TV-Kritiken zur US-Season 2016/​17

US-Season 2016/​2017: Ein kurzer Blick auf die neuen US-Serien – von Bernd Krannich

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 02.10.2016, 19:56 Uhr

„Lethal Weapon“FOX

Worum es geht: „Lethal Weapon“ ist ein Action-Buddy-Cop-Drama: Zwei ungewöhnliche Polizisten finden zueinander und bilden nach ersten Anlaufschwierigkeiten ein schlagkräftiges Team, das unter vielen Action-Szenen seinen Fall löst. Zudem basiert die Serie auf dem erfolgreichen Filmfranchise gleichen Namens.

Martin Riggs ist ein Veteran der US-Streitkräfte, der in Texas arbeitet. Der Tag, der sein schönster werden sollte, wird zu seinem schlimmsten: Auf dem Weg zur Geburt des ersten gemeinsamen Kindes kommt seine Frau bei einem schweren Autounfall ums Leben. Riggs verliert den Boden unter den Füßen. Ein alter Bekannter holt ihn zur Polizei von Los Angeles.

Dort trifft er auf Roger Murtaugh, der gerade selbst an einer Wegkreuzung in seinem Leben steht. Im Alter von 49 ist der Vater zweier Teenager durch seine 42-jährige Ehefrau überraschend zum dritten Mal Vater geworden. Im Kreissaal hatte er einen Herzinfarkt. Nun, nach sechs Monaten Krankschreibung, will er in den Dienst zurückkehren. Auch wenn seine Ehefrau als Strafverteidigerin gutes Geld verdient, kann er sich einen Ruhestand nicht vorstellen. Aber nun ist er sich seiner eigenen Sterblichkeit schmerzhaft bewusst geworden. Sein ehrgeiziger Ex-Partner wurde in der Zwischenzeit zum Captain befördert, so das Murtaugh nun den Neuling Riggs als Partner bekommt.

Der erste richtige Fall der beiden ist der scheinbare Selbstmord eines Veteranen, der aber klare Fragen aufwirft. Bei den Ermittlungen geht einiges zu Bruch und die ungleichen Cops finden eine gemeinsame Basis, insbesondere als Murtaugh erfährt, dass in Riggs geradezu selbstmörderisches Verhalten durch den Tod seiner Frau ausgelöst wurde.

Die Stars: Damon Wayans spielt Roger Murtaugh, der aber deutlich agiler daher kommt, als sein Filmvorbild Danny Glover. Clayne Crawford ist als Martin Riggs dabei. Carwford konnte zwar schon durch Rollen in „24“ (Staffel acht), „The Glades“ und zuletzt „Rectify“ auffallen, sein Durchbruch könnte aber mit „Lethal Weapon“ passieren. Jordana Brewster aus „Dallas“ spielt die Polizei-Psychaterin Maureen Cahill. Kevin Rahm („Desperate Housewives“) porträtiert Murtaughs Ex-Partner Brooks Avery, den jetzigen Captain.

Kurzkritik: Der Serienpilot von „Lethal Weapon“ ist ähnlich überdreht, wie die gleichnamigen Filme. Die Darstellung der Polizeiarbeit entspringt weitestgehend dem Bild, dass Filme in den 80er Jahren zeichneten: Erst ballern! Dann nochmal ballern! Dann bei der Gardinenpredigt vom Vorgesetzten einen Hundeblick aufsetzen oder sich mit Spitzfindigkeiten verteidigen – der gute Zweck heiligt jeden Kollateralschaden und Gauner haben es nicht besser verdient, als eine Kugel zu fangen. Letztendlich müssen die Polizisten keine Konsequenzen fürchten – auch, wenn die mangelnden Konsequenzen in der Auftaktfolge von „Leathal Weapon“ wenigstens ein bisschen begründet werden.

Film-Regisseur McG (Piloten zu „Chuck“, „Fastlane“) durfte den Piloten inszenieren. Durchaus beeindruckend sind die Freiheiten (aka „Budget“), die er für Außenaufnahmen bekommen hat – etwa der Fundort des vermeintlichen Selbstmörders in freier Wildbahn, der mit Blick auf das im Tal liegende Los Angeles überzeugt. Natürlich wurden in die Folge gleich mehrere aufwändige Actionszenen eingebaut, darunter eine Explosion, eine Autoverfolgungsjagd und mehrere Schießereien. Bei beiden Punkten bleibt die Frage, was davon in der Serienproduktion übrig bleiben wird – seinerzeit war der „Chuck“-Pilot auch deutlich aufwändiger produziert, als die Serie.

Eine starke Leistung liefert im Piloten Clayne Crawford ab, der vor allem die emotionalen Momente seines Charakters sehr gut meistert. Wayans bleibt eher platt – und erinnert an seine Comedy-Rolle aus „What’s Up, Dad?“. Keesha Sharp als Darstellerin seiner Ehefrau bringt da schon mehr emotionales Gewicht in die Handlung.

„Lethal Weapon“ scheint als „Altherren“-Serie angelegt: Es gibt Sexwitzchen zwischen den Eheleuten, der Gerechtigkeit wird mit Blei genüge getan und an die Konsequenzen der Handlungen der Protagonisten verschwendet man keine Gedanken. Zumindest der Pilot wird durch Crawford und beeindruckende Location-Shots jedoch durchaus sehenswert.

Meine Wertung: 4/​5

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