Prosit, „Die Muppet Show“!

Kermit und Kollegen erstmals vor 35 Jahren im deutschen Fernsehen – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 03.12.2012, 11:36 Uhr

Würden sich die Show auch lieber zu Hause ansehen: Waldorf und Statler

Die Show hatte auch ihre eigenen News, die „Muppet-Blitz-Nachrichten“. Die waren dann auch so blitzschnell und aktuell, dass der Moderator prompt den eigenen Katastrophen zum Opfer fiel, über die er gerade noch berichtet hatte. Von Killerschafen angefallen, die Entführung des Atlantischen Ozeans überlebt, von einem Klavier fast erschlagen und trotzdem noch immer aufrecht am Schreibtisch! Das soll Wolf Blitzer ihm mal nachmachen. Ähnlich brutal fallen die Behandlungsmethoden in der „Tierklinik“ aus. Die bot für Soap-Fans die „Geschichte eines Quacksalbers, der vor die Hunde gegangen ist“, verkörpert vom braunen Hund und Klaviergenie Rolf. Zusammen mit seinen Krankenschwestern Miss Piggie und Janice, Gitarristin in der Muppet-Band, malträtierte er wehrlose Patienten auf dem OP-Tisch.

Da konnte man sich nur noch in die Utopie eines Science-Fiction-Abenteuers flüchten. Die „Schweine im Weltall“ waren mit ihrem Raumschiff Schweinetrek in fernen Galaxien unterwegs. Deren Crew bestand aus dem unbezwingbaren Captain Ringelschwanz, seinem streitbaren Ersten Offizier Miss Piggy und dem unheimlichen Dr. Speckschwarte. Wie das Raumschiff Orion hatte auch die Schweinetrek ein Bügeleisen an Bord – leider wurde Miss Piggy von ihren Kollegen gezwungen, es auf höchst irdische Weise einzusetzen, zum Bügeln der Wäsche. Neben der Chance zur Emanzipation ließ die Crew auch die Möglichkeit ungenutzt, den Sinn des Lebens zu erfahren. Warum sollte man das Angebot auf die Erlangung einmaligen Wissens auch annehmen, wenn in der Kantine warmes Essen auf einen wartet? Immerhin gingen Ringelschwanz und Co. mit Luke Skywalker (Gaststar Mark Hammill) erfolgreich auf die Suche nach dem vermissen Wookie Chewbacca.

Die Helden aus „Star Wars“ waren nicht die einzigen hochkarätigen Gaststars, die sich in fünf Staffeln und 120 Folgen bei der „Muppet Show“ ein Stelldichein gaben – und mit den widrigen Bedingungen im Theater zu kämpfen hatten. So wurde Shirley Bassey ein unbezahlbarer Haufen Goldbarren unter dem Hintern weggeklaut, während sie „Goldfinger“ sang. „M*A*S*H“-Star Loretta Swit war gezwungen, in wackelnder Kulisse als Hommage an den St. Andreas-Graben „I Feel The Earth Move Under My Feet“ zu singen. Comedy-Ikone Carol Burnett fand sich in einem schier endlosen Tanz-Marathon mit dem zappeligen Power-Schlagzeuger Tier als Partner wieder. Vermutlich hat sie nach dem Herumgewirbele noch heute Muskelkater. Roger Moore wurde von Spionen aufs Korn genommen, die sich als kuschelige Farmtiere getarnt hatten und dank Sylvester Stallone wurde das Theater mit einer ganzen Horde von Groupies überrollt, denen Scooter heimlich Backstage-Tickets verkauft hatte. Mit Mary Roos gab es in der ersten Staffel sogar einen eigens für die deutsche Version eingebauten Auftritt eines Gaststars.

Noch während die „Muppet Show“ lief, feierten Jim Hensons Figuren ihre Kinopremiere. 1979 kam der „Muppet Movie“ in die Lichtspielhäuser, gefolgt von sechs weiteren Filmen bis heute. Der letzte davon, „Die Muppets“ wurde 2011 zu einem großen, internationalen Erfolg. Aber auch ansonsten leben die Muppets nach dem Ende der „Muppet Show“ im Jahr 1981 weiter, in TV-Specials und weiteren Spin-offs wie der Cartoon-Serie „Muppet-Babys“. Selbst ihren eigenen YouTube-Channel haben die Muppets inzwischen. Dort versorgen die liebgewonnenen Figuren ihre Fans seit 2009 mit neuen Clips.

Die Versorgung mit DVDs lässt dagegen noch zu wünschen übrig. Lediglich die ersten drei Staffeln sind erschienen, die restlichen zwei lassen noch auf sich warten. Dabei würden auch Waldorf und Statler die Show lieber auf dem eigenen Bildschirm verfolgen, als im Theater: „Fernsehen hat einen großen Vorteil gegenüber der Bühnenshow!“ – „Oh? Und was für einen?“ – „Den Fernseher kann man abschalten!“

Ralf Döbele/​wunschliste.de
Bild: © Youtube Screenshot

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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