„Golden Globes“: Preise sollen 2022 trotz Boykott vergeben werden

Unterhaltungsindustrie wollte HFPA Auszeit zur Reorganisation aufdrücken

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 10.12.2021, 16:33 Uhr

Auszeichnug mit Problemen: Der Golden Globe – Bild: 2014 Hollywood Foreign Press Association. All rights reserved. Not for resale.
Auszeichnug mit Problemen: Der Golden Globe

Die Hollywood Foreign Press Association und ihre „Golden Globes“ wurden schon lange kritisiert. Anfang dieses Jahres kamen sie schließlich massiv in die Kritik, als bekannt wurde, dass kein einziges HFPA-Mitglied schwarz war – was sich nach Beurteilung vieler Branchenbeobachter auch bei Nominierungen und Preisvergaben negativ niederschlug. Die Industrie wollte der HFPA daher auch für dieses Jahr eine Zwangspause zur Reorganisation verordnen – doch am Montag will die Organisation die nächste Preisvergabe mit der Enthüllung der Nominierten einläuten. Dabei gibt es aber weiterhin Gegenwind.

Die Golden Globes

In der Regel ist die Vergabe der Golden Globes jährlich der Auftakt zum Rennen um die Oscars, die irgendwann zwischen Februar und April vergeben werden. Die Galaveranstaltung der HFPA mit der Verleihung findet stets im Januar statt, und für die Filmwirtschaft ist es immer schön, schon mit den ersten Auszeichnungen ins Rennen um die Academy Awards zu gehen – egal, ob auf der einen Seite knapp 80 Journalisten entscheiden und auf der anderen Seite 9000 Film-Profis.

Als nach der Golden-Globe-Verleihung 2021 das Thema der unrepräsentiven Zusammensetzung der HFPA breiter in den Medien thematisiert wurde, gelobte die Organisation Besserung. Sie wollte das Ziel durch eine Aufstockung der Mitglieder erreichen. Aus der Industrie kam allerdings die Warnung, dass die Ankündigungen der HFPA vage seien, keinen festen Zeitplan zum Erreichen der Ziele enthielt und auch niemand in der Organisation die Verantwortung für die Schieflage übernahm, die die Organisation früher hätte selbst erkennen sollen. Daneben häuften sich auch andere Kritikpunkte, vor allem ein Mangel eines konkreten Verhaltenskodex’, der unerwünschte Berührungen im Umfeld von HFPA-Veranstaltungen unterbinden würde sowie vermutete finanzielle Unregelmäßigkeiten.

Boykott für 2021

Im Mai kündigten Amazon Studios, Netflix, WarnerMedia und andere an, bis auf weiteres die HFPA zu boykottieren. NBC als Sendepartner der Globes kündigte an, dass man im Jahr 2022 keine Galaveranstaltung zu den Golden Globes ausstrahlen wird – und die Hoffnung habe, dass hinreichende Veränderungen bis zur Veranstaltung im Januar 2023 umgesetzt werden könnten.

Während in der Branche die Erwartung herrschte, dass die HFPA die Golden Globes 2022 ausfallen lassen würde, um sich den Problemen der Organisation zu widmen, ist dies nicht der Fall: Im Oktober kündigte der Journalisten-Verband an, dass man unter anderem 21 neue Mitglieder aufgenommen habe, um einen ersten Schritt in Richtung ausgewogenerer Besetzung zu nehmen, aber auch, dass man die Durchführung einer Veranstaltung plane – auch ohne NBC.

Am Montag sollen nun am Mittag deutscher Zeit die Nominierungen für die 79. Golden Globes verkündet werden. In der Regel rekrutiert die Organisation dazu auch zwei prominente Gäste aus der Film- und Fernsehwirtschaft, die bereits den Nominierungen etwas Glanz geben sollen. Bisher konnte die HFPA aber keine Verpflichtung für diese Rolle verkünden.

Wie Variety unter Berufung auf die amtierende HFPA-Präsidentin Helen Hoehne berichtet, hätten sich die Mitglieder im Vorfeld der Nominierungen auch trotz des plakativen Boykotts ein Bild von den aktuellen Filmen und Serien machen können (eben ohne, dass Studios und Schauspieler den sonst üblichen, aktiven Beitrag mit besonderen Screenings und Interviews geleistet hätten).

Am 9. Januar 2022 jedenfalls steht die Verleihung an. Wie genau sie aussehen soll, wird laut Hoehne aktuell noch diskutiert. Jedenfalls hat die HFPA wohl keine große Hoffnung, dass sich die Großwetterlage bis dahin noch ändert und geht von einem Fernbleiben der Gewinner und Nominierten aus.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Man sollte sich mal ansehen, aus welchen Ländern die Mitglieder stammen. Weit mehr als die Hälfte stammen aus Europa, viele aus Asien und Südamerika. Hallo?

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