JVA – Karriere hinter Gittern

„Wenn ich einen Katalog verleihe und die gesamten Seiten mit dem Kinderspielzeug sind entfernt worden – da geht mir die Hutschnur hoch“, sagt Häftling Witte. Sexualstraftäter stehen in der Häftlings-Rangordnung der JVA Bremen ganz unten. Insbesondere die Pädophilen. Diese Sorte der Inhaftierten wird von den Mithäftlingen besonders gemobbt. Wenn sich die Situation unter den Häftlingen mal wieder zuspitzt, muss Gefangenensprecher Witte ran. Keine leichte Situation für den 41-Jährigen, der ausgerechnet deshalb in der JVA Bremen eine Haftstrafe verbüßt, weil er einen Mann getötet hat, der sich an seiner damals dreijährigen Tochter vergangen haben soll.
„Die sollen schon wissen, was sie angerichtet haben“, findet Witte, der als Folge seiner Selbstjustiz für neun Jahre einsitzt. Auch in solchen Situationen müssen die vier Azubis, die kabel eins in „JVA – Karriere hinter Gittern“ bei ihrer

Ausbildung zum „Beamten auf Lebenszeit“ begleitet, die Wogen glätten. Eine Anforderung, der nicht alle gewachsen sind … Anwärterin Vollmerding zum Beispiel hat mit dem Thema ausgewogene Nähe und Distanz offensichtlich noch Probleme. „Wie die mit den Insassen umgeht, das macht sie falsch – auf jeden Fall.
Da denkt man, die Frau ist spitz …“, sagt ein Häftling in der Anstaltswerkstatt nach dem ersten Kontakt zu der 21-jährigen Auszubildenden. Unterdessen sucht Witte einen geeigneten Nachfolger für den Posten des Gefangenensprechers – er selbst hat einen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt. Seine Anhörung vor der Strafvollstreckungskammer steht unmittelbar bevor. „Ein bisschen Angst hab ich schon“, sagt Witte. „Es wird wieder eine Entscheidung getroffen von Leuten, die nur die Akte kennen, aber nicht meine Person.“ Doch eine interne Gefängniskonferenz droht ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. (Text: kabel eins)