ARD und ZDF senden Jan Böhmermann um die Wette

„Neo Magazin“ wird gegen „Late Line“ programmiert

Michael Brandes – 17.08.2013, 16:26 Uhr

Jan Böhmermann – mit ARD und ZDF sieht man ihn doppelt. – Bild: MDR/Tom Wagner
Jan Böhmermann – mit ARD und ZDF sieht man ihn doppelt.

Es gibt Medienpolitiker, die ARD und ZDF jenes Mindestmaß an Teamwork und Effizienz zutrauen, das notwendig ist, um gemeinsam einen Jugendkanal zu betreiben. Solange in dieser Angelegenheit noch keine Nägel mit Köpfen gemacht sind, bekriegen sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender aber lieber weiter gegenseitig. Dieses Mal auf dem Rücken von Jan Böhmermann, der ab Herbst gegen sich selbst antreten muss.

Als Sendeplatz für das neue „Neo Magazin“ mit Böhmermann hat ZDFneo nun den Donnerstagabend um 23:00 Uhr auserkoren. Am 31. Oktober feiert die Polit-Satire ihre TV-Premiere. Ob Zufall oder nicht, donnerstags um 23:04 Uhr geht Jan Böhmermann schon seit längerem mit seinem „LateLine“-Livetalk auf Sendung. Zu hören ist er jede Woche regelmäßig im Radio auf mehreren ARD-Jugendwellen und ab 21. November auch zusätzlich wieder im TV, wie EinsPlus vor einigen Tagen bekannt gab. Die „LateLine“ und das „Neo Magazin“ gehen somit zeitgleich auf Sendung.

Das forsche Vorgehen von ZDFneo ist ärgerlich für EinsPlus, das aufgrund der Koppelung an fünf Radioprogramme die „LateLine“ nicht ohne weiteres auf einen neuen Sendeplatz verlegen kann. Der federführende SWR bestätigte gegenüber dem Medienmagazin DWDL die Kontaktaufnahme mit den Kollegen: „Wir hatten das ZDF auf die Parallelität aufmerksam gemacht. Aber auch ZDFneo sieht wohl keine andere Programmierungsmöglichkeit.“

Bei den Mainzern wird die Tatsache, dass Böhmermann zum angestrebten Termin bereits live bei EinsPlus auf Sendung ist, mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Der Donnerstagabend habe sich zu Zeiten von „neoParadise“ und „Stuckrad Late Night“ als ideal für Comedyformate erwiesen, wird die gegenwärtige Marschroute begründet. Der Abend werde nun „sukzessive weiter ausgebaut, so dass ab 31. Oktober als schlüssige Programmierung auf das vorangehende klassischere Format ’nate light‚ mit Philip Simon das ‚Neo-Magazin‘ mit Jan Böhmermann folgt“, so ein Sendersprecher auf Anfrage von DWDL.

Das ZDF bleibt also offenbar stur und trägt maßgeblich mit dazu bei, dass die wenigen öffentlich-rechtlichen Programmangebote für junge Zuschauer auch noch parallel versendet werden. Die absurde Programmplanung passt aber irgendwie schon zur senderinternen Logik, schließlich sieht sich ZDFneo in einem anhaltenden Quoten-Konkurrenzkampf zu den digitalen Angeboten der ARD und stellt bei jeder sich bietenden Gelegenheit die eigene, mäßige Zuschauerresonanz in den direkten Vergleich zu den noch geringeren Quoten von EinsPlus und EinsFestival. Solange die ARD-Rivalen noch schwächer abschneiden, bleibt die digitale Mainzer Fernsehwelt in Ordnung.

Immerhin liefert das eitle Konkurrenzgehabe eine geradezu ideale Steilvorlage für Jan Böhmermann, der bereits vom „ersten echten Second-Screen-Angebot des öffentlich-rechtlichen Fernsehens“ spricht.

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