2016, Folge 17–32

  • Folge 17
    Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin – bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an, entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu, Zellen sterben ab, ihr Leben steht auf Messers Schneide. Sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird Marnie auch noch ein Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen.
    Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten – und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein und spekuliert, dass sie sich selbst verletzt haben könnte. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung. „Ich habe immer gedacht, wenn so ein Unfall mal eintreten sollte, dann wird einem auch geholfen.
    Doch ich war perplex, als ich merkte, dass es eben nicht so ist – und was für eine Maschinerie da auch hinter steckt.“ Weil Marnies Unfallversicherung lange nicht zahlt, können ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen. Das elterliche Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind ohne jeden Verdienst düster. Zwischendurch wohnt sie sogar eine Zeit lang im Altenheim, weil sie dort besser gepflegt werden kann. Trotz der Amputation, trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen. Auch wenn mittlerweile auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen ist, gibt sie wieder Reitunterricht.
    Sie trifft Freunde, spielt in einer Behindertensportgruppe Badminton und Tischtennis. Und hofft weiterhin, dass sie eines Tages mit dem verbliebenen Bein und einer Prothese wieder laufen kann. Schließlich, nach Jahren, kommt es sogar zu einer Einigung mit ihrer privaten Unfallversicherung, sie zahlt einen Teil der Schadenssumme. Die finanziellen Sorgen sind nun endlich gemildert. Doch Marnies Leben wird nie wieder dasselbe sein. Sie kann nicht mehr darauf vertrauen, dass Menschen, die in Not geraten, auch geholfen wird. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.06.2016WDR
  • Folge 18
    „Wer kämpft, der kann verlieren, und wer nicht kämpft, der hat schon verloren“, das ist das Motto von Brigitte und Georg Weber. Die beiden Wuppertaler haben eine Bürgerinitiative gegründet. Sie wollen verhindern, dass eine Klinik für psychisch kranke Straftäter in ihrer Nachbarschaft gebaut wird. Ihre Kinder müssten jeden Tag auf dem Weg zur Schule am Haupteingang der Forensik vorbeigehen. Die Webers und ihre Mitstreiter wollen nicht jeden Tag eine Mauer mit Stacheldraht sehen, keine Angst haben vor möglicherweise noch gefährlichen Freigängern. Familie Weber und ihre Bürgerinitiative stehen nicht alleine.
    Die ganze Stadt ist gegen das Projekt des NRW-Gesundheitsministeriums. Das braucht dringend neue Plätze für Straftäter, die therapiert werden müssen. Die Zahl der Patienten steigt, und das Land plant 750 neue Klinikplätze – bis 2020. Ein schwerer Stand für den Maßregelvollzugsbeauftragten NRW, Uwe Dönisch-Seidel. Der Psychologe ist neben der Forensik in Bedburg-Hau groß geworden, hat einen Teil seiner Ausbildung dort gemacht. Er versteht die Ängste von Anwohnern. Doch er hält sie letztlich für unbegründet. 80 Prozent der Patienten in forensischen Kliniken würden als geheilt entlassen.
    Auch Svenja und Arndt Herkenberg wollen mit ihrer Bürgerinitiative etwas verhindern. Ebenfalls in Wuppertal. Ihr „Supergau“ ist eine Seilbahn. Die soll, wenn die Vision von Stadtverwaltung und Stadtwerken Wirklichkeit wird, direkt über ihrer idyllischen Siedlung gondeln. „Wir haben über drei Jahre nach einem Baugrundstück gesucht, was stadtnah ist und im Grünen liegt, was ruhig ist. Wir haben sogar noch in den Bebauungsplan geguckt, dass uns hinten an dem Wald nicht irgendwann Häuser hingesetzt werden können, ja und jetzt kommt die Seilbahn.“ Was die Idylle der Herkenbergs gefährdet, ist für Ulrich Jaeger eine zukunftsweisende Verkehrsidee.
    Als Geschäftsführer der Wuppertaler Stadtwerke mobil ist er überzeugt von diesem Projekt für alle Wuppertaler. Eine Seilbahn vom Tal hinauf auf die Höhen der Südstadt – mit Mittelstation an der Universität für rund 17.000 Studenten ist für ihn umweltfreundlich, schnell und behindertengerecht. Viel weniger Busse müssten die langen Steigungen hinauf. Das bedeutet weniger Lärm und weniger Abgase, schwärmt er. Aber Gondeln im 30 Sekunden Takt von morgens bis abends direkt über dem Einfamilienhaus – ein Albtraum für die Herkenbergs und ihre Nachbarn.
    Hysterisch wollen sie nicht rüberkommen, weder Herkenbergs noch Webers. Sie wollen mit rationalen Argumenten die Pläne von Stadt und Land torpedieren. Die zeigen sich zwar gesprächsbereit, aber sie bleiben dabei: Ihre Projekte mögen Einzelnen nicht gefallen, aber sie seien gut für viele andere. Innovative Projekte ja, aber „not in my backyard“. Was bringt es, wenn BürgerInnen sich gegen Projekte für die Allgemeinheit zur Wehr setzen? Und wer entscheidet, ob sich der Einzelne zum Wohle Aller einschränken muss? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.07.2016WDR
    ursprünglich für den 02.06.2016 angekündigt
  • Folge 19 (45 Min.)
    Ute ist 46 Jahre alt, als sie die Diagnose Brustkrebs bekommt. Bald stellt sich heraus: Die Gelsenkirchenerin hat bereits Metastasen in der Lunge, der Leber, den Knochen und auch im Gehirn. Ihr Arzt eröffnet ihr, dass sie nicht mehr lange leben wird. Ein Schock, nicht nur für Ute, sondern auch für ihren 13jährigen Sohn David, mit dem sie zusammenlebt. Denn nun ist klar, dass David ganz bald ohne Eltern sein wird. Utes Mann und Davids Vater Gerd ist bereits vor vier Jahren gestorben, ganz plötzlich. Als Ute klar wird, dass ihr Sohn bald Waise ist, entscheidet sie, David ihre Krankheit nicht zu verheimlichen, sondern ihn von Anfang an mit einzubeziehen.
    Auch, als es ihr noch vergleichsweise gut geht und sie wenige Beschwerden hat, werden Krankheit und der nahende Tod Thema zu Hause. Ute will alles so vorbereiten, dass ihr Sohn ihren Tod verkraften und weiter behütet in einem neuen Zuhause groß werden kann. Und sie holt sich Hilfe bei einer Trauerbegleiterin. Davids Schule und seine Klassenkameraden werden informiert, das Sorgerecht dem Onkel übertragen. Viel langsamer als anfangs erwartet schreitet der Krebs voran. Aus den prognostizierten sechs Monaten bis zum Tod werden mehr als zwei Jahre. Jahre des Leidens, der Angst und der Ungewissheit, aber auch eine wertvolle, besondere Zeit für Ute und ihren Sohn.
    Menschen hautnah-Autorin Justine Rosenkranz hat die beiden in diesen zwei Jahren begleitet. Ute und David fahren gemeinsam mit der Familie ihres Bruders in den Urlaub an die Nordsee. Die Mutter erzählt ihrem Sohn in dieser Zeit die Geschichten ihres Lebens, die mit ihrem Tod verloren gehen werden. Auch ihre Wünsche und Hoffnungen für seine Zukunft sind Gesprächsthema. In diesen Monaten schaffen es die beiden auch, Krankheit und Tod auszublenden und einfach nur Spaß miteinander zu haben. Und doch muss David erleben, wie seine Mutter, die insbesondere nach dem Tod seines Vaters der einzige Bezugspunkt seines Lebens war, immer schwächer und schwächer wird.
    Ute verbringt immer wieder viele Wochen im Krankenhaus, David lebt in dieser Zeit bei seinem Onkel und seiner Tante. Wenn seine Mutter zuhause ist, pflegt er sie und lässt sie nur allein, wenn er in die Schule muss. Bis schließlich das Unvermeidliche geschieht und Ute stirbt. Auch danach durfte Autorin Justine Rosenkranz David weiter begleiten und erleben, wie der inzwischen 15-Jährige mit dem Verlust umgeht. Und ein neues Kapitel in seinem jungen Leben beginnt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.08.2016WDR
  • Folge 20
    Anstrengender Beruf, quengelnde Kinder, stapelweise dreckige Wäsche und auch noch gut aussehen. Wer soll das unter ständigem Zeitdruck bewältigen? Immer mehr Mütter schaffen es nicht. Sie landen in der Erschöpfungsfalle. Burn-out ist längst keine Managerkrankheit mehr. Die Fachkliniken für gestresste Mütter sind überfüllt. Zwischen 2003 und 2015 ist die Zahl der Erschöpfungsdiagnosen beim Müttergenesungswerk um fast 40 Prozent angewachsen. Bei den Kliniken gibt es Wartezeiten bis zu einem Jahr. Dana H. aus Issum am Niederrhein ist verheiratet, arbeitet in Teilzeit und hat drei Kinder.
    Nach einem körperlichen Zusammenbruch hat der Hausarzt der 46-Jährigen dringend empfohlen, eine Kur zu machen. Dana H. lehnt ab, doch ihre Familie erkennt den Ernst der Lage und überzeugt sie schließlich. Im Sommer 2015 beginnt sie eine Mütterkur in den Bergen, wo sie sich allein auf sich konzentrieren kann. Die dortige Psychologin: „Wenn man mal überlegt, dass jetzt die Mutter, die zu Hause wie selbstverständlich alles regelt, nicht da ist und jetzt müssen plötzlich Kinder und Vater ran, dann ist später auch die Anerkennung sehr viel höher.
    Die Familie merkt: Mama macht ja neben ihrer Arbeit noch enorm viel.“ Für Dana ist die Mütterkur erholsam und schwierig zugleich. Erst jetzt spürt sie, was in ihrem Leben falsch läuft. Steffi M. ist alleinerziehend, hat eine Tochter und arbeitet als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Witten. Auch sie ist psychisch am Limit und sagt: „Ich habe festgestellt, dass die meisten Leute gar nicht damit klar kommen, wenn ich nicht funktioniere. Das scheint denen Angst zu machen, also funktioniere ich immer weiter.“ Steffi weiß, auf Dauer kann sie so nicht mehr leben.
    Sie entscheidet sich für eine Mutter-Kind-Kur. Ihre Tochter Sophie wird während der Zeit von Lehrern betreut, damit auch eine Alleinerziehende mal Kraft tanken kann. Den Müttern, die eine Kur machen, stehen Psychologenteams zur Seite. Das Credo in der Kur lautet: auch mal an sich denken, und nicht immer nur für andere da sein und funktionieren. „Die Anforderungen an Mütter sind höher geworden. Frauen sollen arbeiten gehen und erwerbstätig sein, Frauen sollen die Kinder so fördern, dass später auch was aus ihnen wird, das ist eine Doppel- und Dreifachbelastung, die dann eben auch zur Erschöpfung führt“, sagt die Psychologin Dagmar Müller.
    Steffi lernt in der Kur viel über sich selbst. Trotzdem kann sie nicht vom stressigen Alltag abschalten, denn zu Hause läuft längst nicht alles so wie es soll. „Menschen hautnah“-Autorin Diana Ahrabian begleitet die beiden erschöpften Mütter im stressigen Alltag, während und nach der Kur. Der Film zeigt, wie schwierig es für alle Beteiligten ist, wenn Mütter nicht mehr so funktionieren können und wollen, wie sie es jahrelang getan haben. Manchmal zerbricht darüber sogar ihre Beziehung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.08.2016WDR
  • Folge 21
    Der junge Vater Stefan Lamm, der nach außen ein perfektes Bild abgibt, bringt im Januar 2012 seine Frau, die beiden kleinen Kinder und zum Schluss sich selbst um. Er steckt die Wohnung in Brand. Übrig bleibt ein Abschiedsbrief, der zeigt, wie akribisch Lamm den erweiterten Suizid geplant hat. Freunde und Verwandte waren ahnungslos. Sie sind vier Jahre nach der Tat immer noch geschockt. Warum löscht ein Mann, fleißig im Beruf und immer lieb zu seinen Kindern, seine Familie aus? Hätten wir vorher etwas merken müssen? Die Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle haben jahrelang recherchiert, bis endlich Angehörige in der Lage und bereit sind, über die Tat und das Trauma danach zu reden.
    Die Eltern der ermordeten Yvonne suchen immer noch nach dem einen, triftigen Grund für die Tat. Sie fanden heraus, dass Stefan Lamm 30.000 Euro Schulden hatte. Aber ist das ein Grund für eine solche Verzweiflungstat? Er hätte doch Hilfe bekommen. Yvonnes bester Freundin Jenny fiel auf, dass Stefan Lamm immer der Beste, immer perfekt sein wollte. Er habe sogar im Anzug renoviert. Hätte sie etwas merken müssen, etwas sagen sollen? Die meisten Vorwürfe macht sich Freund André, der in den letzten Monaten vor dem Mord bemerkt hatte, wie stark sich Stefan veränderte, aber über Probleme nicht reden konnte.
    Die Tragödie aus Langenfeld ist kein Einzelfall: Die Familienfassade ist heil, Brüche und Probleme werden mit aller Kraft verdeckt, bis die Tat für den Täter unausweichlich scheint. Für die Einordnung des Einzelfalls sorgen zwei Psychologinnen. Heidi Kastner von der Uni Linz – eine Koryphäe in der Begutachtung von Tätern – hat Stefan Lamms langen Abschiedsbrief analysiert. Sie erkennt eine narzisstische Störung – häufig die Ursache für einen erweiterten Selbstmord. Erika Jungbluth behandelt in ihrer Praxis viele narzisstisch gestörte Patienten. Sie fallen kaum auf in einer Gesellschaft, in der Selbstoptimierung und Perfektionismus als erstrebenswert gelten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.09.2016WDR
  • Folge 22 (45 Min.)
    Ein Mann tötet seine Frau. Er vergräbt sie im Keller und erzählt seinen Kindern, dass die Mutter die Familie verlassen habe. Fünf Jahre wird es dauern, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Was in einem Familiendrama endet, begann einst unbeschwert und glücklich. Die Eltern arbeiten als junge Leute im gleichen Hotel als Kellner, verlieben sich, heiraten. 20 Jahre lang wirken die Eheleute nach außen absolut glücklich. Zwei Kinder, ein Junge, ein Mädchen. Doch das Paar hatte sich längst zerstritten. Immer wieder ging es ums Geld, um Schulden – und darum, wie es weiter gehen soll. An einem Morgen im Jahr 2008 dann eskaliert der Streit.
    Der Mann erwürgt seine Frau im Badezimmer des gemeinsamen Hauses und betoniert die Leiche dann im Keller des Hauses ein. Er erzählt allen, dass seine Frau ihn nach einem heftigen Streit verlassen habe. Christina, seine Tochter, hört vom Vater jahrelang diese Geschichte, dass die Mama das Familienleben nicht mehr wollte. Die Tochter verzweifelt an der Ungewissheit. Sie sucht die Schuld bei sich, denkt, dass sie zu aufmüpfig war, dass die Mama sie nicht mehr lieb hat. Aber sie hofft jeden Tag auf einen Anruf von ihrer Mutter. Die Polizei nimmt keine Vermisstenanzeige auf, weil der Ehemann glaubhaft vermittelt, seine Frau sei nach dem Streit einfach gegangen.
    Niemand zweifelt im Lauf der Jahre an dieser Geschichte, bis Christina volljährig wird und sich an die Medien wendet. Daraufhin wird auch die Polizei aktiv – und nun gerät der Vater in den Fokus. Christina will nicht glauben, dass ihr Vater etwas mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun haben könnte. „Papa ist ein herzensguter Mensch“, betont sie immer wieder. „Der kann keiner Fliege was zuleide tun.“ Bei einer Hausdurchsuchung kommt die Wahrheit ans Licht – und für Chrissy verliert den Halt, weiß nicht mehr, wem oder was sie glauben kann.
    „Er hat mich fünfeinhalb Jahre lang belogen, war aber auf der anderen Seite ein guter Vater. Das macht die Sache fürchterlich schwer“, sagt sie. „Er ist der Mörder meiner Mutter und er ist aber auch gleichzeitig mein Papa.“ Heute muss Christina ins Gefängnis fahren, wenn sie ihren Vater sehen will. Kann die Tochter ihrem Vater, dem Mörder jemals verzeihen? Kann der Vater seiner Tochter erklären, warum er so gehandelt hat? Die Autoren Jule Sommer und Udo Kilimann rekonstruieren das Familiendrama mit Christina und ihrem Vater, dem ermittelnden Kriminalkommissar und dem Psychiater, der den Vater fürs Gericht begutachtet hat. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.09.2016WDR
  • Folge 23
    „Die Jungs waren unzertrennlich, beste Freunde seit dem Kindergarten.“ Beate und Bernd Marx sind immer noch erschüttert, wenn sie berichten, wie ihr Sohn mit dem zwei Jahre älteren Marc von morgens bis abends auf ihrem Bauernhof Trecker fuhr, Feldarbeit verrichtete oder die Pferde striegelte. Leon, ihr Sohn und sein enger Begleiter Marc, der quasi zur Familie gehörte. Marc ist der Mörder ihres Sohnes, der bei fast jeder Familienfeier dabei war. Im beschaulichen Geseke, einer Kleinstadt im Ostwestfälischen, ereignet sich am 24. Juni 2014 ein grausiges Verbrechen. Ein 19-Jähriger richtet seinen besten Freund (17) auf grausame Weise hin.
    Warum? Diese Frage beschäftigt seitdem einen ganzen Ort. Neid, weil sein Freund Leon alles hatte? Streitereien um Mädels? Laut Verteidigung seien dies wohl die Motive für den in der Presse bezeichneten „Scheunenmord“. Doch reichen sie aus zur Erklärung eines derartigen Mordes? In einem spektakulären Prozess vor dem Landgericht Paderborn wird der 19-jährige Angeklagte Ende 2014 wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Eltern des Opfers, Beate und Bernd Marx, legen vor dem Bundesgerichtshof Revision ein.
    Das Urteil ist ihrer Meinung nach zu gering ausgefallen. Der BGH gibt der Familie Recht und hebt Ende 2015 das Urteil auf. Der gesamte Prozess wird nun in Paderborn wieder aufgerollt. Brisant an dem Fall: Nur zwei Wochen vor dem Mord des Sohnes stirbt schon Bernhard Marx’ Bruder – wie er Nebenerwerbslandwirt. Bernd Marx findet seinen Bruder auf dessen Hof, betrunken von der Treppe gestürzt. Doch merkwürdige Veränderungen im Haus stellen eine ganze Familie noch immer vor Rätsel. Zwei Tote in einer Familie innerhalb von nur zwei Wochen. Eine Verbindung zwischen beiden Fällen schließt die Staatsanwaltschaft aus.
    Familie Marx muss nun ohne ihren Sohn und ohne den Bruder auskommen. Neben der Trauer eine enorme Belastung, denn beide haben auf dem 80 Hektar großen Bauernhof intensiv mitgearbeitet. Im Gefängnis lässt sich der Täter Marc zum Elektriker ausbilden. Von seinem Opfer Leon bleibt den Eltern nur ein überlebensgroßes Poster in seinem Kinderzimmer. Und neben der Hoffnung auf ein gerechtes Urteil für den Mörder ihres Sohnes hoffen sie auf eine Antwort auf die Frage: Warum kam es zu dem grausamen Mord? Hätte jemand vorher etwas merken und den Tod ihres geliebten Sohnes verhindern können? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.09.2016WDR
  • Folge 24
    Janine und Torben sind 27 Jahre alt. Das Ehepaar aus Ostwestfalen verbindet eine große Liebe. Sie wünschen sich von ganzem Herzen ein Kind. Seit Jahren versucht Janine, schwanger zu werden, doch ohne Erfolg. Fast 20 Prozent aller Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Darüber reden will kaum einer. Es ist ein Tabu, das mussten auch Janine und Torben erfahren. Wie oft haben sie zu hören bekommen: „Ihr konzentriert euch nur auf eure beruflichen Karrieren! Wollt ihr gar kein Kind?“ Offenbar meinen viele Menschen, ungewollte Kinderlosigkeit sei ein Versäumnis von Paaren, die zu lange mit der Familienplanung gewartet haben.
    Doch Janine und Torben sind noch jung, unter 30 Jahre alt. Ihre Kinderlosigkeit hat körperliche Ursachen. Auf natürlichem Wege schwanger zu werden ist für Janine und Torben fast unmöglich. Das junge Ehepaar begibt sich in eine Kinderwunschbehandlung. Eine große Belastung für die Beziehung. Janine und Torben ordnen ihr Leben dem Kinderwunsch unter. Sie tun alles, damit Janine schwanger wird. Sämtliche Urlaubstage werden für die Arzttermine geopfert, alles dreht sich um die Behandlung. Janine schluckt Hormone, um möglichst viele Eizellen reifen zu lassen. Die Medikamente haben starke Nebenwirkungen.
    Oft kann Janine nur unter Schmerzen arbeiten. Aber für ein eigenes Kind würde sie alles geben. In der Sendereihe „Menschen hautnah“ hat Florian Aigner das junge Ehepaar zwei Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Als eine weitere künstliche Befruchtung fehlschlägt, fällt Janine in eine Depression. Sie fühlt sich als Frau minderwertig. Torben kann ihr nicht helfen. Eine schwere Prüfung für die junge Ehe. An dem Schicksal der ungewollten Kinderlosigkeit zerbrechen viele Beziehungen. Wenn die Sehnsucht nach einem Kind unerfüllt bleibt, droht die Liebe zu scheitern. Werden Janine und Torben als Paar diese schwere Zeit überleben? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.10.2016WDR
  • Folge 25
    Elf Jahre lang ging Nenad M. auf eine Förderschule in Köln. Er galt als geistig behindert. Jetzt will der 19-Jährige das Land NRW verklagen. Er will beweisen, dass die Diagnose der Experten falsch gewesen ist. Es wäre die erste Klage dieser Art in Deutschland. Als Nenad M. eingeschult wurde, konnte er kein Deutsch. Er sprach nur Romanes, die Sprache der Roma. So wie seine Eltern, die vor Krieg und Elend aus Serbien nach Deutschland geflohen waren. Die Lehrer beauftragten Sonderpädagogen, den verängstigten Jungen, der in der Klasse kein Wort sagte, zu begutachten.
    Das Ergebnis: Nenad habe einen IQ von 59. Damit galt Nenad als geistig behindert. Er kam auf eine Förderschule für geistige Entwicklung. „Ich wusste immer, dass ich da nicht hingehöre“, sagt Nenad. Er habe auf der Schule keine Freunde gehabt und sich ständig unterfordert gefühlt. Doch niemand sah das. Weder seine Lehrer noch seine Familie. Erst Kurt Holl, ein Kölner Pädagoge und Aktivist, der sich seit Jahrzehnten für die Rechte der Roma einsetzt, ist Nenads Rettung.
    „Ich habe ihm gesagt, dass ich die Schule wechseln und einen Schulabschluss machen will“, erinnert sich Nenad. Mit Hilfe des Kölner Elternvereins mittendrin holte Kurt Holl Nenad aus der Förderschule raus und meldete ihn kurzerhand auf einem Kölner Berufskolleg an, wo Nenad, der vermeintlich geistig Behinderte, heute einer der Besten in seiner Klasse ist. Auch Marcel L. aus Duisburg hatte Handicaps, als er eingeschult wurde. Er kam aus schwierigen sozialen Verhältnissen und hatte einen schweren Sprachfehler. So kam er zunächst auf eine Förderschule für schwer Erziehbare.
    Doch auch er schaffte es auf eine Regelschule – weil er einen Lehrer hatte, der sein Potential erkannte. Der ehemalige Förderschüler bereitet sich heute auf einer Gesamtschule auf das Abitur vor. Wie viele Schüler aber schaffen den Sprung von der Förderschule ins Regelschul-System? Ist Marcel ein Einzelfall? Verlässliche Statistiken hierzu gibt es nicht. Marcel gibt heute anderen Förderschülern Mut. Sie sollen an sich glauben, sich behaupten und für einen Schulwechsel kämpfen.
    Nenad will das Land NRW auf Schadensersatz und Schmerzensgeld verklagen, weil ihm Zeit gestohlen und Bildung vorenthalten wurde. Doch er braucht ihn schwarz auf weiß: den Beweis, dass das Schulsystem einen völlig normal begabten Jungen auf eine Förderschule für geistige Entwicklung geschickt hat. Konnten hochqualifizierte Experten sich so irren? Nenad muss einen neuen IQ-Test machen, um zu beweisen, dass er normal intelligent ist. Davor fürchtet er sich. Was, wenn die Lehrer damals doch Recht hatten? Was, wenn er doch geistig behindert ist? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.10.2016WDR
  • Folge 26
    Am Anfang war der Charme des Ungewöhnlichen und Wagemutigen. Ein paar Brandenburger Landratten wollten mit einem alten Fischkutter aufs Mittelmeer, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Dann geschah, was kaum einer erwartet hatte: Die Sea-Watch rettete über 2.000 Menschen das Leben, Unterstützer spendeten über eine Million Euro. Die Reibungsverluste auf dem kleinen und maroden Schiff waren allerdings enorm, die Organisation ein Chaos. Schon im vergangenen Jahr hatte Menschen hautnah – Autor Peter Podjavorsek die Sea-Watch auf einer ihrer ersten Ausfahren begleitet und wurde Zeuge, wie das kleine Sea-Watch-Boot über 1.000 Menschen vor dem Ertrinken rettete.
    Ein Jahr nach dem Start ist Sea-Watch professioneller geworden. Die Organisation hat ein neues Schiff, die Sea-Watch 2, gekauft, größer und besser als das Alte. Gleichzeitig wurde ein Ultraleichtflugzeug angeschafft. Ruben Neugebauer, von Anfang an bei Sea-Watch dabei, hat extra einen Flugschein gemacht, um die Maschine über die Alpen zu fliegen und Aufklärungsflüge vor der Küste Libyens durchzuführen. So will Sea-Watch die Suche nach Flüchtlingsbooten verbessern.
    Kritik, dass es schon genug Flüchtlinge in Deutschland gäbe, will Ruben nicht gelten lassen. Der 27-Jährige glaubt nach wie vor an eine offenere und gerechtere Welt: „Ich bin in Deutschland per Zufall geboren. Das waren die goldenen Jahre, in denen ich groß geworden bin. Und ich hab dafür nichts getan. Und dann frag ich mich halt auch, mit welchem Recht ich mir herausnehmen soll zu sagen: Für mich soll das alles da sein, aber für andere nicht.“ Zunächst beginnen die Rettungsaktionen wie erwartet. Die Schiffscrew rettet hunderte Flüchtlinge vor dem Ertrinken.
    Doch plötzlich treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Bei einer ihrer Rettungsaktionen ist die Schiffsbesatzung mit der libyschen Küstenwache konfrontiert. Nach langem Flug aus Deutschland nach Djerba erhält das kleine Sea-Watch-Flugzeug von den tunesischen Behörden keine Fluggenehmigung. Wochen später kommt es auf hoher See zu einem Überfall. Ein Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen wird vor der Küste Libyens von einer Gruppe bewaffneter Männer geentert. Was tun? Können die Freiwilligen der Sea-Watch angesichts dieser Bedrohung ihre Mission überhaupt weiterführen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.10.2016WDR
  • Folge 27
    Mit 43 Jahren fragt sich die Verlagsangestellte Marina S., ob sie wirklich noch bis zur Rente „an einem Schreibtisch“ arbeiten wollte. Auf der Suche nach etwas Neuem beginnt sie Stellenanzeigen zu wälzen und stolperte dabei über eine Anzeige mit dem Text „SOS-Kinderdorfmutter gesucht“. Die Anzeige will ihr nicht wieder aus dem Kopf; klingt das, was dort beschrieben wurde, doch so anders als alles, was sie bislang gemacht hat. Nach einem einjährigem Praktikum in einem Kinderdorf und anschließender dreijähriger Ausbildung zur „Erzieherin für Jugend- und Heimerziehung“ ist es soweit: Marina wird eine eigene Kinderdorf-Familie gründen.
    Ihr Lebensgefährte Thomas trägt die Entscheidung mit, auch wenn er weiß, dass er seine Marina ab sofort mit den Kindern wird teilen müssen. Meist sind es zwischen vier und sechs Kinder, die zu einer SOS-Familie gehören. Marina wird also praktisch über Nacht Chefin einer Großfamilie, Managerin, Erzieherin – aber kann sie auch die Mutter sein? „Ich bin jetzt die Frau, die fremde Frau – die ihnen morgens, mittags, abends eine Mahlzeit gibt und sich mit ihnen beschäftigt und spielt und sie ins Bettchen bringt und ich hoffe, dass aus der fremden Marina eine Vertraute wird.“ Filmemacher Frank Papenbroock begleitet Marina ein Jahr lang bei dieser Familiengründung der etwas anderen Art.
    An einem Abend im August kommen die ersten beiden Geschwisterkinder, kurz danach drei weitere Geschwisterkinder – sie alle sind aus mehr oder minder schwierigen familiären Verhältnissen. Was brauchen diese Kinder? Regeln, Erziehung, Sicherheit? Oder brauchen sie auch Liebe? Welche Rolle spielen die leiblichen Eltern und wie schafft es Marina, diesen Kindern zu geben, was sie brauchen? Der Film lotet aus, was es heißt Kinderdorfmutter zu sein. Das Ergebnis ist ein Langzeitporträt, das den allmählichen Wandel in einer neu entstandenen Ersatzfamilie zeigt und Einblick in die geschlossene Welt eines Kinderdorfs gewährt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.11.2016WDR
  • Folge 28
    „Da ist auf irgendeine Weise das Vertrauen ineinander verloren gegangen“, sagt Coni Knöfel. Sie ist Umgangsbegleiterin und betreut Paare, die sich nur noch um ihre Kinder streiten. Manchmal ist es allein die neue Frisur der Kleinen, die schon Anlass zu Ärger gibt. Deshalb regelt Coni Knöfel Übergaben, Kindergeburtstage, Urlaubszeiten und vieles mehr. Sie begleitet zum Beispiel die 9-jährige Charlize zu allen Treffen mit ihrem Vater. Das Mädchen sieht ihren Papa alle 14 Tage für eineinhalb Stunden. Charlize Vater ist über die Umgangsbegleitung nicht begeistert, aber ohne Coni Knöfel hätte er seine Tochter zunächst nicht mehr sehen dürfen.
    In 80 Prozent der Fälle sind es Väter, die Coni Knöfel beim Umgang begleitet. Die Umgangsbegleitung wird vom Jugendamt angeboten, manchmal auch vom Gericht angeordnet. Zwischen Charlize Vater und seiner Ex-Frau gibt es trotz Umgangsbegleiterin immer wieder Ärger. Ihre Tochter Charlize leidet unter der angespannten Situation. Als Einmischung in ihr Leben empfindet Grit die Arbeit von Coni Knöfel. Grit ist Mutter von zwei Töchtern, die beim Vater leben. Sie möchte, dass ihre Kinder wieder bei ihr wohnen.
    Ein Gerichtsverfahren folgt auf das nächste und es gibt keinen Frieden in der Familie. Coni Knöfel soll verhindern, dass der Streit über die Kinder ausgetragen wird. Doch das ist schwierig und irgendwann eskaliert die Situation. Coni Knöfel ist häufig der Buhmann: „Die Verletzung, die die Eltern mit sich herum tragen, sind häufig so unerträglich schlimm und schmerzen. Denen geht’s wirklich schlecht. Und dann ist diese Ablehnung und Verachtung, die sie mir teilweise entgegen bringen, die einzige Möglichkeit, die Situation auszuhalten.“ Bei dem dreijährigen Elias geht der Streit der Eltern sogar so weit, dass sie es nicht in einem Raum miteinander aushalten.
    Und dann fällt der kleine Elias beim Vater auch noch in den Fluss, das hatte die Mutter schon lange befürchtet. Für sie ein Grund, erstmal alle Besuche von Elias beim Vater abzusagen. Coni Knöfel ist wieder gefordert. Wird sie es schaffen, die Eltern zum Wohle des Kindes doch noch an einen Tisch zu bringen? Menschen hautnah filmt die Umgangsbegleiterin Coni Knöfel sechs Monate lang bei ihrer Arbeit und zeigt, was Eltern sich und ihren Kindern antun. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.11.2016WDR
  • Folge 29
    Als Susanne Reichardt 45 Jahre alt ist, heiratet die fünffache Mutter den Heilpraktiker Siegfried Reichardt. Es ist ihre zweite und seine vierte Ehe. Diesmal scheint es die ganz große Liebe zu sein: „Ich dachte, dieser Mann ist das Absolute, er trägt mich auf Händen, der guckt, dass es mir gut geht, und immer das: Wenn Dir was fehlt, ich bin ja Mediziner, ich sorg mich um dich, ich mach alles.“ Zehn Jahre später ist klar, dass diese Liebe nicht nur gescheitert ist, sondern auch Folgen für Susanne Reichhardts Gesundheit hat.
    Schon kurz nach der Hochzeit beginnen die Probleme. Susanne Reichhardt fühlt sich von ihrem Mann dominiert und ist unglücklich. Zwei Jahre später entdeckt Susanne Reichhardt plötzlich einen Knoten in ihrer Brust. Ihr Mann behandelt sie daraufhin mit alternativer Heilmedizin, aber die Mittel helfen nicht. Es geht ihr immer schlechter und sie muss ins Krankenhaus. Dort drängen die Ärzte auf Chemotherapie. Siegfried Reichardt überzeugt seine Frau jedoch, keine Chemotherapie zu machen.
    „Er hat mir das so lange ausgeredet, dass Chemotherapie überhaupt keine Heilungschance bewirkt. Kein Arzt würde an sich selber oder seiner Familie jemals eine Chemo durchführen lassen.“ Der Tumor wächst in Folge ungehindert weiter und bricht schließlich durch die Haut. Wieder kommt sie ins Krankenhaus. Die dortigen Ärzte sind über ihren Zustand entsetzt und sie bekommt ihre erste Chemo. Trotzdem kehrt Susanne Reichhardt zurück in das gemeinsame Zuhause, denn ihr Mann verspricht, sich gut um sie zu kümmern.
    Das Siechtum der Susanne Reichhardt geht weiter. Nach drei Tagen zu Hause geht es ihr so schlecht, dass sie in Todesangst die Polizei ruft. Die Beamten lassen sie sofort per Notarzt in die Klinik bringen. Nun endlich – mit Hilfe ihrer Kinder – wird ihr klar, dass sie ihrem Mann viel zu lange vertraut hat. Doch für Susanne Reichhardts Körper ist es längst zu spät, die Ärzte diagnostizieren Brustkrebs im Endstadium. Fachärzte, die Susanne auf ihrem Leidensweg kennen lernen, erheben schwere Vorwürfe gegen den Heilpraktiker Siegfried Reichardt.
    „Die Therapien, die er eingesetzt hat, konnten einfach nicht zur Heilung führen. Das hätte ihm klar sein müssen, nachdem er 3 Jahre ohne Erfolg behandelt hatte. Das ist tragisch. Denn er hat nach meiner Meinung durch eine ausschließlich komplementäre Behandlung wie man so sagt, den Heilungszeitpunkt für Frau Reichardt verpasst“, sagt Chefarzt Dr. Friedrich Migeod. Sowohl Migeod als auch Manfred Hofmann, ärztlicher Direktor im Marienhospital Stuttgart, finden die Gesetzeslage für Heilpraktiker hierzulande skandalös.
    Sie gefährde viele schwer kranke Menschen. Siegfried Reichhardt sagt hingegen: „Das, was ich mit meiner Noch-Frau gemacht habe, das war das Nonplusultra. Ich hab Medikamente geholt aus England, aus Amerika, nach den neuesten wissenschaftlichen Berichten.“ Der „Menschen hautnah“-Film „Tödliche Ehe“ zeigt eine Frau, die bis zum Schluss um Gerechtigkeit kämpft und einen Mann, der sich selbst als Opfer sieht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.12.2016WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 10.11.2016 angekündigt
  • Folge 30
    Es soll eine Traum-Expedition werden. Mario Bornschein, Outdoorladen-Besitzer aus Berlin, will ganz normale Menschen aus der Großstadt auf einen der höchsten Berge der Welt bringen, den mehr als 8.000 Meter hohen „Broad Peak“ in Pakistan. Begleitet von einem Radiosender werden zehn Bewerber ausgewählt, darunter auch die Sozialarbeiterin Dana H., die noch nie in ihrem Leben auf einem so hohen Berg gestanden hat. Nach sorgfältiger Vorbereitung startet das Team mit Dana als einziger Frau im Juni 2013 nach Pakistan. Mario Bornschein ist der Leiter. Bald zeigt sich, dass Dana zu den fittesten Teilnehmern gehört.
    Als Einzige schafft sie es, mit Mario auf über 7.000 Meter zu kommen. Auch wenn sie und die Anderen das eigentliche Ziel, den Gipfel, nicht geschafft haben, sind alle glücklich. Doch dann passiert das Unfassbare: Ganz in der Nähe eines Zwischencamps rutscht Dana auf einer kleinen, hölzernen Brücke aus und stürzt in einen eiskalten Gebirgsbach. Sie kann sich nicht festhalten und gerät in eine Eisspalte. Die Tour, die als Werbung für den Bergsport gedacht war, wird zum tödlichen Desaster. Auch der Berliner Extremsportler und Fotograf Mike Fuchs plant eine ganz besondere Expedition, die Winterbesteigung des höchsten Berges Alaskas, des 6.190 Meter hohen „Denali“ (auch bekannt als ‚Mount McKinley‘).
    Seine Berggefährtin ist Sylvia M. aus Dessau, die als erste Frau diese Besteigung im Winter wagen will. 2014 starten die beiden, nach langer Vorbereitung. Anfangs läuft alles gut, doch dann wird das Wetter schlecht. Die beiden verlieren sich im Sturm aus den Augen. Für Sylvia wird es eine Reise ohne Wiederkehr. Mike überlebt nur knapp. In beiden Fällen sind die Bergsteiger mit dem Tod ihrer engen Kameradin konfrontiert – und auch mit dem Schock und der Trauer der Familien der Verstorbenen.
    Während Danas Familie Mario dankbar ist, dass er den Leichnam zurück nach Deutschland gebracht hat, muss sich Mike anfangs mit schweren Vorwürfen aus dem Kreis von Sylvias Familie auseinandersetzen. Beide, Mike und Mario, müssen mit der eigenen Verantwortung für das Geschehene umgehen. Hätten sie den Tod der Tourpartnerin verhindern können? Die „Menschen hautnah“-Autoren Harriet Kloss und Markus Thöß zeigen anhand dramatischer Originalaufnahmen aus den Bergen und intensiven Interviews, wie zwei Traumtouren mit einem Mal zu einem Alptraum werden. Ein Film über den eigenen Kampf ums Überleben und den Umgang mit Schuldgefühlen und Verantwortung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.12.2016WDR
  • Folge 31
    Die heimliche Liebe basiert auf Lügen. Kann daraus trotzdem wahre, alltagstaugliche Liebe werden? Viele Geliebte erhoffen sich das. Sie glauben, wenn er oder sie sich vom Partner trennt, wird alles gut. Stimmt das? Wir haben vor eineinhalb Jahren über Rolf, Manuela und Brigitte berichtet. Alle drei waren damals Geliebte. Was ist aus ihren heimlichen Liebschaften geworden, sind die Drei heute glücklich? Menschen hautnah hat sie 18 Monate später noch einmal getroffen. Rolf liebte viele Frauen und viele Frauen liebten ihn.
    Heute nimmt er das Wort Liebe nicht mehr gern in den Mund. Er sei zu oft verletzt worden, sagt er. Vor 18 Monaten war er mit Karin im siebten Himmel. Rolf war Karins Geliebter und tatsächlich trennte sie sich nach einigen Monaten von ihrem Partner. Rolf konnte sein Glück kaum fassen, romantische Stunden und zwei Urlaube folgten. Doch irgendwann fing Karin an sich von Rolf zu distanzieren. Sie wurde kühler, zeigte weniger Interesse. Rolf sagt, das Finanzielle wurde für Karin immer wichtiger. Seine Freunde hätten ihn schon vorher gewarnt.
    Karins Ex-Partner spielte auch wieder eine Rolle in ihrem Leben. Nach sechs Monaten Glück kam es zum großen Streit, zum Eklat. Seitdem ist Funkstille und Karin ist verschwunden. Rolf ist traurig, sein Traum vom Glück geplatzt, aber er hat eine neue Frau kennengelernt. Wird er sich noch einmal trauen, die Liebe zu wagen? Manuela lebt heute wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Vor zwei Jahren hatte sie eine längere Affäre mit ihrem verheirateten Jugendfreund. Er versprach, sich von seiner Frau zu trennen.
    Doch nichts geschah. Manuela litt, hatte kein Selbstbewusstsein, fühlte sich abhängig und klein. Irgendwann wusste sie keinen Ausweg mehr und trennte sich von ihrer großen Liebe. Heute hat sie wieder zu sich gefunden, ist amtierende Miss Germany 50 und endlich wieder glücklich. Trauert sie ihrer großen Liebe trotzdem nach? Zehn Jahre lang heimliche Treffen in Hotels und entlegenen Orten – das war Brigittes Leben. Sie schwärmte von der Leidenschaft ihrer heimlichen Liebe. Doch im zehnten Jahr verging die Liebe, ihr verheirateter Geliebter wurde immer nüchterner, wollte nur noch Sex, aber keine gemeinsamen Abendessen oder Urlaube mehr.
    Liebe Worte fehlten plötzlich. Brigitte fühlte sich immer schäbiger und trennte sich schließlich per E-Mail. Er fiel aus allen Wolken. Drei Monate später will er sie noch einmal auf einen Kaffee treffen. Wird Brigitte bei ihrem Entschluss bleiben? „Menschen hautnah“-Autorin Katharina Wulff-Bräutigam erzählt in unserem Film, wie die heimliche Liebe Beziehungen und die Einstellung zur Liebe verändert. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.12.2016WDR
  • Folge 32
    Köln, 31.12.2015, 22:30 Uhr. In der Leitstelle der Polizei in Köln geht ein erster Notruf ein. Eine junge Frau meldet sich: „Man kann am Bahnhof gar nicht mehr durch die Menge gehen. Wir sind schon von ganz vielen angefasst und mit Böllern beschmissen worden. Es ist wirklich grenzwertig und gefährlich.“ Keiner ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass diesem Notruf noch unzählige folgen werden. Und keiner ahnt, dass diese Nacht von Köln in die Geschichte eingehen wird als eine Nacht, die das Land verändern wird. Was aber ist in dieser Nacht geschehen? Und was sind ihre Folgen – bis heute? Rund 500 Anzeigen werden an Silvester und den folgenden Wochen wegen sexueller Übergriffe alleine in Köln aufgegeben. Die AutorInnen dieses Films treffen Frauen, deren Schilderungen das Ausmaß der sexuellen Übergriffe deutlich machen und damit auch die Abgründe, die sich für die Betroffenen in dieser Nacht auftaten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.12.2016WDR

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