Fußball: ARD droht mit Ausstieg aus 3. Liga

Ärger über Reserveteams und Spielplan

Michael Brandes – 23.12.2010

Fußball: ARD droht mit Ausstieg aus 3. Liga – Ärger über Reserveteams und Spielplan – Bild: WDR/Fulvio Zanettini/Herby Sachs

Trotz ordentlicher Einschaltquoten wird bei der ARD über den Ausstieg aus der Berichterstattung über die eingleisige 3. Liga nachgedacht. „Unsere Begeisterung über die 3. Liga hält sich derzeit in Grenzen. Wir müssen sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob wir auch nach 2012 noch weitermachen“, wird „Sportschau“-Chef Steffen Simon im „Kicker Sportmagazin“ zitiert.

Im Schnitt verfolgen fast drei Millionen Zuschauer die Fußball-Partien der 2009 neu eingeführten Liga in der Samstags-„Sportschau“ im Ersten. Am Samstagnachmittag berichten auch die Dritten Programme umfangreich aus der 3.Liga. Ein Quotenrenner ist das 90-minütige „Sport im Osten“ im MDR-Fernsehen, da sich in der Liga etliche Traditionsvereine aus dem Sendegebiet tummeln.

Ein wesentlicher Grund für den ARD-Verdruss sind die Reserveteams der Bundesligisten, die Simon für unattraktiv hält. Spiele mit deren Beteiligung werden konsequent nicht gezeigt. Eine ernstzunehmende Lösung im ewigen Streit um die Reserveteams, die beim Sender ebenso wie beim Publikum als lästiges Anhängsel empfunden werden und die Attraktivität der Liga herabsetzen, ist nicht in Sicht. Die Reserveteams eine eigene Liga ausspielen zu lassen, wie es sich in England bewährt hat, wird von den Proficlubs beharrlich abgelehnt.

Ein Dorn im Auge sind der ARD auch die geringen Einflussmöglichkeiten auf den Spielplan. Ein Verein mit hohem Fan-Potential wie Hansa Rostock spiele zu oft sonntags, so Simon. Dem DFB sei in dieser Hinsicht aber kein Vorwurf zu machen, denn „die Spielpläne bestimmt inzwischen die Polizei“. Sollte die ARD wirklich 2012 aus der Berichterstattung aussteigen, hätte das für die Vereine dramatische Konsequenzen. Die TV-Gelder sind für die Etats unverzichtbar.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    "Energie Cottbus hat jahrelang in der 1. Liga gespielt und auch Hansa Rostock einige Jahre."
    Ja, aber das waren nicht die besten Vereine der Oberliga......die hiessen anders.
    • am via tvforen.de

      Kaschi, sehr gute analyse der ich voll zustimmen muss. aber so hatten die eben gar keine Chance von Anfang an......
      • am via tvforen.de

        Mit Bundesliga hab ich natürlich die erste gemeint.......
        ....

        ja, aber was vor 20 Jahren damals passierte war doch nicht ganz korrekt. Nun wollen wir aber auch mal klarstellen, dass damals nicht Fussball das größte Problem war...
        • am via tvforen.de

          Fußball ist oft ein Spiegelbild oder auch Brennpunkt der sie umgebenden Gesellschaft. So auch bei der Vereinigung der beiden deutschen Verbände in den Jahren 1990 und 1991.

          Den 5 neuen Bundesländern hätte eine geschützte Übergangsphase des Wechsels vom staatlich dirigierten "Sozialismus" hin zur Marktwirtschaft gut getan. Dieser Schutzrahmen hätte dann Stück für Stück abgebaut werden müssen, um möglichst viele DDR-Betriebe durch einen UmstellungsPROZESS zu modernisieren und damit zu erhalten. So wie es gelaufen ist, war es kein Umstellungsprozess, sondern ein Schock! Mit den Folgen haben wir bis heute - und sicher noch lange in der Zukunft - zu tun.

          Ähnliches hätte ich mir auch im Fußball vorstellen können. Die DDR-Vereine hätten für eine Übergangszeit von vielleicht 4 Jahren subventioniert werden müssen, um ihnen eine reelle Chance zu geben, auch unter den neuen Vorzeichen konkurrenzfähig zu bleiben - und um mehr Spieler vor Ort zu halten. Allerdings hätten diese Subventionen (nicht zwingend nur finanziell zu verstehen, vielleicht auch rechtliche Sonderregelungen) dann sukzessive abgebaut werden müssen.

          Das jedoch hätte ein reelles Interesse bedeutet, zum einen in wirtschaftlicher Hinsicht, zum anderen in fußballerischer Hinsicht den Ostdeutschen faire Chancen zu ermöglichen. Bin mir nicht sicher, ob dieses Interesse auf westlicher Seite durchgängig gegeben war. Zumal wohl auch eine ungerechtfertigte Siegermentalität nach 4 Jahrzehnten des Kalten Krieges, des kriegerischen Wettstreits der Systeme, bei vielen die Köpfe vernebelte.
        • am via tvforen.de

          Bei der Frage der Leistungsstärke von BRD-Bundesliga- und DDR-Oberligavereinen muss man unterscheiden, ob man die Zeit vor oder nach dem Mauerfall 1989 meint. Andreas Thom war meiner Erinnerung nach der erste DDR-Spieler, der in die Bundesliga wechselte, schon sehr schnell nach dem 9.11.89. Der Aderlass ging rapide vor sich. Im Sommer 1991, als die Vereine aus Ost und West zusammengeführt wurde, war wohl in der Tat nur noch ein kleiner Teil der DDR-Oberligisten erstbundesligareif, was sich ja auch 1991/92 bestätigt hat: Dynamo Dresden vorerst gerettet, aber Hansa Rostock nach furiosem Start als letzter DDR-Meister abgestiegen.

          Vor dem Mauerfall dürften die DDR-Vereine, die Prinz Malko genannt hat, sicher Erstbundesligareife bessen haben. Erkennbar etwa an den Europapokalresultaten der 70er und 80er Jahre.
        • am via tvforen.de

          Diese Kritik ist mir zu pauschal.

          Energie Cottbus hat jahrelang in der 1. Liga gespielt und auch Hansa Rostock einige Jahre. Man hat dort gesehen, dass es durchaus möglich ist, als Ost-Club in der Bundesliga zu spielen. Und da Cottbus und auch Aue ganz oben in der 2. Liga dabei sind, halte ich die Debatte für übertrieben. Sicherlich hatten es die Ostclubs zu Beginn mit der Umstellung schwer, aber viele, viele Vereine haben auch gravierende Fehler gemacht. Da waren oft die falschen Leute da - auch aus dem Westen (z.B. in Dresden). Aber mittlerweile sehe ich es nicht mehr so tragisch. Wenn alles gut läuft und ich bin sehr dafür, spielt nächstes Jahr wieder ein Ostclub (wahrscheinlich Cottbus) in der 1. Liga und Hansa schafft ja evtl. den Wiederaufstieg in Liga 2. Und das ist fast sensationell, weil der Club vollkommen am Boden lag.
        • am via tvforen.de

          SCVe-andy schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > aber viele,
          > viele Vereine haben auch gravierende Fehler
          > gemacht. Da waren oft die falschen Leute da - auch
          > aus dem Westen (z.B. in Dresden).

          Eben deswegen wäre eine mehrjährige Übergangsphase fairer gewesen. Inzwischen ist der ostdeutsche Fußball hierzulande unterrepräsentiert in den Spitzenligen, mit zunehmender Tendenz. Dabei wären ostdeutsche Erstbundesligisten nicht zuletzt psychologisch wichtig. Es war gut, dass wenigstens Rostock und Cottbus über längere Zeit dabei waren. Und es ist nicht gut, dass derzeit kein Ostverein oben mitmischt.
        • am via tvforen.de

          Ob das auf die Stimmung im gesamten Osten Auswirkungen hat, wage ich noch zu bezweifeln. Wer seine Vereinszugehörigkeit hat, der wechselt sie ja nicht wie seine Unterhose. Wenn Cottbus in der ersten Liga mitmischt, dann dürfte das einen Dynamo-Fan kaum jucken. Bei vielen Vereinen rekrutieren sich die Fans nun einmal sehr stark aus dem näheren Umfeld.
          Dennoch sehe ich den ganzen Osten im Fußball auch ganz klar unterrepräsentiert. Dass dabei in den ersten Ligen insgesamt überdurchschnittlich viele Vereine aus NRW mitmischen, liegt aber auch an den Einwohnerzahlen und dem noch stärker ausgeprägten Fußballwahn hier. Die Derbys sind hier wirklich so etwas wie gesellschaftliche Ereignisse, für die schon manche Eheschließung abgesagt wurde.
      • am via tvforen.de

        Slymer, ich hab ja nicht gesagt, dass die meisten der DDR-Vereine es mit den BL-Vereinen aufnehmen konnten, aber jene , die ich genannt habe:
        Carl Zeiss Iena , FC Magdeburg, Dynamo Dresden, Dynamo Berlin, dazu könnte man auch noch Lokomotive leipzig nennen, hätten bestimmt den Platz unter den 20 gehabt....Meister wäre wohl keiner geworden.
        Aber wie gesagt : sie haetten ihren Platz gehabt, wenn sie auch die Möglichkeiten gehabt (behalten oder bekommen) hätten. Natürlich wurde ihnen durch den Mauerfall die Möglichkeiten weggenommen, da im "Westen" viel mehr Geld zu verdienen war.....
        Was nicht normal ist : Dass 2010 kein verein aus dem Gebiet der früheren DDR mehr in der Bundesliga zu finden ist.
        • am via tvforen.de

          SAS Prinz Malko schrieb:
          -------------------------------------------------------
          ...
          > Was nicht normal ist : Dass 2010 kein verein aus
          > dem Gebiet der früheren DDR mehr in der
          > Bundesliga zu finden ist.

          In der ersten nicht mehr, dass stimmt. Aber in der 2.Liga sind Cottbus, Aue, und (Union Berlin ist doch Ost oder ?)
          Die beiden erstgenannten, spielen ja oben mit. Vielleicht schaffen sie wieder den Sprung ins Oberhaus. Und ob sie da dann bleiben oder nicht, hängt ja nun nicht von Ostgalgiegründen ab, sondern ob sie sich das dann sportlich verdienen.
          Nach 20 Jahren dann u.U. immer noch damit zu kommen, dass man einen Wettbewerbsnachteil hat, finde ich dann zu weit hergeholt.
      • am via tvforen.de

        Isaak_Hunt, im Frankreich spielen auch sehr renommierte Vereine jetzt in der 3. Liga. nennen wir nur Racing Straßburg, oder UEFA-Finalist SEC Bastia.
        Die zweiten mannschaften , die in Frankreich allerdings gr¢stenteils au U21-Leuten bestehen aus dem "centre de formation", spielen maximal in der CFA (Liga 4). Die 3. ist auch professionell und eingleisig, die 4. dann regional und amateur.

        Was den "osten" anbetrifft wurde von anfang an den großen vereinen der DDR keine Chance gelassen. 2 DDR-Mannschaften nur in die 1. Bundesliga mitzunehmen war wohl ein witz. aber wen haette man denn aus dem Westen weglassen sollen? oder müssen?.Aber Carl Zeiss Iena , FC Magdeburg, Dynamo Dresden, Dynamo Berlin haetten es 1990 mit den meisten Bundesligamannschaften aus dem westen aufnehmen können.
        auf jeden Fall war das Verhältnis 16-2 absolut nicht standesgemäss, und in dem neuen Liberalen Umeld hatten die großen ost-Vereine gar keine Möglichkeit, sich durchzusetzen. Im gegenteil, die Spieler zogen in den "westen" wo man sehr viel mehr zahlen konnte.Dazu kamen die oft ziemlich desoltaten Infrastrukturen, Geld wurde mehr benötigt, als man deren hatte usw usw......
        Wie man es hätte machen sollen, weiss ich jetzt auch nicht, aber so wie es geschah hatten sie überhaupt keine Chance.
        • am via tvforen.de

          Als es die "Vereinigung" gab, wurde die Liga ja sogar auf 20 erhöht. Rostock und Dresden bekamen einen Platz.
          Die 2.Liga wurde in Nord und Süd á 12 Teams aufgeteilt. In den Norden kam BSV Stahl Brandenburg die aber auch gleich abgestiegen sind.
          In den Süden Chemnitzer FC, FC Carl Zeiss Jena, VfB Leipzig, Hallescher FC, FC Rot-Weiß Erfurt. Die letzten beiden sind dann abgestiegen.
          Also bekamen die ersten 6 Klubs der DDR einen Startplatz im deutschen Profifußball.
          Damals habe ich mich noch nicht so für Fußball interessiert, aber zu behaupten das die meisten DDR-Klubs es auf die Dauer einer Sasion mit den Erstligisten aufnehmen konnten, halt ich schon für sehr gewagt.
          Aber das sieht wohl jeder anders.

          Bis dahin sagt der Slymer
        • am via tvforen.de

          Slymer schrieb:
          > Damals habe ich mich noch nicht so für Fußball
          > interessiert, aber zu behaupten das die meisten
          > DDR-Klubs es auf die Dauer einer Sasion mit den
          > Erstligisten aufnehmen konnten, halt ich schon
          > für sehr gewagt.
          > Aber das sieht wohl jeder anders.

          Die DDR war ja nicht so groß (14 Mio. Einw ohne Ostberlin) und die Klubs hatten kein Geld.
      • am via tvforen.de

        Meine Meinung :

        - Reserveteams gehören höchstens in die erste Amateurliga, das müsste die 4. sein......(so wie in Frankreich)

        - Die dritte Liga sollte auf den "dritten" laufen. Dieses Geschehen trifft kaum auf nationales Interesse, (auch ist der dort gebotene Fussball weit weg von erstklassigkeit) ,ist aber schon interessant für die einzelnen Regionen.
        • am via tvforen.de

          Ich finde es eigentlich ganz gut, dass die zweiten Mannschaften der großen Vereine bei uns eben nicht ganz so stiefmütterlich behandelt werden, sondern sich in einem realen Wettbewerb mit anderen Vereinen messen müssen.
          Ist ist jetzt schon so, dass sich teilweise das 'Krawallpublikum' auf die Begegnungen der zweiten Mannschaften verlagert, weil die beiden ersten keinen Eintritt mehr bekommen. Mit einer eigenen Liga für diese Mannschaften könnte sich das eher noch verstärken.
          Ich weiß jetzt nicht, wie die Situation in Frankreich ist, aber in der in Deutschland noch recht jungen dritten Liga spielen auch eine Menge Vereine, die doch einige Fans und eine interessante Vereinshistorie haben. Viele davon haben in den letzten Jahrzehnten auch in der obersten Klasse gespielt. Außerdem ist der Osten in der ersten und zweiten Liga wirklich unterrepräsentiert, während andere Regionen, wie der Ruhrpott, deutlich stärker vertreten ist. So denke ich schon, dass an den Begegnungen in der dritten Liga doch ein höheres Interesse besteht als in manchen anderen Ländern.

          Aber mal ganz ehrlich:
          Ist diese Meldung nur Zufall, oder stehen gerade vielleicht die Verhandlungen zu den Verwertungsrechten der dritten Liga an? Für mich klingt das jedenfalls schon danach, als wolle man den Wert der Liga herunterspielen, um den Preis zu drücken.

      weitere Meldungen

      Hol dir jetzt die fernsehserien.de App