„Volles Haus!“-Rückzieher: Sat.1 belässt es bei zwei Stunden

Vorabend-Umbau im Oktober

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 23.08.2023, 12:22 Uhr

Das „Volles Haus!“-Moderationsteam: (v. l.) Jasmin Wagner, Chris Wackert, Britt Hagedorn, Jochen Schropp und Madeleine Wehle – Bild: Sat.1/Willi Weber
Das „Volles Haus!“-Moderationsteam: (v. l.) Jasmin Wagner, Chris Wackert, Britt Hagedorn, Jochen Schropp und Madeleine Wehle

Sat.1 hält trotz immer noch schlechter Quoten an seiner Nachmittagsshow „Volles Haus!“ fest – und dennoch gibt es eine Planänderung: Die eigentlich als temporär angekündigte Kürzung von drei auf zwei Stunden bleibt dauerhaft bestehen. Nachdem Sat.1 die ersten zehn Wochen und 52 Folgen lang durchhielt, wurde die letzte Stunde des 16-Uhr-Formats zum 15. Mai gestrichen. Laut ursprünglicher Ankündigung sollte „Volles Haus!“ im Herbst wieder dreistündig werden. Wirklich daran geglaubt haben wohl nur wenige – und nun kommt es auch nicht dazu.

Seit Monaten strahlt Sat.1 um 18 Uhr alte Folgen der Scripted Reality „Lenßen übernimmt“ im Viererpack aus. Damit ist Anfang Oktober Schluss. Stattdessen hievt der Sender eine Reportagereihe in den Vorabend, die bislang zur Primetime zu sehen war: „Lebensretter hautnah – Wenn jede Sekunde zählt“. Darin werden Rettungskräfte auf echten Einsätzen in ganz Deutschland begleitet. Dank spezieller Kameratechniken und Body-Cams erleben die Zuschauer die Einsätze unmittelbar aus der Sicht der Sanitäter. Hubschrauberpiloten werden ebenso gezeigt wie Fahrer von Einsatzwagen am Boden. Seit 2020 wurden bisher insgesamt 35 Folgen in fünf Staffeln produziert. Das Format wird nun ab dem 2. Oktober montags bis freitags um 18 Uhr zu sehen sein.

Zwei Wochen später kommt es dann zu einer weiteren Änderung am Sat.1-Vorabend: Die neue Serie „Die Landarztpraxis“ mit Caroline Frier geht am 16. Oktober um 19 Uhr an den Start, im Anschluss darf sich die um zehn Minuten verlängerte „:newstime“ künftig schon um 19:45 Uhr beweisen (fernsehserien.de berichtete).

Mit „Volles Haus!“ wollte Sat.1 nicht weniger als eine „Programm-Revolution am Nachmittag“ starten, doch vielmehr hat sich das Format als Totalausfall entpuppt, der den Tagesmarktanteil des Senders noch weiter in die Tiefe riss, als es schon zuvor der Fall war. Auch nach inzwischen einem halben Jahr und einem Wechsel der verantwortlichen Produktionsfirma hat sich kaum Besserung eingestellt.

Die Sendung dümpelt nach wie vor bei Reichweiten zwischen 200.000 und 300.000 Zuschauern herum. Aus Marktanteilssicht gibt es zwar immer wieder kleine Ausreißer nach oben – Anfang August wurden etwa 4,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe erreicht -, doch das sind unterm Strich Nebelkerzen, die auf die allgemein schwankende TV-Nutzung am Nachmittag zurückzuführen sind. Gestern etwa holte „Volles Haus!“ um 16 Uhr 3,6 Prozent, am Montag hatte es mit 1,6 Prozent ein gutes Stück schlechter ausgesehen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1976) am

    Das Konzept war doch nie wirklich durchdacht. I, Prinzip war es viel mehr die Aneinanderreihung von moderierten Einzelmaterial wie die Stunde Talkshow zeigten.

    Interessanterweise hätte Sat1 bei einer Serie bei diesen Quoten längst die Reisleine gezogen, warum passiert das hier nicht auch - das ist doch mal die Frage?
    • (geb. 1988) am

      Von diesen zwei Stunden gehen in einigen Bundesländern ab 17:30 Uhr auch noch 30 Minuten an Regionalprogramme.

      Das Konzept von "Volles Haus", alles in einer Show, ließ von Anfang an nichts Gutes vermuten. Zwar ist die Sendung über den chaotischen Mix der ersten Tage hinaus, doch so fühlt es sich jetzt auch nur an wie "Frühstücksfernsehen"-Light, was man so ähnlich mit "Endlich Feierabend!" schon mal hatte. Auch damit scheiterte man ja ... die Quoten waren eben nur noch nicht so schlecht wie gegenwärtig.

      Problem von Sat.1 ist und bleibt einfach, dass man vorgibt sich von anderen abheben zu wollen und nun alles besser zu machen. Letztlich kommt es dann zu Versuchen, die so oder so ähnlich im Programm schon mal zusehen waren. Wirkliche Veränderungen, wie ja auch "Volles Haus" eines sein sollte, kommen dabei viel zu unbedarft daher.

      Nun möchte man wieder "Scripted"-Reality mit deutscher Fiktion mischen. Ob's gelingt darf man wohl bezweifeln.
      • (geb. 1979) am

        Meinst du "Lebensretter"? Das ist nicht gescripted, sondern echt. Mit echten Sanitätern.

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