Major Crimes – Review

Spin-off von „The Closer“ rückt Captain Raydor ins Zentrum – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 28.08.2012, 14:51 Uhr

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Müssen sich erst zusammenraufen: Captain Raydor (Mary McDonnell) und Lt. Provenza (G.W. Bailey).

Das Ensemble

Man hätte wohl kaum eine bessere Hauptdarstellerin als Mary McDonnell für das Spin-Off finden können. Bereits von der ersten Episode an, in der die „Battlestar Galactica“-Veteranin in „The Closer“ zu sehen war, überzeugte sie auf ganzer Linie. Vor allem die Art, wie McDonnell Raydors stoische Fassade in kleinen Momenten immer wieder gezielt bröckeln lässt, beeindruckt. Der Herausforderung, die neue Serie zu tragen, wird sie vollkommen gerecht.

Auf die bereits etablierten Ensemble-Mitglieder ist ohnehin Verlass, wobei vor allem das noch sehr holprige Arbeitsverhältnis von Raydor und Provenza äußerst unterhaltsam anzusehen ist. Die Neuzugänge stellen gelungene Bereicherungen dar. Kearran Giovanni treibt als Detective Amy Sykes die opportunistische Arschkriecherei in kaum erahnte Höhen, zeigt dabei aber so viel Sinn für Selbstironie und komödiantisches Timing, dass man sie dennoch sofort mag.

Buch und Regie

Eine der interessantesten neuen Komponenten ist aber zweifellos die unverhoffte Beziehung zwischen Mutter und Ziehsohn, in der sich Raydor mit Rusty alias Graham Patrick Martin wiederfindet. Showrunner James Duff nutzt die Auseinandersetzungen der beiden geschickt, um Raydors Vergangenheit weiter zu beleuchten, wenn auch zunächst nur in Ansätzen. Dennoch bietet sich hier genug Erzählpotential und emotionaler Sprengstoff, um die erste Staffel mühelos füllen zu können.

Fazit

Da diese moralische Grauzone durchaus schwerer auszuloten ist als der emotionale Zusammenbruch, den die Tatverdächtigen im Angesicht von Chief Johnsons taktischer Wucht zumeist ereilte, muss „Major Crimes“ die wichtigste Feuerprobe noch bestehen und das Publikum auch mit dieser neuen, komplexeren Prämisse zu halten. Inhaltlich ist das Spin-Off auf einem guten Weg, auch wenn die neuen Serie um Mary McDonnell ein paar weitere kreative Impulse vertragen könnte, um noch stärker auf eigenen Beinen zu stehen. Sollte Showrunner James Duff aber nur halb so analytisch und kalkulierend denken wie seine neue Hauptfigur, dann dürfte einer äußerst lohnenden ersten Staffel mit Captain Sharon Raydor kaum etwas im Wege stehen.

Meine Wertung: 4/​5

Alle Bilder: © TNT

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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