„One Piece“: Produzenten haben Plan für mindestens sechs Staffeln vorbereitet

Macher hinter neuem Netflix-Erfolg über Unterschiede zu „Cowboy Bebop“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 14.09.2023, 16:40 Uhr

„One Piece“: Monkey D. Luffy (Iñaki Godoy) und Co. behalten ihre bekannten deutschen Stimmen – Bild: Netflix
„One Piece“: Monkey D. Luffy (Iñaki Godoy) und Co. behalten ihre bekannten deutschen Stimmen

Die am 31. August veröffentlichte Auftaktstaffel der Real-Adaption „One Piece“ ist bei Netflix und den Zuschauern mit Erfolg in See gestochen: In ihrer zweiten Woche führt die Serie zum zweiten Mal die englischsprachigen Netflix-Top-10 an.

In einem Interview mit Deadline gewährten die beiden führenden Produzenten Marty Adelstein und Becky Clements Einblicke in die Entwicklungsgeschichte, die Knackpunkte der Produktion und die Lehren, die sie aus der kurzlebigen und verpönten Adaption „Cowboy Bebop“ gezogen haben, die ebenfalls unter ihrer Federführung für Netflix entstanden war.

Daneben bestätigten die beiden, dass zusammen mit der Produktion der Auftaktstaffel auch bereits konkrete inhaltliche Pläne für eine zweite Staffel bei Netflix abgegeben wurden – das ist allgemein üblich, damit ein ausstrahlender Sender frühzeitig weiß, was auf ihn im Fall einer Verlängerung zukommt. Darüber hinaus gab es mit dem Showrunner von „One Piece“, Matt Owens, Gespräche, welche Teile und Kapitel der mehr als 1000-teiligen Manga-Vorlage für die Staffeln drei bis sechs verwendet werden könnten.

Marty Adelstein ist ein erfahrener Produzent, der mit ITV als Joint Venture Tomorrow Studios betreibt, das hinter „One Piece“ steckt. Zu seinem Werk gehören Serien wie „Prison Break“, „Snowpiercer“, „Teen Wolf“ und „Hanna“.

Kontakte nach Japan

Laut Adelstein beschäftigt man sich in seinem Studio schon länger mit dem Erwerb von IP (Intellectual Property; bestehende Werke und ihre Adaptionsrechte) in Japan. So kam man auch zu den Rechten an „Cowboy Bebop“.

Als große Lehre aus dem dortigen Fehlschlag zogen die Verantwortlichen bei Tomorrow Studios, dass für einen Erfolg das Wohlwollen des IP-Schöpfers notwendig ist, bei „One Pice“ also von Eiichiro Oda. Bei „Cowboy Bebop“ hatte der Vorlagenschöpfer zunächst kein Interesse an einer eigenen Beteiligung an der Adaption gehabt, stand dem Projekt als solchem aber auch nicht kritisch gegenüber. Erst das Endprodukt hatte er dann verrissen.

Erste Kontakte mit Oda gestalteten sich schwierig, da auch er gar kein Interesse an einer Beteiligung bei einer Real-Adaption hatte. Erst, als er erfasste, dass die Anfrage von einem der Produzenten hinter „Prison Break“ stammte, kamen die Gespräche voran.

Werktreue vs. „ein eigenes Ding machen“

Weiterhin erkannten die Macher, dass es bei allen Freiheiten und notwendigen Abweichungen einer Adaption in ein neues Medium wichtig ist, in einem gewissen Maß dem Original treu zu bleiben – schließlich will man auch die existierenden Fans „abholen“. Bei „One Piece“ habe man daher versucht, den Kern der einzelnen Charaktere aus den Vorlagen herauszuarbeiten.

Andererseits muss man aber eben auch eigene Akzente setzen, dem „Bekannten“ etwas „Neues“ hinzufügen. Das habe man hier bei der Musik gemacht, wo man sich bewusst gegen eine Verwendung des Anime-Themes entschieden habe.

Eine Welt der Piraten

Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung sei die Schaffung des Priatenhintergrunds gewesen, zu dem zahlreiche und unterschiedliche Schiffe gehören. Hier konnte man auf Erfahrungen aus der Piratenserie „Black Sails“ von Starz zurückgreifen, für die Team-Mitglieder ebenfalls schon mit (Holz-)Schiffen und entsprechenden Dreharbeiten zu tun hatten. Daher fiel die Wahl des Drehortes auch auf Südafrika, wo einerseits auch „Black Sails“ entstanden war und andererseits sogar noch einige der damaligen (Schiffs-)Schöpfungen verfügbar waren.

Allerdings geht mit dem Drehort auch einher, dass aufgrund der Wetterverhältnisse (insbesondere zeitweise starken Niederschlägen) dort nur einige Monate lang im Jahr drehen kann. So wäre für eine zu erwartende zweite Staffel aus Sicht der Produzenten auch eine zügige Verlängerungsentscheidung von Netflix sowie ein umgehendes Streikende wünschenswert – „One Piece“ entsteht durch US-amerikanische Drehbuchautoren. Die Dreharbeiten zu den ersten acht Folgen hatten ungefähr sechs bis sieben Monate gedauert, weitere 20 bis 24 Wochen hatte die Nachbearbeitung des Filmmaterials u. a. mit den Spezialeffekten gekostet.

Andererseits hat Netflix laut den Produzenten natürlich auch eigene Rahmenbedingungen, die bestimmen, wann sie neue Folgen von „One Piece“ benötigen würden.

Noch nicht geschichtsträchtig

Die ewige Bestenliste bei Netflix hat „One Piece“ noch nicht erklommen – was nach noch nicht einmal zwei vollen Wochen „Zuschauerdaten“ nicht verwundert, setzt Netflix doch aktuell auf einen Referenzzeitraum von 91 Tagen/​13 Wochen.

Netflix weist seine „offiziellen wöchentlich Top 10“ übrigens immer über den Zeitraum „von Montag bis Sonntag“ aus, in seiner „ersten Woche“ war „One Piece“ allerdings erst an einem Donnerstag verfügbar geworden. Laut offiziellen Netflix-Zahlen sind in den ersten beiden Wochen 37,8 Millionen „Completed Viewing Equivalents“ erzielt worden (Netflix teilt die Anzahl der abgerufenen Stunden bei Serienstaffeln durch die „Laufzeit“, um ein sogenanntes „normalisiertes“ Ergebnis zu erhalten; die acht Folgen von „One Piece“ veranschlagt Netflix mit 7:34 Stunden).

Die Auftaktstaffel von „Wednesday“ führt aktuell die „ewige Top 10 englischsprachiger Serien“ mit 252.100.000 dieser „CVE“ an, die vierte Staffel von „Stranger Things“ bringt es auf 140.700.000. Die Top 10 schließt aktuell „Queen Charlotte“ ab mit 80.300.000 CVE.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1976) am

    Na da kann man auf die Umsetzung von Tony Chopper und Nico Robin sein, mit denen man dann in Staffel 2 rechnen dürfte.

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