Staffel 3, Folge 1–6

Staffel 3 von „Geschehen, neu gesehen“ startete am 10.01.2023 auf arte.tv und am 17.01.2023 bei arte.
  • Staffel 3, Folge 1 (52 Min.)
    Während des Indochinakriegs standen viele Vietnamesen in der französischen Armee ihren Landsleuten gegenüber, die in den Truppen Ho Chi Minhs für die Unabhängigkeit kämpften. Das Genfer Abkommen von 1954 beendete die französische Kolonialherrschaft und führte zur Entstehung zweier vietnamesischer Staaten beiderseits des 17. Breitengrads. Die Bevölkerung musste zwischen zwei Regimen wählen, die nicht nur eine Demarkationslinie, sondern auch eine ideologische Kluft voneinander trennte: die prokommunistische Demokratische Republik Vietnam (Nordvietnam) und die vom Westen unterstützte Republik Vietnam im Süden. Nur 300 Tage Zeit hatten die Bewohnerinnen beider Staaten, sich für eine Seite zu entscheiden. Die vietnamesische Bevölkerung wurde in einen Konflikt gestürzt, der Familien auseinanderriss und auf beiden Seiten zu schweren Traumata führte.
    Die Angst vor den bevorstehenden Säuberungen des Regimes löst im Norden eine Massenflucht aus. Das stark mediatisierte Eingreifen der amerikanischen Armee zur Unterstützung der südvietnamesischen Regierung ließ vergessen, dass es sich um einen grausamen Bürgerkrieg handelte – zumal zahlreiche Hollywood-Blockbuster den Konflikt in Vietnam als Krieg der USA darstellten. Das nordvietnamesische Regime nutzte diese Sicht und legitimierte sich mit der Behauptung, es führe einen gerechten Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit. Die Tatsache, dass es sich in erster Linie um einen Binnenkonflikt handelte, trat so weitgehend in den Hintergrund. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.01.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 10.01.2023arte.tv
  • Staffel 3, Folge 2 (52 Min.)
    Für die Amerikaner war der Kommunismus nach Ende des Zweiten Weltkriegs die größte Bedrohung für den Weltfrieden. Westeuropa und ein Teil Asiens schlugen sich angesichts der „roten Gefahr“ auf die Seite der USA. Dieser Einfluss missfiel Stalin, während Washington sich besorgt darüber zeigte, dass sich kommunistisches Gedankengut verbreitete. Und tatsächlich war die UdSSR stärker denn je: Während Stalin den Osten völlig gegen die amerikanische „Soft Power“ abriegelte, kam es in Westeuropa zu Streiks und Auseinandersetzungen. Nachdem die Berlin-Blockade bereits für wachsende Spannungen gesorgt hatte, schien nach Gründung der NATO und erfolgreichen sowjetischen Atombombentests sogar ein neuer Krieg zu drohen.
    In den USA wuchs sich Trumans Kreuzzug gegen den Kommunismus in der McCarthy-Ära zu einer wahren Hexenjagd aus. Im Juni 1950 beschleunigte der Ausbruch des Koreakrieges das Wettrüsten zwischen den Supermächten. 1952 war klar, dass der amerikanische Präsident das 1947 in der sogenannten Truman-Doktrin geäußerte Ziel, den Kommunismus einzudämmen, nicht erreicht hatte. Er stellte sich nicht zur Wiederwahl. Doch auch der Tod Stalins 1953 setzte dem Kalten Krieg kein Ende: Er sollte noch einige Jahrzehnte andauern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.01.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 10.01.2023arte.tv
    • Alternativtitel: Immobilienblasen, Pleiten und faule Kredite
    Staffel 3, Folge 3 (52 Min.)
    2007 explodierte die Spekulationsblase des US-amerikanischen Immobilienmarkts. Auf der anderen Seite des Atlantiks fand diese inneramerikanischen Krise kaum Beachtung. Um eine europäische Finanzkrise zu vermeiden und die Banken zu retten, spannte die EZB einen milliardenschweren Rettungsschirm auf. Alles schien wieder in Ordnung zu sein – bis Lehman Brothers, eines der ältesten amerikanischen Kreditinstitute, am 15. September 2008 Konkurs anmeldete. Die Börsen brachen ein und lösten eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus. In Europa kollabierte erst in Irland, dann in Island das Bankensystem.
    Danach gerieten Griechenland, Spanien, Portugal und Italien in ernstzunehmende Schwierigkeiten. Über Monate hinweg unfähig, eine gemeinsame europäische Haltung zu erarbeiten, verfolgte jedes Land seine eigene Politik. Die Abwärtsspirale der Märkte war unaufhaltsam. Bald war der ganze Kontinent von Sparkurs und Rezession betroffen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde in der Folge auch zur politischen Krise. Die Wut der Bürger äußerte sich bei den Wahlen: Die Europäer straften die traditionellen Parteien ab und liefen zu den EU-Austrittsparteien über. Überzeugt, dass die Europäische Union die Wurzel allen Übels sei, beschloss das Vereinigte Königreich den Brexit.
    Das Aufbauwerk Europa begann zu bröckeln. Einzig Deutschland fand in den darauffolgenden Jahren zu einer Dynamik von vor der Weltwirtschaftskrise zurück, während die südeuropäischen Länder außen vor blieben. Auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Börsencrash hält sich ein Mythos zäh: Die Subprime-Krise sei eine amerikanische Krise und Europa ihr unschuldiges Opfer. Dabei ist die Feststellung eindeutig: Die von den europäischen Institutionen getroffenen Entscheidungen haben die Krise in Europa verschlimmert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.08.2023arteDeutsche Online-PremiereDo 16.03.2023arte.tv
  • Staffel 3, Folge 4 (51 Min.)
    Nach Kriegsende 1945 waren zahllose Holocaust-Überlebende in diversen Lagern zusammengepfercht und blickten einer ungewissen Zukunft entgegen. Viele weigerten sich, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Sie suchten nach einem Land, das sie aufnehmen konnte. Die Frage nach der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina rückte nun wieder in den Vordergrund. David Ben-Gurion, der Anführer der zionistischen Bewegung, ergriff die Gelegenheit. Vor der Weltöffentlichkeit forderte er, dass die Überlebenden frei in das „Gelobte Land“ auswandern können. Die Briten, die damals das palästinensische Gebiet verwalteten, waren dagegen.
    Um ihre Interessen in der Region zu wahren und die Beziehungen mit den arabischen Ländern nicht zu gefährden, verfolgten sie eine drastische Migrationspolitik gegenüber den Neuankömmlingen aus Europa. Diese Haltung stand im Gegensatz zu der ihrer US-amerikanischen Partner, die die europäischen Flüchtlingslager fast allein verwalteten. Die Spannungen zwischen den beiden Verbündeten nahmen zu – Moskau witterte eine Chance zur Intervention. Machthaber Stalin beschloss trotz seiner antisemitischen Politik in der Sowjetunion, Ben-Gurions Plan des jüdischen Staats zu unterstützen.
    Er öffnete seine Grenzen für Hunderttausende jüdische „displaced persons“ gen Westen. Unter Eindruck dieses Flüchtlingsstroms musste dringend eine Lösung her. Stalin setzte auf die zionistische Bewegung, um die Briten aus ihrer Hochburg im Nahen Osten zu vertreiben. Gemeinsam mit den europäischen „Bruderländern“ stimmte er entschieden für eine Aufteilung Palästinas in zwei unabhängige Staaten: einen jüdischen und einen arabischen. Doch kaum war der junge jüdische Staat geboren, entbrannte ein Krieg um das Territorium. Auch hier war es die militärische Hilfe des Ostblocks, die es den Israelis ermöglichte, ihre Unabhängigkeit zu sichern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.08.2023arteDeutsche Online-PremiereDo 13.04.2023arte.tv
  • Staffel 3, Folge 5 (52 Min.)
    Die im Fahrwasser der deutschen NSDAP gegründete österreichische NS-Partei, die NSDAP-Hitlerbewegung, bekam immer mehr Zulauf. In einem instabilen politischen Umfeld verübte sie eine wachsende Zahl von Gewalttaten. Führende Köpfe waren Ernst Kaltenbrunner, Arthur Seyss-Inquart und Adolf Eichmann. Die später als Kriegsverbrecher verurteilten Männer machten Österreich zum Versuchslabor für den Unterdrückungsapparat der Nazis, bevor sie dessen Mechanismen nach dem „Anschluss“ voll übernahmen. Unter dem Deckmantel der Euthanasie ermordeten sie Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen in den Krankenhäusern und waren an der Errichtung des Konzentrationslagers Mauthausen beteiligt.
    Die österreichische Schwesterpartei der NSDAP wurde zur Vorreiterin bei der Verfolgung von Juden, ihrer systematischen Beraubung und der erzwungenen Emigration bis hin zu den allerersten Deportationen. Die von den Parteimitgliedern in ihrem Heimatland erworbene Erfahrung kam nach Kriegsausbruch im gesamten Deutschen Reich in den besetzten beziehungsweise annektierten Gebieten zum Einsatz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch sah sich Österreich unter Berufung auf den „Anschluss“ 1938 offiziell vor allem als erstes Opfer Adolf Hitlers und legte großen Wert darauf, die eigene Unschuld zu betonen.
    Mit dieser Mythenbildung weigerte sich das Land, seine Mitverantwortung für die Verbrechen des Dritten Reiches zuzugeben. Auch über die Beteiligung der österreichischen Bevölkerung am Vernichtungsapparat der Nazis wurde lieber geschwiegen. Erst 1991 erkannte der österreichische Staat offiziell an, dass Österreich eine Mitverantwortung an den bis dahin nur Deutschland zugeschriebenen Verbrechen trage. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.08.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 01.08.2023arte.tv
  • Staffel 3, Folge 6 (52 Min.)
    Eine ehrgeizige Strategie, die sich jedoch schnell als Sackgasse erwies, denn jeder Aufstand scheiterte blutig. Ende 1941, als der Kriegseintritt der USA und der UdSSR die Hoffnung auf einen militärischen Sieg aufkommen ließ, wurden die Ziele der SOE realistischer. Von nun an durften ausschließlich von London ausgebildete Elite-Agenten den Boden für eine bevorstehende Militäroperation großen Ausmaßes bereiten. Eine Einmischung, die oft Spannungen mit den Exilregierungen hervorrief. Im Vorgriff auf die „Operation Overlord“, so der Deckname der alliierten Invasion in der Normandie, wurde jedes Land entsprechend seiner strategischen Bedeutung behandelt.
    In Dänemark und Norwegen mussten sich die Widerstandskämpfer mit Sabotagen zufriedengeben, die vor allem den Zweck hatten, deutschen Truppentransporte an die Front zu verlangsamen. In Frankreich, Italien und Belgien dagegen unterstützten die von der Spezialeinheit ausgebildeten Partisanen die alliierten Truppen. Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich schließlich. Schnell bemühten sich die meisten Länder, die Rolle der SOE zu verschleiern. Stattdessen verbreiteten sie den nationalen Mythos, die Patrioten hätten ihr Vaterland einzig und allein aus eigener Kraft befreit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.08.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 01.08.2023arte.tv

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