Fernsehfilm in 4 Teilen, Folge 1–4

  • 90 Min.
    Manhattan, August 1967. Gesine Cresspahl lebt mit ihrer elfjährigen Tochter Marie in New York und arbeitet als Fremdsprachenkorrespondentin in einer Bank. Jeden Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, kauft sie sich ihre geliebte New York Times. Das macht ihren Chef, Vice-President De Rosny, auf sie aufmerksam, und der nutzt die Gelegenheit, sie anzusprechen.
    Doch zu Männern hält Gesine Distanz. Auch ihr wohlhabender Verehrer Dietrich Erichson, genannt D.E., kommt nicht richtig an sie ran. Seitdem Jakob Abs, ihre große Liebe und Vater ihrer Tochter, zehn Jahre zuvor von einem Zug überfahren worden ist, verliert Gesine sich oft in Erinnerungen: Sie will nicht noch einmal den Schmerz des Verlassenwerdens spüren. Marie besucht eine Klosterschule, in der die Klassenlehrerin, Sister Magdalena, ein strenges Regiment führt. Besonders Maries Engagement gegen den Vietnamkrieg missfällt ihr. Als Gesine von einer Sprechstunde in der Schule heimkehrt, findet sie alte Familienfotos auf dem Fußboden ausgebreitet. Marie will alles wissen über ihren Vater und die Vergangenheit, sie will sich nicht länger hinhalten lassen. So beginnt Gesine, die Familiengeschichte der Cresspahls zu erzählen. Das Erzählen fällt ihr schwer, die oft schmerzhafte Erinnerung lässt sie am Ende matt und fiebernd im Bett liegen.
    Strandgasthof Rande, 1931. Während eines Besuchs in seiner Heimat Mecklenburg trifft der 43-jährige Tischler Heinrich Cresspahl die 25-jährige Lisbeth Papenbrock. Ein intensiver Blick genügt, und er ist verzaubert. Er folgt Lisbeth nach Jerichow, hält um ihre Hand an und erklärt den erschrockenen Eltern, dass er mit seiner Frau nach England zurückgehen will. Jerichow, März 1933. Hakenkreuzfahnen sind aufgezogen, die neue Macht regiert. Lisbeth und ihr Mann sind zur Geburt ihrer ersten und einzigen Tochter Gesine aus England nach Hause zurückgekehrt. Nur seiner heimwehkranken Frau zuliebe nimmt es Cresspahl auf sich, wieder in Deutschland zu leben.
    Allmählich hält auch Lisbeth den Belastungen nicht mehr stand. Sie verkriecht sich in die Kirche zum Beten und fragt sich, wie ein Kind mit dieser Situation leben soll, wenn es schon einem Erwachsenen kaum gelingt. Zur Sühne versagt sie sich und der kleinen Gesine das Essen, bis das Kind Hunger leidet. 1939 erreichen die antisemitischen Aktionen ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Nazis haben den Laden des jüdischen Händlers Tannebaum in Brand gesteckt. Frieda Tannebaum entkommt mit ihrer Tochter Marie den Flammen. Marie wird von Bürgermeister Jansen erschossen.
    Dieser Vorfall zerstört Lisbeths Lebenswillen endgültig. Während Heinrich mit Gesine verreist ist, schließt sie sich in der Werkstatt ein, vergießt Petroleum, fesselt sich an Händen und Füßen, stößt die Petroleumlampe um und überlässt sich den Flammen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.11.2000Das Erste
  • 90 Min.
    Oktober 1967. Das Erzählen der Familiengeschichte hat Gesine Cresspahl so schwer mitgenommen, dass sie nun mit hohem Fieber im Bett liegt. D.E. kümmert sich liebevoll um sie. Bald ist sie zu einem kleinen Ausflug fähig, auf dem D.E. Gesine und Marie ins Haus seiner Mutter mitnimmt. Auch die Erichsons stammen aus Mecklenburg, und es ist ganz offensichtlich, dass Mutter Erichson Gesine gerne als Schwiegertochter hätte.
    De Rosny lädt Gesine und Marie in sein Landhaus. Er versucht, Gesine zu überzeugen, für ihn einen wichtigen Auftrag in Prag zu übernehmen. Sie soll Dubcek mit einem Dollarkredit unterstützen, um die Regierung in Prag von den Russen unabhängig zu machen.
    Gesine quält sich mit der Frage, ob sie auf De Rosnys Angebot eingehen soll: Wohin dann mit Marie? Und was soll mit D.E. geschehen? Selbst ihre beste Freundin Anita, die aus Berlin zu Besuch kommt, ist keine wirkliche Ablenkung und kann ihr bei der Entscheidung nicht helfen.
    Jerichow, Herbst 1943. Heinrich Cresspahl arbeitet als Tischler auf dem Militärflughafen. Gesine, nun elf Jahre alt, kommt nach der Schule regelmäßig zu ihm und macht ihre Hausaufgaben. Cresspahl, der für England spioniert, diktiert ihr heimlich Informationen über den Flughafen – immer in der Gefahr, entdeckt zu werden. Die letzten Kriegstage lassen nicht mehr lange auf sich warten. Auf der Landstraße begegnen Cresspahl und Gesine in einem der Flüchtlingstrecks Mutter Abs und deren 17-jährigen Sohn Jakob. Englische Soldaten hissen den Union Jack. Die Beflissenheit gegenüber der neuen Macht ist nicht geringer als diejenige gegenüber der alten: Bürgermeister Jansen präsentiert den Rathausschlüssel und übergibt den Briten die Stadt. Diese wollen Cresspahl zum Bürgermeister von Jerichow ernennen, doch er reagiert verhalten, fügt sich dann aber in die Aufgabe und beginnt, die Flüchtlinge in die einzelnen Familien aufzuteilen. Jakob und Mutter Abs nimmt er mit in sein Haus.
    Die Herrschaft der Engländer ist nur von kurzer Dauer. Die Rote Armee zieht ein. Dort holt sich Bürgermeister Cresspahl nun die Befehle ab. Obwohl es zwischen den Bewohnern und den Rotarmisten Verständigungsschwierigkeiten gibt, verlaufen auch brenzlig wirkende Situationen zunächst friedlich. Als jedoch eine Flüchtlingsfrau vergewaltigt wird, reagiert Cresspahl mit offenen Vorwürfen und wird schließlich von den Russen verhaftet. Gesine sorgt sich nicht nur um ihren Vater, sondern leidet auch unter Jakobs Nichtbeachtung, der eine enge Beziehung mit Anne-Dörte hat. Anne-Dörte, die in den Westen fliehen will, versucht, Jakob zu überreden, mit ihr zu gehen. Doch der will nicht: „Bei uns wird die Welt verändert“, sagt er zu Gesine. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.11.2000Das Erste
  • 90 Min.
    New York, Weihnachten 1967. Nach langem Zögern hat sich Gesine Cresspahl endlich für D.E. entschieden. Zur Bescherung rückt er mit einem neuen Eisschrank an. Marie kennt im Gegenzug nur ein größeres Geschenk: „Wir heiraten dich!“
    Gesines Einschränkung folgt auf dem Fuße: Vor der Hochzeit will sie De Rosnys Geschäfte in Prag abwickeln – für die Bank und für einen gerechten Sozialismus. D.E. wirft ihr Egoismus vor und ist so verärgert, dass er türenknallend verschwindet. Prag oder ich: Etwas anderes gibt es für ihn nicht.
    Gesine gerät nun doch ins Wanken. Sie erklärt De Rosny, dass sie lieber nicht nach Prag gehen möchte. Doch das bringt weder D.E. zurück, noch beruhigt es Marie, die in der Schule verstärkt Probleme mit Sister Magdalena bekommt. Zu allem Überfluss wird ihr eine neue Banknachbarin zugewiesen: die schwarze Francine aus Harlem. Dafür muss Maries jüdische Freundin Rebecca Ferwalter den Platz neben ihr räumen. Marie macht ihrer Unzufriedenheit mit lautstarken Vorurteilen über „Neger“ Luft.
    Die Absage an De Rosny hat Gesine offensichtlich nicht geschadet. Im Büro erfährt sie, dass sie buchstäblich die Treppe hoch gefallen ist. Ihr neues Büro liegt im 16. Stock, unmittelbar neben dem von De Rosny. Aufgeben ist seine Sache nicht. Aber auch Marie, die an D.E. wie an einem Vater hängt, lässt nicht locker. Auf Coney Island arrangiert sie ein wie zufällig wirkendes Treffen zwischen Gesine und D.E. Der Coup glückt, und die Versöhnung ist perfekt. Wenig später wird im Fernsehen die Ermordung von Martin Luther King bekannt gegeben. Marie, die gerade noch über ihre neue Banknachbarin gelästert hatte, bekommt Gewissensbisse und beginnt, sich für die Schwarzen zu interessieren.
    Mecklenburg, Frühjahr 1946. Anne-Dörtes Flucht in den Westen hat Gesine Jakob nicht näher gebracht. Traurig und zornig sieht sie zu, wie er den Koffer packt, um sich in Dresden zum Lokführer ausbilden zu lassen. Fünf Jahre später ist sie eine junge Frau und genießt ihre Jugend, wovon sie sich auch durch den sozialistischen Drill nicht abhalten lassen will. Sie besucht die zwölfte Klasse des Gymnasiums in Gneez. Ihre Mitschüler – alles FDJ-Mitglieder – bestehen aus strammen Parteigängern, stummen Mitläufern und mehr oder weniger heimlichen Rebellen.
    Manche hören RIAS und träumen von Westprodukten. Andere, wie Liese Wollenweber, repetieren brav die sozialistische Rhetorik über die Aufteilung der Welt in Gut und Böse. Wieder andere wie Manfras haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit der evangelischen Jungen Gemeinde aufzuräumen. Ihre überkorrekte Lehrerin, Frau Riepenschläger, sorgt dafür, dass alle Konflikte im sozialistischen Sinn geregelt werden und hat dabei auch Gesine auf dem Kieker.
    Es ist die Zeit des Stockholmer Appells gegen Krieg und Aufrüstung, den Manfras sofort als Werk des Klassenfeindes denunziert. Mit ihm gerät die der Jungen Gemeinde angehörende Regine Weidling aneinander, die im Streit ihr FDJ-Mitgliedsbuch wütend auf den Boden wirft. Ihren Mitschüler Lockenvitz muss sie erst überreden, es wieder an sich zu nehmen. Das nimmt ihm wiederum Schuldirektor Kramitz übel, der ihn zwingen will, quasi zur Bewährung eine 30-minütige Rede zu halten, in der er sich gegen die Junge Gemeinde ausspricht.
    Es ist aber auch eine Zeit der ausgelassenen Landpartien, der Flirts – Gesine trifft sich vor allem mit ihren Verehrern Lockenvitz und Pagenkopf – und der kleinen Ereignisse. Bis Pastor Brüshaver mit einer unerwarteten Nachricht in die Tanzstunde hineinplatzt. Im Garten hinter Wulffs Kneipe sitzt, grauhaarig und von den Jahren der Haft schwer mitgenommen, Heinrich Cresspahl in einer dampfenden Badewanne.
    Gneez, 1951. Um Lockenvitz’ Bewährungsrede zu hören, haben sich alle Schüler in der Aula versammelt. Die Provokation ist da, als Lockenvitz verkündet, lieber über Nietenhosen als über die Junge Gemeinde reden zu wollen. Er plädiert für Meinungsfreiheit. „In dieser Zeit führen alle Wege zum Kommunismus“, zitiert er Direktor Kramitz. Zur Strafe fliegen Lockenvitz und Regine von der Schule. Womit sich rächen? Nachts pinselt eine Gruppe unter Lockenvitz’ Leitung die Worte „Bei uns führen alle Wege ins Zuchthaus …“ an die Wand im Haupteingang der Schule – eine Aktion, die er mit 15 Jahren Haft bezahlt. Gesine wird von Rohlfs, einem Mann der Staatssicherheit, verhört. Danach hat sie ein blaues Auge. Auch ihre Mitschülerin Anita kehrt mit einem blauen Auge von ihrem Verhör zurück. Die Mädchen müssen lachen und sind von da an die besten Freundinnen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.11.2000Das Erste
  • 90 Min.
    New York, 1968, ein Hospital in Harlem. Francines Mutter wird nach einer Messerstecherei schwer verletzt eingeliefert. Wohin nun mit Francine? Marie nimmt sie kurzerhand mit zu sich nach Hause – nicht, ohne Angst vor dem fremden Gast zu haben. Das distanzierte Verhältnis zwischen den Mädchen verwandelt sich rasch in eine Freundschaft, und der rassistische Druck von außen schweißt die beiden endgültig zusammen.
    Auf einem Dach hoch über Manhattan feiert Marie ihren elften Geburtstag. D.E. bittet Gesine, ihn zu heiraten, und tatsächlich stimmt sie zu. Doch vor der Hochzeit muss er noch für die NATO nach Finnland, und sie will ihre Prag-Mission erfüllen. Am Tag von Gesines Abreise, kurz nach der Ermordung Robert Kennedys, bittet D.E.s Anwalt Josephsberg sie zu sich und teilt ihr mit, dass D.E. bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sei.
    Die Situation in der Tschechoslowakei spitzt sich schon zu, als Gesine und Marie, die noch nichts von D.E.s Tod weiss, endlich im Flugzeug nach Prag sitzen. In der Luft ereilt sie ein Funkspruch. De Rosny bittet sie, bei der Zwischenlandung in Kopenhagen von Bord zu gehen. Am Flughafen wartet Anita, die sich als De Rosny ausgegeben hat, und Gesine erfährt aus einer Zeitungsschlagzeile den Grund für das Handeln ihrer Freundin: In Prag sind sowjetische Truppen einmarschiert.
    Gesine ist am Boden zerstört. Am Strand von Kopenhagen erklärt sie Anita, dass sie sich nicht noch einmal auf einen Menschen habe einlassen wollen. Der Schmerz nach dem Verlust von Jakob habe sie genug mitgenommen. Aber dafür ist es nun zu spät. Und in diesem Moment hat Gesine das Gefühl, als ob die Vergangenheit lebendig geworden wäre: Die alten Papenbrocks, Lisbeth mit Cresspahl, Jakob und D.E. scheinen sie von den Dünen aus zu betrachten. „Als Kinder, bei Gewitter in einer Kornhocke haben wir gedacht: Uns sieht keiner. Aber wir werden alle gesehen.“
    Mecklenburg, Jerichow, 1951. Abiturball im Strandgasthof Rande. Rohlfs, der Mann von der Staatssicherheit, tanzt mit Gesine und malt ihr die Zukunft in den schönsten Farben aus. Sie könne zum Beispiel problemlos Englisch studieren – wenn sie sich entsprechend verhalte: „Wir rechnen fest mit dir.“ In diesem Augenblick taucht Jakob auf, und Gesines alte Liebe zu ihm flammt wieder auf. Doch am nächsten Morgen fliehen Gesine und Anita in den Westen.
    Düsseldorf, Herbst 1956. Gesine hat Arbeit bei der NATO gefunden. Doch Rohlfs gibt keine Ruhe. Er erinnert sie daran, in einem Verhörprotokoll unterzeichnet zu haben, dass sie sich die Zusammenarbeit mit der Stasi überlegen wolle. Er erpresst sie, indem er erklärt, dass er auch Cresspahl, Mutter Abs und Jakob Schwierigkeiten machen werde. Das stürzt Gesine in tiefe Sorge. Sie beschließt, in Jerichow nach dem Rechten zu sehen – auch um Jakob wieder zu treffen.
    Jakob arbeitet inzwischen bei der Bahn in Magdeburg. Rohlfs sucht Jakob dort auf und bedrängt ihn, im sozialistischen Interesse auf Gesine einzuwirken. In Jerichow treffen sich Jakob und Gesine wieder. Die Liebe zwischen ihnen, die nie recht beginnen konnte, nimmt ihren Lauf.
    Rohlfs hat das junge Paar verfolgt, gibt sich aber generös. Gesine solle ruhig wieder nach Düsseldorf gehen und irgendwann zurückkommen. Das sozialistische Deutschland werde sie mit offenen Armen empfangen. Jakob kommt zwar besuchsweise mit nach Düsseldorf; doch bleiben will er nicht, und so bittet er Gesine, mit ihm nach Hause zu kommen. Umgekehrt bittet Gesine ihn zu bleiben. Die Situation ist verfahren, und das Schicksal entscheidet gegen die beiden: Zurück in Magdeburg, wird Jakob nach Dienstschluss beim Überqueren der Gleise von einem Zug erfasst und getötet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.11.2000Das Erste

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