Der Jahresausklang hält für viele Mitarbeiter von RTL Deutschland eine Hiobsbotschaft bereit: Das Unternehmen kündigt am heutigen Dienstag einen umfangreichen Stellenabbau an. Insgesamt ist von einem sozialverträglichen Abbau von rund 600 Stellen in allen Firmenbereichen die Rede. Die Maßnahmen seien „tiefgreifend, aber zwingend notwendig“ und stehen im Zusammenhang mit einer organisatorischen Neuausrichtung und der nach wie vor anhaltenden Flaute auf dem Werbemarkt. Es handelt sich um den größten Stellenabbau in der Geschichte von RTL Deutschland.
Der Konzern kündigt an, sich im Rahmen seiner Gesamtstrategie noch stärker auf das Streaming-Geschäft auszurichten. Dazu sei ein umfassender Umbau der Organisation geplant mit dem Ziel, das Unternehmen „angesichts einer beschleunigten Transformation des Mediengeschäfts sowie der aktuellen konjunkturellen Herausforderungen zukunftssicher aufzustellen und auf den Wettbewerb mit den großen US-amerikanischen Streamingdiensten auszurichten“.
Hervorgehoben wird die beschleunigte Verlagerung der linearen Fernsehnutzung auf das Streaming und der „nachhaltige Erfolg von RTL+“. Daher habe die Geschäftsführung von RTL Deutschland beschlossen, die Unternehmens- und Kostenstrukturen noch gezielter auf das Streaming-Geschäft auszurichten. Im Zuge dieser Fokussierung werden rund 600 Stellen an allen Standorten von RTL Deutschland abgebaut. Die Maßnahmen sollen so sozialverträglich wie möglich im Rahmen eines speziellen Abfindungsprogramms und mit Altersteilzeitregelungen umgesetzt werden und in enger Abstimmung mit den zuständigen Betriebsräten erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen „möglichst vermieden“ werden.
Größter Stellenabbau in der Geschichte von RTL Deutschland
Die Absage der traditionellen RTL-Weihnachtsfeier war bereits ein erstes Omen für die drohenden Maßnahmen – was im Gesamtkontext aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Für Unmut und Unsicherheit sorgt im Unternehmen vor allem die Tatsache, dass noch keine konkreten Angaben darüber gemacht wurden, welche Abteilungen besonders von dem Stellenabbau betroffen sein werden – und wie der Umbau von RTL Deutschland im Detail aussehen wird. Das Handelsblatt berichtet, dass bis zum 7. Januar 2026 feststehen soll, welche Angestellten der Stellenabbau betrifft. Bis dahin werde niemand angesprochen. Sowohl Teilzeit- als auch Vollzeitstellen sollen betroffen sein.
Der Medienmarkt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Um langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben, richten wir RTL Deutschland noch konsequenter auf das Streaming Geschäft aus. Mit dem dynamischen Wachstum von RTL+ und der geplanten Übernahme von Sky haben wir eine starke Basis für künftigen Erfolg. Dabei stehen unsere Inhalte und unsere publizistische Verantwortung weiterhin im Mittelpunkt unserer Aktivitäten – mit gezielten Investitionen in Unterhaltung, Sport und Nachrichten sowie neue Technologien für unser Publikum von heute und morgen. Um die dafür erforderlichen Strukturen und Ressourcen zu schaffen, haben wir gemeinsam mit den Betriebsräten ein Programm entwickelt, das den notwendigen Personalabbau so fair und verantwortungsvoll wie möglich gestalten soll – mit großem Respekt und Dankbarkeit gegenüber allen betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Diese Maßnahmen sind tiefgreifend, aber zwingend notwendig und werden die Position von RTL Deutschland angesichts der strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen nachhaltig stärken.
Gegenüber der dpa ergänzte Schmitter, dass die Programmbudgets zunehmend vom linearen Fernsehen ins Streaming verlagert werden sollen. Wir planen weiter jedes Jahr über eine Milliarde in unsere Inhalte zu investieren, die Budgets aber zu Gunsten hochwertiger Streaming-Inhalte umzuverteilen. RTL schlüsselt in der Pressemitteilung auf, dass seit dem Jahr 2019 die linearen TV-Werbeumsätze in Deutschland um mehr als 20 Prozent gesunken sind. Im gleichen Zeitraum habe RTL Deutschland massiv in den Ausbau des Streamingdienstes RTL+ investiert. Mit inzwischen über 6,6 Millionen zahlenden Abonnenten (Stand: Ende September 2025), vor allem dank einer engen Bundling-Kooperation mit MagentaTV, und einem weiterhin dynamischen Wachstum in allen Kennzahlen sei RTL+ klar auf Kurs, im Geschäftsjahr 2026 profitabel zu werden.
RTL Deutschland ist nicht der einzige große TV-Konzern, der in diesem Jahr einen massiven Stellenabbau angekündigt hat. Noch bevor ProSiebenSat.1 von dem Berlusconi-Unternehmen Media for Europe übernommen wurde, kündigte der damalige CEO Bert Habets im Mai eine Reduzierung der Belegschaft um rund 430 Vollzeitstellen an – nur zwei Jahre, nachdem schon mal rund 400 Jobs gestrichen wurden (fernsehserien.de berichtete).
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Blue_Jazzmann (geb. 1967) am
Irgendwie muss ja Raab und Elton finanziert werden……