2016, Folge 198–216

  • Folge 198 (45 Min.)
    Trinidad und Tobago gehören zu den Kleinen Antillen und liegen dicht vor der Küste Venezuelas. Trinidad ist das wirtschaftliche Herz der Inselrepublik. Hier wurde die berühmte Steel Pan erfunden, das aus einem Ölfass konstruierte Instrument mit dem einzigartigen Blechsound. Auf der wesentlich kleineren Schwesterinsel Tobago geht es dagegen äußerst entspannt zu. Einmal im Jahr allerdings wird es dort sehr lebendig: Dann nämlich findet in dem kleinen Dorf Buccoo das Ziegenrennen statt, ein Riesenspektakel mit einer knallig bunten Kostümparade vorweg. Schwarze Sklaven haben das Goat Racing einst als Gegenstück zum Pferderennen-Zirkus ihrer weißen Farmer erfunden.
    Akheem Holder ist mit seinen Ziegen der Favorit im Wettbewerb. Er schickt seine Tiere sogar zum „Gegenstrom-Training“ ins Meer. Am Traumstrand von Pigeon Point wirft sich ein Mann mit Flossen, Schnorchel und einem großen Messer ins Wasser. Phil Cruickshank hat kein Geld für ein Boot, aber er kann schwimmen. Am Buccoo Reef taucht er nach Conchs, eine Meeresschnecken-Delikatesse. Davon lebt Phil, den seine Freunde nur „poor fellow“ nennen. Mitten im Verkehrschaos von Trinidads Hauptstadt Port of Spain klingt es in fast jedem Hinterhof äußerst karibisch.
    Hier hämmern und klöppeln die Steel-Pan-Bauer. Die Werkstatt von Gill Mazzini produziert das traditionelle Trinidad-Instrument sogar für die eigene Regierung. Denn jeder Staatsgast bekommt eine Steel Pan als Geschenk. Auf Trinidad bringt sogar Pech Glück: Aus dem weltweit größten natürlichen Pechsee wird tatsächlich Asphalt für den Straßenbau gewonnen. Es ist sogar von „royaler Qualität“, denn das Pech aus Trinidad veredelt den Straßenbelag am Londoner Buckingham Palast. Wem es auf Trinidad zu laut und zu hektisch wird, der macht Inselhopping nach Tobago.
    Sehr beliebt ist dabei ein Dinner in Jemma’s Seaview Restaurant. Unter der Regie von Mutter Jemma Sealer und ihren vier Töchtern ist die Küche à la créole der gastronomische Renner. Jemmas Erfolgsrezept: keine Männer in der Küche und an der Kasse! Nachts beginnt Jezrine Bovall ihren Dienst bei der Schildkröten-Patrouille. Im Frühjahr ist Hochsaison für die riesigen Lederschildkröten. Dann kriechen sie bei Dunkelheit an den Strand und vergraben ihre Eier im Sand. Jezrine passt auf, dass die Wilderer fernbleiben und die Tiere nicht von Neugierigen gestört werden. Denn auch die Schildkröten sollen ganz entspannt bleiben, hier auf Tobago. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.01.2016NDR
  • Folge 199 (45 Min.)
    La Réunion ist eine paradiesisch schöne Tropeninsel im Indischen Ozean. Sie besteht vor allem aus einem höchst aktiven Vulkan mit dem passenden Namen Piton de la Fournaise (Gipfel des Backofens). Mehr als einmal im Jahr bricht er aus. Der Vulkanforscher Andrea Di Muro wagt eine riskante Mission: Er lässt sich gleich nach einem solchen Ausbruch vom Helikopter am noch qualmenden Schlot absetzen, um Gas- und Lavaproben zu nehmen. Eigentlich ist La Réunion ein Surfer-Paradies. Doch in den vergangenen drei Jahren kam es immer häufiger zu Hai-Attacken, sieben davon verliefen für die Opfer tödlich.
    An den meisten Badeplätzen gilt seitdem ein Badeverbot. Die Inselverwaltung verfügt aufwändige Schutzmaßnahmen an den schönsten Stränden. Der erfahrene Surfer Laurant Morel kennt das Risiko. Auch er hat schon Freunde verloren. Doch seine Leidenschaft für das Wellenreiten ist größer als alle Gefahren. Und so steigt er immer wieder aufs Brett. Jedes Jahr ist La Réunion Schauplatz eines extremen Querfeldeinlaufs. Der Grand Raid führt 164 Kilometer durch wildes und unwegsames Inselgebirge. Für die Insulaner ist es die „Diagonale der Verrückten“. Einer von ihnen ist noch ein wenig verrückter als alle anderen Teilnehmer.
    Der 61-jährige Christophe Barret absolviert die Ultra-Langstrecke in Flip-Flops! In der Kleinstadt Bras-Panon an der Ostküste warten alle auf die Bichiques, die Jungfische der Lippzahngrundeln. Auf ihrem weiten Weg vom Meer zu den Laichplätzen in den Bergen fangen die Fischer sie im Flachwasser mit geflochtenen Fangkörben, den traditionellen Vouves, ab. Und dann wird kräftig gefeiert. Auf dem Höhepunkt des Festes kürt eine Jury das schönste Mädchen der Region zur „Miss Bichique“. Sie soll den Fischern Glück bringen.
    Über rund 40 Kilometer erstreckt sich an der Westküste ein einzigartiges Unterwasserschutzgebiet. Unermüdlich paddelt die Meeresbiologin Tevamie Rungassamy kreuz und quer durch die Lagune: Auf ihrer Patrouille macht sie den Badegästen ebenso charmant wie bestimmt klar, dass sie nicht auf die empfindlichen Korallen treten dürfen. Das Ökosystem ist höchst sensibel. La Réunion ist nicht nur bekannt für die berühmte Bourbonvanille, die hier angebaut und verarbeitet wird; im entlegenen Gebirgsdorf Cilaos wird auch beste französische Winzertradition gepflegt. Im südlichsten Weinanbaugebiet Frankreichs produziert Nono Dijoux edle Gewächse: Pinot Noir und Chenin Blanc.
    Vielen Dorfbewohnern aber ist sein Spitzenwein zu harmlos. Hobby-Weinbauern setzen auf eine verbotene Rebsorte mit dem lieblich klingenden Namen Isabelle. Treffender ist ihr Spitzname „Le vin qui rend fou“ (der Wein, der verrückt macht). Er enthält bedenklich viel von der giftigen Chemikalie Methanol. Doch die Bewohner lieben Isabelle so sehr, dass sie sich entspannt über das Anbauverbot hinwegsetzen. Für sie als wahre Nachkommen von Asterix, dem rebellischen Gallier, sind Regeln dazu da, sie zu brechen. Auch das ist eben typisch französisch. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.01.2016NDR
  • Folge 200 (45 Min.)
    Zwischen Tafelberg und Tafelbucht bestimmt das Meer den Lebensrhythmus. In Kapstadt werden Pinguine mit der Hand aufgezogen und Sardinen gleich schwarmweise von Land aus ins Netz getrieben. Haiwächter schlagen Alarm, wenn der „Große Weiße“ am Strand auftaucht. Dann tauschen die Surfer ihre Bretter gegen Longboards und rasen auf Rollen die steile Küstenstraße hinunter. Kapstadt, einst kleiner Handelsposten am Atlantik auf halber Strecke zwischen Indien und Europa, entwickelte sich schnell zur pulsierenden Hafenmetropole. „Mothercity“ nennen die Südafrikaner ihre Traumstadt am Kap noch heute.
    Vor den bunten Strandhütten von Muizenberg Beach weht die schwarze Fahne der Shark-Spotter: Hai-Alarm! Also geht es zum Asphaltsurfen vom Signal Hill bis hinunter nach Kapstadt. Kent Lingeveldt und seine Freunde von der Alpha Group halten Ausschau nach der Polizei. Die Luft ist rein, fertig machen für den illegalen Adrenalinkick. Ganz andere Sorgen hat Brian Oppermann: riesige Schwärme von Sardinen sind in der Bucht von Hout Bay da. Brian dirigiert eine bunte Truppe aufgeregter Menschen, die am Strand hin- und herlaufen.
    Im Wasser treiben seine Schwimmer die Fische zusammen. Die Helfer an Land legen ein Netz um den Schwarm. Entwischt! Nichts für schwache Nerven. Neuer Anlauf! Und dann zappelt eine Tonne Sardinen im Netz: Schwarmfischen zu Fuß. Hounky Dyani rudert mitten durch den Hafen der berühmten Waterfront von Kapstadt. Er ist der Fährmann der über 100 Jahre alten „Penny Ferry“. Erst vor ein paar Monaten hat Hounky seine Angst vor dem Wasser verloren, dank der Segelschule Izivunguvungu (starke Bö). Jetzt kann er sich nichts Schöneres mehr vorstellen, als auf dem Meer zu sein.
    Doch einige seiner Passagiere haben Panik. Kein Wunder, sie sind zum ersten Mal im Leben auf einem Boot. Für den schönen Ausblick auf Kapstadt und den Tafelberg haben Romy Klusener und ihre vielen Helferinnen überhaupt keinen Sinn. Im Stadtteil Table View füttern sie Pinguin-Babys mit der Hand. Viermal täglich wollen 250 kleine Pinguine ihre Portion Sardinen. Wenn die Tiere groß genug sind, kommen sie zurück nach Stony Point in die Pinguinkolonie, aus der sie einst aufgesammelt wurden, als sie verletzt, unterernährt oder von den Eltern verlassen waren.
    Über die weltberühmte Küstenstraße Chapman’s Peak Drive erreicht man Hout Bay. Die kleine Gemeinde im Süden hat ein riesiges Problem, eine gewaltige Sanddüne! Sie wird größer und größer und wächst in den Ort hinein. Das Toilettenhäuschen und die Polizeistation sind schon unter den Sandmassen zusammengebrochen. Jetzt droht auch noch die Bushaltestelle verschluckt zu werden. „Frankenstein“ nennen die Bewohner von Hout Bay die bedrohliche Düne. Amy Davison von der Umweltbehörde hat einen Plan: „Kill Frankenstein!“, mit Baggern und Schaufeln will sie dem sandigen „Monster“ zu Leibe rücken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.02.2016NDR
  • Folge 201 (45 Min.)
    Auf der Karibikseite weiße Sandstrände mit Kokospalmen, am Atlantik wilde Brandung und dazwischen viel britische Kultur: Barbados ist weit mehr als Urlaubsziel und Steuerparadies. Die Bajans, wie die Bewohner der Insel sich selbstbewusst nennen, sind stolz auf ihren heiter karibischen Stil und auf ihre nunmehr 50-jährige Unabhängigkeit von der britischen Krone. Das wird einmal im Jahr mit einer großen Parade zum Independence Day zelebriert. Ein Spektakel, wie man es in London nicht besser inszenieren könnte: mit Reiterparade, Rotröcken und Marching-Band. Auch die Mitglieder der Barbados Landship marschieren mit.
    Angeführt wird die beschwingte Truppe von Admiral Watson, dem wohl einzigen Admiral, der nie zur See gefahren ist. Denn das sogenannte „Landschiff“ ist eine Art Genossenschaft von Landarbeitern und hat mit der Marine eher stilistisch etwas zu tun. Man trifft sich jeden Freitagabend im Dock, um Manöver und Kommandos wie „Raue See“ oder „Mann über Bord“ zu tanzen, begleitet von einer Band, die rhythmisch eine Schiffsmaschine intoniert. Anthony Hunte trägt keine Uniform, hat sich aber einer anderen äußerst britischen Tradition verschrieben und mitten auf der Insel ein Gartenparadies geschaffen, samt Lord-Nelson-Figur und einem kleinen Trafalgar Square.
    1990 kaufte Anthony eine in einem Krater gelegene uralte Villa mit verwildertem Garten. Mittlerweile ist Huntes Garden ein botanisches Juwel, laute Chopin-Musik schallt durch die tropische Pflanzenpracht. In der Hauptstadt Bridgetown jagt Philip Hix mit seinem Musikbus nach Kunden. Er pendelt auf der Buslinie Nummer 3. Philips Van hat zwar nur 16 Sitzplätze, aber das coolste Styling, und vor allem läuft an Bord die beste Musik. Für eine Fahrt mit Philip zahlen Schüler gern zwei Barbados-Dollar, obwohl sie mit städtischen Bussen gratis fahren dürften.
    Auf den Dollarmünzen der Insel prangt eine Art Nationalsymbol der Bajans: der fliegende Fisch. Tausende Tonnen werden jährlich in der Karibik gefangen. Doch diesmal macht er sich rar. Basil Gibbons jagt ihn seit über 60 Jahren. Nach den ersten vier Wochen der Saison hat er noch keinen einzigen im Netz. So langsam geht ihm das Geld für den Rum aus, den er gern im Rum-Shop trinkt, ähnlich einem Tante-Emma-Laden mit Bar. Es gibt zu viel Verkehr auf Barbados, findet Terry Reaves. Er ignoriert das Hupkonzert, wenn er seinen großen, selbst gebauten Karren durch die Straßen schiebt.
    Darauf befinden sich gut 200 Kokosnüsse, die er ganz ohne Hilfsmittel von den Bäumen der Gärten von Bridgetown heruntergeholt hat. Außerdem verkauft er Kokoswasser. Auf Barbados gilt es als Mittel gegen grauen Star und als Ersatz für Muttermilch. Poppy Ross war früher Dressurreiterin. Nun bereitet sie sich auf ihre erste Polosaison vor. Ein Sport, der vom britischen Militär auf der Karibikinsel eingeführt wurde und der jedes Jahr die High Society von Barbados zusammenbringt. Aber vor den Wettbewerben müssen die 100 Polopferde alle noch einmal zum Zahnarzt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.02.2016NDR
  • Folge 202 (45 Min.)
    Muschelfischer am Pazifik: Kleine Tiere werden aussortiert und ins Meer zurück gebracht.
    Die Pazifikinsel Chiloé gehört zu den abgeschiedensten Orten Lateinamerikas. Doch das könnte sich bald ändern: Eine Brücke soll die Insel mit dem Kontinent verbinden. Viele Insulaner fürchten um den rustikalen Charakter von Chiloé. Wer hier lebt, sollte keine Angst vor Einsamkeit oder bösen Geistern haben, die angeblich auf der Insel ihr Unwesen treiben. Pioniergeist, Improvisation und vor allem Respekt vor der Macht des Pazifiks helfen dagegen sehr. Luis Gonzalez ist Machero, Muscheltaucher an der Bucht von Cucao. Meistens ist der Strand dort menschenleer.
    Für wenige Stunden am Tag füllt sich das Ufer mit kurios anmutenden Männern. Verpackt in grobe Schutzanzüge steigen sie in die Wellen und beginnen mit dem „Muscheltanz“: mit den Füßen wird der Sandboden aufgelockert und nach Muscheln abgetastet. Ohne Pressluft tauchen die Männer dann in der gefährlichen Brandung nach ihrer Beute. Auch Sergio Jara kämpft mit dem Pazifik. Er lebt in einem Pfahlbau. Diese bunten Palafitos sind zwar schön, aber die Holzkonstruktion hält nur ein paar Jahre Wind und Wasser stand, dann muss ausgebessert werden.
    Zum Glück kann Sergio das selbst erledigen. Er ist einer der besten Tischler der Insel. Das Cole-Cole-Areal im Chiloé Nationalpark ist ein fast menschenleeres Gebiet an der Westküste. Nur wenige Insulaner dürfen dort siedeln, weil es das Land ihrer Vorfahren ist. Dort leben die Brüder Elias und Jeremias. Allein ihr Schulweg ist ein Abenteuer: Mindestens eine Stunde brauchen sie mit dem Pferd über die Hügel zum Sandstrand. Von dort geht es mit dem Geländewagen der Schule noch einmal 15 Kilometer bis zum Klassenraum. Nicht weit entfernt wohnt Don Orlando.
    Er könnte ein reicher Mann sein, wenn er sein Land in bester Lage verkaufen würde. Das kommt für ihn aber nicht infrage. Auf seinem Grundstück liegt nämlich die „Rampe ins Jenseits“: Hier verlassen die Seelen der Verstorbenen die Erde. Daran glauben nicht nur die Huilliche-Indianer der Insel. Immer mehr Sinnsucher aus aller Welt zieht es zu Orlandos Rampe. Die Krankenschwester Viana Soto dagegen versucht, die Einwohner möglichst lange von Don Orlandos Rampe fernzuhalten. Sie erreicht auch die abgelegensten Siedlungen, meist per Boot.
    Mit dem Notfallrucksack und einer großen Portion Warmherzigkeit besucht sie ihre Patienten. Wohl alle Bewohner Chiloés haben sich schon einmal in die Obhut von Hugo Barsenas begeben. Er ist Fährkapitän auf der Strecke zum Festland. Sein Revier ist nichts für Freizeitkapitäne: Starke Strömungen, gnadenlose Stürme und drohende Tsunamis verlangen einen gestandenen Seemann. Hugo fürchtet aber nicht die Naturgewalten, sondern den Bau der Brücke zum Festland. Dann könnte es vorbei sein mit dem entspannten Alltag auf Chiloé, einem der letzten Naturparadiese vor Chiles wilder Küste. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.03.2016NDR
  • Folge 203 (45 Min.)
    Capri war bereits in der Antike ein Ort für die Schönen und Reichen. Heute gehört Capri zu den berühmtesten Inseln der Welt. Millionen von Touristen besuchen sie. Doch es gibt tatsächlich noch unbekannte Ecken auf der Insel im Golf von Neapel. So versteckt sich ganz oben auf Capri ein Eremitenkloster mit Blick auf den Vesuv. Vittorio Staiano und Carmine Russo müssen um Punkt zwölf Uhr die Glocken läuten. Doch der Weg ins Kloster ist nicht so einfach, ein Sessellift und ein steiler Pfad erwarten die beiden; als Belohnung winkt ein guter Caffè in der Kapelle bei himmlischer Ruhe.
    Im Trubel, der unter ihnen herrscht, bringt Michele Balsamo sein Schmuckstück wieder in Schuss. Er ist stolzer Sieger des Vespa-Clubs. Seine Dreiradtransporter Ape mit Gardinen, Musikboxen und romantischem Licht ist zum schönsten der Insel gewählt worden. Der bekannteste Fleck Capris liegt nicht auf der Insel, sondern unter ihr: La Grotta Azzurra. Bei ruhiger See rudert Roberto in einem winzigen Boot Touristen in die „Blaue Grotte“ und singt bei phänomenaler Akustik, um dann auf ein ordentliches Trinkgeld zu warten.
    Es herrscht Konkurrenz um die zahlenden Gäste. Schon längst hat sich herumgesprochen, welche Nationalitäten besonders großzügig sind und welche nicht. Gegenüber von Capri erstreckt sich die Amalfiküste. Legendäre Orte wie Sorrent oder Positano liegen an der Steilküste zwischen Neapel und Salerno. Wer an dieser Panoramastraße bauen will, ruft Giovanni Bottone. Er leitet ein Transportunternehmen mit Maultieren und ist sehr bekannt.
    Mehrere Baustellen betreut er gleichzeitig, alle sind nur per Treppe zu erreichen. Oft gilt es, über 500 Stufen zu bezwingen. Dann schleppen ausschließlich Giovannis Tiere Ziegel oder Mörtel. Aber es gibt auch Orte, an die nicht einmal seine Lastesel hinkommen. Die kleine Bucht Conca dei Marini erreicht man nur vom Wasser aus. Dort führen die Lauritanos das Restaurant La Tonnarella. Früher wurden hier die Tunfische zusammengetrieben, seit den 1950er-Jahren wurden sie hier nicht mehr gesehen. Dafür kam Jacky Kennedy als Gast in die Bucht und aß im Strandhäuschen von Umberto eine Pasta.
    Das war der Anfang des Lokals. Heute schmeißen Umbertos junge Enkeltöchter den Laden mit der schwierigen Logistik und dem Risiko, dass bei rauer See nicht ein Gast kommt. Auch die Fischerfamilie Morvillo ist vom Wetter abhängig. Sie ist die einzige an der Küste, die noch Gamberetti aus dem Meer holen darf. Ihr Fang ist so begehrt, dass er direkt vom Kutter verkauft wird. Der Direktor vom Meeres-Nationalpark sorgt dafür, dass diese Familie als einzige Garnelenfischer bleiben darf.
    Er hat auch den sogenannten „Meeresfeger“ täglich im Einsatz, eine schwimmende Rostlaube, die zwischen Sorrent und Amalfi Müll sammelt. In dem Ort, der der Küste ihren Namen gab, trainiert Maria Cirillo mit ihren Rettungshunden. Sie bringt Golden Retriever dazu, Menschen, die zu ertrinken drohen, aus dem Wasser zu holen. Doch bevor die Arbeit beginnt, gibt es erst einmal Caffè an der Bar und für die Hunde eine Runde Cornetti. Wer weiß, was am belebten Strand gleich alles los sein wird. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.03.2016NDR
  • Folge 204 (45 Min.)
    Kopenhagen, „Kaufmannshafen“: Die reiche Handelsstadt am Øresund ist heute einer der lebenswertesten Orte der Welt. Kopenhagen hat sich neu erfunden: Hafen und Werft werden zu angesagten Wohnvierteln umgebaut. Oper, Theater und Staatsbibliothek sind Architekturikonen direkt am Wasser. Mittendrin im Hafenbecken, am ehemaligen Schiffsanleger Islands Brygge, zieht Elisabeth Shubert ihre Bahnen. Die 70-jährige Dame hat erst vor fünf Jahren schwimmen gelernt, jetzt trainiert sie für den jährlichen Schwimmmarathon quer durch die Innenstadt. An der Kalvebod Bølge hat Joachim Hjerl seinen Unterwassergärtnerverein namens Maritime Nyttehaver.
    Mit Gleichgesinnten züchtet der ehemalige Unternehmensberater Miesmuscheln im Hafenwasser. Sein Freund Morten unterstützt ihn dabei und radelt mit seiner Cykel Køkken, einer mobilen Fahrradküche, durch die halbe Stadt, um für einen Empfang am Hafenbecken leckeren Miesmuscheleintopf zu kochen. Auf seinem 70 Jahre alten Gaffelkutter segelt Jochen Gaßner ins ehemalige Trockendock der P + S Werft. Københavns Yacht Service heißt seine Firma, die einen besonderen Service für Bootseigner bietet: ganzjährige Liegeplätze auf dem Trockenen.
    Ein Anruf genügt und in 30 Minuten liegt das Boot des Kunden fahrbereit im Wasser. Nach dem Törn kommt es wieder ins Regal. Fünf Stockwerke hoch stapelt Jochen Motorjachten mit einem abenteuerlichen amerikanischen Marine-Gabelstapler, den sich der findige Unternehmer in Florida besorgt hat. Draußen auf der Festungsinsel Trekroner, die einst die Kopenhagener Hafeneinfahrt vor Angreifern schützte, schließt Hans Poul Petersen mit einem 150 Jahre alten Schlüssel Türen und Tore auf. Hans Poul kontrolliert das Leuchtfeuer und sieht nach dem Rechten.
    Er ist der Hausmeister von Trekroner, mit eigener Wohnung auf der Insel für sich und seine Familie. Um diesen exklusiven Wohnort werden die Petersens von vielen beneidet. Doch das Leben dort hat seine Tücken, denn Trekroner wird auch von unzähligen Spinnen bevölkert. Die weben ständig das Leuchtfeuer zu. Gänse haben im Hafenstädtchen Dragør vor den Toren Kopenhagens ein eigenes Viertel: Einst war das freilaufende Federvieh die Lebensgrundlage für an Land gebliebene Seemannsfrauen. Als Gänse die Gassen der idyllischen Ortschaft in Beschlag nahmen, widmeten die Gemeindevertreter ihnen ein eigenes Areal: die „Gänserepublik“, direkt am Strand.
    Hier hält Kirsten Nielsen ihre Gänsefamilie. Nur Bürger von Dragør haben dieses Recht. Strengstens verboten dagegen ist das Betreten der Insel Peberholm, die mitten im Øresund gegenüber von Kopenhagen liegt. Der Biologe Hans Ohrt aber hat eine Ausnahmegenehmigung: Einmal im Jahr sucht er auf Peberholm nach Pflanzen- und Tierarten, die sich auf der künstlich aufgeschütteten Insel neu angesiedelt haben. Hans wird argwöhnisch beobachtet: von ganz oben! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.04.2016NDR
  • Folge 205 (45 Min.)
    Hiddensee ist als einer der sonnenreichsten Orte Deutschlands bekannt. Aber nicht nur deshalb kommen auf die kleine Insel jedes Jahr gut 250.000 Besucher, die den gerade einmal eintausend Einwohnern ordentlich Arbeit bescheren. Die Insel ist seit Jahrzehnten Anziehungspunkt für Intellektuelle und Künstler. Gerhard Hauptmann lebte hier. Sein Haus wird noch immer liebevoll gepflegt. Zu DDR-Zeiten galt Hiddensee als Rückzugsort für viele Freidenker, die hier dem kleinbürgerlichen Mief des SED-Regimes entkommen wollten. Damit andere hier entspannt ihren Urlaub verbringen können, kommt Hans-Jörg Kunth ganz schön ins Schwitzen: Er ist einer der wenigen, die auf Hiddensee eine Ausnahmegenehmigung für den Betrieb eines Kraftfahrzeugs haben.
    Mit dem elektrisch angetriebenen „Küstenblitz“ beliefert Kunth die Inselbewohner und Gastronomen mit allem, was man für ein angenehmes Inselleben braucht: Kühlschränke, Matratzen, Gemüse, frischen Fisch. Auch Horst Henk darf hier Auto fahren. Viel lieber aber ist er mit dem Fahrrad unterwegs. Der Inselpolizist hat einen kniffligen Fall zu lösen: vom Kutter des Bürgermeister wurde Bier gestohlen, elf Flaschen! Hauptkommissar Henk hängt sich mächtig in diesen Fall hinein, damit dieses Delikt nicht die äußerst niedrige Kriminalitätsrate von Hiddensee in die Höhe treibt.
    Zwischen Hiddensee und Rügen liegt eine viel befahrene Wasserstraße. Doch das flache Boddengewässer hat schon viele Hobbyskipper überfordert, denn die Fahrrinne ist nur wenige Meter breit. Immer wieder sitzen dort Segler fest. Dann kommen die Männer vom Seenotrettungskreuzer „Nausikaa“ zum Einsatz.
    Seit 125 Jahren sind hier Seenotretter aktiv. Und das ist auch nötig, heutzutage mehr denn je. Nach Fahrrädern sind Kutschen das wichtigste Transportmittel auf Hiddensee. Sieben Kutschunternehmer mit fast 20 Fuhrwerken gibt es hier. Aber nur eine einzige Kutscherin. Vor 20 Jahren hat Birgit Mach ihr kleines Fuhrunternehmen gegründet und erntete erst einmal den Spott der männlichen Konkurrenten. Doch von denen haben inzwischen viele aufgegeben. Birgit Mach hingegen hat immer noch die Zügel in der Hand. Die Fuhrunternehmen „beliefern“ gemeinsam einen weiteren Inselarbeitsplatz, den des Pferdemist-Sammlers.
    Lukas Dörfel hat diesen Studentenjob ergattert. Jeden Tag fährt er mit dem Rad samt Anhänger kreuz und quer über die Insel, um Straßen und Wege von Pferdeäpfeln zu befreien. Eine übelriechende Tätigkeit. Im Hauptort Vitte steht die berühmte Seebühne von Karl Huck und Wiebke Volksdorf. In einer ehemaligen Garage veranstalten die beiden maritimes Theater. Hiddensee hat mehr Theaterbühnen, Ausstellungsräume und Museen als manche Kleinstadt, eine Insel, die sich der Kultur verschrieben hat. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.04.2016NDR
  • Folge 206 (45 Min.)
    Die Costa Brava liegt im Nordosten Spaniens, in Katalonien. Obwohl die Katalanen offiziell Spanier sind, empfinden sich viele von ihnen als Angehörige einer eigenen Nation. Auch in Josep Pascuals Leben spielt die Heimat eine ganz besondere Rolle. Seit 45 Jahren misst er die Wassertemperatur des Meeres und protokolliert den Meeresspiegel, ausschließlich in seinem Wohnort L’Estartit. Im gesamten Mittelmeerraum gibt es niemanden, der das über einen so langen Zeitraum getan hat. Er verlässt seinen Heimatort so gut wie nie. Das letzte Mal war er 1993 weg: eine Woche Urlaub.
    Ivan Sotos Arbeitsplatz liegt 20 Meter über dem Boden: Er impft Palmen. Das ist auch dringend nötig, denn eine Käferplage bedroht die Pflanzen. An der gesamten Costa Brava sterben Palmen, auch im Jardí Botànic Marimurtra in Blanes, einem der wichtigsten botanischen Gärten Europas. Cisco Benaiges und seine Mannschaft wissen nicht, wo sie an diesem Tag ihre Netze auswerfen werden. Denn jeden Morgen liefern sich die Fischer des Ortes Palamós ein Wettrennen um die besten Fischgründe. Keiner darf vor dem gemeinsamen Start bei Tagesanbruch losfahren, der Schnellste kann sich den besten Ort aussuchen, die anderen müssen ausweichen.
    Cisco steht unter Druck: Tagelang hatte er keine Einnahmen, denn der Wind war zu stark und er konnte nicht hinausfahren. Der Tramontana ist das beherrschende Wetterphänomen an der Costa Brava. Der starke Nordwestwind sorgt nicht nur für Wellen, sondern verweht auch den Sand. Auf der Düne Duna litoral des Sant Martí d’Empúries wanken die Bäume dann bedrohlich. Ihre Wurzeln halten nicht mehr im sandigen Untergrund. Die Försterin Mirian Villar ist verantwortlich dafür, dass die Bäume nicht auf die Straßen fallen und Schaden anrichten.
    Mit Wind und Wolken hat auch Alberto Perez in Blanes zu kämpfen. Einmal im Jahr kommen Feuerwerker aus der ganzen Welt zum Wettstreit an den Strand. Alberto und sein Team müssen bis zum Abend mehrere Tausend Rohre ausgeklügelt anordnen und mit Feuerwerkskörpern befüllen. Der drohende Regen könnte ihre Show zerstören. Auch Aziza Imoutguen steht ein aufregender Abend bevor. Seit 13 Jahren arbeitet sie in einer Anchovi-Fabrik in L’Escala. Die Verarbeitung von Sardellen hat hier seit Jahrtausenden Tradition.
    Für das jährliche Anchovi-Fest bereiten die Bewohner verrückte Anchovi-Gerichte zu. Für Aziza ist dieses Fest aus einem anderen Grund etwas ganz Besonderes, denn zum allerersten Mal in ihrem Leben wird sie den Fisch probieren. Doch auch für Fleischliebhaber ist gesorgt, und zwar rund um die Uhr. Sogar während der täglichen Siesta, der heiligen spanischen Mittagsruhe, können sie in Besalú einkaufen: Die hausgemachte Butifarra, eine katalanische Wurstspezialität, gibt es bei Ramon und Ana Junca frisch aus dem Automaten. Eben alles etwas eigenwillig dort, an der Costa Brava. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.05.2016NDR
  • Folge 207 (45 Min.)
    Amrum ist eine Insel in Eins-a-Lage. Auf der Ostseite liegt das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und auf der Westseite der Kniepsand. Die zehn Quadratkilometer große Sandbank ist der größte zusammenhängende Sandstrand Nordeuropas. Dazwischen Dünen, Felder, Wald und malerische Dörfer. Im Frühjahr haben die Insulaner alle Hände voll zu tun: Wolfgang Stöck und seine Mannschaft vom Wasser- und Schifffahrtsamt müssen nach den Winterstürmen die sogenannte Besenstraße durchs Wattenmeer flicken. Die Fahrrinnen sind mit Pricken markiert, junge Birkenstämme mit Zweigbüscheln, die hoch aus dem Wasser ragen.
    Auf dem Kniepsand kümmert sich Holger Lewerentz um verwaiste junge Seehunde. Fast täglich bringt er kleine Heuler zur Fähre. Damit reisen die Tiere weiter zur Aufzuchtstation auf dem Festland. Im Hauptberuf ist der tierliebe Seehundjäger Wirt. Der Name von Holgers Strandbar lautet natürlich auch Zum Seehund. Andreas Thaden ist der einzige Fischer auf Amrum. Aber: Er ist auch leidenschaftlicher Erfinder. An Bord seines Kutters will er aus dem Nordseewasser feinstes Meersalz gewinnen. Ganz umweltfreundlich nutzt er dafür die Abwärme des Schiffsdiesels.
    Salz von Amrum, auf drei Kilogramm hat Andreas die Wochenproduktion schon gebracht. Ingo und Birgit Peters kennen seit Jahren nur ein Urlaubsziel: Amrum! Hier haben sie ihre eigene Strandburg, eine höchst kreative und gewagte Konstruktion aus Treibholz und Strandgut. Das hat Tradition auf der Insel: Weit draußen auf dem Kniepsand gibt es sogar eine richtige Strandburgsiedlung. Am Ende des Urlaubs werden die Hütten zerlegt und wieder eingebuddelt. In der nächsten Saison stochert man auf der Position nach den Teilen, gräbt alles mühevoll aus und baut seine Burg wieder auf.
    „Urlaub ist eben Arbeit“, meint Ingo. Auf einer Düne steht seit Jahrzehnten die Burg des Berliner Künstlers Pancho. Jahr für Jahr hat er die eindrucksvolle Treibgutarchitektur erweitert und verschönert. Doch Panchos Bauwerk ist so riesig, dass es nicht für die nächste Saison im Sand vergraben werden kann. Leider haben die Stürme die Düne diesmal besonders stark beschädigt. Der Schotte Alastair Walker ist Experte für Frisistik, die Lehre der friesische Sprache. Jedes Jahr macht er eine Forschungsreise nach Amrum, wo Öömrang gesprochen wird, ein einzigartiger friesischer Dialekt.
    Forschung und Lehre verbindet Alastair gern mit einer Partie Golf. Auf der Insel ist das ein matschiges Vergnügen, denn hier wird Wattgolf gespielt. Die Kinder von der Öömrang Skuul, der Inselschule, fiebern schon seit Monaten der großen Papierbootregatta entgegen. Gemeinsam mit ihrem Lehrer arbeiten sie an der Konstruktion einer kleinen „Jacht“ aus Papier. Bei einer kurzen Testfahrt hat das Gefährt acht Fünftklässler getragen. Das Rennen über die lange Strecke ist allerdings eine echte Mutprobe. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.06.2016NDR
  • Folge 208 (45 Min.)
    Die russische Exklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen ist eine Region voller Kontraste: Hier trifft modernes Russland auf preußisch-deutsche Vergangenheit. Die Hauptstadt, das frühere Königsberg, ist umgeben von wilder Ostseeküste und weiter Landschaft, mit der Kurischen Nehrung im Osten und dem Frischen Haff im Westen. Die Kadetten Kiryll Kiryllov und Arthur Sharomov träumen davon, eines Tages Kapitän auf großer Fahrt zu werden. Dafür müssen sie die Ausbildung an der Baltischen Staatlichen Akademie der Fischereiflotte absolvieren.
    Die Prüfungen sind hart: Am Ende des dritten Studienjahres sollen die jungen Männer ein großes Leck auf einem Fischtrawler abdichten. Wassereinbruch! Jetzt ist schnelles und entschlossenes Handeln gefragt. Matrosovo, das frühere Gilge, galt einst als das schönste Haffdorf Ostpreußens. Ein Fluss trennt das Dorf in zwei Teile. Nur eine Seite hat einen Anschluss an die Straße, die andere ist abgeschnitten von der Welt. Früher gab es eine richtige Fähre, die mit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist.
    Deshalb hat die Gemeinde ein kleines Ruderboot spendiert und Elena Worobiowa angestellt. Den ganzen Tag ist die „Fährfrau“ in Bereitschaft, um ihre Passagiere hin und her zu rudern: die Schulkinder, die Elektriker und auch die Kundschaft für das Magasin Nummer 33, den kleinen Dorfladen. Kaliningrad ist im Bernsteinfieber. Das große Bernstein Kombinat hat das Monopol zur wirtschaftlichen Nutzung der begehrten Schmucksteine aus fossilem Harz. Hier, im einzigen Bernsteintagebau der Welt, werden jährlich rund 300 Tonnen des Edelsteins abgebaut.
    Fast 90 Prozent des weltweiten Bernsteinvorkommens sollen hier lagern. Das lockt auch private Schatzsucher wie Sergej Lobodzinsky und Igor Shulepov: Sie sind leidenschaftliche Taucher und mutig genug, weit draußen in der Ostsee nach Bernsteinen zu suchen, noch hinter der zweiten Sandbank, tief unten auf dem Meeresgrund. Die verzweigten Kanäle der Hafflandschaft rund um Kaliningrad sind äußerst fischreich. Aber es ist Schonzeit: Alexej Vichrow und Vitali Andrejew, zwei hartnäckige Kontrolleure der Fischereiaufsicht, machen mit ihrem schnellen Motorboot Jagd auf illegale Fischer.
    In Swetlogorsk, dem ehemaligen Rauschen, ist Sergej Djadischenko verantwortlich für die alte Strandseilbahn. Der betagte Motor stammt noch aus sowjetischer Produktion und muss an manchen Tagen fast 5.000 Sommerfrischler die Steilküste hochziehen. Auf den Kanälen des Pregel versucht Wadim Tschudjakow gerade ein neues Geschäft zu starten: Stand-up-Paddling-Touren quer durch die Plattenbausiedlungen und hinein in einst militärische Sperrgebiete. Revolutionär für Kaliningrad. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.08.2016NDR
  • Folge 209 (45 Min.)
    Die Kieler Förde ist einer der wenigen natürlichen Tiefwasserhäfen an der Ostsee. Auf dem 17 Kilometer langen Meeresarm sind sowohl Frachter, Fähren und Kreuzfahrtschiffe als auch unzählige Segler unterwegs. Jutta Petersen ist die Lotsen-Stewardess auf dem Leuchtturm Kiel in der Außenförde und dort für das Wohl wartender Lotsen zuständig. Vor allem das leibliche – die Männer mögen’s deftig: am liebsten Rührei mit Speck rund um die Uhr. Kreuzfahrtriesen können mitten in Kiel an der Innenförde festmachen. Das ist vorallem praktisch für die Crew, die direkt von der Gangway in der „Seafarers Lounge“ landet.
    Hier sorgen die Mitarbeiter der Seemannsmission um Diakonin Stefanie dafür, dass sich die Seeleute kurz von ihrem harten Job an Bord erholen können. Stefanie weiß Rat in allen Lebenslagen: bei Heimweh, Liebeskummer und sogar Schweißfüßen. Ein Segelclub der besonderen Art ist die „Schwentineflotte“. Die Mitglieder dürfen auf ihren Booten auch wohnen, einzigartig in Deutschland. Ihre schwimmenden Wohnzimmer sind meist liebevoll umgebaute Seelenverkäufer. Damit sind sie die Exoten der „Sailing City“ Kiel – in der ein russischer Milliardär die größte Luxusyacht der Welt bauen lässt.
    Die Liebhaber der Seebadeanstalt Holtenau wienern ihr historisches Schmuckstück vor jeder Saison. Die über 100 Jahre alte Anlage drohte abgerissen zu werden, doch eine Stiftung kaufte und sanierte die pittoresken Holzgebäude. An die 50 Freiwillige organisieren im Sommer den Badebetrieb der Eintritt ist kostenlos. In der Förde ist sie in ihrem Element – „Meerjungfrau Lille“, bürgerlich Vanessa Reder. Was als harmloser Spleen begann, ist für die Verwaltungsfachangestellte mittlerweile zur Berufung geworden.
    In Meerjungfrau-Kursen bringt sie Nachwuchs-Nixen das Schwimmen mit der Monoflosse bei. Den echten Meeresbewohnern ist dagegen Biologe Boris Culik auf der Spur: Schweinswale, die kleinste Walart, verfangen sich leicht in den Stellnetzen der Förde-Fischer und ertrinken darin. Culik hat ein akustisches Warngerät entwickelt, das den Tieren „in Schweinswalsprache“ signalisiert nicht näher zu kommen. Schiffe gucken wollen die Wohnmobilisten auf dem Stellplatz an der Holtenauer Schleuse. Dass sich hinter ihnen die staubigen Kiesberge eines Industriehafens auftürmen, stört sie nicht. Hauptsache, ein Logenplatz an der Kieler Förde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.09.2016NDR
  • Folge 210 (45 Min.)
    Wer das ganze Jahr über in der schönen, aber auch kargen Felslandschaft der schwedischen Westschären lebt, der muss sich schon etwas einfallen lassen, um dort überleben zu können: Auf Käringön, einer kleinen Insel im Skagerrak, hat ein umtriebiger Hotelbesitzer sein Schwimmbad in ein Übungszentrum für Offshorearbeiter verwandelt. In schönster Abgeschiedenheit trainieren die Männer, wie man unter Wasser aus einem abgestürzten Helikopter entkommt. Ola Dahlman hat einen Felsen, auf dem er die fantastischsten Produkte aus Algen entwickelt: Algensalz, -knäckebrot und sogar -bier. An seiner Wäschespinne trocknet Tang statt Tangas.
    Kristofer Olsson betreibt einen ungewöhnlichen Sport auf den Westschären: Mit seinem Vater Peter trainiert er für die „Nordische Meisterschaft im Austernöffnen“. Das jährliche Ereignis hat sich zu einem der weltweit größten Wettbewerbe im Austernknacken entwickelt. Kristofer hat harte Konkurrenz: Austernknacker aus Schweden, Norwegen, Dänemark, Estland und Finnland wollen ihm den Titel streitig machen. Die buckeligen Felsen im Meer stecken voller Überraschungen. Vor allem in der Region um Tanum gibt es zahlreiche Felszeichnungen aus der Bronzezeit zu entdecken: Schiffe in allen Variationen und das berühmte Sonnenpferd.
    Sechs der Felsritzungen von Tanum sind von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Der Archäologe Gerhard Milstreu ist in der zerklüfteten Schärenlandschaft ständig auf der Suche nach weiteren, noch unentdeckten Werken. Noch sind längst nicht alle für die Forschung dokumentiert. Der Nationalpark Kosterhavet ist mit 6.000 Wassertier- und Algenarten Schwedens artenreichstes Meeresareal, dank der kalten und salzhaltigen Strömungen vom Nordatlantik, die bis zu den Westschären gelangen. Leider wird dadurch auch jede Menge Müll auf die Inseln des Nationalparks gespült.
    Sofie Regnander hat ihren früheren Job aufgegeben, um mit einer bunt gemischten Truppe aus freiberuflichen Müllsammlern im Auftrag der Nationalparkverwaltung aufzuräumen. Tonnenweise findet sich hier allerhand Zeug: von der Spraydose über die Klobürste bis zum Kühlschrank. Auf der Insel Risö haben die Philipssons eine kleine Farm mit 50 schottischen Hochlandrindern. Wenn der Sommer beginnt, kommen die Tiere nach und nach auf neue Weideflächen. Mit einem kleinen Landungsboot geht es auf andere Inseln hinüber: Kühe auf Kreuzfahrt durch die schwedischen Westschären. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.09.2016NDR
  • Folge 211 (45 Min.)
    Die Grafschaft Kent hat eine Eins-a-Wasserlage im Süden Englands, eingebettet zwischen Themse, Nordsee und Ärmelkanal. Alan Botting zog nicht nur wegen der Schönheit der Landschaft dorthin. Er macht in Kent Karriere auf der Schmalspur, als Lokführer bei der Romney, Hythe and Dymchurch Railway. Deren betagte Dampfloks fahren seit nunmehr fast 90 Jahren an der Küste von Kent Passagiere hin und her. Zuverlässig sind die betagten Dampffahrzeuge, wenn sie denn angemessen gepflegt werden. Alan und seine Kollegen führen regelmäßig nach Feierabend Wartungsarbeiten mit einer Hingabe durch, die fast schon an Besessenheit grenzt.
    Der Küstenort Dungeness ist Endstation der Dampfeisenbahnlinie. So mancher Passagier wähnte sich hier schon am Ende der Welt. Am Rande kilometerlanger Kiesstrände stehen abbruchreife, aber malerische Fischerhütten, zwei Leuchttürme und ein Atomkraftwerk, das sich auf absurde Weise in die wüstenartige Landschaft einfügt. Auf der vom Wind gepeitschten Landzunge leben hauptsächlich Aussteiger, Künstler oder Lotsen.
    Und Trevor Bunney. Er arbeitet auf einem Rettungskreuzer im Ärmelkanal. Das Schiff wird vor jedem Einsatz mit einem abenteuerlichen Vehikel auf Rädern über den Strand zu Wasser gelassen. Trevor wohnt nur 200 Meter von seinem gefährlichen Arbeitsplatz entfernt. Seit einiger Zeit haben reiche Londoner Dungeness als Wochenenddomizil entdeckt. Seitdem explodieren die Immobilienpreise, doch Trevor will seine urige Fischerhütte für kein Geld der Welt hergeben. Einmal im Jahr wird es laut und voll und bunt auf den Küstenstraßen der Grafschaft Kent: Der örtliche Scooter-Klub lädt alle Motorollerfans zur Spritztour am Meer.
    Aus ganz England kommen sie dann auf Vespas und Lambrettas angeknattert. Viele der Fahrer sind sogenannte Mods, unterwegs in maßgeschneiderten Anzügen unterm übergroßen Parka, stilecht wie vor 50 Jahren. Eine offizielle Genehmigung haben die Küstencruiser nicht. Es ist jedes Mal wieder spannend, wie die Polizei reagiert. Vielleicht kann ja eine schillernde Mod-Hochzeit die Beamten milde stimmen.
    In der Küstenstadt Whitstable gehört zu den Choreografien der Tanzgruppe Dead Horse Morris ein kräftiger Schlagabtausch mit dicken Holzprügeln. Die Teilnehmer haben geschwärzte Gesichter, um nicht erkannt zu werden. Dieser Brauch war unter Puritanern verboten. Eine Tradition aus den harten Zeiten, als die Matrosen ihre Heuer schon vor der großen Fahrt verprasst haben. Nicht etwa die Eröffnung des Kanaltunnels im Jahr 1994, sondern das Ende von Duty-free bedeutete auch das Ende der Luftkissenverbindung von Dover nach Calais.
    Am 1. Oktober 2000 wurde der Dienst eingestellt. Das wollten Owen Pullen und sein Sohn Russell nicht einfach so hinnehmen. Also gründeten sie die British Hovercraft Company und begannen, eigene kleine Hovercrafts zu bauen. Zunächst sehr kleine, gedacht für Sport und Freizeit. Jetzt tüfteln die beiden an ihrem bisher größten Luftkissenboot, einem Sechssitzer für größere Transportaufgaben. Gutes Wetter vorausgesetzt, ist Frankreich zwar in Sichtweite; aber die gut 33 Kilometer durch den Ärmelkanal haben es durch extreme Strömung, beachtlichen Tidenhub und starken Schiffsbewegungen in sich.
    Das gilt vor allem für Schwimmer. Für sie gibt es deshalb einen speziellen Lotsendienst. Lance Oram begleitet schon seit mehr als 20 Jahren wagemutige Menschen mit einer Motorjacht bei ihrem ehrgeizigen Projekt, den Ärmelkanal schwimmend zu durchqueren. Wer neben ihm bei kühlen 17 Grad auf die andere Seite kraulen will, muss zunächst ein knallhartes Training absolvieren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.10.2016NDR
  • Folge 212 (45 Min.)
    Ein Drittel aller Esten wohnt in Tallinn. Das mittelalterliche Zentrum der Hauptstadt Estlands ist UNESCO-Weltkulturerbe. Im Sommer wird es dort, direkt zwischen neuen Glastürmen und einer riesigen alten Sowjetsiedlung, besonders voll. Täglich machen dann mehrere Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Tallinn fest. Doch es gibt vieles in und um Tallinn herum, was die Touristen noch nicht entdeckt haben. Und hier leben Menschen, die zum Teil recht außergewöhnliche Ziele verfolgen: Ants Tamme war kurz Weltrekordhalter im Kiiking. Dieser estnische Nationalsport wird auf Schaukeln praktiziert, ist aber absolut nicht kindgerecht.
    Ants schaffte einen 360-Grad-Überschlag mit 7,03 Metern Radius. Nur 15 Minuten später wurde er allerdings schon übertrumpft. Doch er trainiert verbissen, will unbedingt zurück ins Guinness-Buch. Hafenkapitän Kalle Kuss kämpft derweil in seiner Marina mit Nerzen! Auf der Suche nach Nahrung sorgen die aus Pelzfarmen entkommenen Raubtiere auf den schicken Jachten für Stress und Dreck. Mit Lebendfallen unternimmt Kalle Versuche, die nervigen Mardertiere in ein idyllisches Waldstück weit weg von Tallinn umzusiedeln.
    Teele Pehk will den Stadtstrand Kalarand vor dem Zugriff bauwütiger Investoren retten. Zu Sowjetzeiten war fast die gesamte Küste Estlands Sperrgebiet, jetzt wollen sich die Esten nicht ein zweites Mal von ihrem Strand durch Privatisierung aussperren lassen. Der Uferabschnitt mag unscheinbar sein, aber Teele und ihren Mitstreitern geht es ums Prinzip! Auf der Insel Naissaar in der Tallinner Bucht gibt es 28 Kilometer Gleise, die seinerzeit für den Stützpunkt der Roten Armee verlegt wurden. In den letzten 20 Jahren hat Inselbewohner Petka Lehtla die Schienen befahren, mit Touristen in einem einem selbst gebauten Zug aus Autoteilen und allerlei Fundstücken.
    Doch irgendjemand muss ihn bei den Behörden angeschwärzt haben, jedenfalls wurde die Schiene für sein Gefährt gesperrt. Petka lässt nichts unversucht, um wieder ins Geschäft zu kommen. Und das Saunaabteil steht noch unter Dampf, das kann er auch auf dem Abstellgleis nutzen. Nur drei Menschen leben ganzjährig auf Naissaar, darunter einer der prominentesten Esten: Tõnu Kaljuste, Dirigent beim weltberühmten Liederfest von Tallinn. Alle fünf Jahre findet es statt, beim letzten Mal waren 33.000 Sänger dabei.
    Im Kampf um die Unabhängigkeit des Baltikums haben sich die Menschen den Russen singend entgegengestellt, Lieder haben also eine große Bedeutung für die Esten. Diese Tradition will Tõnu unbedingt lebendig halten. Oleg Stepanov und seine Männer müssen geduldig und flexibel sein. Manchmal kommen nur zwei Frachter am Tag in den Containerhafen Muuga, aber es können auch mal 20 sein. Also kochen die Festmacher gemeinsam, gucken fern oder machen ein Nickerchen. Bis Olegs Telefon klingelt, dann gibt es Arbeit und seine Männer spucken in die Hände. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.10.2016NDR
  • Folge 213 (45 Min.)
    Ausgerechnet an der rauen Atlantikküste versprüht Frankreich einen ganz besonderen Charme: Das Herz der Region Charente Maritime ist La Rochelle. Die pittoreske Stadt mit mittelalterlichen Türmen und lauschigen Arkadengängen schmiegt sich um alte Hafenbecken, die heute vor allem von Segeljachten genutzt werden. Vorgelagert sind zwei Inselperlen: die edle Île de Ré und die urwüchsige Île d’Oléron. Diese Küste hat schon die Römer magisch angezogen. Sie bauten hier Wein an und ernteten Salz. Heutzutage setzen die maritimen Nachfahren der Gallier vor allem auf Meerestiere.
    Catheriné Coutant züchtet im Watt vor La Tremblade Austern. Bei Austernproben will sie vor allem Schulklassen an die Delikatesse heranführen. Sie selbst hat allerdings noch nie in ihrem Leben eine einzige Auster probiert. Und sie hat es auch nicht vor. Ähnlich störrisch sind ein paar Küstenbewohner auf der Île d’léron: die Poitou-Esel. Sie machen auf der Farm von Nicolas Séguier längst nicht immer das, was der Chef will.
    Er züchtet die charismatischen Tiere, die bis zu 450 Kilogramm wiegen. Es ist die größte Eselrasse der Welt. Die Poitou-Esel sind die zotteligen, aber etwas verzickten Stars der Farm, die viel Arbeit machen, aber keine verrichten. Den Müll am Strand beseitigt Nicolas im Auftrag der Gemeinde mit seinen kleineren Arbeitseseln. Ein Volkssport der matschigen Art ist die Suche nach der Palourde-Muschel im Watt vor der Île de Ré. Die Insulaner sind ganz wild auf diese Spezialität. Daher schickt die Naturschutzbehörde Muschelpolizisten auf Patrouille.
    Die Ordnungshüter kontrollieren Menge und Größe der gesammelten Schalentiere. Echten Hochleistungssport gibt es einmal im Jahr auf der Passage du Gois, einer Straße, die die Insel Noirmoutier mit dem Festland verbindet. Bei Flut wird die Strecke überspült. Das schreckt die Teilnehmer des „Wettlaufs gegen das Meer“ aber nicht ab. Wer nicht schnell genug ist, wird unfreiwillig vom Läufer zum Schwimmer. Unter Zeitdruck ist auch Djib Mory: Er beliefert jeden Morgen die Gastronomie von La Rochelle mit Meeresfrüchten, Käse und Brot.
    Djib hat gut zu tun, denn in La Rochelle gibt es alle paar Meter eine Kneipe, eine Brasserie oder ein Bistro. In den engen Gassen der Altstadt ist er mit seinem Lastenfahrrad viel schneller als ein Auto. Theoretisch zumindest, denn ständig wird Djib zu einer kleinen Erfrischung eingeladen. So manche Dienstfahrt endete schon in der legendären Seemannskneipe Cave de la Guignette. Wie gut, dass sein Drahtesel drei Räder hat.
    Auf den Speisekarten der Strandbars auf der Île d’Oléron stehen bis zu 17 Sorten Muscheln. Dazu werden natürlich die legendären Frites serviert, ein absoluter Klassiker. Aber sie verursachen auch eine Umweltsauerei, denn viele Wirte kippen das alte Fett einfach ins Meer. Zum Glück hatte Romain Gaudier eine gute Idee: Er fährt kreuz und quer über die Insel, sammelt das Fett ein und recycelt es, vom Frittenfett zu Biodiesel. Leider sind einige Inselgastronomen noch ein wenig sturköpfig. Doch wenn es nach Romain geht, kriegen die auch noch ihr Fett weg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.11.2016NDR
  • Folge 214 (45 Min.)
    An der wild zerklüfteten, 7.000 Kilometer langen kanadischen Pazifikküste befinden sich riesige Fjorde, zahllose Inseln und ein Regenwald hoch im Norden: Die Provinz British Columbia bietet viel Wildnis und wenig Zivilisation. Gerade einmal vier Millionen Menschen wohnen hier auf einer Fläche, die dreimal so groß wie Deutschland ist. Es gibt praktisch keine Straßen, alles wird per Fähre oder Wasserflugzeug transportiert. Das Leben in der abgeschiedenen Wildnis ist hart und macht erfinderisch. Ohne die „Aurora Explorer“ wäre ein Leben in der dünn besiedelten Inselwelt von British Columbia kaum möglich.
    Die Fähre ist hier für viele Menschen die einzige Verbindung zum Festland. Neben wichtiger Fracht transportiert die „Aurora Explorer“ auch Passagiere. Sie genießen das Leben an Bord inmitten der Inselwelt, ganz ohne Wellnessoase und Animation. Mike Farrell fliegt alles durch die Gegend, was im Stauraum seines Wasserflugzeugs Platz hat: Nahrungsmittel, Dynamit und lebende Shrimps. Diese holt er direkt vom Kutter auf offener See.
    Nicht ungefährlich, Kollisionen zwischen Schiff und Flugzeug können böse enden. Die Schalentiere muss Mike schnell abliefern, schließlich sollen sie frisch auf den Markt.Und er muss noch die Post zur entlegenen Insel Read Island fliegen. Frank und Saul Brown sind vom Stamm der Heiltsuk. Die beiden First Nations machen sich auf die Suche nach einer seltenen Delikatesse: Heringsrogen auf Alge ist eine wichtige Nahrungsquelle und bringt außerdem beim Verkauf gutes Geld. Vor allem in Japan ist „Roe on Kelp“ sehr gefragt.
    Aber erst einmal müssen Vater und Sohn für ihren Seetang-„Köder“ die richtige Bucht finden. Doch ob und wann die Heringe in dieser Saison zum Ablaichen kommen, kann niemand sagen. Einen ganz besonderen Schatz will eine Gruppe von First Nations im Great Bear Rainforest heben. In dem Küstenregenwald haben sie einer geheimen Stelle Lehm gefunden, dem wahre Wunderkräfte nachgesagt werden. Er soll gut gegen Akne und antibiotikaresistente Keime sein. Der Deutsche Simon Aufderheide hilft bei der Suche nach dem Lehm, denn er konnte damit sein Sodbrennen heilen.
    Die Schatzsucher müssen ihre schwere Arbeit ganz ohne Maschinen verrichten: Der Boden um die Fundstellen ist den First Nations heilig, er darf durch nichts Unnatürliches beschmutzt werden. Holzhändler Dan Stewart sorgt dafür, dass die Papierfabriken in der Gegend immer Nachschub haben. Der Frachter mit der Lieferung Baumstämme liegt schon in der Bucht und hat ordentlich Schlagseite. Das ist gut fürs Entladen: Je schräger das Schiff liegt, desto schneller kommt Dan an die Holzstämme und damit an sein Geld.
    Lee-Jay Wells lebt von Solarstrom, Wasser aus einem Brunnen und Nahrungsmitteln, die direkt aus der Natur kommen. Auf einer kleinen Insel muss der Selbstversorger für den Winter vorsorgen und zusehen, dass sich keine Bären nach Saunders Island verirren. Darum fährt er einmal pro Tag mit seinem alten Feuerwehrauto und heulender Sirene über das kleine Eiland. Leider hat das Signalhorn in letzter Zeit öfter einen Wackelkontakt. Aber Lee-Jay weiß: Ein richtiger Einsiedler muss auch sein eigener Pannenhelfer sein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.11.2016NDR
  • Folge 215 (45 Min.)
    Nur wenige Kilometer trennen Marokko an der Straße von Gibraltar vom europäischen Festland. Das spürt man in dem Königreich mit so klangvollen Küstenstädten wie Casablanca und Agadir: orientalisches Flair, gepaart mit französischem Savoir-vivre; Marokko war lange Zeit französisches Protektorat. Ibrahim Ghouasse nennt sich „Gourmetfischer“. Auf Bestellung fängt er die edelsten Fische und Meeresfrüchte. Anschließend grillt und kocht er die Delikatessen für seine erlesene Kundschaft direkt am Strand von Oualidia. Auch die einheimischen Arganbäume werden von Feinschmeckern geschätzt. Das Öl ihrer Früchte gilt als das teuerste und feinste Speiseöl der Welt.
    In mühsamer Handarbeit werden rund 100 Kilogramm Früchte zu einem Liter Öl verarbeitet, ausschließlich von Frauen. Der Reiterwettkampf Tbourida ist das Ereignis, traditionell reine Männersache. Amal Ahamri hat vor zehn Jahren die erste Frauenmannschaft gegründet. Zu Saisonbeginn trainiert sie die Nachwuchsreiterinnen. Amal versucht ihnen beizubringen, wie sie gleichzeitig das Gewehr präsentieren und die Pferde bändigen. Die Gegend um Essaouira zählt wegen des stetigen Windes zu den besten Surfspots der Welt. Aus diesem Grunde haben die Kamele am Strand meist ein Brett vor dem Kopf: Die Wellenreiter haben die Kamele als das perfekte Transportmittel für die Boards auf der Suche nach der perfekten Welle entdeckt.
    Ali und Mohammed haben ein Hobby mit nicht nur einem Haken: Sie angeln an den steilen Klippen des Kap Ghir. In die Felswände haben sie Höhlen geschlagen, die ihnen als Unterschlupf dienen. Doch um die Ruten auszuwerfen, müssen sie halsbrecherisch über Felsen klettern, mitten in die tosende Brandung. Sand gibt es an Marokkos 2.500 Kilometer langen Küste buchstäblich wie Sand am Meer, sollte man meinen. Doch der begehrte Rohstoff für Glas, Beton und Mikrochips droht knapp zu werden. Neben legalem Abbau sind wie in Larache immer mehr Sanddiebe am Werk. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.12.2016NDR
  • Folge 216 (45 Min.)
    Der Winter ist da. Es herrscht Eiszeit am Bottnischen Meerbusen. Doch das Leben erstarrt nicht, es kommt gerade jetzt richtig auf Touren. Aus der Schärenwelt mit ihren unzähligen Inseln wird eine zusammenhängende Landschaft. Eisstraßen verbinden nun die Inseln untereinander und mit dem Festland. Alle sind unterwegs: mit Schlittschuhen, Skiern, Motorschlitten und Autos. Tim Linhart wurde in Kalifornien geboren, lebt aber schon 20 Jahre in Luleå. Die Stadt in der kalten nordschwedischen Provinz Norrbotten ist seine Wahlheimat, denn Tim baut Instrumente aus Eis: Cello, Geige, Gitarre, Schlagzeug, Xylofon, fast ein ganzes Orchester hat er schon zusammen.
    Doch die kalten Klangkörper sind fragil, schon der Atem der Musiker und Zuschauer ist für sie eine Gefahr. Louice Andersson hingegen ist die meiste Zeit damit beschäftigt, möglichst viel Eis zu zerstören: Die 26-Jährige fährt als nautischer Offizier auf dem Eisbrecher „Ymer“. Zusammen mit ihrer Crew bringt sie Frachter, die aus dem Süden der Ostsee zu den Häfen im Norden des Meerbusens wollen, durch die Eislandschaft. Einige der Schiffe sind sogar zu schwach, der „Ymer“ in der aufgebrochenen Fahrrinne zu folgen. Lotta Sundling konnte die Eröffnung der Eisstraße kaum erwarten.
    Auf der Insel Hindersön mitten im Schärengarten betreibt sie ein kleines Café. Und ohne die schnelle Verbindung über das zugefrorene Meer kommt nun mal keine Kundschaft. Hanna Kanto aus der finnisch-schwedischen Grenzstadt Haparanda-Tornio wollte unbedingt etwas für die Kinder der 500 Flüchtlingsfamilien tun, die seit Kurzem in einer alten Hotelanlage untergebracht sind. Jetzt gibt sie kostenlosen Skiunterricht für mehr als 20 Kinder aus Eritrea, dem Sudan, Syrien, Afghanistan und Pakistan. Hanna nennt sie liebevoll ihre „Refu-Skis“.
    Der Rentierhüter Kaj Rundgren hat in diesem Winter besonders viel zu tun. Der erste Schnee des Jahres ist getaut und gleich wieder gefroren. Nun bedeckt eine dicke Eisschicht am Boden alle Flechten. Die 2.000 Rentiere von Kaj finden kaum noch Nahrung. Er muss zufüttern und kommt damit kaum hinterher. Das fischende Ehepaar Solbrit und Mats Inala ist jeden Tag draußen, auch im Winter. Gerade hat es technisch aufgerüstet: Ein Tauchroboter soll jetzt die Netze unters Eis ziehen und den beiden viel Arbeit ersparen. Doch es gibt Anlaufschwierigkeiten: Der teure Roboter ist unter der dicken Eisdecke verschwunden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.12.2016NDR

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