Pfalzgeschichten Folge 1: Der Weinadel von Deidesheim
Folge 1
1. Der Weinadel von Deidesheim
Folge 1 (45 Min.)
Deidesheim gilt so manchen als heimliche Hauptstadt der Pfalz, obwohl es doch nur ein pittoreskes 4.000-Seelen-Weindorf ist. Seit Altkanzler Kohl Margaret Thatcher und Michail Gorbatschow zum offiziellen Staatsbesuch hierher führte, wurde der Ort auch international ein Begriff und gilt bis heute als Heimat des legendären Saumagens. Eine Hochburg des Wohlstands, der alteingesessenen, reichen Weingüter ist Deidesheim schon viel länger. Hier haben sich einst die großen Winzer-Dynastien wie Bassermann-Jordan und von Buhl angesiedelt, Schlösser und Herrenhäuser bewohnt, sich mit Wappen und Doktortiteln geschmückt. Hier wurden schon im 19. Jahrhundert große Weine gemacht, getrunken von Goethe und Wilhelm Busch. In den letzten Jahren wird Deidesheim und Umgebung als“ Nappa Valley“ der Pfalz gehandelt. Ein solventer Unternehmer, Achim Niederberger, hat das Städtchen aus einem vorübergehenden Dornröschenschlaf geweckt und mit seinen Investitionen Weintraditionen neu belebt. Deidesheim, das
über 20 namhafte Weingüter vorzuweisen hat, ist auch für Krimi-Stories gut. Der „Herrgottsascker“ wurde vor ein paar Jahren zum Schauplatz eines Verbrechens und machte überregional Schlagzeilen. Weindiebe hatten einem Winzer die besten Trauben im Wert von 100.000 Euro geklaut. Ein Ereignis, das bis heute in der Gegend nachwirkt und viel über den Wert aussagt, der begehrten Weinen aus berühmten Lagen zugeschrieben wird. Trotz Modernisierungen besinnt man sich stolz und in aller Ruhe auf seine Traditionen. Am Pfingstdienstag wird seit 1404 der sogenannte „Geißbockmarsch“ von Lambertsheim nach Deidesheim veranstaltet, wo das Tier vor dem historischen Rathaus versteigert wird. Vor allem zur Kerwezeit bleibt Deidesheim, was es schon immer war. Ein Weinstädtchen, das sich dem „Wein, Weib und Gesang“ hingibt. Zu Wort kommen Weinmacher wie Stefan Attmann, der japanische Investor und Gastronom Tokuaka, der Pfälzer Heimatkabarettist Christian „Chako“ Habekost und andere Deidesheimer. (Text: SWR)