Sie kommen wenn es dunkel wird – Fledermäuse hautnah

Bernd Ohlendorf liebt die Dunkelheit. Er ist einer der nachtaktivsten Menschen Mitteldeutschlands. Kein Wunder, der Mann aus Stolberg im Harz ist Fledermausschützer und -forscher. Genauer gesagt: Er ist der Chef des Arbeitskreises Fledermaus und der Chef der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt. Ohlendorf lebt sein Leben im Rhythmus des Jahreslaufs der kleinen Tiere. Für sie ist er immer auf Achse. Nicht mal im Winter, wenn die Fledermäuse tief schlafen, nimmt er sich eine Auszeit. Winterzeit ist Inventurzeit. Fast täglich rückt der 60-Jährige mit seinem Team zu Fledermauszählungen aus.
19 Arten gibt es allein in Sachsen-Anhalt! Das ist deutschlandweit Spitze. Doch Ohlendorf zählt und beringt nicht nur, er wacht auch über den Schlaf der Tiere. Regelmäßig kontrolliert er ihre Höhlen, die Temperaturen, die Feuchtigkeit und den Luftzug. Wachen die kleinen Flugmäuse in der kalten Jahreszeit auf, verbrauchen sie Energiereserven und müssen oft sterben. Ein Drama. Fast alle Fledermausarten stehen auf der Roten Liste. Weil das Hinabsteigen und das Abseilen in tiefe Feldermaus-Höhlen und stillgelegte Bergwerksschächte gefährlich ist, begleitet und sichert Kletterprofi Jörg Hinrichs den Feldermausexperten so oft er kann.
Jörg ist Survivaltrainer, Bergretter und Suchhundespezialist. Obwohl sich Hunde und Fledermäuse nicht sonderlich gut vertragen, ist Jörgs Hündin Lili seit dem vergangenen Sommer die Retterin der kleinen Flugtiere. Lili wurde von Jörg zum ersten Fledermaus-Suchhund Mitteldeutschlands ausgebildet. Der Grund: die Windradgefahr. Immer wieder fliegen Fledermäuse neugierig hinein und stürzen verletzt zu Boden.
Hündin

Lili versucht zu finden, was zu finden ist. Sie muss schnell sein! Wenn es misslingt, sterben die Fledermäuse. 300.000 Mal jährlich passiert dies in Deutschland. Verletzte Tiere werden von Bernd Ohlendorf gesund gepflegt. Allerdings schafft er das nicht allein. Seine Praktikantin, die 20-jährige Marie Viehl, hat ein sehr gutes Händchen für die kleinen Pfleglinge. Tag und Nacht kümmert sie sich um kranke Fledermäuse. Zu Beginn des Praktikums war ihr erster Patient ein kleiner Fledermaus-Junge namens Knopfgesicht. Ihn hat sie nicht nur gesund wieder ausgewildert, er hat auch ihr Herz für die kleinen Mäuse ganz weit geöffnet.
Die Doku-Soap berichtet über die spannende und vielfältige Arbeit von Bernd Ohlendorf, Marie Viehl und Jörg Hinrichs. Eine Fledermaussaison lang hat ein Kamerateam das Trio begleitet. Es gab jede Menge Abenteuer zu bestehen. Folge 1 Während der Winter-Fledermauszählung in einem stillgelegten Bergwerk bei Hüttenrode/​Harz holt Bernd Ohlendorf eine scheintote Fledermaus ins Leben zurück – ohne sie aufzuwecken. Praktikantin Marie Viehl ist mutig. Sie wagt sich sehr tief in das Bergwerk hinein.
Gemeinsam mit Bernd entdeckt sie, dass der einzige Fledermaus-Gang nach draußen einzustürzen droht. Eine tödliche Gefahr für die 2.000 schlafenden Tiere. Bernd sucht eine äußerst seltene Fledermausart: die erst im Jahr 2001 entdeckte Nymphenfledermaus. Er glaubt, dass sie am Seeberg mitten im Harz in einem tiefen Erdloch wohnt. Das Abseilen in das Loch ist gefährlich. Freund und Kletterprofi Jörg Hinrichs sichert die Aktion. Jörg Hinrichs hat Großes vor: Lili soll verletzte Fledermäuse in Windparks finden. Dafür muss sie eine achtwöchige Ausbildung absolvieren. (Text: mdr)