Streaming-Überraschung: Prime Video führt Werbung ein

Gleicher Preis und Werbung oder mehr zahlen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 22.09.2023, 13:30 Uhr

Die „Der Herr der Ringe“-Serie mit Morfydd Clark als junge Elbin Galadriel kommt demnächst mit Werbeunterbrechungen – Bild: Amazon Studios
Die „Der Herr der Ringe“-Serie mit Morfydd Clark als junge Elbin Galadriel kommt demnächst mit Werbeunterbrechungen

Der nächste Streaming-Dienst hat die Einführung eines Abo-Modells mit Werbung angekündigt: Prime Video hat in den USA und auch in Deutschland am Morgen diesen Schritt verkündet, wie The Hollywood Reporter meldet.

Dabei will der Versandhändler – wie zuletzt auch Disney+ in den USA – „Anfang 2024“ die neue Werbestufe einführen, um im Gegenzug in dem Kalenderjahr auf eine Preiserhöhung für das allgemeine Prime-Angebot zu verzichten. Das bietet neben dem Zugang zu ausgewählten Streaming-Titeln auch für zahlreiche Produkte des Internetkaufhauses beschleunigten, kostenlosen Versand sowie ein Bündel weiterer Vergünstigungen (Amazon Music, Prime Gaming, Prime Reading). Wer weiterhin bei Prime Video werbefrei streamen will, soll in den USA hingegen mit 2,99 US-Dollar pro Monat zur Kasse gebeten werden.

Weitere Details sind nach der heutigen Ankündigung als „Wirtschaftsmeldung“ noch offen. Prime will seine Kunden in den nächsten Wochen direkt per Anschreiben über die anstehenden Änderungen informieren. Auch Details zu der Umsetzung in Deutschland stehen noch aus (hierzulande kostet Prime bei monatlicher Zahlung 8,99 Euro, in den USA hingegen 14,99 US-Dollar).

Amazon hatte in ausgewählten Märkten – wie den USA, Kanada und Deutschland – bereits Freevee gestartet, bei dem kostenlose Streams durch Werbung finanziert werden: Die Infrastruktur zur Auslieferung von Werbung hat man also bereits.

Vor allem in den USA setzen viele Streaming-Anbieter darauf, neben ihren werbefreien „Premium-Angeboten“ auch günstigere Abo-Modelle anzubieten, bei denen dann eine begrenzte Anzahl an Werbung gezeigt wird (genaue Zahlen dazu gibt es selten, es ist aber deutlich weniger Werbung als etwa im linearen Fernsehen).

Einerseits ermöglichen solche Angebote den Nutzern, sich mehrere Dienste parallel leisten zu können als beim vollen Preis – und alle Dienste locken ja mit ihren exklusiven Inhalten -, daneben hat sich herausgestellt, dass viele Werbetreibende bereit sind, für die Auslieferung der Werbung im Streaming gute Preise zu zahlen. Argumente sind die geringere Werbelast, durch die Werbung besser hängen bleibt, ebenso wie die Tatsache, dass Menschen, die sich Streaming-Dienste leisten, in der Regel (statistisch gesehen) finanziell besser gestellt sind, mehr verfügbares Einkommen haben. Daneben profitieren die Dienste dadurch, dass sie ihr Einkommen nicht nur direkt aus den Taschen der Kunden beziehen, sondern auch noch aus den Budgets der Werbewirtschaft.

Gute Werbepreise sorgen dafür, dass etwa Netflix mehrfach vermeldet hat, dass seine Einnahmen pro Abonnenten der billigeren Stufe „Standard-Abo mit Werbung“ höher sind als beim vergleichbar ausgestatteten „Standard-Abo“: Auch Netflix hat Kunden mit Werbung lieber.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Machen wir uns nichts vor. Die rechtlich Öffentlichen bringen Sendungen und Filme die nur eine ganz bestimmte Art von Zuschauer anspricht. Bezahlen muß man es auch so, wenn man die Sender nicht schaut.
    Die Privaten kämpfen um jeden Zuschaer. Verlieren den aber immer mehr, weil sie Filme bis zum Erbrechen wiederholen und dann noch big und breit mitten im Bild Werbung rein hauen. Dazu natürlich - wie üblich - die Werbepausen auf bis zu 10 Minuten ziehen. Da kann man ja schon froh sein, das man kein japanisches Fernseh schaut, wo Dauereinblendungen üblich sind.
    Streamings haben ein ähnliches Problem. Zuviel Konkurenz und hohe Kosten durch Eigenproduktion. Also wird wieder Geld von Extern (Werbung) rein geholt.
    Der Zuschauer ist in jedem Fall der Leidtragende. Wie war das mit "Viele Köche..."? Und es ist kein Ende in Sicht. Fernsehen macht immer weniger Spaß. Egal welches.
    • am

      Was haben die ÖR jetzt damit zu tun ?
      Wieder so ein typischer durchsichtiger Versuch aus der üblichen Ecke, den Fokus auf die "bösen" ÖR zu lenken.
      Die Einschaltquoten der ÖR sprechen für sich und die "ganz bestimmte Art von Zuschauern" die sie ansprechen ist schlicht und einfach die bürgerliche Mitte !
    • (geb. 1987) am

      Es geht in dem Artikel um Bezahlfernsehen, dass sich Zusatzkohle durch Werbeeinblendungen holen will.
      Wer deswegen (zurecht) auf die raffgierigen Streamer schimpft, wurde darauf hingewiesen, dass man bereits das Bezahlfernsehen ÖRR hat, dass doppelt so teuer ist, wie z.B. Amazon, aber trotzdem Werbung sendet, ohne Ende. Das ist wohl mehr als legitim! Zumal man DIESEN Bezahlsender nicht kündigen kann.
      Aber: Sie mussten bestimmt selbst über sich lachen, als sie schrieben, dass der ÖRR die Bürgerliche Mitte anspricht... Ich bezweifel sogar, dass es einen tatsächlich relevanten Anteil von unter 40 Jährigen gibt. Auf dem Gymnasium meiner Tochter ergab eine Umfrage, dass (ausser Fußball WM) NIEMAND aktiv die ÖRR anschalten würde. 4-6 Streamingdienste + Youtube/Insta/X/TikTok+ weitere PC und Gaminginhalte ergeben genug und WESENTLICH besseren Content.
      Die werden sicherlich auch nicht zu den ÖRR pilchern, wenn sie älter werden.
      Wenn Sie als "Bürgerliche Mitte" technikabgehängte Rentner und Altenheimbewohner meinen, dann haben Sie recht.
      Sonst nicht.
      Die Frage also, warum man einen Bezahlfernsehsender, der voll ist mit Werbung und den man nicht sieht und nicht sehen will, nicht kündigen darf, wird ZURECHT immer lauter.
      Warum sollte Amazon oder Netflix es hinnehmen, dass die Kunden kündigen, wie sie wollen?
      Die Konkurrenz von den ÖRR muss das ja auch nicht?
    • (geb. 1966) am

      Stimmt soweit, aber machen wir uns mal wirklich nichts vor, dann ist es egal ob man 1, 2 oder 3 Streaming Abos hat oder nur die ÖR schaut. Egal wo und wie die Unternehmen ihre Werbung schalten, die kostet Geld, und das holen die sich an der Kasse beim Einkauf vom Konsument wieder. Also unterm Strich zahlt der Blöde so oder so, egal ob er ein Streaming Dienst nutzt oder nicht.
  • am

    So ist das halt bei Unternehmen, die den Gewinninteressen der Anleger Rechnung tragen müssen.
    • am

      Im Teaser-Text eures Newsletters steht: "Internetkaufhaus springt auf erträglichen Trend auf"

      Selten über etwas eigentlich Unerträgliches so geschmunzelt. Ist bloß leider falsch. Das vermutlich gemeinte Wort ist "einträglich".
      • am

        Ich weiß, dass ich mit meiner Einstellung zu einer aussterbenden Gattung gehöre. Ich nutze zwar Streaming, würde mir aber niemals ein Abo mit Werbung zulegen. Lieber buche ich die Abos nur monatlich, wenn die Filme oder Staffel einer Serie verfügbar ist, als für Werbeunterbrechungen auch noch zu bezahlen. Und was mir wirklich gefällt, kaufe ich mir auf Blu-ray, solange es dieses Medium noch gibt. Denn dann gehört es mir und ich kann es mir immer wieder anschauen, auch ohne Abo bzw. wenn es beim Streaminganbieter nicht mehr verfügbar ist.
        • am

          Prime führt lediglich ein neues Abo-Modell mit Werbung ein
          Und das bisherige ohne Werbung bleibt doch so wie es ist und wie ich es habe Also ohne Werbung
          Und wer es günstiger mit Werbung will, bitteschön
          Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
          • am

            Ich verstehe den Artikel so:
            Das jetzige Prime Abo wird mit Werbung bestückt und der Preis ändert sich nicht. Und wer es weiterhin werbefrei haben will, der muß 2,99 Dollar (in den USA - Deutschland ist nicht erwähnt) im Monat Aufpreis bezahlen.
          • am

            @Bergreptil
            So hast Du es richtig verstanden.
            Ist bei anderen Anbietern ähnlich.

            Ich habe zum Beispiel ein WOW Filme+Serien Jahresabo für 4.99 EUR. Seit August hätte ich es dann mit Werbung zu dem Preis weiter so nutzen können. Ohne Werbung wollte Sky/WOW dann zusätzlich 4.99 EUR für "Premium" haben.

            Was soll ich sagen: da mich bereits die Werbung bei Freevee teilweise nervt, zahle ich jetzt wieder 9.98 EUR bei WOW.
          • (geb. 1966) am

            Ich verstehe es so, dass die Werbung welche dort geschaltet wird die entsprechenden Unternehmen etwas kostet, dass geht dann an Amazon, die Mehrausgaben der Unternehmen für diese zusätzlich geschaltete Werbung bekommt der Konsument, egal ob er ein Streaming Abo hat oder nicht, dann zeitlich verzögert beim Einkauf an der Ladenkasse zu spüren. Die Inflation treibt sich selbst und vor allem seltsame Blüten und Früchte.
        • am

          Was ist der Unterschied zu Freeve? Das ist doch bereits Amazon Prime.

          Ich schaute bisher nicht viel Freeve, war aber neugierig.
          Werbung immer eine Minute (sogar mit Countdown versehen). Bei einer 50 Minuten Folge "Die Profis" 1 Werbeblock ziemlich zu Beginn, halt eine Minute.
          Dann sah ich paar Filme, bei ca. 2 Stunden höchstens dreimal für je eine Minute Werbespot und das immer nur in den ersten 30 Minuten. Der Rest total werbefrei.
          Ansonsten nehme ich natürlich das Angebot ohne Werbung wahr.
          Vergleichbar mit den 10 Minuten Werbeblöcken bei den Privaten ist es aber um Längen nicht, vorallem wird ja immer für Amazon Inhalt geworben, quasi kurze TV Trailer.
          • (geb. 1966) am

            Da nutze ich lieber PLUTO, dass geht ohne Prime, hat eine bessere Auswahl , und läuft zudem auch auf dem ROKU. Prime ist beschiss³
        • (geb. 1976) am

          Bisher hat es noch keine Amazon Serie, egal ob exclusiv oder Original in die Charts. Die Originalsachen sind auch sehr lahm in der Erzählung und Handlung.
          • am

            Streaming nur mit Reklame
            • am

              Nachdem auch viele andere das ehemalig "disruptive" Geschäft wieder zu den Ursprüngen zurückfahren, könnte der Weg zurück zur "Linearität" so ablaufen:


              1. Veröffentlichungen in wöchentlichen Etappen und selektive Herausnahme bei voller Bezahlung. (erledigt)


              2. Montage von unüberspringbarer Werbung in den Stream bei voller Bezahlung; ohne nur mit Extrazahlung. (bald erledigt)


              3. Feste Streamingfenster, Werbung bei voller Bezahlung (
              • am

                4. Reklame trotz Bezahlung, damit hat sky viel Erfahrung
              • am

                5. Filmkürzungen trotz Bezahlung, damit hat das zdf viel Erfahrung


                6. Reklame in der laufenden Sendung, damit haben die Öffis (ard/zdf) viel Erfahrung
            • am

              bei den neuen Abos mit Werbung ist es aber leider immer so, dass nur eine einzelne Person streamen kann. Als Family kommt deshalb so ein Abo nicht in Frage und man muß auf das teurere Abo umsteigen, wenn 2 Personen gleichzeitig streamen wollen.

              Ich habe Freevee einmal ausprobiert. Ich habe eine Folge einer exklusiven Serie gesehen. Diese Folge wurde 4 mal durch 2 Minuten Werbung unterbrochen. Außerdem bevor die Serie startete kam am Anfang auch Werbung.
              Danach hatte ich keine Lust mehr, weitere Folgen bei Freevee zu schauen. Durch diese vielen Unterbrechungen hatte ich fast schon Schwierigkeiten der Serienhandlung zu folgen.

              Ich bleibe dabei, Abos mit Werbung sind nix für mich. Lieber habe ich weniger Abos und dafür keine Werbung. Außerdem bessere Bild und Ton Qualität.
              • am

                Ich schaute bisher nicht viel Freeve, aber das was ich sah, widerlegt Ihre Aussage total!
                Werbung immer eine Minute (sogar mit Countdown versehen). Bei einer 50 Minuten Folge "Die Profis" 1 Werbeblock ziemlich zu Beginn, halt eine Minute.
                Dann sah ich paar Filme, bei ca. 2 Stunden höchstens dreimal für je eine Minute Werbespot und das immer nur in den ersten 30 Minuten. Der Rest total werbefrei.
              • am

                Also ich habe auch deutlich mehr Werbung.
                Bei einer Folge "The Closer" habe ich im Schnitt 4 Werbeböcke zwischen 50 Sekunden bis 2 Minuten. Bei Filmen (120 Minuten) sind es im Schnitt 7 bis 8 Werbeblöcke.

                Sicherlich werden auch verschiedene Sendungen nach "Abruf" unterschiedlich gebucht..
              • am

                wenn ich freevee mit dem amazonstick schaue, habe ich sehr wenig werbung. melde ich mich über den browser eines rechners an, läuft deutlich mehr werbung.
              • am

                Eben. Ich schaue über den Stick und da ist die Werbung, sowie ich schrieb. Serie einmal in den ersten 5 Minuten. Film maximal dreimal in den ersten 30 Minuten und immer nur 1 Teaserspot.
              • am

                Freevee hat mal viel, mal wenig oder mal gar keine Werbung. Ich erkenne da auch keinen Unterschied, ob ich mit einem Fire TV oder einem smarten Google-TV streame. Neulich wieder drei Episoden am Stück von einer alten Serienperle aus den 50er-Jahren gestreamt und nicht einmal zwischen den Folgen Werbung eingeblendet bekommen. Und vor einer Weile in "Babylon 5" einsteigen wollen und alle 10 Minuten Werbung gehabt, da war ich dann aber schnell raus, denn das tue ich mir nicht mehr an.

                Aktuell sehe ich aber bei allen Anbietern einen Trend mehr Geld für weniger Leistung zu verlangen und überlege mir ernsthaft meinen Dreispitz abzustauben!
            • (geb. 1992) am

              Jetzt nähert sich also Streaming auch immer mehr dem linearen Fernsehen an.


              Wozu bezahle ich jeden Monat ca. 9 Euro, wenn ich dann bald trotzdem immer Werbung ansehen muss ?!


              Da überlegt man sich, ob das Abo weiter bezahlt wird.
              • am

                Streaming bleibt ja Streaming und wird nicht "linear". Wer Amazon Prime Video, Netflix & Co. abonniert, will den exklusiven Content und die Eigenproduktionen sehen ! Und wer darauf scharf ist, der kündigt nicht bzw. nur phasenweise und nimmt die Werbung in Kauf, wenn dieses Abo günstiger ist. Oder man gibt eben mehr Geld für mehr Features und Werbefreiheit aus. Diese Wahlfreiheit besteht ja weiterhin.

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