Folge 3

  • 3. Rund um den St. Gotthard – Von der Rigi zum Lago Maggiore

    Folge 3 (45 Min.)
    „Immer muss der Schweizer beim Gotthard beginnen, das ist der Anfang und das Ende seiner Geographie“, schreibt Heinrich Federer 1911. Am gewaltigen Massiv des St. Gotthard treffen die Hochgebirgsketten aus allen Himmelsrichtungen zusammen, ebenso wie die Sprachen der Schweiz: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Er ist die große Wasserscheide, wo wenige Kilometer voneinander entfernt Rhein, Rhone, Ticino und Reuß entspringen. Genau betrachtet beginnt der Gotthard in Amsterdam oder Basel und endet in Mailand. Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, als die Urner die Teufelsbrücke über die Schöllenen-Schlucht erbauen ließen, führten die Hauptverkehrswege am Gotthard vorbei über die Pässe des Wallis und Graubünden.
    Der Teufel, der nach der Sage die Brücke erbaut haben soll, hieß in Wirklichkeit Agosto da Tivoli, in der Mundart der Urner wurde daraus der „Tyfel“. Mit diesem Bauwerk wird der Gotthard zum bedeutendsten Pass Europas. Heute ist er einer der neuralgischen Punkte bei allen Überlegungen, wie man den ständig zunehmenden Verkehr im künftigen Europa überhaupt bewältigen kann. Die vernünftigste Lösung, der Bau eines Eisenbahn-basistunnels, um die Lastwagen endlich auf die Schiene zu bringen, wird in den nächsten Jahren begonnen.
    Die Tat der Urner Landbevölkerung machte den Gotthard aber auch zum bestimmenden Faktor bei der Gründung der Eidgenossenschaft vor 700 Jahren. Die Kontrolle dieses bedeutenden Handelsweges, das hatten die Urkantone damals erkannt, war der Schlüssel zu Reichtum und politischer Selbstständigkeit. Die diesen Bund gründeten, die Urner, Schwyzer und Unterwaldener, waren freilich keine freiheitsliebenden Hirten, wie es die Sage will,
    sondern adelige Grundbesitzer und freie Bauern. Dennoch ist ohne diesen Mythos vom Freiheitshelden Wilhelm Tell und ohne das Schiller’sche Drama die Schweizer Geschichte, vor allem die des 19. Jahrhunderts, nicht vorstellbar.
    Die drei Urkantone, zu denen sich bald auch Luzern gesellte, liegen rund um den Vierwaldstätter See, der schon früh das Ziel eines zahlungskräftigen Reisepublikums wurde. Vor allem die Sonnenauf- und -untergänge auf der Rigi, die bis zur Entdeckung des Hochgebirges als Berg schlechthin galt, waren ein Muss für den gebildeten Touristen auf der Suche nach der unberührten Schweizer Natur. Auf der anderen Seite des Gotthards liegen der Lago Maggiore, der Luganer und der Comer See. Den Traum, hier den Süden zu erleben, musste man sich lange Zeit mit der Postkutsche beschwerlich und teuer erkaufen. Mit dem Bau des Eisenbahntunnels durch den Gotthard, der 1882 fertig gestellt wurde, änderte sich nicht nur das. Die Bahn ermöglichte den besseren Anschluss des abgelegenen, armen und lange Zeit unselbstständigen Kantons Tessin an die übrige Schweiz.
    Tessiner Kaufleute, Gastwirte und Handwerker siedelten sich in Bern, Zürich oder Luzern an. Umgekehrt kamen die Hoteliers aus dem Norden ins Tessin. Die Schweiz wurde durchlässiger, und die Bevölkerung weltoffener. Man heiratete untereinander, knüpfte Geschäftsverbindungen. All das trug wesentlich zum Bestand dieses für Ausländer oft unverständlichen Staatsgebildes Schweiz bei, in dem vier Sprachen gesprochen werden und das doch über alle Krisen hinweg zusammenhält. Und nicht nur in der Schweiz wird darüber nachgedacht, ob diese jahrhundertealte demokratische Lebensgemeinschaft nicht ein Modell für ein künftiges Europa sein könnte. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.01.1993Bayerisches Fernsehen

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Di 01.09.2015
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Mo 31.08.2015
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So 03.01.1993
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