Folge 2

  • 2. Entdeckungen – Vom Matterhorn zum Genfer See

    Folge 2 (45 Min.)
    Zum Inbegriff eines Berges oder der Alpen wurde das Matterhorn dank seiner ungewöhnlich ausdrucksvollen und einprägsamen Gestalt. Entdeckt hat man es wegen seiner Abgelegenheit erst spät, als alle Konkurrenten in der Gunst von Forschern, Bergsteigern und Publikum, wie Mont Blanc oder Jungfrau, längst bezwungen waren. Berühmt wurde es nach dem 14. Juli 1865, dem Tag der Erstbesteigung, nach einem Ereignis, das an Dramatik kaum zu übertreffen ist und das Zermatt für kurze Zeit in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stellte. Da ist zunächst der Wettlauf zum Gipfel, den Eduard Whymper und seine Gefährten vor der italienischen Seilschaft gewinnen. Aber gleich nach diesem Sieg geschieht das Unglück. Wenige Meter unterhalb des Gipfels stürzen vier der sieben Expeditionsteilnehmer ab. In der Presse, vor allem in England, wurde zum ersten Mal leidenschaftlich über Sinn und Unsinn des Bergsteigens diskutiert.
    Damals, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, gab es in Zermatt ein paar hundert Einwohner, drei Gasthöfe und etwa 67 Betten. Heute kommen auf 3.500 Einwohner fünfmal so viel Betten. Der Tagestourismus verzeichnet bis zu 40.000 Besucher an einem Wochenende und alle haben das Ziel, dem Matterhorn, dem Monte Rosa und den anderen Eisriesen möglichst nahe zu kommen. Der älteste Bergführer der Welt, Ulrich Inderbinen, Jahrgang 1900, hat diese Entwicklung Zermatts vom kleinen Bauerndorf zum Hotelagglomerat miterlebt, ebenso wie den Wandel vom Bergsteiger- zum Seilbahntourismus.
    Die Landwirtschaft spielt in Zermatt längst eine untergeordnete Rolle. Anders im Rhonetal. Die kleinen Getreidefelder unterhalb des Furkapasses, die die Wiesenhänge in ein Schachbrett verwandeln, die Weinberge und Obstkulturen weiter flussabwärts geben der Landschaft ein bäuerliches Gepräge. Beeinträchtigt wird dieser Eindruck empfindlich durch Straßen und Verkehr, durch Industrieanlagen, vor allem Chemie- und Zementwerke und die ausufernden Gewerbe- und Wohngebiete nicht nur in den Zentren wie Sierre oder Sion.
    Das Walliser
    Rhonetal ist eines der extremsten Trockentäler der Alpen. An den gelbbraunen, sonnenverbrannten Hängen fühlt man sich an die sehr viel südlicheren Gestade der Rhone in der Provence oder gar ins spanische Hochland versetzt. Das Tal, ein uraltes Siedlungsgebiet, wurde schon früh christianisiert. Die heiligen Stätten von Sion oder des Klosters St. Maurice geben davon Zeugnis. Hier haben die Mönche früher alle Reisenden in ihre Gebete aufgenommen, die in den damals so gefährlichen und unwegsamen Bergen unterwegs waren. St. Maurice, direkt am Tor zum Wallis und damit zum Großen St.-Bernhard-Pass gelegen, verdankt dieser Lage seinen prächtigen Klosterschatz, den Kaiser und Könige mehrten, Handelsleute und unzählige Pilger auf ihrem Weg nach Italien oder ins Heilige Land.
    Gleich nach der Talenge von St. Maurice bildet die Rhone ein Delta, bevor sie sich zum größten Binnensee Mitteleuropas weitet, dem Genfer See, dem Lac Leman. Hier hat J. J. Rousseau in seinen Romanen das neue Naturgefühl beschrieben, die Schönheit der unberührten Alpen gepriesen, die man bis dahin als wild und bedrohlich erlebt hatte. Damit war der Weg frei zur Entdeckung und Erforschung der Alpen – und zu ihrer Eroberung und Ausbeutung. Am Genfer See haben Schriftsteller wie Ramuz, Rilke, Hemingway, Nabokov gelebt und gearbeitet, hier verweilten Maler wie Hodler und Kokoschka, die Kaiserin Eli-sabeth von Österreich, Charlie Chaplin, die Liste prominenter Namen ließe sich beliebig verlängern.
    Anders als im abgeschiedenen Wallis, wo Armut noch vor 50 Jahren die Bevölkerung zum Auswandern zwang, verlief in dieser reichen und offenen Gegend die Entwicklung auch im Bereich des Tourismus sehr viel organischer und behutsamer. So haben vor allem die kleineren Orte ihren Charakter
    bewahren können: Dörfer inmitten von Weinbergen mit engen Gassen, schönen alten Häusern und Gärten, vor allem aber mit der prachtvollen Aussicht auf die nahen Berge und die Weite des Sees, an dessen Ufer man am Abend Boule spielt oder spazieren geht. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.12.1992Bayerisches Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

So 30.07.2017
11:15–12:00
11:15–
So 27.12.1992
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