, denn um Action geht. Negativ macht sich hier bemerkbar, dass in der Folge recht deutlich wird, dass die Discovery sich jetzt wohl von einem der sieben Phänomene zum nächsten durcharbeiten muss, um deren Rätsel zu lösen.

Episode drei wurde von Olatunde Osunsanmi inszeniert, der in Staffel eins schon im Regiestuhl der vierten und 13. Episode saß. In der Episode werden zu einem Gutteil Handlungsfäden aus der ersten Staffel aufgegriffen: Einerseits die Schwierigkeiten, die L’Rell (Mary Chieffo) und Voq/​Ash Tyler (Shazad Latif) dabei haben, die klingonische Seite des Friedensvertrag aufrecht zu erhalten – denn auch die Klingonen haben die sieben „red bursts“ bemerkt und finden, dass sie „blutrot“ sind und zum Kampf aufrufen. Ansprachen auf Klingonisch lassen sich in der Folge nicht vermeiden, werden aber dankenswerterweise auf ein Mindestmaß reduziert. Daneben geht es auch um das nächste Kapitel im Leben von „Imperatorin“ Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) – das auch schon offiziell als eigenständige Serie entwickelt wird (fernsehserien.de berichtete). Hier wird eine interessante, zweite Handlungsebene abseits der Discovery und im weiteren Föderationsraum eröffnet.

Fazit
Die zweite Staffel von „Star Trek: Discovery“ macht vieles richtig(er). Zuschauer, die mit der ersten Staffel nicht warm geworden sind, werden aber vermutlich auch hier nicht glücklich. Die übergreifende Handlung ist – schon allein mangels Krieg – „leichter“. Das die erste Folge stark auf Action setzte, macht sie bereits gefälliger als der Serienauftakt, der auf lange Reden auf Klingonisch gesetzt hatte. Anson Mount als Captain Pike gefällt als vielschichtiger neuer Captain mit viel Charisma, auch die stärkere Einbeziehung der Brückencrew ist positiv. Abzüge gibt es in der B-Note für manche kleinere Ungereimtheit – etwa der Verbleib einer Begleiterin von Pike von der Enterprise nach dem Staffelauftakt oder die Rückkehr der Discovery vom Handlungsort der zweiten Folge, nachdem der „Hinweg“ eine längere Erzählung wert war.

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Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich frage mich ja, wer - außer Kurtzman - meinte, dass diese Asteroidenszene was in Star Trek zu suchen hatte. Der Kerl hat echt verpasst, worüber er die Kontrolle hat. Über die anderen Entscheidungen kann man sich ja streiten, obwohl zumindest meine Youtube-Filterblase da doch arg einseitig ist.

    Fand die erste Folge jedenfalls nur gehobenen Durchschnitt, zu nichtssagend und zu wenig spannungsaufbauend. Mal schauen, was die nächsten Folgen bringen. Pike hat imo schon Potential, mal schauen, was draus gemacht wird. Lorca wurde ja leider vor die Hunde geworfen.

    Off-topic: In Staffel 1 war mir der Halskragen nie aufgefallen, frage mich ja, was der Nutzen sein soll. Finde die sehr irritierend auf den bunten Kostümen.
    • (geb. 1962) am

      Nach Sichtung der ersten Folge von Staffel 2 bin ich angenehm überrascht. Ohne auf all die Einzelheiten einzugehen kann man sagen, das sie doch viellllll besser war, als alles was uns bisher in STD vorgesetzt wurde. Die Richtung stimmt. Weiter so ! Star Trek: Live long and prosper.
      • am

        alte Uniformen, na hoffentlich mit kurzen Röckchen:-))

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