Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1
    Im ersten Teil der Dokumentation stehen die Lager der so ge­nannten Displaced Persons im Mittelpunkt, in denen nach dem Krieg allein in der amerika­nischen Zone in Bayern und Hessen mehr als 200 000 Juden lebten. Der Film erzählt mit seltenem, teilweise noch nie gezeigtem Doku­mentarmaterial, wie diese Überlebenden ver­suchten, ihr Leben neu zu organisieren, und wie allmählich erste Existenzen neu gegrün­det, jüdische Gemeinden in den Großstädten Westdeutschlands ins Leben gerufen wurden. Zugleich gilt der Blick der deutschen Nach­kriegsgesellschaft: Sie war von Entnazifizie­rung und Verdrängungsdenken geprägt, wäh­rend die offizielle Politik sich betont philose­mitisch gab, um Deutschland draußen in der Welt wieder Ansehen zu verschaffen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.03.2000WDR
  • Folge 2
    Im zweiten Teil seiner Dokumentation wendet sich Filmautor Richard Chaim zunächst dem Fall Philipp Auerbach zu, dem ersten antisemitischen politischen Skandal der jungen Bundesrepublik Deutschland. Doch allmählich wurden zwischen dem Staat Israel, internatio­nalen jüdischen Organisationen und der Bun­desrepublik Deutschland Verhandlungen über Entschädigungszahlungen aufgenommen. Auf beiden Seiten ging es dabei nicht nur um Fragen der Moral, sondern um handfeste Po­litik: Israel benötigte das Geld und geheime Waffenlieferungen, um zu überleben; Deutschland brauchte die Juden, um in die internationale Staatengemeinschaft zurück­kehren zu können.
    So wurde der Grundstein für die spätere Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten gelegt. Die zum Teil heuchlerischen NS-Pro­zesse, die Verjährungsdebatte der sechziger Jahre, aber auch das Erstarken der NPD machten Deutschland freilich nach wie vor zu einem unsicheren Wohnort für die Juden. Erst mit der 68er Revolution und der soziallibera­len Ära unter Willy Brandt deutete sich für jüngere Juden eine Option auf eine bessere Zukunft an. Doch schnell entpuppte sich der „Anti-Zionismus“ der westdeutschen Linken als verkappter Antisemitismus. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.03.2000WDR
  • Folge 3
    Während in der Bundesrepublik überwiegend Juden aus den osteuropäischen Ländern gestrandet und geblieben waren, lebten in der DDR in erster Linie deutsche Juden, die als Kommunisten und Sozialisten das Land einst verlassen hatten und nach dem Krieg zurückgekehrt waren, um eine bessere, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Als überzeugte Kommunisten hatten sie sich zwar von ihrer jüdischen Vergangenheit losgesagt, dennoch erlebten sie ein einmaliges Schicksal. Diejenigen, die sich auch weiterhin als Juden in der DDR bekannten, waren eine winzige Minderheit, die anfänglich – ähnlich wie in der Bundesrepublik – gehätschelt, später dann, im Zuge der sowjetischen antizionistischen Propaganda gegen Israel nach dem 6-Tage-Krieg, schikaniert und bedrängt wurde.
    Als die DDR-Wirtschaft in den 80er Jahren allmählich zusammenbrach, versuchte Erich Honecker von den USA die Meistbegünstigungsklausel zu erhalten. Um diese zu bekommen, begann er Juden in den USA, in Israel, aber auch in der DDR zu hofieren. Das SED-Regime, das sich beharrlich geweigert hatte, Entschädigungszahlungen an die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung zu leisten, war überzeugt, dass der „Weg nach Washington über Jerusalem“ führte. Erst nach den ersten freien Volkskammerwahlen bekannte sich die letzte DDR-Regierung zu ihrer historischen und politischen Verantwortung gegenüber den Juden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.03.2000WDR
  • Folge 4
    Im vierten Teil stellt der Autor die Kernfrage, mit Blick auf die 80er und 90er Jahre: Kann es für Juden in Deutschland je wieder Normalität geben? Als Helmut Kohl 1982 Bundeskanzler wurde, begann er zielstrebig, Deutschland in eine wieder gewonnene „Normalität“ zu führen, in dem er versuchte, das Land mit seiner Vergangenheit auszusöhnen. Sein unangenehmer Auftritt in Israel 1984, der Gang nach Bitburg und weitere symbolische Gesten, zeigten den Juden, dass die ruhige Zeit der 70er Jahre vorbei war. Die Fassbinder-Affäre 1985 war das „Coming Out“ der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, die sich das antisemitische Gebaren ihrer Umwelt nicht länger gefallen lassen wollte.
    Historikerstreit, Jenninger-Rede und der Finanzskandal um Werner Nachmann prägten die Achtziger Jahre bis zum Fall der Mauer. Die neu entstehende Nation wird schlagartig einer Identitätskrise ausgesetzt, innerhalb derer sich auch die Juden in Deutschland neu zurechtfinden müssen. Der rasant wachsende, aggressive Rechtsradikalismus auf der einen Seite und die wachsenden Auseinandersetzungen mit dem Holocaust auf der anderen („Schindlers Liste“, Daniel Goldhagen, Wehrmachtsausstellung), erzeugen das Spannungsfeld, innerhalb dessen sich die jüdische Gemeinschaft in Deutschland niedergelassen hat.
    Ignatz Bubis, der die 90er Jahre als Vorsitzender des Zentralrates der Juden prägt, resigniert nach dem „Walser-Bubis-Streit“. In einer zunehmend problematischen politischen Situation in Deutschland etabliert sich jüdisches Leben dennoch und versucht, für sich eine Zukunft in diesem Lande zu finden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.03.2000WDR

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