Ohne Filter – So sieht mein Leben aus!

Neun Tage Ausnahmezustand! Mehr Verhaftungen, als auf einer 1. Mai-Demo. In dem eigentlich idyllisch an der Havel gelegenen Werder herrscht größte Anspannung: Über 500.000 Besucher strömen dieser Tage durch die Straßen. Alkoholisierte Jugendliche, Drogen und Schlägereien – das ist jedes Jahr auf’s Neue die traurige Bilanz. Dieses Jahr macht sogar eine Vergewaltigung Schlagzeilen. Gruppenschlägereien sind hier Alltag. Nicht nur für die Stadt Werder, auch für die Menschen bringen die neun Tage einen Wandel, den es gründlich vorzubereiten gilt.
Drei davon geben uns einen ganz privaten Einblick in ihren Blick auf das Frühlingsfest und was dieses für sie bedeutet. Für den jüngsten Weinkelterer Toni ist das Baumblütenfest DIE Zeit. Das ganze Jahr arbeitet der 21-jährige darauf hin, hier seinen Wein zu präsentieren und zu verkaufen. Einige seiner Lieblingssorten reicht er dieses Jahr sogar für die ‚Goldene Kruke‘, ein Weinwettbewerb ein. Mit grade mal 13 Jahren kam der verrückte Junge auf die Idee, sich einmal selbst an der Weinherstellung zu probieren – mit Erfolg.
Heute hat er acht Stände auf dem Baumblütenfest. Dieses Jahr hat er sich aber noch etwas Besonderes einfallen lassen. Doch Tonis großer Traum ist es, einmal einen eigenen Weinhof, ähnlich dem ortsnahen Erlebnishof „Karls Erdbeerhof“ zu besitzen. Hier soll es nicht nur Wein, sondern auch Essen und Unterhaltung geben. Den Testlauf dafür, will er dieses Jahr neben seinen Weinständen stemmen. Auf einem gemieteten Hof lockt er die Kundschaft mit seinem ganz eigenen kleinen Baumblütenfest, mit Grill, Hüpfburg, Kuchen und natürlich Wein.
Sogar eine eigene Bushaltestelle hat sich der Jungunternehmer extra dafür angemietet. Ein eigenes kleines Fest und die acht Stände: Das bedeutet für Toni neun Tage lang mit gerade mal 1,5 Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. Ist er dieser

Belastung gewachsen und wird sein neues Konzept aufgehen? Für Partygirl Lisa sind die Wein- und Kuchenpreise auf dem Fest ‚Geldmacherei‘. Die 19-jährige steht kurz vor ihrem Abitur und will hier, möglichst günstig, einfach nur eine gute Zeit mit ihrer Clique haben.
Das bedeutet Tanzen, Grölen, Karussellfahren, Flirten, die guten Manieren vergessen und natürlich ganz viel Wein. So ein Tag muss gründlich vorbereitet sein. Das Outfit und die Schminke müssen perfekt sitzen. „Auffallen“ lautet das Kredo. Da der Wein auf dem Fest für die Schülerin sehr teuer und der Weg in der vollen Bahn weit ist, trifft sich die Clique schon vor dem Fest, um sich schon einmal warm zu trinken. Ihr Tagesziel: Hauptsache nicht die letzte Bahn auf dem Rückweg verpassen. Übersteht die Clique den Tag unbeschadet? Anwohnerin Julia ist hingegen von dem feierwütigen Volk genervt.
Die hübsche 30-jährige mag das Baumblütenfest, aber ist auch froh, wenn wieder Ruhe einkehrt. Sie wohnt direkt an der Festmeile und die Menschen können vom Riesenrad direkt in ihr Wohnzimmer blicken. Vor allem die kiffenden Jugendlichen und die, die es übertreiben sind ihr ein Dorn im Auge. Zudem ist sie Besitzerin eines Cafés, das ebenfalls direkt an des Fest grenzt. Jeden Abend muss sie den Urin von Betrunkenen aus der Einfahrt entfernen.
Aus Angst um das Inventar des Cafés, hat sie sich dieses Jahr entschlossen, das Café während der „Baumblüte“ zu schließen. Auch die angrenzende Ferienwohnung macht in dieser Zeit Miese. Julia hat noch einen enormen Kredit für ihr Café und die Ferienwohnung abzubezahlen. Damit der Umsatz nicht völlig einbricht, versucht sie, den Betrieb zumindest auf dem Hinterhof am Laufen zu halten. Überstehen Julia und ihr Café das Fest ohne Schaden? Für Julia hängt eine Existenz am Baumblütenfest, Toni kann sich hier verwirklichen und Lisa – weiß sie all dies zu schätzen? Das große Treffen wird es zeigen. (Text: RTL)