2002, Folge 1–7

  • Folge 1
    „Das Philosophische Quartett“ möchte die ZDF-Zuschauer auf eine ebenso amüsante wie geistreiche Denk-Reise mitnehmen und zu einem intellektuellen Abenteuer mit hohem Erkenntnisgewinn verführen. Moderator und Vor-Denker ist der erfolgreichste und meistdiskutierte deutschsprachige Philosoph der letzten zwanzig Jahre: Peter Sloterdijk. Ihm zur Seite steht der Philosoph Rüdiger Safranski. So kann Sloterdijk, im Zusammenspiel mit Safranski, immer wieder auch seine Rolle als Moderator verlassen und denkend, nicht nur lenkend, das Gespräch bereichern. Die weiteren zwei Teilnehmer werden ständig wechseln.
    „Das Philosphische Quartett“ setzt auf die Neugier der Zuschauer, sich zusammen mit Peter Sloterdijk und seinen Gästen auf die Suche nach dem Wesen der Dinge zu begeben, die sich hinter den großen Themen unserer Zeit verbergen. „Das Philosophische Quartett“ will, im Gegensatz zu anderen Expertenrunden, keine Sachthemen abhandeln und abfragen, kein Fachwissen vermitteln. Es nimmt die Sachthemen nicht als gegeben hin, sondern leuchtet ihre Ab- und Hintergründe aus und vermag so hinter den vordergründigen Fragestellungen andere, verborgene Themen zu entdecken. Sloterdijk wird mit seinen Gesprächspartnern dafür sorgen, dass das, worüber man spricht, im Gespräch selber denkend hergestellt wird. Gegenstand der Diskussionsrunde ist am Ende immer das Denken selbst.
    Peter Sloterdijk: „Im Idealfall könnte es gelingen, die Zuschauer an ihren eigenen latenten Wissensreichtum zu erinnern und sie zur Wiederentdeckung ihrer Libido des Denkens anzuregen.“
    „Das Philosophische Quartett“ versteht sich, so Peter Sloterdijk, als eine „Gruppe von Konsultanten“, eine Art intellektueller Tafelrunde, die der Gesellschaft Beschreibungsvorschläge hinsichtlich ihrer Lage und ihrer Probleme unterbreitet. Für fortdauernde Überraschung sorgt das Entdecken neuer Zusammenhänge, das Aha-Erlebnis, wenn man das immer schon Gewusste neu durchdrungen sieht und damit in einem neuen Licht präsentiert bekommt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.01.2002ZDF
    mit Reinhold Messner (Bergsteiger) und Friedrich Schorlemmer (Theologe und Träger des Friedenspreises)
  • Folge 2
    „Die moderne Gesellschaft“, so der Befund von Peter Sloterdijk, „zeichnet sich durch eine hohe Skandalanfälligkeit aus.“ Das Prinzip der Diffamierung wird in Deutschland immer mehr zum Politikersatz. Je geringer die Kompetenz der Parteien für Problemlösungen wird, umso stärker gedeiht ihre Neigung, Konflikte, Unregelmäßigkeiten und Missstände zum Skandal hoch zu stilisieren. Es ist Mode und Methode geworden, statt plausibler Lösungen Sündenböcke zu suchen, die man an den Pranger stellen kann. So hat sich bei uns, wie Sloterdijk sagt, ein neuer Berufszweig entwickelt: der „Skandaltechniker und Skandalstratege“. Mit dem Mut zu grober, nicht statthafter Vereinfachung entfachen diese Experten den Skandal, halten damit Anhängerschaften beisammen, polarisieren und verdecken die Unfähigkeit zu wahrhaft geistigem Diskurs.
    Der Skandal wird damit zu einer überaus schädlichen Kommunikationsform. Er kann an den Rand des semantischen Bürgerkriegs führen und psychische Spuren an den Teilnehmern hinterlassen. „Skandalbereite Medien gehen von der Information zur Erregung über“: Im Kampf um Marktanteile und Auflagenhöhe wird aus einer kritischen Öffentlichkeit eine „Meinungstreibjagd, aus der jeder eine möglichst hohe Rendite ziehen will“, sagt Sloterdijk. Der soziale Zusammenhang ist bedroht. Skandale der vergangenen Jahre um Martin Walser, Peter Handke oder Botho Strauss können dies beispielhaft zeigen.
    Andererseits stellt sich die Frage, ob der Skandal nicht auch wichtig für den Themenhaushalt einer gut funktionierenden Demokratie ist. Hier wird sichtbar, dass es neben dem offiziellen Parteiensystem informelle Parteien gibt, die anlässlich solcher Erregungen an die Oberfläche kommen. Rüdiger Safranski spitzt diese Beobachtung auf die These zu, dass „das Aufdecken von Skandalen geradezu ein Gesundheitszeugnis für die Demokratie“ sein kann.
    Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski haben den Schriftsteller Martin Walser und den Publizisten und ehemaligen Politiker Klaus von Dohnanyi zum philosophischen Gespräch eingeladen. Martin Walser gilt seit Jahrzehnten als wortgewaltiger Interpret und Kommentator deutscher Zustände. Er kann aus eigener bitterer Erfahrung vom Nutzen nicht, umso mehr aber vom Nachteil des Lebens unter einem Skandal berichten, den er 1998 mit seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels auslöste. Klaus von Dohnanyi war einer der wenigen, die sich damals auf die Seite von Walser stellten. Aus seinem Verständnis von Zivilcourage und der Forderung nach einer freien Diskussion hat er damals wie heute das Wort ergriffen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.02.2002ZDF
    mit Klaus von Dohnanyi (Publizist und Politiker) und Martin Walser (Schriftsteller)
  • Folge 3
    Der Kampf gegen den Terror, den Amerikaner und Europäer nach dem
    11. September 2001 gemeinsam aufgenommen haben, droht sie nunmehr auseinander zu treiben. Die europäische Solidarität mit den USA bröckelt jetzt im Krieg gegen die „Achse des Bösen“. Das schwierige Verhältnis der Europäer zu den Amerikanern und das Selbstverständnis einer Großmacht, das ist Thema „Im Glashaus“ – bei der neuen Ausgabe des „Philosophischen Quartetts“.
    Die Philosophen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren mit dem Publizisten Roger Willemsen und dem Literaturprofessor Hans Ulrich Gumbrecht über die „Glaubenssache Amerika“. Peter Sloterdijk sagt, die USA hätten das „europäische Programm der imperialen Ordnungsaufgabe in der Welt übernommen“. Die Amerikaner würden gleichsam als die „Neuen Römer“ auftreten, die ebenso wie ihr antikes Vorbild zwischen Isolationismus und Imperialismus schwankten. Im Unterschied zu den Europäern glaubten die Amerikaner auch in einem religiösen Sinn daran, dass es das Böse gebe, das mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Die USA hätten die Auseinandersetzung um die Weltherrschaft zur Glaubenssache gemacht, so der Befund von Peter Sloterdijk.
    Die skeptischeren Europäer könnten so lange nicht wissen, wer sie sind und was sie wollen, meint dagegen sein Konterpart Rüdiger Safranski, so lange sie ihr Verhältnis zu Amerika nicht geklärt hätten. Durch die Nähe zu den USA könne es sich Europa zwar leisten, die Freiheit zu konsumieren, ohne aber den Preis dafür bezahlen zu müssen. Europa lebe in einer Art „machtgeschützter Innerlichkeit“, die sich nicht an den Fronten der Macht beweisen müsse. Was aber machen die Europäer, wenn Amerika an seiner eigenen Gigantomanie scheitern sollte? Können die Europäer mit ihren Erfahrungen von Krieg und Terror im 20. Jahrhundert eine Mittlerrolle einnehmen und womöglich den Amerikanern beibringen, wie eine Großmacht mit Niederlagen umgehen muss?
    Diese und andere Fragen diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit Hans Ulrich Gumbrecht und Roger Willemsen. Hans Ulrich Gumbrecht lehrt an der Universität Stanford in den USA und kann aus der Innenperspektive über amerikanische Befindlichkeiten berichten. Roger Willemsen hat seit dem vergangenen September stets kritisch die Diskurse begleitet, die sich in der veröffentlichten Meinung über den Anschlag und seine weltpolitischen Folgen niedergeschlagen haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.2002ZDF
    Mit Claus Peymann (Theaterregisseur) und Hans Ulrich Gumbrecht (Literaturprofessor)
  • Folge 4
    Die gegenwärtige Gesellschaft gleicht einer Arena, in der es lediglich um Sieg oder Niederlage, Gewinnen und Verlieren geht. In der Spaßgesellschaft wird der Wettkampf als Spiel betrieben, an dessen Ende allerdings nicht selten der Ernstfall steht.
    Um Sieger zu bleiben und dem Gewinn nachzuhelfen, wird dann eben auch zum Mittel der Bestechung, zur Korruption gegriffen. Eitelkeit und Ehrgeiz verführen Politiker dazu, sich in die Wirtschaft einzumischen, aufgeblähte Unternehmen mit immer neuen Krediten zu stützten und damit große Pleiten auszulösen.
    Über den „Wettkampf als Lebensform“ diskutieren die Philosophen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski in der nächsten Folge des „Philosophischen Quartetts“ mit der Managerin und Professorin Margarita Mathiopoulos und der Journalistin Franziska Augstein.
    Auf allen Ebenen unserer Gesellschaft herrscht ein dauerhafter Wettstreit. Nicht das Miteinander bestimmt die Regeln, sondern das Gegeneinander. Zwischen den Geschlechtern und Generationen, zwischen Arm und Reich, zwischen Stark und Schwach. Die Welt liebt Siegen, Hitlisten und Rankings, aber wie steht es um eine „Kultur des guten Verlierens“, fragt Peter Sloterdijk. Eine Auffanggesellschaft für Verlierer gibt es nicht, und die Globalisierung trägt dazu bei, dass bestimmte Gruppen als Verlierer aus dem Wettkampf fallen.
    Rüdiger Safranski meint, dass der Wettkampf in einer gewaltbereiten Gesellschaft der Zivilisierung von Gewalt dient, deshalb sei die griechische Kultur so erfolgreich gewesen.
    Peter Sloterdijk möchte mit seinen Gästen Margarita Mathiopoulos, Indus­triemanagerin und Professorin für Internationale Politik an der Technischen Universität in Bielefeld, und der Journalistin Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, auch diskutieren, ob bestimmte Formen des Wettkampfs im Geschlechterkonflikt wiederkehren und inwieweit „alte biologische Programme mit tiefsitzender Erfolgsorientierung“ dabei greifen.
    37˚ Dienstag, 30. 4. 2002
    Die Schneejungfrau 22:15 Uhr
    Andrea – unschuldig im türkischen Gefängnis?
    Film von Gregor Bialas
    Überraschende Wende im Fall Andrea Rohloff.
    Die 19-jährige Berlinerin Andrea Rohloff, die Anfang 2001 in der Türkei mit sechs Kilo Rauschgift verhaftet und zu sechs Jahren und drei Monaten verurteilt worden war, muss nicht länger im türkischen Gefängnis bleiben. Ganz überraschend stimmte der türkische Justizminister dem Antrag der Eltern auf Überstellung nach Deutschland zu. Andrea wurde am 10. April ins Jugend- und Frauengefängnis von Istanbul verlegt. Dort wartet sie auf ihre Überstellung nach Deutschland. Es wird damit gerechnet, dass Andrea in wenigen Wochen in die Heimat zurückkehren darf.
    Die Vorgeschichte: Mit 18 war Andrea Rohloff von ihrer Freundin Nadine (21) stark beeindruckt, denn Nadine hat immer Geld. Als Andrea von ihr im Januar 2001 zu einer Urlaubsreise in die Türkei eingeladen wurde, erzählte sie ihren Eltern von einer Fahrt nach Rostock. Nachdem die beiden ein paar nette Tage in der Türkei verbracht hatten, sollte Andrea alleine nach Italien fliegen. Nadine bat sie, eine Tasche für sie mitzunehmen. Später würde sie nachkommen. Bei der Ausreise fanden Zollbeamte 6 Kilo Rauschgift im Gepäck der anscheinend ahnungslosen Andrea. Sie wurde verhaftet. Die Eltern, die bald telefonisch informiert wurden, waren fassungslos. Offensichtlich wurde Andrea von einer international operierenden Drogenbande als Kurier benutzt. Das türkische Gericht zeigte Milde. Sechs Jahre und drei Monate für Andrea Rohloff. Doch Andrea hört nicht auf, ihre Unschuld zu beteuern. Von ihrer früheren Freundin Nadine fehlt bis heute jede Spur. Sie steht auf der internationalen Fahndungsliste. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.04.2002ZDF
    Mit Margarita Mathiopoulos (Industriemanagerin und Professorin für Internationale Politik) und Franziska Augstein (Journalistin).
  • Folge 5
    Norbert Bolz, Kommunikationsforscher zusatz: Hans-Olaf Henkel, Autor und ehemaliger BDI-Präsident (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.10.2002ZDF
    Mit Prof. Dr. Norbert Bolz (Kommunikationsforscher) und Hans Olaf Henkel (ehem. Präsident BDI)
  • Folge 6
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2002ZDF
    Mit Luc Bondy (Theaterregisseur) und Adolf Muschg (Schriftsteller)
  • Folge 7
    Deutsche TV-PremiereSo 15.12.2002ZDF
    Mit Peter Schneider (Schriftsteller) und Richard von Weizsäcker (Bundespräsident a. D.)

weiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Das Philosophische Quartett online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…