Sommer der Entdeckungen Staffel 3, Folge 3: Jenseits von Eden – Lifestyle in der Steinzeit
Staffel 3, Folge 3
12. Jenseits von Eden – Lifestyle in der Steinzeit
Staffel 3, Folge 3 (45 Min.)
Schauplatz Anatolien: 1994 machte der deutsche Archäologe Klaus Schmidt tief im Osten der Türkei – nahe der Grenze zu Syrien – bei einer Geländebegehung eine sensationelle Entdeckung: In den sperrigen Steinbrocken, die Bauern beim Pflügen ihrer Felder achtlos beiseite geschafft haben, erkannte er Überreste einer steinzeitlichen Kultanlage. Ein Fund, der die bisherigen Erkenntnisse der urgeschichtlichen Wissenschaft umgekrempelt hat. In mehreren Grabungskampagnen schälte das Team des Deutschen gewaltige Bauten aus der Erde. Zu einer Zeit, als die Menschen weder Ackerbau noch Viehzucht betrieben, weder Keramik noch Textilien kannten, schlugen Jäger und Sammler in einem bislang unerklärlichen Kraftakt metertiefe Katakomben in den Fels und errichteten marterpfahlähnliche Säulen. Das größte bislang freigelegte Gebäude ist mindestens zwölf Meter lang, die Mauern haben eine Stärke von 1,4 Metern. Vier massive, T-förmige Pfeiler trugen die Dachplatten. Besonders beeindruckten die zahlreichen, in Stein gehauenen Tierdarstellungen: zentnerschwere Vogelköpfe und Reliefs mit realistischen Abbildungen von Schlangen, Wildschweinen und Füchsen. Der altsteinzeitliche Ruinenhügel von Göbekli Tepe – der Nabelberg – hält die Urgeschichtler in Atem. Denn das Werk prähistorischer
Ingenieurskunst entstand vor etwa 11 000 Jahren – 5000 Jahre vor der ersten Stadtgründung im Zweistromland und 7000 Jahre vor der Existenz der Pyramiden. Die Theorie, erst der sesshafte Farmer habe mit dem Hausbau – und später mit der Errichtung von Tempeln – die Immobilie ins Spiel gebracht und damit die neolithische Revolution angezettelt, fällt mit der Freilegung der spektakulären Kultanlage von Göbekli Tepe in sich zusammen. Somit stand die Wiege der Zivilisation weder – wie bisher angenommen – in Mesopotamien noch in Palästina, sondern in der heutigen Türkei. Rund um den Monumentalbau prägten einst Pistazien- und Eichenwälder sowie saftige Wiesen die Landschaft. Gazellenherden und Wildkräuter boten ausreichend Nahrung. Um 7500 vor Christus hört die Nutzung des Bergheiligtums abrupt auf. Der majestätische Kultplatz wird „beerdigt“, die grandiose Anlage samt Pfeilern und Skulpturen zugeschüttet. Die Riten der Sammler und Jäger sind bedeutungslos geworden, eine neue Zeit bricht an. Der Film erzählt die weithin unbekannte Geschichte vom Lifestyle der Menschen in der Altsteinzeit. Vergleiche mit Megalithkulturen, archäologische Experimente und Computeranimationen lassen die erstaunlichen technischen Leistungen der hochspezialisierten Naturburschen aus Anatolien wieder aufleben. (Text: ZDFneo)