Folge 11

  • Das Böse nebenan – wenn Menschen zu Bestien werden

    Folge 11
    „Höflich, charmant, sehr gepflegt“ – So beschrieben diejenigen Jack Unterweger, die ihm Anfang der 1990er Jahre begegneten. Als „Knastpoet“ feierte ihn die Wiener Schickeria, die sich nahezu geschlossen für seine vorzeitige Entlassung aus lebenslanger Haft eingesetzt hatte. Mindestens einmal hatte Unterweger zu diesem Zeitpunkt bereits gemordet. Doch seine Strafe, so die einhellige Meinung, war verbüßt. Im Gefängnis begann er zu schreiben, gab Lesungen, inszenierte Theaterstücke. Jack Unterweger schien resozialisiert. In Freiheit avancierte der Frauenmörder zum Liebling der Kulturszene.
    Der „wilde, vorbestrafte Künstler“ begeisterte sein Publikum. Er reiste durch das Land – ein Schriftsteller, Regisseur und Reporter, im weißen Anzug mit roter Blüte im Knopfloch und einem Schäferhund an seiner Seite. Er recherchierte für TV-Sender im Rotlichtmilieu, gab Autogrammstunden und war gern gesehener Gast in Talkshows. Und ermordete fast im Wochenrhythmus Prostituierte. „Jack Unterweger war ein bösartiger Narzisst“, sagt Prof. Reinhard Haller, einer der renommiertesten Gerichtsgutachter Österreichs.
    Der forensische Psychiater begutachtete Jack Unterweger nach seiner erneuten Festnahme im Jahr 1992. Er traf auf einen Mann, der bis zuletzt seine Unschuld beteuerte – und der doch auf brutalste, sadistische Weise mindestens neun Frauen erdrosselt hatte. Auch in einem Interview mit SPIEGEL TV (1992) erklärt sich Unterweger zu Unrecht verdächtigt. Die Kamera filmt einen Mann, der eloquent seine Darstellung erläutert, bis sein Zuhörer geneigt ist, ihm zu glauben. „Er war ein extrem guter Manipulator“, so Haller. Ausgerüstet mit „dem Charme des Psychopathen“.
    Der Fall Unterweger eignet sich nach Ansicht des Experten wie kaum ein anderer, dem „Code des Bösen“, der aus den Abgründen der Seele entspringt, nachzuspüren. Was macht aus einem intellektuell normalen, vollsinnigen, intelligenten Menschen einen bösartigen,
    schweren Verbrecher? Wie „normal“ ist das Böse – wo beginnt es, wo hat es seine Grenzen? Das Böse liegt oft so nah – SPIEGEL TV dokumentiert Fälle von Serienmördern, perversen Entführern und Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen und quälen. Psychiater und Gutachter erklären, warum und wie Menschen zu Bestien werden.
    Was war zuerst: das Böse oder der Mensch? Welche Facetten hat das Böse? Ist böse immer gleich böse? Was ist kriminell, was ist krank? „Tatort Gehirn“ – was steckt dahinter? Wo sind offenbar Grenzen der Therapie? Wer muss ins Gefängnis, wer in den Maßregelvollzug? Zu Wort kommen neben Gerichtsgutachtern und forensischen Psychiatern, wie der österreichischen Fritzl-Gutachterin Dr. Heidi Kastner und Prof. Hans-Ludwig Kröber von der Berliner Charité, unter anderem SPIEGEL-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen; der pensionierte Richter Gerhard Schaberg, der die Eltern der verhungerten Jessica verurteilte; der Gefängnisarzt Joe Bausch, der in der JVA Werl als Mediziner arbeitet und aus dem WDR-Tatort bekannt ist, sowie Krimi-Autorin Thea Dorn, die sich aufgrund ihres Berufes intensiv mit der Faszination des Grauens beschäftigen.
    Weitere Fälle: Frank Gust, der sogenannte „Rhein-Ruhr-Ripper“, ermordete zwischen 1994 und 1998 vier Frauen auf bestialische Art und Weise. Der Belgier Marc Dutroux entführt in den späten 1990er Jahren sechs Mädchen.
    In einem Kellerverlies hält er seine Opfer gefangen und missbraucht sie immer wieder. Andrej Tschikatilo, der sogenannte „Rostow-Ripper“, ermordete zwischen 1978 und 1990 mindestens 53 Frauen, Jungen und Mädchen. Natascha Kampusch ist acht Jahre lang den perversen Fantasien von Wolfgang Priklopil ausgesetzt. In der Oberwelt der biedere Herr Ingenieur sucht Josef Fritzl in seiner akribisch konstruierten Unterwelt den Machtkick über Leben und Tod anderer Menschen. Im österreichischen Amstetten kerkert er hinter einer 300 Kilo schweren Metalltür seine eigene Tochter ein, vergewaltigt sie 8.516 Tage lang und zeugt sieben Kinder mit ihr. (Text: VOX)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.03.2010VOX

Sendetermine

Sa 13.03.2010
20:15–23:55
20:15–
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