FerienSerien: „Die Erbschaft“

Stark gespieltes Familiendrama aus Dänemark startet bei arte

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 09.06.2016, 14:33 Uhr

„Die Erbschaft“ – Bild: DR / Constantin Film
„Die Erbschaft“

Dieser Artikel ist Teil unserer Artikel-Reihe FerienSerien.

Mit „Die Erbschaft“ kommt eine weitere Erfolgsproduktion aus der Serienschmiede des dänischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens DR ins deutsche TV. Diesmal handelt es sich aber nicht um eine Krimiserie à la „Kommissarin Lund“ oder „Die Brücke“, mit denen der Sender international bekannt wurde. Das Familiendrama „Die Erbschaft“ erinnert vom Thema her eher an den ersten Dogma-Film „Das Fest“ von 1998, ist aber nicht weniger spannend als die anderen Serien.

Worum geht es in „Die Erbschaft“?
Die angesehene Künstlerin Veronika Grønnegaard bekommt eine schockierende Diagnose von ihrem Arzt und spürt daraufhin das Verlangen, Kontakt zu ihrer „heimlichen“ Tochter aufzunehmen: Signe (Marie Bach Hansen) ist bei ihrem Vater John und dessen Gattin Lise aufgewachsen – in dem Glauben, Lise sei ihre leibliche Mutter. Entsprechend fällt sie aus allen Wolken, als ihr Veronika erst die Wahrheit erzählt und ihr dann auch noch ihr weiträumiges Anwesen vermacht. Wenig später ist Veronika tatsächlich schon tot und nun sind es deren drei andere erwachsene Kinder, die nicht glauben können, dass sie praktisch enterbt sind – hatten sie doch jeder für sich ganz eigene Pläne mit dem Haus.

Während Signe sich naiv und optimistisch freut, ihre „neuen“ Geschwister kennenzulernen, überlegen Frederik, Emil und die älteste Tochter Gro, wie sie doch noch an ihr Erbe kommen können. Der konservative Familienvater Frederik (Carsten Bjørnlund) sowie der ständig blanke Emil (Mikkel Boe Følsgaard), der ein Projekt in Thailand betreibt, wollen das Anwesen hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Die ehrgeizige Galeristin Gro (Trine Dyrholm) hingegen wollte die Mutter überreden, es mitsamt deren Werken in eine Stiftung zu überführen, um ein Museum daraus zu machen. Schnell steht die ahnungslose Signe im Mittelpunkt der Machtspielchen und Tricksereien ihrer Geschwister. Hinzu kommen die emotionalen Verwerfungen, die sich durch die gänzlich neue Familiensituation ergeben. Und in einem Wohnwagen auf dem Grønnegaard-Gelände lebt auch noch Thomas (Jesper Christensen), Veronikas erster Ehemann, ein Althippie und Lebenskünstler, der plötzlich sein Refugium bedroht sieht …

Hintergründe
In Dänemark lief die erste Staffel von „Die Erbschaft“ bereits 2014, eine zweite folgte Anfang 2015. Als Chefautorin diente Maya Ilsøe. Konzeptionelle Regisseurin ist Pernilla August, die als Schauspielerin Anakin Skywalkers Mutter in der zweiten „Star Wars“-Trilogie verkörperte. Hauptdarstellerin Trine Dyrholm war bereits 1998 in Thomas Vinterbergs „Das Fest“ als Kellnerin Pia zu sehen, jenem Film, mit dem das zeitgenössische dänische Kino seinen internationalen Durchbruch erlebte. Mit Vinterberg arbeitete Dyrholm jüngst wieder für „Die Kommune“ zusammen. Für ihre Rolle in der Tragikomödie über die 1968er-Generation wurde sie dieses Jahr mit dem Silbernen Bären auf der Berlinale ausgezeichnet. Die Konflikte der 68er mit ihren Kindern sind auch in „Die Erbschaft“ ein wichtiges Thema.

Für wen ist „Die Erbschaft“ zu empfehlen?
Wer moderne dänische Serien wie die oben genannten oder auch „Borgen – Gefährliche Seilschaften“ mag oder sich gerne dänische Filme ansieht, wird all deren Stärken auch hier wiederfinden: ein interessantes, vielschichtiges Figurenensemble, eine reizvolle Ausgangssituation, die sich nach langsamem Anfang zunehmend verdichtet, eine unaufgeregte Inszenierung und durchweg starke Schauspieler. Zusätzlichen Reiz gewinnt die Serie durch den Generationenkonflikt zwischen 68er-Eltern und deren Kindern: Wie soll man selbst erwachsen werden, wenn die Eltern es im Geiste nie geworden sind? Heißt Rebellion dann, spießiger zu werden als die eigenen, ach so unangepaßten Hippieeltern? Die angesprochenen Themen sind aber auch so universell, dass sich wohl jeder in diesen Familienkonflikten wiederfinden dürfte.

Verfügbarkeit
Nach der deutschen DVD-Veröffentlichung bei Constantin/​Nadcon kommt die erste Staffel ab heute Abend (9. Juni) auch endlich ins deutsche Fernsehen: arte zeigt sie jeweils donnerstags ab 20:15 Uhr. An den ersten beiden Terminen (9. und 16. Juni) sind je drei Folgen am Stück zu sehen, an zwei weiteren Donnerstagen (23. und 30. Juni) jeweils Doppelfolgen.

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