NDR Kultur – Das Journal Folge 17: Folge 17 (2022/2023)
Folge 17
Folge 17 (2022/2023)
Folge 17 (30 Min.)
Warum so spät? Dokumentation „Fritz Bauers Erbe“ über Verfahren gegen KZ-Aufseher Roza Bloch hat als junges Mädchen das Konzentrationslager in Stutthof überlebt. Erst 75 Jahre später durfte sie in Hamburg als Zeugin im Prozess gegen einen der Wachmänner aussagen. Warum so spät? Lange hatte die deutsche Justiz den sogenannten Einzeltatnachweis verlangt, der bei den meisten Tätern und Mittätern des Holocaust nur schwer zu erbringen ist. Dabei wollte Generalstaatsanwalt Fritz Bauer schon im Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 beweisen, dass alle am Holocaust Beteiligten schuldig seien. Doch über Jahrzehnte hat die Justiz das anders gesehen. Der Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“ zeigt anhand der jüngsten Prozesse zum KZ Stutthof, wie sich die Rechtsauffassung endlich geändert hat. Bewegende Berichte von Überlebenden machen deutlich, wie wichtig diese Gerichtsverfahren für sie sind. Der Film „Fritz Bauers Erbe“ von Sabine Lamby, Cornelia Partmann und Isabel Gathof ist am 2. Februar im Kino gestartet. ChatGPT: wenn künstliche Intelligenz kreativ wird Ein Programm, das Texte erstellen kann, und zwar richtig gut. ChatGPT: ein Quantensprung der KI-Technik, der Vorbote einer neuen Welt? Was heißt das für Schriftstellerinnen und Schriftsteller? Wie wird sich ChatGPT an Universitäten auswirken, werden die Studierenden damit schummeln und künftig ihre Arbeiten von KI schreiben lassen? „NDR Kultur – Das Journal“ fragt, wie ChatGPT das Schreiben und kreative Prozesse verändern wird. Zwischen Niedersachsen und Russland: der starke Familienroman „Sibir“ von Sabrina Janesch In ihrem Roman „Sibir“ erzählt Schriftstellerin Sabrina Janesch eine Geschichte zwischen Norddeutschland und der früheren Sowjetunion: Hauptfigur ist Josef Ambacher, der als Kind nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wie
Hunderttausende andere deutsche Zivilisten nach Kasachstan verschleppt wurde und dort eine harte, aber auch wundersame Welt vorfand. Jahrzehnte später lebt er in Norddeutschland. Und die Vergangenheit holt ihn ein, als Spätaussiedler 1990 in seine Stadt kommen. Tochter Leila beginnt zu vermitteln. „Sibir“ ist ein großer Familienroman, das „NDR Buch des Monats“. Schriftstellerin Sabrina Janesch, selbst in Niedersachsen aufgewachsen, lässt darin die Lebensgeschichte ihres Vaters einfließen. Tief bewegende Geschichte einer Jungsfreundschaft: das Filmmeisterwerk „Close“ „Close“ ist eine Geschichte von Freundschaft und Zurückweisung, Liebe und Verlust, umwerfend gespielt von zwei Darstellern an der Schwelle zum Teenageralter. Der junge belgische Filmemacher Lukas Dhont hat für sein feinfühliges Drama schon den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes gewonnen. Jetzt geht „Close“ für Belgien ins Oscar-Rennen. Ein aufwühlender, wunderschöner und zarter Film, der in vielen Close-ups die Fragilität des Lebens an der Schwelle zum Erwachsenwerden zeigt. Komponistinnen entdecken! Das Festival „Elbphilharmonie Visions“ in Hamburg Jahrhundertelang war Komponieren überwiegend eine Männerdomäne. Frauen durften lediglich die Interpretinnen der Musik sein, die das andere Geschlecht für sie schrieb. Heute ist das glücklicherweise anders. Ob Sofia Gubaidulina, Rebecca Saunders oder Kaija Saariaho, ihre Werke gehören gleichberechtigt zum Repertoire des 21. Jahrhunderts und werden jetzt in Hamburg aufgeführt: Das Festival „Elbphilharmonie Visions“ (2. bis 12. Februar), eine Kooperation von NDR und Elbphilharmonie, präsentiert die Musik von heute, starke Kompositionen von Frauen und von Männern. Initiator des Festivals ist Alan Gilbert, Chefdirigent des Elbphilharmonie Orchesters. Zur Eröffnung dirigiert er u.a. ein Werk von Lisa Streich. „NDR Kultur – Das Journal“ besucht die Proben. (Text: NDR)
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