Stasi-Vorwürfe
NDR lehnt Boßdorf als Sportchef ab
Jutta Zniva – 14.12.2005
Hagen Boßdorf wird 2006 nicht, wie geplant, Gerhard Delling als Sportchef des NDR ablösen. Da nicht alle Zweifel bezüglich seiner Kontakte zur Stasi ausgeräumt seien, sei keine Vertrauensbasis für die Zusammenarbeit gegeben.
Neue Funde der Stasi-Unterlagen-Behörde waren Anlass für die Auseinandersetzung mit der Person Boßdorf gewesen. Es hätte den Verdacht gegeben, er habe als Inoffizieller Stasi-Mirabeiter (IM) „Florian Werfer“ Informationen an die Staatssicherheit weitergegeben. Die Behörde spricht von Konspiration mit Stasi-Offizieren.
Hagen Boßdorf (41) selbst, der 13 Jahre lang in verschiedenen Funktionen bei der ARD gearbeitet hat, hatte in der Vergangenheit zwar Kontakte zur Stasi eingeräumt. Er hätte jedoch keine Verpflichtungserklärung unterschrieben und keine DDR-Bürger ausspioniert.
Nun soll der zwischen Boßdorf und dem NDR zum 1. März 2006 geschlossene Arbeitsvertrag einvernehmlich gelöst werden. Der NDR-Verwaltungsrat habe sich die die Entscheidung nicht leicht gemacht: Die Aktenlage sei „nicht eindeutig“ und eine abschließende Beurteilung „schwierig“.
Für den Fall des Scheiterns der „einvernehmlichen Lösung“ hat der Verwaltungsrat bereits jetzt einer Beendigung des Vertrages durch den NDR zugestimmt.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
BrandungsFelsen am via tvforen.de
Diese Hexenjagd sollte wirklich mal beendet werden. Ausnahmen höchstens, wenn jemand durch Aussagen eines IMs ernste Konsequenzen auf sich nehmen mußte, wie z.B. eine Haftstrafe aufgrund von DDR-Kritik.
Aber muß man jeden, der mal für die Stasi tätig war mit einer Art Berufsverbot bestrafen, auch wenn derjenige die vergangenen 15 Jahre gezeigt hat, daß er mit der Einstellung, die er damals hatte, gebrochen hat?Donegal am via tvforen.de
> Aber muß man jeden, der mal für die Stasi tätig war mit einer
> Art Berufsverbot bestrafen, auch wenn derjenige die
> vergangenen 15 Jahre gezeigt hat, daß er mit der Einstellung,
> die er damals hatte, gebrochen hat?
Der Mann wird jetzt nicht Sportchef des NDR, das kann man nicht unbedingt als Berufsverbot bezeichnen ;)
Ich bin im Westen geboren und aufgewachsen und kann daher nicht beurteilen, was in der DDR vor sich ging. Wie es war, dort zu leben und immer unter Beobachtung zu stehen. Repressalien ausgesetzt zu sein. Ich kann mir aber denken, daß Menschen, die Jahrzehnte in der DDR gelitten haben oder im Gefängnis saßen oder deren Angehörige bei Fluchtversuchen erschossen würden, diese "nach 15 Jahren muss mal Schluß sein"-Mentalität etwas anders sehen.
Und ohne die beiden Regime miteinander vergleichen zu wollen, sehen die Leute, die meinen, es müsse mal Schluß sein mit der Vergangenheitsbewältigung der DDR das im Bezug auf das Nazi-Regime ähnlich? Da sehe ich das nämlich ganz anders. Nur weil vergessen und ignorieren so viel einfacher und bequemer ist, sollte es dennoch keine Option sein.BrandungsFelsen am via tvforen.de
"Ich bin im Westen geboren und aufgewachsen und kann daher nicht beurteilen, was in der DDR vor sich ging. Wie es war, dort zu leben und immer unter Beobachtung zu stehen. Repressalien ausgesetzt zu sein. Ich kann mir aber denken, daß Menschen, die Jahrzehnte in der DDR gelitten haben oder im Gefängnis saßen oder deren Angehörige bei Fluchtversuchen erschossen würden, diese "nach 15 Jahren muss mal Schluß sein"-Mentalität etwas anders sehen."
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich meinte Menschen, die "lediglich" als IMs gearbeitet (auch IMs aus Westdeutschland) und dabei "unerhebliche" Informationen weitergegeben haben. Dieses ist zwar moralisch verwerflich, aber so lange dadurch der Bespitzelte oder dessen Bekanntenkreis keinen Schaden erlitten hat, finde ich es übertrieben, diese IMs heute noch zu verfolgen und mit beruflichen Konsequenzen zu bestrafen.
O.K., Boßdorf wird nicht gefeuert, dann habe ich das falsch verstanden. Aber trotzdem sollte sein damaliges Fehlverhalten nicht dazu führen, daß er nicht Sportchef des NDR sein kann, nur weil er damals Göttinger Gaststudenten ausgehorcht hat.
"Und ohne die beiden Regime miteinander vergleichen zu wollen, sehen die Leute, die meinen, es müsse mal Schluß sein mit der Vergangenheitsbewältigung der DDR das im Bezug auf das Nazi-Regime ähnlich? Da sehe ich das nämlich ganz anders. Nur weil vergessen und ignorieren so viel einfacher und bequemer ist, sollte es dennoch keine Option sein."
Nein, die Verbechen der DDR und auch des Nazi-Deutschlands sollten natürlich nicht vergessen werden und wenn man noch welche aufdecken kan, dann sollte man sie auch aufdecken.
Aber der Vergleich ist gut. Im Nachkriegssdeutschland war man nicht so konsequent, da konnte ein Nazi mit hoher Funktion Bundeskanzler werden (Kurt Kiesinger).experte am via tvforen.de
Donegal schrieb:
>
> Ich bin im Westen geboren und aufgewachsen und kann daher
> nicht beurteilen, was in der DDR vor sich ging. Wie es war,
> dort zu leben und immer unter Beobachtung zu stehen.
Die Erfahrung darfst du sicherlich bald machen.
EU-Parlament beschließt massive Überwachung der Telekommunikation
http://www.heise.de/newsticker/meldung/67358
Ausweitung der Telefonüberwachung in Bayern beschlossen
http://www.heise.de/newsticker/meldung/67367
Vorratsspeicherung von TK-Daten: "Privatsphäre wird zum Luxusgut"
http://www.heise.de/newsticker/meldung/67386
Willi am via tvforen.de
Wenn man alle Leute angreifen würde, die mehr oder weniger mit dem DDR Regime zu tun hatten, dürfte man keine mehr für öffentliche Aufgaben einstellen und das finde ich übertrieben.
Man sollte doch 15 Jahre nach Ende der DDR normal denken.
Der Boßdorf würde doch sicher eine gute Arbeit machen
Wenn der NDR ihn nicht will, so wird ihn sicher jemand anderes verpflichten wollen
Gute Journalisten finden immer irgendwo einen Platz
Diese Stasi Diskussion nervt echt
Die meisten hatten Nachteile durch die Stasi und denen wirft man jetzt noch die Knüppel zwischen die Knie
Das finde ich nicht in Ordnung
Nach 15 Jahren sollte man echt mal vergessen
Die DDR ist Geschichte
Das sollten die Oberen endlich mal kapieren