Studie wirft dritten Programmen Boulevardisierung vor
Viele Köche und Tiere, aber wenig Politik
Michael Brandes – 30.09.2013, 12:05 Uhr

In einer neuen Studie der Otto Brenner Stiftung wird den dritten Programmen von SWR und NDR vorgeworfen, ihren Programmauftrag nicht im Sinne des Erfinders auszuführen. Zudem steht der Vorwurf der Boulevardisierung des Programms im Raum.
„Die Ergebnisse lassen zumindest Zweifel daran aufkommen, dass die untersuchten Dritten ihren Programmauftrag voll erfüllen“, heißt es im Vorwort der Studie, aus der vom Spiegel vorab zitiert wird. Einsehbar sind die Ergebnisse noch nicht, die Veröffentlichung soll aber in Kürze erfolgen.
Die Studie belege, so das Nachrichtenmagazin, dass die beiden untersuchten dritten Programme von ihrem selbstbehaupteten Informationsanteilen von bis zu 70 Prozent weit entfernt seien. Der wahre Wert sei deutlich niedriger, wenn man die Wiederholungen herausrechne. Zudem werde auch der heruntergeschraubte Wert nur erreicht, „weil sich die Dritten zu Ratgebersendern entwickelt haben, in deren Mittelpunkt Garten, Kochen und Tiere stehen“. Würde die Definition des Begriffs ‚Information‘ enger gefasst, in Richtung Politik und gesellschaftsrelevanten Themen, liege der Anteil am Programm sogar bei nur rund zehn Prozent.
Beim Ausmaß der Boulevardisierung bestehe kein Unterschied mehr zur privaten Konkurrenz, wird weiter festgestellt. Der NDR setze mit „fast der Hälfte der fernsehpublizistischen Beiträge“ einen Schwerpunkt auf die sogenannte Human-Touch-Berichterstattung. Aufs gesamte Programm bezogen sind es 21 Prozent, beim SWR 15 Prozent. Es menschelt damit sogar stärker als bei der Konkurrenz. Bei RTL wurden in 14 Prozent der täglichen Sendezeit Human-Touch-Themen aufgefunden, bei Sat.1 und der ARD sind es acht Prozent, beim ZDF elf Prozent.