‚Dinner for One‘ für China
Die Tücken des asiatischen Humorraums
Jutta Zniva – 30.12.2005
„Dinner for One“, der deutsche TV-Evergreen zu Silvester, soll nun auch nach China verkauft werden. Der Exporteur NDR rechnet jedoch mit eventuellen Verständnisschwierigkeiten im „asiatischen Humorraum“.
Ob der 1963 in Hamburg aufgezeichnete Klassiker mit Miss Sophie und Butler James auf dem chinesischen Milliardenmarkt die gleichen Chancen wie etwas das erfolgreich exportierte „Wetten, dass …?“ hat? Man weiß es nicht … doch interkulturell kompetente Experten zerbrechen sich den Kopf. „Im asiatischen Humorraum haben wir es wohl etwas schwerer“, sagt Jürgen Meier-Beer im „Spiegel“. Beer ist Leiter für „Internationale Projekte und Musik“ beim NDR und hatte vor einigen Jahren in indischen und kalifornischen Studios eine digitale Kolorierung des Schwarzweiß-Klassikers in Auftrag gegeben.
Und auch Jörg M. Rudolph vom Ostasieninstituts der Fachhochschule Ludwigshafen hat Zweifel: „Zu ‚fremdartig‘ seien die ritualisierten Trinkgewohnheiten der virtuellen Herrenrunde zu Miss Sophies 90. Geburtstag.“ Als „Geister“ könnten in „naturreligiös geprägten Kulturen“ die nicht wirklich vorhandenen Geburtstagsgäste interpretiert werden, zitiert der „Spiegel“ Rudolph. Nicht nur diese Gefahr droht: Die englischen Dialoge („Same procedure as every year“) könnten an die Zeit der „kolonialen Opiumkriege“ erinnern.
Die Reaktion von in Deutschland lebenden Chinesen, die Rudolph befragt hat, schließt einen NDR-Erfolg im Reich der Mitte jedoch nicht ganz aus: Ein Gruppe habe sich über die Sendung „scheckig gelacht“, berichtet der „Spiegel“ und schließt sich mit fröhlichem „Cheelio!“ an.