Drehbeginn: ARD verfilmt das Leben von Udo Jürgens

David Rott, Christian Berkel und Ulrich Noethen in Hauptrollen

Michael Brandes – 06.09.2010

Drehbeginn: ARD verfilmt das Leben von Udo Jürgens – David Rott, Christian Berkel und Ulrich Noethen in Hauptrollen – Bild: ZDF/Christian Charisius

Eine unendliche Geschichte scheint nun doch auf ein Happy End zuzusteuern: Das Leben des singenden Entertainers Udo Jürgen Bockelmann, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Udo Jürgens, wird im Auftrag der ARD verfilmt. Die 2004 erschienene Autobiographie „Der Mann mit dem Fagott“ soll als „große historische Verfilmung“ auf den Bildschirm kommen.

Zum ersten Mal angekündigt wurde der Fernsehfilm bereits im August 2005 von Jürgens persönlich: „Wenn es eine Familie gibt, über die man nach den Buddenbrooks noch etwas erzählen kann, dann ist es wirklich diese Familie von mir. Finde ich jedenfalls“, zog der Sänger einen gewagten Vergleich zum Werk von Thomas Mann. Angekündigt wurde seinerzeit ein Dreiteiler, die Arbeiten seien schon „weit fortgeschritten“ (fernsehserien.de berichtete).

Zwei Jahre später, im August 2007, gelangte das Projekt in die Hände von Regina Ziegler, die einen Zweiteiler für ARD und ORF produzieren wollte. Am Drehbuch arbeitete Felix Huby (Bienzle–„Tatort“), Regie führen sollte Gabi Kubach („Das Bernsteinamulett“). Damals vorgesehen für die Hauptrolle: Udo Jürgens persönlich. Geplanter Drehbeginn: Herbst 2008 (fernsehserien.de berichtete).

Nun beginnen morgen in Wien tatsächlich die Dreharbeiten – allerdings begleitet von personellen Änderungen. Der aufwändige Zweiteiler verknüpft die Lebensgeschichte des Stars mit seiner Familienchronik. Ausgangspunkt der Geschichte ist Jürgens’ Großvater Heinrich Bockelmann, der Ende des 19. Jahrhunderts von Bremen nach Russland auswanderte. Über drei Generationen hinweg spannt sich der Bogen vom Ende der Zarenzeit über die Russische Revolution und die beiden Weltkriege bis hin zum Kalten Krieg und dem Fall der Berliner Mauer 1989. Die Rolle des Udo Jürgens übernimmt David Rott („Die Rebellin“). Seinen Großvater spielt Christian Berkel („Der Kriminalist“), seinen Vater Rudi Ulrich Noethen („Kommissar Süden“). Zum Cast gehören außerdem Valerie Niehaus und Herbert Knaup. „Auch Udo Jürgens selbst wird vor der Kamera stehen“, heißt es in einer ARD-Pressemitteilung. Ausgetauscht wurden der Drehbuchautor und die Regisseurin: Die Regie übernimmt nun Miguel Alexandre („Die Frau vom Checkpoint Charlie“, „Die Patin“). Alexandre schrieb gemeinsam mit Harald Göckeritz auch das Drehbuch. Gedreht wird in Deutschland, Österreich, Tschechien und Russland.

„Wir freuen uns, das ambitionierte Projekt, an dem wir mehr als vier Jahre engagiert gearbeitet haben, gemeinsam mit Ziegler Film, Graf Film, dem ORF und allen Partnern angehen zu können. Anhand der bewegenden Familiengeschichte von Udo Jürgen können wir auch ein Stück deutscher und europäischer Zeitgeschichte erzählen – ein großartiger Stoff!“, freut sich ARD Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan. „Dass unser Buch nun tatsächlich durch einen Film noch einmal auf neue Weise zum Leben erweckt wird, bedeutet mir unendlich viel und manchmal kann ich das selbst noch immer nicht ganz glauben“, so Udo Jürgens zum Drehstart. Die Ausstrahlung von „Der Mann mit dem Fagott“ ist für den Herbst 2011 im Ersten und ORF geplant.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Klar, eine Autobiografie wird, wie der Name schon sagt, von der noch lebenden Person selbst geschrieben. Warum auch nicht, wenn man ein solches Mitteilungsbedürfnis hat? Jedem das Seine, und wenn's gekauft wird -- meinetwegen. Dennoch bin ich der Meinung, dass prominente Autobiografie-Schreiber wie Jürgens einer gewissen Selbstverherrlichung sicher nicht ganz abgeneigt sind... Bei Prominenten kann das Biografieren ja schließlich immer auch jemand anderes übernehmen! Aber egal, von mir aus kann der Udo schreiben, was er will.
    Etwas ganz Anderes sind dagegen übrigens Autobiografien von zuvor unbekannten Menschen (berühmte Beispiele: Das Tagebuch der Anne Frank oder auch Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter"), die übrigens zu der derjenigen Kategorie von Autobiografien gehören, die ich lesen würde -- doch auch das spielt hier natürlich überhaupt keine Rolle.

    Was aber ist das neuerdings für eine seltsame Mode, das Leben von noch lebenden Personen zu verfilmen? Angefangen hat das, glaube ich, mit dem Zeichentrickfilm über Dieter Bohlen. Darüber hat sich die halbe Nation aufgeregt -- zu Recht!
    Jetzt tut der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ähnliches, wenn auch mit älteren (und mir persönlich auch sympathischeren) Figuren, wie etwa Reich-Ranicki. Das Besondere an ihm ist natürlich das Überleben des Holocaust durch Flucht aus dem Warschauer Ghetto usw. Aber irgendwie hat das für mich etwas Seltsames, das Leben einer noch lebenden Person zu verfilmen. Und wenn jetzt mit Udo Jürgens schon ein Entertainer an die Reihe kommt, überkommt mich -- weiß der Kuckuck warum -- irgendwie ein Gefühl von Peinlichkeit. Ist das eine neue Art von Personenkult? Will man dem Udo schmeicheln, ihm gleichsam zu Lebzeiten ein Denkmahl setzen? Hätte man nicht noch ein paar Jährchen oder -- beim Udo weiß man ja nie -- Jahrzehntchen warten können? Liegt es nicht in der Natur der Sache, dass ein Film, der explizit das Leben einer Person erzählt, mit deren Ableben endet?
    Haben wir es mit einem Ausdruck unserer Überflussgesellschaft zu tun, nach dem Motto: Wir haben schon alle Autobiografien der Toten verfilmt, jetzt sind dann halt schon mal die Lebenden dran? Gibt es keine guten Drehbuch-Schreiber mehr, dass man nichts Anderes mehr hat, besser gesagt: nichts Besseres?


    Der Kelte
    • am via tvforen.de

      Ok., du findest es überflüssig, also muss es schon mal schlecht sein. Ich würde mir den Film gerne ansehen - und warum darf derjenige welche nicht selbst auch noch das Vergnügen haben?

      Es gibt sicher auch uninteressante sogenannte Biographien, aber Udo Jürgens ist Mitte siebzig und seit Jahrzehnten erfolgreicher Musikschaffender.
    • am via tvforen.de

      Lies mal sein Buch "Der Mann mit dem Fagott" . Das ist nicht nur eine Autobiografie, sondern ein spannendes Stück Zeitgeschichte!!
    • am via tvforen.de

      Ich finde, einem Menschen wie Udo Jürgens steht es schon zu, seine Biografie
      zu veröffentlichen und ich bin mir sicher, dass viele Menschen das Buch lesen
      oder den Film sehen möchten.

      Ich habe weder das Buch gelesen noch interessiert mich der Film großartig.
      Aber wenn ich zu Hause wäre, dann würde ich ihn mir bestimmt ansehen.
      Das Buch... Na ja, warum nicht?!

      Mir ist jedenfalls lieber, ein Mensch wie Udo Jürgens lässt uns an seinem Leben
      teilhaben als ein Daniel Kübelböck oder dat Naddel.

      Aber eine Frage noch:
      Wo ist Veronica Ferres im Cast??! ;-)))
    • am via tvforen.de

      wie das in der Ankündigung klingt, wird Udo Jürgens und seine Karriere nur als kleiner Teil in der Verfilmung eine Rolle spielen.

      Jürgen Udo Bockelmanns Familie und ihre Rolle in der europäischen Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kunst der letzten 100 Jahre ist ein spannender Stoff, auf deren Verfilmung ich sehr gespannt bin.
    • am via tvforen.de

      christophe schrieb:
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      > wie das in der Ankündigung klingt, wird Udo
      > Jürgens und seine Karriere nur als kleiner Teil
      > in der Verfilmung eine Rolle spielen.
      >
      Dann brauch ich auch keine Verfilmung...

      Ich möchte Udo sehen, seine Weiberei, seine Gepflogenheiten, sein Leben, seine Musik und nicht die Wirtschaftskrisen der Familie Bockelmann...
    • am via tvforen.de

      Ich schau mir mal beides gerne an.
  • am via tvforen.de

    David Rott als Udo. Der hat doch schon als Kaiser Franz in Sisi versagt. Valerie Niehaus noch so eine die nicht schauspielern kann.

    Gruß Waders
    • am via tvforen.de

      "Der Mann mit dem Fagott" dürfte als Grundlage für die Verfilmung dienen.
      Wenn der Dreiteiler so gut ist wie das Buch, kann ich es kaum erwarten!!!!!!

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