2019, Folge 30–42

  • Folge 30
    „Wir verkaufen Lebensträume!“ – Wenn Maria Dhonau, die 80-jährige Grande Dame der Camping-Szene, Neugierige durch ihre Wohnmobile an Europas größter Verkaufsmeile führt, geht’s nicht hauptsächlich um Technik, sondern um Gefühl und Vertrauen, sagt sie. Fünfzig-, achtzig- hunderttausend Euro, oft übers ganze Leben zusammengespart, sollen bei Maria Dhonau oder einem der zahlreichen anderen Händler an der Mülheimer B1 in den Traum von der großen Freiheit investiert werden. Die Jansens aus Mönchengladbach sind nebenan bei Wohnmobilverkäufer Roland Rimkus gelandet.
    60.000 Euro will das Paar höchstens ausgeben – und dann irgendwann hoch bis zum Nordkap, das wäre ein Traum! Roland Rimkus kennt das Fernweh-Funkeln in den Augen der Kunden, und genau damit sei eben auch Verantwortung verbunden: „Natürlich will auf der Meile jeder seine Abschlüsse machen, aber wirklich durchsetzen wird sich auf Dauer nur, wer die eigentlichen Sehnsüchte seiner Kunden entdeckt und versucht, diese wahr werden zu lassen.“ So treffen sie alle auf Europas größter Campingmeile in Mülheim an der Ruhr aufeinander – große und kleine Händler, reiche und nicht so reiche Kunden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.06.2019WDR
  • Folge 31
    Braune, abgestorbene Fichten stehen auf viel zu trockenem Boden. Buchen und Eschen sind von Pilzen befallen und verlieren bereits im Frühling Blätter. Markus Wunsch, Förster in Schleiden in der Nordeifel, zählt bei den Fahrten durch sein Revier täglich neu erkrankte Bäume: „Der Wald hat sich vom Sommer 2018 noch nicht erholt. Und noch schlimmer: Wir starten viel zu trocken ins neue Jahr!“ Erst in 1,80 Metern Tiefe gibt es Wasser, die Wurzeln vieler Bäume reichen aber nicht so weit. Die Prognosen für 2019 sind überwiegend düster.
    Ob in dreißig Jahren noch Fichten in der Eifel wachsen werden? Ob es den Wald, wie wir ihn kennen, dann überhaupt noch gibt? Darüber wagt kaum jemand nachzudenken. „Unterwegs im Westen“ begleitet Revierförster Markus Wunsch bei seiner Arbeit. Er hat in diesen Tagen viel zu tun – und es sind weniger die rein forstwirtschaftlichen Aufgaben als vielmehr klimaökologische Aspekte, die den jungen Förster beschäftigen. Ein Umdenken in Sachen Wald hat zwar schon vor einigen Jahren begonnen, doch der Klimawandel erfordert schnelleres Handeln, um den Wald noch zu retten.
    Markus Wunsch geht neue Wege – oder auch ganz alte, um seinem Revier auf die Sprünge zu helfen. Er bedient sich dabei in Vergessenheit geratener Techniken. Wenn Rückepferde zum Beispiel die Holzstämme aus dem Wald ziehen, wird dabei der Boden aufgerissen und Baumsamen gelangen besser in die Erde. Zum Arbeitsalltag des Försters gehören auch Beratungsgespräche mit Besitzern kleinerer Waldparzellen.
    Und die sind in Sorge: Die Holzernte, für die meisten ein guter und fest eingeplanter Nebenverdienst, bricht nun weg. Denn der Borkenkäfer hat bei den Bäumen, die unter der Trockenheit des vergangenen Sommers gelitten haben, leichtes Spiel. Käferholz aus dem Vorjahr stapelt sich in den Sägewerken, die Holzpreise sind im Keller. Vielen privaten Waldeigentümern fällt die Umstellung von der Fichtenplantage zum robusteren Mischwald schwer. Denn die Sägewerke verarbeiten fast ausschließlich Nadelholz.
    Fichte ist der „Brotbaum“ der Deutschen. Die Endkunden haben sich so sehr an weißes, einheitliches Fichtenholz gewöhnt, dass es andere Baumarten auf dem Markt schwer haben. Die Fichte wird nicht der Baum der Zukunft sein können, vermutet Förster Wunsch wie viele seiner Kollegen. Die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen in der Natur kann Revierförster Wunsch täglich beobachten. Er sieht den Schwerpunkt seiner Arbeit längst mehr in der Walderhaltung als in der Waldwirtschaft. Doch ob das noch zu schaffen ist? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.06.2019WDR
  • Folge 32
    Familie Frevert aus Dörentrup im Kreis Lippe betreibt eine Bauernhofpension mit einem ganz besonderen Konzept. Die Feriengäste packen mit an: füttern, ausmisten, Eier einsammeln. Die Urlauber sollen sich fühlen, als ob sie zur Familie gehören. Der Bauernhof Waldmühle ist ein richtiger Hof mit Pferden, Schweinen, Eseln, Hühnern und sogar einem Forellenteich.16 Zimmer und 5 Ferienwohnungen gibt es hier für Menschen, die ihren Urlaub lieber in der Heimat verbringen, als den Ferienreiz im Ausland zu suchen. Die ersten Gäste kamen schon 1958, als der Mühlenbetrieb eingestellt wurde und die Familie eine Einnahmequelle brauchte.
    Die Urgroßeltern sind inzwischen verstorben, aber der Familienbetrieb mit Großeltern, Eltern und drei Kindern läuft weiter.Finanzielle Überschüsse machen sie nicht und die Arbeit rund um die Uhr ist hart.Aber die Familie ist zufrieden. Denn sie produziert alles selbst. Es wird gekocht, gebraten und gebacken, was der Hof hergibt. Und manchmal ist ein Abend dabei, der gehört nur der Familie. Dann ist es ganz still im Tal. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.06.2019WDR
  • Folge 33
    Autofahrer gegen Radfahrer, Radfahrer gegen Fußgänger, Busfahrer gegen Taxifahrer: Dieser Kampf auf der Straße ist Alltag in NRW. Wüste Beschimpfungen und rüde Fingerzeige sind dabei die Sprache der Straße. Täglich kommt es tausendfach zu Streit, Rempeleien, schlimmstenfalls zu Unfällen. Die Stimmung ist aufgeheizt; vielerorts formieren sich Aktivisten, die für bessere Verkehrsverhältnisse kämpfen. Aber woran liegt das? Und was müsste besser laufen? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.07.2019tagesschau24
  • Folge 34
    Es ist der zweite Sommer in Folge, in dem es deutlich zu wenig regnet. Immer mehr Kommunen setzen deshalb auf Einschränkungen beim Wasserverbrauch. So wie in Löhne, wo das Ordnungsamt durch den Ort zieht und einen Blick über die Gartenzäune wirft. Doch nicht jeder Eigenheimbesitzer zeigt Verständnis dafür, dass sein Rasen jetzt nicht mehr besprengt werden darf und vertrocknen soll. Eine „Dürrekarte“ von NRW zeigt aber, dass solche Maßnahmen bald in vielen Orten drohen könnten. Besonders hart trifft es die Landwirtschaft. Ein Milchbauer im Siegerland wird auch dieses Jahr viel zu wenig Heu für seine 75 Kühe einfahren können. Dabei hat ihn der Zukauf von Futter schon im vergangenen Jahr mehr als 50.000,- Euro gekostet.
    Ein weiteres Dürrejahr wird der Hof nicht überstehen. Auch Kartoffelbauern fürchten drastische Ernteeinbußen. Eigentlich müssten sie schnell in aufwendige Bewässerungssysteme investieren – doch wie soll man die finanzieren, wenn die Einnahmen ausbleiben? Selbst die Katastrophendienste stellen sich bereits auf extreme Dürrezeiten ein und proben den Ernstfall, dass ganze Regionen von der Wasserversorgung abgeschnitten sind und durch Schlauchleitungen, Tankwagen Notbrunnen versorgt werden müssen. Das THW hat mit solchen Szenarien Erfahrung: durch Hilfseinsätze in den Wüstenregionen der Welt. Für diese Experten gibt es kaum noch Zweifel: die Folgen des Klimawandels haben auch NRW erreicht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.09.2019WDR
  • Folge 35 (30 Min.)
    Es ist vier Uhr morgens. Der Bass aus riesigen Lautsprechertürmen hämmert mit Wucht gegen die Zeltplane. Thomas und seine sechs Freunde aus Kevelaer sind gerade wieder auf dem Campingplatz angekommen; vom Tanzen völlig verschwitzt. Auf dem Festivalgelände wenige hundert Meter weiter haben sie bis gerade Party gemacht; zusammen mit 85.000 anderen Besuchern des Parookaville in Weeze – das größte Elektro-Festival Deutschlands. Eigentlich ist Weeze eine recht beschauliche Kleinstadt am Niederrhein mit 10.000 Einwohnern, Schützenfest und Angelverein. Doch am dritten Wochenende im Juli ist alles anders.
    Dann pilgern Feierwütige aus ganz Deutschland zum Parookaville-Festival auf den benachbarten Flugplatz. Wer hierher kommt, taucht in eine Parallelwelt ab: Dafür sorgen nicht nur 300 DJs, sondern auch die Veranstalter, die mit großem Aufwand eine fiktive Stadt mit Postamt, Kiosk, Waschsalon und Schwimmbad inszenieren. Im Rathaus bekommen die Parookaville-Bürger einen Pass und die tägliche Zeitung, in der örtlichen Kirche darf jeder jeden heiraten oder sich im Gefängnis tätowieren lassen. Hinter all dem steckt eine gigantische Logistik. Denn für wenige Tage muss auf Weiden, wo sonst Kühe grasen, die Infrastruktur für eine Kleinstadt geschaffen werden: mit Duschen und Toiletten, Strom für zehntausende Lampen, zwei Supermärkten und jeder Menge Abfall.
    Wir begleiten Thomas und seine Gruppe, wie sie vom Normalo zum Parookaville-Bürger werden und schauen uns an, was passieren muss, damit die Festivalbesucher ein Wochenende lang alles um sich herum vergessen können: Woher kommen Wasser und Strom für die Megaparty auf der grünen Wiese, wie wird diese riesige Logistik koordiniert und wer entsorgt eigentlich am Ende den ganzen Müll? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.09.2019WDR
  • Folge 36
    „Ich weiß gar nicht, warum Nacktheit so verpönt ist. Wir kommen nackt auf die Welt und wir gehen wieder nackt von der Welt“, sagt Thomas Rockel, der seine Freizeit in einem Duisburger Naturisten-Verein verbringt. Für die 900 Mitglieder ist das bewaldete Vereinsgelände mit Sportmöglichkeiten und Naturbadesee ein zweites Zuhause – in dem sie sich meist nackt bewegen. Viele von ihnen wohnen sogar im Sommer auf dem angeschlossenen Campingplatz, genießen Sport und Gemeinschaft. „Es gibt hier den einfachen Handwerker, es gibt aber auch Generaldirektoren bei der Bank. Das ist schon alles sehr gemischt“, sagt Angelika Teubert. Der Verein tritt für einen gesunden Lebensstil im Grünen ein, für Freiheit von allen Zwängen und auch von sozialen Unterschieden.
    Um Sex und Erotik gehe es nicht: „Wir Naturisten gucken uns ja in die Augen“, erzählt die zweite Vereinsvorsitzende – Blankziehen als Normalität. Ganz anders in der Stadt. Dort ist Nacktsein nach deutschem Recht immer noch verboten. Beim „Naked Bike Ride“ in Köln radeln rund 60 spärlich bekleidete Demonstrierende vorbei an Dom, Touristen und Autos, um zu zeigen, wie verletzlich Radfahrer im Straßenverkehr sind. Dass sie sich dabei ausziehen, dient der Aufmerksamkeit. Aber zu viel Haut zeigen dürfen sie nicht: Die Polizei passt auf, dass niemand sich komplett entkleidet. Wie verändert sich in Zeiten von Selfie und Selbstoptimierung das Verhältnis zum nackten Körper? Warum macht nackt sein manche glücklich und regt andere auf? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.09.2019WDR
  • Folge 37
    7 Uhr früh am Kölner Neumarkt. Lena Geißler scannt mit dem Handy den Code auf einem der Leih-E-Scooter und schaltet ihn frei für ihren Weg zu Arbeit. „Anfangs dachte ich, ich sterbe, als ich draufgestiegen bin, mittlerweile bin ich geübt. Ich mag es im Sommer, wenn man diesen Fahrtwind hat. Nicht so in der stickigen Bahn, und fürs Fahrrad bin ich zu faul.“ Auswahl gibt es genug: 13 E-Scooter stehen allein an dieser Ecke. Gleich drei Anbieter haben im Sommer in Köln fast über Nacht ihre Roller abgestellt. Das Straßenbild in NRWs größter Stadt hat sich damit gewaltig verändert. Für viele Menschen ist es der Beginn einer neuen, klimafreundlichen Mobilität, für andere aber auch ein Ärgernis oder eine Gefahr.
    Dann muss die Polizei rausrücken, mit einer ersten Schwerpunktkontrolle am Kölner Rheinufer. In Herne ist die Lage entspannter. Oberbürgermeister Frank Dudda ist mit dem E-Scooter zu seinen Terminen unterwegs. Er hatte sich früh darum gekümmert, dass in Herne die Roller als erste in Deutschland fahren dürfen und dazu eine Kooperation mit einem Anbieter abgeschlossen. Chaos gibt es wenig, denn in Herne sind die Roller mit einem besonderen Mechanismus versehen: Der E-Scooter geht einfach aus, wenn er irgendwo nicht fahren darf: in der Fußgängerzone, im Park oder auf dem Friedhof.
    Aber das ist nur der Anfang: Hier sitzt auch Ruhr Valley, eine Forschungskooperation verschiedener Unis, die Entwicklungen für Mobilität, Energie und Digitalisierung in Metropolen erforscht. Von der Stahlstadt zur grünen Metropole, wie sehen die Schritte aus? Werden die E-Scooter der Anfang einer völlig neuen Mobilität in deutschen Städten sein? Welche Ideen und Visionen haben die Verantwortlichen – und lassen sie sich auch umsetzen? Unsere Reporter sind mittendrin im nordrhein-westfälischen Stadtverkehr der Zukunft. Eine Reportage von Tanja Reinhard und Patrick Stijfhals aus Köln und Herne über die Zukunft unseres Verkehrs (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.09.2019WDR
  • Folge 38
    „Jetzt sag mal was in deiner Muttersprache“, wird Rashid Naziri an seinem ersten Ausbildungstag in der Autowerkstatt in Sonsbeck aufgefordert. Und der 20-Jährige aus Afghanistan legt los, auf Dari. Auf Deutsch kann er sich grob verständigen, einen Integrationskurs hat er nie besucht – durfte er nicht, weil sein Asylantrag abgelehnt wurde. Aber er hat jetzt eine Duldung für die Zeit seiner Ausbildung bei Stefan Janßen. Deutsch hat er sich bislang so gut es geht selber beigebracht, mit dem Handy. Doch nun muss er in die Berufsschule. Wie soll das funktionieren? „’Hallo, hallo’ – das war das einzige, was ich verstehen konnte“, erzählt auch Mamadou Diallo und lächelt.
    So fröhlich wie heute war der 23-Jährige bei seiner Ankunft vor fünf Jahren in Sonsbeck nicht. Damals konnte er nicht mehr schlafen und hatte ständig Alpträume – eine Folge der monatelangen Flucht aus seiner Heimat Guinea. Erst eine Traumatherapie in Düsseldorf konnte ihm helfen wieder klare Gedanken zu fassen. Nun, fünf Jahre später, hat er seine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche. Doch um jetzt richtig anzukommen in Deutschland will er auch einen echten Job und dann eine eigene Wohnung.
    Doch einen Job zu finden ist gar nicht so einfach. In Sonsbeck am unteren Niederrhein werden Geflüchtete bei ihrer Integration in die Gesellschaft nicht allein gelassen. Die Tür des Integrationsbüros im Rathaus steht offen, im Café Tasse bringt Koordinatorin Anja Heidenreich ehrenamtliche Helfer und Geflüchtete zusammen. Hier lernt Rashid dann auch die ehemalige Grundschullehrerin Irmgard Scholz-Starke kennen. Wird sie ihm helfen können, an der Berufsschule zu bestehen? Und wird Mamadou wirklich einen Job finden? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.10.2019WDR
  • Folge 39
    Zoos sind sehr beliebt, ein Freizeitvergnügen nicht nur für Familien. Jahr für Jahr strömen über 6 Mio. Besucher in die Zoos von NRW. Hier gibt es die größte Zoodichte weltweit, sagt der Verband der zoologischen Gärten. Aber die Haltung einiger Arten ist in die Kritik gekommen – es gibt fast keine Delfine mehr in deutschen Zoos – und immer weniger Eisbären. Auch die Haltung von Elefanten und Menschenaffen wird diskutiert und viele Besucher stellen sich die Frage: Kann man wirklich alle Tiere artgerecht in Zoos halten? Die zoologischen Gärten selbst bezeichnen sich als Bildungs- und Naturschutzzentren. Aber werden sie ihrem Auftrag auch gerecht und was können Zoos tatsächlich gegen das Artensterben leisten und was nicht? Rechtfertigt das Vergnügen der Besucher die Haltung von exotischen Tieren in artfremder Umgebung? Zwei Zoos in NRW, Wuppertal und Köln, zeigen die Unterbringung der Tiere und stellen sich den Fragen von Reporterin Mareike Wilms.
    Auf der Suche nach alternativen Konzepten zum klassischen Zoologischen Garten trifft die Reporterin auch den Zookritiker Torsten Schmidt vom Bund gegen den Missbrauch der Tiere. Ein Besuch im niederländischen Gaia-Zoo in Kerkrade, nahe der Grenze, zeigt eine andere Perspektive des Zoobetriebs. Könnte so der Zoo der Zukunft aussehen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.10.2019WDR
  • Folge 40
    Sie haben genau eine Minute Zeit: Wenn in der Rettungswache ein Notruf eingeht, muss der Rettungswagen innerhalb von 60 Sekunden unterwegs sein. Für die Notfallsanitäter bedeutet das ständige Anspannung. Das kennt auch Thorben, angehender Notfallsanitäter in Dortmund. Der 22-Jährige ist im ersten Ausbildungsjahr und fährt bereits zusammen mit erfahrenen Kollegen bei Rettungseinsätzen mit. Die Anspannung und der Umgang mit unvorhersehbaren Situationen machen für ihn das Besondere des Berufs aus: „Auf den ersten Blick sieht man manchmal schon: Diesem Patienten geht es augenscheinlich nicht gut und man muss ihm schnell helfen.
    Das ist das Abwechslungsreiche an dem Job: es kann alles oder nichts sein. Man muss von jetzt auf gleich dann 100 Prozent geben.“ Der Beruf des Notfallsanitäters ist neu und ersetzt den bisherigen Rettungsassistenten. Das Besondere: Notfallsanitäter dürfen Medikamente verabreichen, deshalb dauert die Ausbildung auch drei, statt der bisherigen zwei Jahre. Unterwegs im Westen hat vier angehende Notfallsanitäter in der Ausbildung begleitet, sowohl in der Rettungsschule als auch bei realen Einsätzen. Bei denen sie auch lernen müssen, mit dem Tod umzugehen. Das weiß auch Thorben: „Auf jeden Fall ist der Tod Teil des Berufs.
    Ich fand das schon schlimm, aber ich hab für mich persönlich gemerkt: Du siehst den Menschen an, wenn kein Leben mehr drin ist. Das macht es ein bisschen einfacher. Das verfolgt einen jetzt nicht, und wenn es das tut, dann sollte man überlegen, ob es der richtige Beruf ist. Wir kommen mit dem Tod zwangsläufig in Kontakt.“ In Zukunft müssen Notfallsanitäter selbst entscheiden, ob sie den Patienten alleine versorgen können oder doch lieber den Notarzt hinzurufen. Dadurch sollen Notärzte entlastet werden. Für die künftigen Notfallsanitäter ist die Verantwortung größer geworden. Das merkt auch Thorben bei seinem ersten Rettungseinsatz. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.10.2019WDR
  • Folge 41
    Kenneth kommt aus dem Duisburger Norden, in Ruhrort geht er zur Schule – Orte, die nicht unbedingt für die Sonnenseite des Lebens stehen. Die Welt hier ist mitunter hart, abweisend, aggressionsbereit. Man kann sie vielerorts spüren, die Armut, an den Straßenrändern und in den Treppenhäusern. Der Film erzählt von der Härte dieser Welt, aber ebenso von dem ungebrochenen Glauben des 16-Jährigen an sich selbst. Schule und Fußball – da entwickelt Kenneth besonderen Ehrgeiz, da kniet er sich rein. Er will was erreichen. Von zuhause kann Kenneth kaum Unterstützung erwarten. Seine Mutter pendelt jede Nacht nach Köln, um als Putzfrau zu arbeiten. Er hat ihr versprochen, das Abitur zu machen. Der Wechsel in die Oberstufe steht an und Kenneth weiß haargenau, wie wichtig dieser Moment ist. Eine mitunter ruppige Erzählung über das Erwachsenwerden in einer schwierigen Umgebung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.11.2019WDR
  • Folge 42 (30 Min.)
    „Bei uns ist das ganze Jahr Weihnachten“, sagt Eberhard Hennecke. Der Waldbauer baut in Sundern im Sauerland auf 250 Hektar Weihnachtsbäume an. Schon im Juli steht er mit sechs Saisonarbeitern in der Plantage. Die Bäume werden in Form geschnitten. „Das ist wie beim Friseur“, erklärt Hennecke. „Man schneidet an den Seiten so lange etwas ab, bis die Form so ist, wie der Kunde sie will.“ Mindestens fünf Jahre braucht es, bis ein Setzling ein perfekter Weihnachtsbaum ist. Bis dahin wird er gedüngt, frei geschnitten, in Form gehalten, mit Triebhemmer eingerieben und am Ende gefällt, verladen und ausgeliefert.
    „Die meisten Leute machen sich keine Vorstellung davon, wie aufwendig das ist“, sagt Hennecke. Etwas entspannter geht es Biobauer Peter Quast in Wenden bei Olpe an. „Die Biobäume kriegen nicht so viel Dünger wie die konventionellen“, erklärt er. Dadurch wachsen sie deutlich langsamer. Etwa elf Jahre braucht ein Bio-Baum bis er reif fürs Wohnzimmer ist. „Dafür müssen wir ihn aber auch nicht mit Triebhemmer oder Top-Stop-Zange bearbeiten“, erklärt Quast. Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Rund ein Drittel davon stammen aus dem Sauerland.
    Auf riesigen Plantagen steht hier ein Baum neben Baum in langen dichten Reihen. Aber woher kommen die richtig großen Weihnachtsbäume – zum Beispiel der auf dem Weihnachtsmarkt vorm Kölner Dom? Die Mammutbäume werden nicht angebaut, sondern gefunden. Baumpfleger Alfons Steidl ist deshalb schon im Sommer im Auftrag der Weihnachtsmarktgesellschaft unterwegs. „Wenn mir ein Baum gefällt, steige ich aus und klingel bei den Leuten“, sagt Steidl. In diesem Jahr ist die Wahl auf eine Fichte aus dem Privatgarten von Roswitha Poensgen in Blankenheim gefallen.
    Die 92-Jährige kann sich noch gut erinnern, wie der Baum vor 60 Jahren als kleiner Setzling gepflanzt wurde. Jetzt ist ein 300 Tonnen-Kran nötig, um den riesigen Baum zu fällen und auf einen Schwerlasttransporter zu heben, damit er dann vor dem Kölner Dom wieder aufgestellt werden kann. Für die Weihnachtsbaum-Bauern im Sauerland beginnt im November ein Ernte-Marathon. 30 Saisonarbeiter sind dann bei Eberhard Hennecke im Einsatz. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fällen sie bis zu 1000 Bäume pro Tag. Das kennt auch Biobauer Peter Quast in Wenden. „Die Arbeitstage haben jetzt schon mal 17 Stunden. Das ist ganz normal.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.12.2019WDR

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