WDR zeigt Contergan-Zweiteiler im November
Pharmafirma kann Ausstrahlung nicht verhindern
Jutta Zniva – 05.09.2007
Nachdem nun das Bundeverfassungsgericht die Eilanträge der Pharmafirma Grünenthal auf vorläufige Untersagung der Ausstrahlung des Contergan-Films „Eine einzige Tablette“ (fernsehserien.de berichtete) abgelehnt hat, zeigt der WDR den Zweiteiler wie geplant am 7. und 8. November. Die Produktion beschreibt den größten Medikamentenskandal der Bundesrepublik anhand der Geschichte eines Rechtsanwaltes und seiner Frau, deren Kind Ende der 50er Jahre mit (aus damaliger Sicht) rätselhaften Missbildungen zur Welt kommt.
Die von der Firma Grünenthal befürchtete Beeinträchtigung ihres Persönlichkeitsrechtes sei nicht gegeben, so die Entscheidung des Bundesverfassungsgericht. WDR-Intendantin Monika Piel: „Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe stützt seine Entscheidung maßgeblich auf den hohen Stellenwert der Rundfunkfreiheit. Dabei unterstreicht es, dass die Aufbereitung zeitgeschichtlicher Ereignisse – egal in welcher Form – von zentraler publizistischer Bedeutung ist. Wir werden mit dem Film wie mit den begleitenden Dokumentationen den 50. Jahrestag der Markteinführung von Contergan in unseren Programmen begleiten und dabei insbesondere die Betroffenen und ihre Schicksale in den Mittelpunkt stellen.“
Die Firma Grünenthal, die dem WR und der Produktionsfirma Zeitsprung vorgeworfen hatte, der Zuschauer würde nicht erkennen können, was in „Eine einzige Tablette“ wahr und was unwahr sei, spricht in einer aktuellen Presseaussendung nach wie vor von einem „historisch nicht korrekten Film“. Die Entscheidung des Bundeverfassungsgerichts sei „weniger von rechtlichen als von medienpolitischen Gesichtspunkten geprägt“ und „nicht nachvollziehbar“. Die Rechte Betroffener seien anscheinend zu Jahrestagen „weniger wert als außerhalb solcher Jubiläen“. Die Ausstrahlung des Zweiteilers vor der Grundsatzentscheidung des Verfassungsgerichts, der die Beschwerde als „weder unzulässig noch offensichtlich unbegründet“ erachtet, bedeute für Grünenthal: „Wir erhalten jetzt Schläge und es wird erst hinterher entschieden, ob dies zu Recht geschah.“
Produzent und Zeitsprung-Geschäftsführer Michael Souvignier bezeichnete die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes als großen Schritt für Zeitsprung und einen noch größerer Schritt für die Contergangeschädigten sowie alle Filmschaffenden in Deutschland.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
tristan am via tvforen.de
Es wäre ein weitere Skandal gewesen, wenn der Film auf Druck des Pharmakonzerns tatsächlich nicht ausgestrahlt worden wäre. Wo kommen wir denn da hin, wenn Pharmakonzerne sagen, was Recht ist und was nicht.
Die Argumentation, hier würde Realität und Fiktion vermischt werden, ist hanebüchen , eine faule Ausrede.
Die Aufarbeitung dieses tragischen und sensiblen Themas »Contergan« ist für das Genre eines Unterhaltungsfilms nicht geeignet. Millionen von Zuschauern würden Fiktion nicht von der Realität trennen können., sagt der Konzern. Eine Unverschämtheit. Das deutsche Publikum ist also zu doof, um einen Film zu sehen, aber war gut genug, um damals die Conetergan-Tabletten zu schlucken. Ich denke, das Ergebnis ist alles andere als ein Unterhaltungsfilm.
Konkret geht es Grünenthal um 15 Schlüsselszenen, die die geschichtlich verbürgten Ereignisse um Contergan schwerwiegend entstellen.
Drehbuchautor und Produzent sagen jedoch, dass die einstweilige Verfügung auf einer veralteten und nicht realisierten Drehbuchfassung beruht. Der Film, von dem es laut WDR noch nicht einmal eine Rohschnittfassung gab, enthielt die beanstandeten Szenen überhaupt nicht.
Da der Film vor dem Hintergrund des realen Rechtsstreits spielt, sieht Grünberg natürlich einen immensen Imageschaden heraufziehen. Pech für sie, dass sie selbst durch ihre Klage die schlafenden Hunde richtig geweckt haben.Fernsehgiftick am via tvforen.de
Ich habe das mit Freuden gelesen, daß dieser Film überhaupt gemacht wurde.
Ich selbst bin 1961 geboren, und habe mit solchen Kindern, auf demselben Spielplatz gespielt.
Ich habe doch nur Glück gehabt, daß meine Mutter keine Medikamente in der Schwangerschaft nahm.
Jenen Frauen, die das taten, wurde doch auch von ihren eigenen Ärzten ! die Unbedenklichkeit dieses Medikaments bescheinigt.
Meines Wissens nach, wurde Contergan als Schlafmittel ? verwandt.
Erschüttern tut mich, daß eigentlich die Contergangeschichte, "totgeschwiegen" wird und wurde.
Eine Farce finde ich , daß da auch noch eine Klage überhaupt zugelassen wurde.
Nur auf der komischen Basis wurde von dem Conterganproblem gesprochen, wie etwa in absurden Witzen etc.
Eigentlich schade, daß der Film "nur" im WDR gezeigt wird.
Wer guckt das schon?
ARD & ZDF wären da doch besser geeignet.
Meine Meinung dazu.
LG FGMarkusA. am via tvforen.de
Ich habe heute erfahren, dass die wenigsten wissen, dass der schädliche Wirkstoff im Contergan in der Krebstherapie eingesetzt wird. Zumindest laufen Forschungsarbeiten, das Mittel sinnvoll einzusetzen. Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen des Herstellers nachvollziehbar, den "Ruf" wieder herzustellen und negative Berichterstattungen über Contergan zu unterdrücken.Denker am via tvforen.de
@Kaktus -genau das habe ich auch gesehen.
DenkerDenker am via tvforen.de
@ObiWan--könnte die gleiche Reportage gewesen sein da sie dieses Thema auch ansprachen.
Es haben immer meist die Mütter gesprochen und man hat auch Filmaufnahmen von den Kindern als sie klein waren gesehen.Auch die Väter kamen zu Wort.
Denkerkaktus am via tvforen.de
Das war bestimmt die hervorragende Doku "Contergan: Die Eltern". Es begann damit, dass die Mütter erzählt haben, wie sie ihre späteren Männer kennenlernten und wie groß die Vorfreude war, als sie dann schwanger wurden. Dann aber kam teilweise schon Angst auf, als immer wieder behinderte Kinder geboren wurden. Und als Zuschauer wusste man ja schon, dass ihnen dass auch passieren wird. Besonders bedrückend wurde es, als die Mütter über die Vorgänge im Kreissaal erzählten, über die Ratlosigkeit der Schwestern, wie man es ihnen am besten mitteilt, und wie sie ihre Kinder dann zum ersten Mal sahen, manchmal erst Tage später.
Tatsächlich machten sich alle die allergrößten Vorwürfe, obwohl sie das Contergan teilweise sogar vom Arzt verschrieben bekommen hatten als besonders geeignet für Schwangere.ObiWan am via tvforen.de
Ja stimmt. Viele Mütter haben in 'meiner' Doku auch erzählt. Soviele Dokus wird es ja nicht geben. Das ist bestimmt auch die, die ich gesehen habe. Sehr erschütternd und, wie gesagt, besonders abartig finde ich, dass einfach so weitergemacht wird, wie bisher. Wider besseren Wissens.
TV Wunschliste am via tvforen.de
https://www.fernsehserien.de/news-bilder/news/contergan.gif
Nachdem nun das Bundeverfassungsgericht die Eilanträge der Pharmafirma Grünenthal auf vorläufige Untersagung der Ausstrahlung des Contergan-Films "Eine Einzige Tablette" (wunschliste.de berichtete (https://www.wunschliste.de/?news&newsid=1159&archiv=1)) abgelehnt hat, zeigt der WDR den Zweiteiler wie geplant am 7. und 8. November. Die Produktion beschreibt den größten Medikamentenskandal der Bundesrepublik anhand der Geschichte eines Rechtsanwaltes und seiner Frau, deren Kind Ende der 50er Jahre mit (aus damaliger Sicht) rätselhaften Missbildungen zur Welt kommt.
Die von der Firma Grünenthal befürchtete Beeinträchtigung ihres Persönlichkeitsrechtes sei nicht gegeben, so die Entscheidung des Bundesverfassungsgericht. WDR-Intendantin Monika Piel: "Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe stützt seine Entscheidung maßgeblich auf den hohen Stellenwert der Rundfunkfreiheit. Dabei unterstreicht es, dass die Aufbereitung zeitgeschichtlicher Ereignisse - egal in welcher Form - von zentraler publizistischer Bedeutung ist. Wir werden mit dem Film wie mit den begleitenden Dokumentationen den 50. Jahrestag der Markteinführung von Contergan in unseren Programmen begleiten und dabei insbesondere die Betroffenen und ihre Schicksale in den Mittelpunkt stellen."
Die Firma Grünenthal, die dem WR und der Produktionsfirma Zeitsprung vorgeworfen hatte, der Zuschauer würde nicht erkennen können, was in "Eine einzige Tablette" wahr und was unwahr sei, spricht in einer aktuellen Presseaussendung nach wie vor von einem "historisch nicht korrekten Film". Die Entscheidung des Bundeverfassungsgerichts sei "weniger von rechtlichen als von medienpolitischen Gesichtspunkten geprägt" und "nicht nachvollziehbar". Die Rechte Betroffener seien anscheinend zu Jahrestagen "weniger wert als außerhalb solcher Jubiläen". Die Ausstrahlung des Zweiteilers vor der Grundsatzentscheidung des Verfassungsgerichts, der die Beschwerde als "weder unzulässig noch offensichtlich unbegründet" erachtet, bedeute für Grünenthal: "Wir erhalten jetzt Schläge und es wird erst hinterher entschieden, ob dies zu Recht geschah."
Produzent und Zeitsprung-Geschäftsführer Michael Souvignier bezeichnete die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes als großen Schritt für Zeitsprung und einen noch größerer Schritt für die Contergangeschädigten sowie alle Filmschaffenden in Deutschland.
05.09.2007 - Jutta Zniva / Quelle: presseportal.de, Bild: WDRDenker am via tvforen.de
Ich habe vor ein paar jahren eine sehr gute Reportage über dieses Thema gesehen.Es kamen betroffene Eltern und ihre Kinder zu Wort.Man merkte vorallem den Müttern an das sie bis heute damit nicht fertig geworden sind.
Dieser Beitrag hat mich sehr nachdenklich gemacht.
DenkerObiWan am via tvforen.de
Ob ich die gleiche Doku gesehen habe, weiß ich nicht, aber der Kracher in der die ich gesehen habe, war: Grünenthal verkauft Contergan heute in die 3. Welt. Natürlich unter anderem Namen. Und auch dort werden geschädigte Kinder geboren. Das ist so dreist, das kann man fast nicht glauben.
Kirsten am via tvforen.de
Ich bin gespannt auf den Film! Ich denke, letztlich schauen sich den Film wegen der Aufmerksamkeit die durch die Medien geweckt wurde, mehr Menschen an als ohne die ganzen Prozesse. Ob sich die Kläger damit einen Gefallen getan haben? Ich bin froh, dass der Film gezeigt werden darf, alles andere hätte ich auch nicht verstanden.ontvset am via tvforen.de
Na gut das der Film kommt. Soll Grünenthal mal ruhig blossgestellt werden!