„Work it!“: Schwacher Start für Fremdschäm-Sitcom
ABC rutscht mit einer Bauchlandung ins neue Jahr
Michael Brandes – 05.01.2012, 13:34 Uhr

Männer in Frauenkleidern? Das war letztmals 1982 noch halbwegs komisch, als Dustin Hoffman in „Tootsie“ einen arbeitslosen Schauspieler verkörperte, der sich als Frau verkleidet einen Job in einer Fernsehserie sicherte. Dass ABC das angestaubte Thema in einer neuen Sitcom mit dem Titel „Work It“ wieder aufgreift, sorgte in den US-Medien für große Verwunderung.
Zu jenen Verbänden, die bereits nach Ansicht erster Trailer gegen „Work it!“ protestierten, zählte die einflussreiche US-Organisation ‚GLAAD‘, die Massenmedien auf Fälle von Homophobie und Diskrimierung aufgrund von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung überprüft. Mit seiner Mischung aus altbackenen Gags und dumpfen Frauenklischees bestätigte der Pilotfilm später die ersten negativen Eindrücke. Im Mittelpunkt der Serie stehen die arbeitslosen Autoverkäufer Lee (Benjamin Koldyke) und Angel (Amaury Nolasco), die sich als Frauen tarnen, um einen Job als Pharmareferentinnen zu bekommen.
Trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit blieb das Interesse der US-Zuschauer an der ersten neuen US-Serie des Jahres 2012 eher gering. Lediglich 6,14 Millionen Zuschauer verfolgten am Dienstagabend (3.1.) die Premiere der ABC-Serie. „Work it!“ droht damit ein frühes Aus. Der Sendeplatz wurde zuvor von der neuen Comedyserie „Man Up“ besetzt, die zum Start 7,70 Millionen Zuschauer vorweisen konnte, aber bereits nach acht Folgen mangels Quote vorzeitig abgesetzt wurde.
Ein noch größeres Problem als die Einschaltquoten stellt für ABC aber vermutlich der erlittene Imageschaden dar. Vielfach wurde in den US-Medien darüber sinniert, was das US-Network nach Ansicht des Pilotfilms dazu bewogen haben könnte, in „Work it!“ Hit-Potential zu vermuten und ein derartiges Format 30 Jahre zu spät auf die Menschheit loszulassen. Serienkompetenz nimmt man den Verantwortlichen in nächster Zeit sicher nicht mehr ab. Gleich mehrere US-Kritiker sahen in „Work it!“ bereits einen sicheren Anwärter auf die schwächste US-Serie des Jahres oder gar einen Kandidaten für die Liste der peinlichsten Sitcoms aller Zeiten.