• Folge 146 (45 Min.)
    Vor zwei Jahrzehnten erweitert die Europäische Union den Kreis der Mitglieder nach Osten, mit großen Versprechen von Freiheit und Wohlstand. Was bleibt heute vom Traum einer besseren Zukunft? 20 Jahre, in denen europäische Werte die Länder verändert haben. Die Aufbruchstimmung ist verflogen, die Unsicherheit zurück, weil die Sorge wächst, nach der Ukraine das nächste Opfer zu sein, und neue Autokraten liebäugeln mit der Nähe zu Russland. Die Europäische Union prägt das Leben der Menschen in den neuen Mitgliedstaaten, aber sie spüren auch, wie zerbrechlich die Versprechen sind und wie fragil die Garantie von Sicherheit und Fortschritt.
    In der zweiteiligen Dokumentation „auslandsjournal – die doku: Mensch, Europa!“ blicken die ZDF-Korrespondentinnen Britta Hilpert und Natalie Steger auf acht Länder, treffen Menschen, beobachten deren Alltag, erfahren von deren Wünschen, Zielen und Schwierigkeiten. Europa spielt da immer eine Rolle – nicht immer eine gute. In dieser Folge zeigt Osteuropa-Korrespondentin Natalie Steger Alltag und Umbruch in Polen, Litauen, Lettland und Estland.
    Was alle vier Länder eint, ist die hohe Zustimmung zur EU und das Gefühl, Teil des politischen Europa zu sein. Zwei Jahre nach Putins Angriff auf die Ukraine gilt es als Lebensversicherung, denn alle Länder haben eine gemeinsame Grenze mit Russland. Andrius Mamontovas lebt im litauischen Vilnius. Er ist 56 Jahre alt und hatte in seinem Leben bereits drei unterschiedliche Pässe. Geboren, als Litauen noch Teil der Sowjetunion war. Dann, nach deren Zusammenbruch, war sein Land endlich wieder unabhängig, heute ist er stolz auf den europäischen Pass.
    Andrius ist Musiker und ein Star in Litauen. Er hat am ESC teilgenommen für sein Land, vor allem aber hat er als Teenager einen Song komponiert, der noch heute als Freiheitshymne gilt. Er hat sie am 13. Januar 1991 gesungen, als sowjetische Panzer am Fernsehturm in Vilnius auffuhren, im letzten Versuch, die Macht in Litauen zu behaupten. 14 Menschen starben, Andrius war Augenzeuge. Früher, zu Sowjetzeiten, war allein schon die Reise nach Polen ein Abenteuer. Heute kann er ohne Kontrollen bis zum Atlantik fahren.
    Sein Vater war Russe, seine Mutter ist Litauerin. Auch wenn sein Vater nie Russisch mit ihm sprach, weil er das Regime in Moskau verachtete. Karoli Hindriks stand als Kind in der baltischen Menschenkette, als die drei Länder sich auflehnten gegen den russischen Besatzer. Karoli, heute 40 Jahre alt, ist eine estnische Unternehmerin, die den Traum der offenen Grenze, der Freizügigkeit lebt. Mit 16 gründet sie ein Unternehmen, heute führt sie eine Relocation-Firma, die weltweit operiert. Karoli ist für den Beitritt der Ukraine zur EU.
    Auch Estland sagt sie, habe in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit von Moskau mit Korruption zu kämpfen gehabt, aber durch den Willen, zur EU zu gehören, habe das Land sich diszipliniert. Karoli engagiert sich für ukrainische Flüchtlinge, zeigt eine eigens nach Kriegsbeginn in Tallinn eröffnete Schule für ukrainische Kinder. Als Kind hat Karoli Russisch gelernt, weigert sich aber seit dem 24. Februar 2022, diese Sprache zu sprechen. Iwona Blecharczyk ist Lkw-Fahrerin in Polen. Mit ihren Schwertransporten ist die 36-Jährige in ganz Europa unterwegs.
    Sie nennt sich selbst Lkw-Fahrerin, Unternehmerin, Influencerin. Iwona hat vier Angestellte. Anfangs fühlte sie sich noch nicht wirklich ernst genommen, als Frau im Laster, aber auch als Polin, als neues Mitglied in der EU. Heute sei man auf Augenhöhe, meint sie. Europa bedeutet für sie Freiheit und Orientierung nach Westen. Die meisten Polen würden das so fühlen, sagt sie. Die Straßen sind besser geworden, die Grenzen weg, die Löhne endlich fair. Iwona ist an der Grenze zur Ukraine aufgewachsen. Sie und ihre Mutter fordern wie die Balten volle Solidarität mit dem Nachbarland Polens.
    In Lettland wurde nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine die Wehrpflicht wieder eingeführt. Die Freiwilligenarmee hat regen Zulauf. Die Dokumentation begleitet Soldaten bei ihren Übungen. Die Motivation, das eigene Heimatland zu verteidigen, ist hoch, weil sich die Menschen in Lettland sicher sind, dass Moskaus Machthunger nie aufhören wird. Die Dokumentation zeigt, wie die vergangenen zwei Jahrzehnte das Leben der Menschen in Polen, Lettland, Litauen und Estland verändert haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.05.2024ZDF
  • Folge 147 (45 Min.)
    Indische Trikolore auf dem Chefsessel eines mächtigen Regierungsbeamten.
    Narendra Modi ist auf dem Weg in eine dritte Amtszeit als indischer Premierminister. Unter seiner Führung hat sich Indien verändert – mit dem Ziel, eine Weltmacht zu werden. Basis seiner politischen Strategie ist ein radikaler Hindu-Nationalismus, mit dem er das Land in die Zukunft führen will. Große Teile der Gesellschaft werden dabei ausgegrenzt. Die mehr als 200 Millionen Muslime haben in Modis Indien immer weniger Platz. Modis Machtbasis liegt im Bundesstaat Gujarat, den er jahrelang als Ministerpräsident geprägt hat, dort hat seine politische Karriere begonnen. In einer Reportagereise durch Gujarat zeigen ZDF-Korrespondent Johannes Hano und sein Team Fortschritt und Wandel in Modis Heimatprovinz, die für den Premierminister so etwas wie eine Modellregion für ganz Indien ist.
    Die Reise führt von der Salzwüste an der Grenze zu Pakistan bis zur größten Diamantenbörse der Welt im Süden der Provinz. Am Arabischen Meer erfährt das Team, dass es sich in Indien auch heute noch lohnt, große Frachtschiffe aus Holz zu bauen. Der Besuch in einer „Kaderschmiede“ für Hindu-Nationalisten beleuchtet die ideologischen Hintergründe Narendra Modis und seiner Partei. Auf der Reise treffen Johannes Hano und sein Team auch Muslime, die zunehmend verfolgt und diskriminiert werden und sich in ihrem Land nicht mehr wohl und sicher fühlen. Es ist eine Reise mit faszinierenden Bildern und Geschichten, die zeigen, wohin sich Modis Indien entwickeln kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.05.2024ZDF
  • Folge 148 (45 Min.)
    Kaum ein anderes Thema spaltet Europa mehr als die Migrationspolitik. Seit der Flüchtlingskrise 2015 hat sich die Haltung der EU geändert: von der Willkommenskultur zur Abschottungspolitik. Die Dokumentation von Julia Rech und Ulf Röller geht der Frage nach, ob bei der neuen Abschottungspolitik der EU die Menschenrechte auf der Strecke bleiben. Sie schauen in den Maschinenraum Brüssel, an Europas Außengrenze und in die Transitländer. Die Autoren begleiten EU-Innenkommissarin Ylva Johansson in Brüssel und nach Berlin. Johansson will den Migrationspakt zum Erfolg führen.
    Neben der deutschen Innenministerin Nancy Faeser besucht sie in Berlin auch das Aufnahmezentrum Tegel, das mit mehr als 4000 Geflüchteten überläuft. Viele kommen aus der Ukraine, sie warten auf eine Wohnung, manche schon über ein Jahr lang. Ein Leben in Zeltstädten, in einer kleinen Kabine mit 13 anderen Menschen und zwei Hunden. Das Stockbett ist ihre einzige Privatsphäre. Tegel zeigt die menschliche Dimension der Migrationspolitik und die Notwendigkeit, humane und gerechte Lösungen für alle Beteiligten zu finden. Den Grenzschutz überwacht Frontex-Chef Hans Leijtens, er muss Europas Grenzen sichern und verhindern, dass noch mehr Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, Pushbacks unterbinden.
    Das ZDF begleitet ihn bei einer Frontex-Mission vor Griechenland. Die Dokumentation zeigt auch die Orte, an denen sich Flüchtlinge aufmachen, um nach Europa zu fliehen. Tunesien ist als Transitland wichtig und im Fokus der Bemühungen der EU. Die EU will ein Abkommen: Tunesien soll Geflüchtete aufhalten und zurückschicken, gegen Schlepper vorgehen, dafür gibt Europa Geld, Ausrüstung und Trainingsstunden. Wie kann dies gelingen, ohne die Menschenrechte zu verkaufen? Die Dreharbeiten waren schwierig, das Land schottet sich ab, Tunesien verhindert immer öfter, dass Journalisten ihre Arbeit machen, berichten können, wie schwierig die Lage für Migranten ist.
    Auch das zeigt die Dokumentation. In Albanien sprechen die Autoren mit Regierungschef Rama über die Bereitschaft seines Landes, Europa bei der Bewältigung der Migrationsströme zu helfen. Albanien will – erst mal nur für Italien – Geflüchtete in Aufnahmezentren unterbringen. In einem Schnellverfahren soll entschieden werden, ob die Geflüchteten in die EU, nach Italien, gebracht oder rückgeführt werden.
    Ein Vorbild für Abkommen der EU mit weiteren Drittländern? In Bosnien lebt Najib Mohabib, ein junger Afghane. Sein Schicksal steht für das vieler Geflüchteter. Sein Bruder ist bei der Flucht an der Außengrenze der EU im Grenzfluss zu Kroatien ertrunken. Najib Mohabib steckt auf seinem Weg nach Europa nun in Bosnien fest – aber seinen Traum, seine eigene Firma in Deutschland zu gründen, will er nicht aufgegeben. Europa will sich abschotten – die Dokumentation von Julia Rech und Ulf Röller beschreibt, wie schwierig dies wird, ohne den Rechtsstaat zu verraten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.05.2024ZDF
  • Folge 149 (30 Min.)
    Das ZDF-Team bei Dreharbeiten mit Street-Art-Künstler Senzo Nhlapho im ärmlich geprägten Kliptown.
    Für Südafrika ist 2024 ein Schicksalsjahr: 30 Jahre nach dem Ende des Apartheid-Regimes stehen wegweisende Wahlen an. ZDF-Korrespondentin Verena Garrett zeigt, wie es um das Land steht. Die Hoffnungen für Südafrika waren vor 30 Jahren riesig. Nelson Mandela befreite das Land als erster schwarzer Präsident von der rassistischen Unterdrückung und führte es in die Demokratie. Doch von Mandelas Vision ist nicht viel geblieben. Mandelas Partei – der African National Congress – regiert seit 1994 mit absoluter Mehrheit. Seither hat der ANC das Land mit seinen 62 Millionen Einwohnern heruntergewirtschaftet.
    Die Regierung ist von Korruption und Vetternwirtschaft geprägt. Das Land ist geplagt von Stromausfällen, hoher Kriminalität und Massenarbeitslosigkeit. Bei den „Alles-oder-nichts“-Wahlen 2024 könnte sich jetzt etwas ändern. Zum ersten Mal könnte der ANC unter 50 Prozent fallen. Sollte das passieren, würde eine politische Ära der Koalitionen eingeläutet. Die kleineren Parteien im Land würden erstmals an Bedeutung gewinnen, die große Hoffnung der Opposition. Eine junge Generation von Südafrikanern will einen politischen Wandel erzwingen, hofft auf eine Wiederbelebung der demokratischen Kultur. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.05.2024ZDF

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