Warum kein Rauchverbot?

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Dass Rauchen schlecht ist, wissen wirklich alle. Und trotzdem hängt in Deutschland immer noch knapp jeder Fünfte am „Glimmstängel“. Vor allem Jüngere rauchen wieder mehr. Y-History-Reporterin Sophie Labitzke wagt nach elf Jahren Zigarette den Rauchstopp und fragt sich: Wie hat der Hype um das Rauchen eigentlich angefangen und warum sind wir immer noch nicht weg davon? Schon die Nazis wollten das „Rassengift“, die Zigarette, loswerden. Aber mit der Kippe ließ sich gleichzeitig auch sehr gut Propaganda machen, erklärt Dirk Schindelbeck. Auf der Dresdner Tabakmoschee „Yenidze“ sprechen der Historiker und Reporterin Sophie über die Anfänge der Zigarette in Deutschland und über ihre sich wandelnde Bedeutung in der Gesellschaft, etwa wenn es um Emanzipation der Frauen ging.
Bis 1974 durfte in Radio und Fernsehen noch für Tabak geworben werden – etwa mit dem coolen „Marlboro-Mann“ oder dem „HB-Männchen“. Frank Denecke kennt sie noch alle. Der 61-Jährige erzählt von langen, verrauchten Autofahrten mit der Familie, seiner ersten Zigarette und der Diagnose Kehlkopfkrebs, die er vor rund zwölf Jahren bekam.
Wäre der Krebs nicht gewesen, würde er heute immer noch rauchen, sagt er. Die positiven Erinnerungen, die er an die Zeit mit der Zigarette hat, überwiegen. Auch junge Menschen in Deutschland finden offenbar wieder Gefallen am Rauchen. 2022 haben 15,9 Prozent der 14- bis 17-Jährigen geraucht: fast doppelt so viele wie noch im Jahr davor, wie Daten der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) zeigen. Und auch 2024 bleiben die Zahlen bei jüngeren Menschen von 14⁠–⁠24 Jahren hoch, vor allem, wenn es um Tabak UND E-Zigaretten geht.
In einer Bremer Raucherkneipe spricht Sophie mit Lale und Caro darüber, warum sie während der Corona-Pandemie angefangen haben. In ihrem Freundeskreis rauchen viele, erzählen sie. Nicht nur wegen der hohen Anzahl an Raucher:innen empfindet die WHO Deutschlands Tabakpolitik als zu „lax“ – warum es immer noch nicht mehr Rauchverbote gibt, fragt Sophie die Bundespolitikerin Linda Heitmann, die für die Grünen im Gesundheitsausschuss sitzt. Seit dem Nichtraucherschutzgesetz 2007 habe sich zwar einiges getan, aber wenn es um das Rauchen geht, wolle sich niemand unbeliebt machen, so die Politikerin.
Dass die Tabakindustrie einen großen Anteil am Zigarettenkonsum in Deutschland hat, bestreitet Jan Mücke vom Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuwertiger Erzeugnisse. In Schweden ist Rauchen verpönt: Mit gerade einmal knapp sechs Prozent Raucheranteil in der Bevölkerung gilt das Land statistisch gesehen fast als rauchfrei. Darüber, wie das Land das geschafft hat, spricht Sophie mit der Suchtforscherin Louise Adermark. Die Wissenschaftlerin macht sich allerdings Sorgen, dass durch die niedrigschwellige Verfügbarkeit von Tabakalternativprodukten wie Snus, Nikotinbeuteln oder Vapes wieder mehr Menschen Nikotin konsumieren würden.
Die gesundheitlichen Risiken vieler Alternativen seien noch nicht vollends erforscht. Auf ihrem Weg zur Nichtraucherin stellt Sophie fest, wie oft sie im Alltag Tabakkonsum ausgesetzt ist. Was hat die Diskussionen über das Rauchen so sehr aufgeheizt und was stoppt heute weitere Rauchverbote und Gesetze? Eine Produktion von Dokness für Radio Bremen im Auftrag der ARD. Bereits ab 7. Juli 2025 für zwei Jahre in der ARD-Mediathek. (Text: ARD)

Cast & Crew

Drehbuch: Sophie Labitzke, Nadja Kölling

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